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Ich weiß echt nicht mehr weiter... kann mir jemand ein ehrliches Feedback geben?

R

RobertHicks

Gast
Hallo Leute,

ich sitze wieder einmal an meinem Tisch, und weiß nicht mehr weiter. Seit Tagen kann ich nicht mehr richtig atmen, und muss immer an meine unsichere Zukunft denken. Ich möchte innerlich aufgeben, aber ich weiß, dass ich es nicht darf! Bin ich einfach zu unfähig für diese Welt? Zu unreif? Zu unselbstständig? Zu unselbstbewusst?
Möchte gerne bisschen was aus meinem Leben erzählen, damit ihr einen Einblick bekommt und mich besser einschätzen könnt... tief durchatmen!

Ich bin männlich, 23 Jahre und bin Türke. Schon ganz zu Beginn meines Lebens hatte ich Probleme. Mein Vater meinte, im Kindergarten hätte ich lieber für mich alleine gespielt. Das wäre so die erste Prognose für meine Zukunft gewesen... Leider hat sich das im Verlauf bestätigt. In der Grundschule hatte ich zwar Leute um mich herum, aber keine richtigen Freunde. In der Realschule wurde alles noch schlimmer, da hab ich alles intensiver wahrgenommen. Ich war schon ein Außenseiter, bevor die Schule angefangen hat. Sehr zurückgezogen, sehr verschlossen, sehr schüchtern, kaum bis gar kein Selbstbewusstsein, besonders auf mein Aussehen habe ich auch nicht geachtet. Das Resultat: 5 Jahre Außenseiter und keine greifbare Zukunft.
In der 10. Klasse war ich der einzige (!) Schüler, der keine Ausbildung gefunden hatte. Meine Mitschüler haben sich schon teilweise über mich lustig gemacht. Ich hab's einfach net hinbekommen, wusste aber auch nicht, was ich wirklich wollte. Die Realität lies nicht lange auf sich warten... als die Mittlere Reife dann noch mit unterdurchschnittlichen Noten bestanden wurde, saß ich da mit leeren Händen. Ich hatte einfach nichts.
Mein Vater war natürlich enttäuscht, ich saß wochenlang zu Hause herum und wusste nicht, was mit mir anfangen, bis ich zum Arbeitsamt gegangen bin und die mir eine berufliche Maßnahme empfohlen haben. Das war eine Langzeitveranstaltung nähe meiner Stadt, bei der ich jeden Mittwoch sowas wie Schule hatte und nebenher ein Langzeitpraktikum über 6 Monate machen sollte, welches wiederrum in einer Ausbildung enden sollte. Nach ein paar Wochen und mithilfe meines Betreuers habe ich dann tatsächlich ein Praktikum in einem sehr kleinen Unternehmen in irgendeinem Kaff gefunden, das aber nur durch meinen Betreuer - der war auch beim Vorstellungsgespräch dabei. Die haben zwar zu Beginn gesagt, dass es keine Ausbildungen bei denen gibt, war aber trotzdem froh, zumindest was zu haben. Die Zeit während dieser Maßnahme war ziemlich gut. Ich habe relativ zügig Anschluss gefunden, umzingelt von Ausländern, die selbst nichts auf die Reihe bekommen haben. Erst dachte ich, ach du meine Güte, ich passe hier gar nicht rein, aber es hat sich als große Überraschung entpuppt. Ich hatte sogar "Freunde". Das Praktikum lief nicht so, war ziemlich schüchtern und hab mich nie getraut, was zu sagen.
Als das Praktikum fast zu Ende war, habe ich übers Arbeitsamt tatsächlich eine Ausbildung gefunden, sogar ganz in meiner Nähe. Also Ausbildungsvertrag unterschrieben und gut. Mit meinen Kameraden von der Maßnahme habe ich leider gar keinen Kontakt mehr.

Aber dann begann der wirkliche Albtraum. Die Ausbildung war richtig blöd. Die Probezeit hatte ich zwar bestanden, aber danach hagelte es nur noch Kritik. Ich hab die einfachsten Sachen nicht hinbekommen, habe Fehler gemacht, war total unsicher und unselbstbewusst, hatte viele Gespräche mit dem Chef. Der war sogar mal bei mir zu Hause bei den Eltern... ich hab mich wie ein Loser gefühlt. Jemand, der kein Deutsch kann und sich im Leben verirrt hat. In der Schule war das krasse Gegenteil, ich habe wieder sofort Anschluss gefunden, da war sogar eine in meiner Klasse, die auch mit mir in diese Maßnahme gegangen ist, ging dann aber nach einem Semester wieder. Theoretisch gut, praktisch eine Katastrophe. Gegen Ende der Ausbildung ist auch noch meine Oma gestorben, weswegen ich für eine Woche in die Türkei geflogen bin, um sie begraben zu lassen und um einfach dabei zu sein. Bei uns Türken ist das so, da konnte man nicht einfach sagen "Ich muss arbeiten". Naja, die Quittung bekam ich dann in der Türkei noch. Meine Ausbilderin hat mich auf dem Handy angerufen und meinte, ich hätte eine Abmahnung bekommen, weil ich einfach so in die Türkei gegangen bin. Ich habe sie an dem Tag, bevor ich geflogen bin angerufen und sie gefragt, ob das ok wäre. Sie meinte ja, das wäre ok. Naja, war vielleicht auch ein bisschen naiv, weil der Chef da nicht da war und ich hn hätte einfach fragen können bzw. etwas länger warten können. War in einem Dilemma. Ok, sehe ich ein.
Als ich zurückgekommen bin, war alles ganz normal. Niemand hat mich darauf angesprochen, alle haben sich ganz normal verhalten. Dann hat der Chef mit mir einen Termin ausgemacht und wir hatten ein Gespräch. Er meinte, das was ich gemacht haben, ginge gar nicht in Ordnung und dass das theoretisch ein Kündigungsgrund gewesen sei - er mich aber nicht kündigen wollte, weil die Ausbildung in ein paar Monaten zu Ende gewesen wäre. Allerdings hat er auch schnell betont, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht gewünscht wäre. Gut, das wollte ich sowieso nicht in dieser Firma. Ein paar Wochen zuvor habe ich noch ein kleines Praktikum beim Steuerberater gemacht, der einen Stock tiefer seinen Sitz hat. Da war es ganz angenehm, die Kollegen mochten mich und ich habe mir irgendwie eingebildet, das Praktikum zu mögen - keine Ahnung. Ein Kollege von dort hat mich beim Mittagessen mal angesprochen und gesagt, dass die einen Azubi suchen, ob ich mich dort bewerben wolle. Hab es natürlich gleich gemacht, aber dann überraschend eine Absage bekommen, weil die schon einen hatten angeblich.

Nach der Ausbildung habe ich mich entschlossen, Fachabitur zu machen. Warum genau weiß ich selbst nicht, vermutlich um nicht arbeiten zu gehen, weil ich mich noch nicht so bereit gefühlt habe. Und danach irgendwie eventuell ein Studium zu machen, war alles noch planlos.
Zu meiner Überraschung ging wieder einer aus dieser Maßnahme von früher in meine Klasse, ich hatte also wieder Glück gehabt und einen einfacheren Start. Zu der Zeit hatte ich auch meinen Traummann kennengelernt, das war auch total Glück. Da ich keine Freundin hatte, dachte ich mir, ich melde mich mal in einem Chat an und lass es auf mich zukommen. Nach nicht einmal 10 Minuten schrieb mich mein Traummann an und es blieb dabei. Die Beziehung hat mir Kraft gegeben. Ich war selbstbewusster und habe sehr schnell Anschluss gefunden. Ich weiß auch nicht warum, vielleicht, weil mich die anderen alle für intelligent hielten oder ich einen vielversprechenden Eindruck gemacht habe. Die Schule lief prima. Ich hatte im ersten Halbjahr einen Durchschnitt von 1,5. Die Lehrer und vor allem unser Klassenlehrer mochte mich total. Er hat mich immer vor allen gelobt. Warum, weiß ich nicht genau.
Aus der puren Freude wurde schnell Ernüchterung. Der ganze Stress in der Schule und mein ziemlich anhänglicher Freund hat mich fertig gemacht. Ich muss mich für einen von beiden entscheiden. Habe mich dummerweise gegen meinen Freund entschieden. Das hat den richtig zerstört. Und dann lief alles nicht mehr so toll. Kontakte haben sich verirrt, Noten wurden schlechter, Zukunftsangst wurde stärker. Was mache ich nur aus meinem Leben?

Als die Schule vorbei war, wollte ich nahtlos anknüpfen: ein Studium. Ich wusste zwar nicht wie und wo und was ich überhaupt studieren soll, da ich keinen Plan hatte, aber ich habe mich mal auf irgendwelchen Hochschule beworben, die einen Namen hatten. Haben von allen 8 auch eine Zusage erhalten und auch vom Finanzamt wegen einem dualen Studium zum Gespräch eingeladen. Dies fand aber erst einen Monat später statt. Ich und meine Eltern (die einzigen die ich momentan habe) sind dann für 5 Wochen in die Türkei gereist. Auch wegen erbrechtlichen Angelegenheiten. Da ich Angst hatte, Fristen zu verpassen, wollte ich rechtzeitig zurück, meine Eltern meinten dann aber, ich könne mich ja auch einfach nächstes Semester bewerben. Ich war echt dumm, mich darauf einzulassen. Meine letzte Hoffnung war das Finanzamt. Ich habe mich darauf vorbereitet, war im Vorstellungsgespräch und dann auch der erste, weil der vor mir nicht gekommen ist. Beim Gespräch saßen drei Leute da, alle waren ganz nett. Der eine meinte dann, dass man an meinem Lebenslauf sieht, dass ich eine klare kaufmännische Linie verfolge. Erst dachte ich, das wäre etwas Positives, aber nach ein paar Tagen die Enttäuschung: eine Absage. Warum? Kann ich mir nicht wirklich denken, vielleicht war ich auch einfach nicht überzeugend genug. Die Enttäuschung war ja auch noch, dass ich wirklich nichts in den Händen hatte, keine Anschluss gefunden habe. Die Bewerbungen für das nächste Semester waren erst knapp 6 Monate später. Habe versucht, die Zeit mit Nebentätigkeiten zu füllen, aber ich habe einfach nichts gefunden. Habe bei Tankstellen gefragt, Absage. Als Bürohilfsarbeiter, Absage. Als Regaleinräumer, Absage. Bei KIK gefragt, ob ich helfen kann, Absage. Ich hätte auch einfach nach Praktika nachfragen können wegen Studium, aber auf die Idee bin ich damals net gekommen... ich fühlte mich wie ein Versager, total unselbstständig. Mein Vater war auch irgendwann genervt, weshalb ich ihm in der Firma ausgeholfen habe. Wow.
Zwar hab ich mich dann nochmal bei den gleichen Hochschulen beworben und auch wieder von allen eine Zusage bekommen, aber ich habe jetzt eine fette Lücke im Lebenslauf von 6 Monaten. Wie soll ich das aufhübschen? Nebenjobs erfinden? Auslandsreisen?

Nach den Zusagen kam dann auch schnell der nächste Fall: in welche Hochschule gehe ich? Es gab eine in Stuttgart, in Esslingen, in Konstanz, in Nürtingen/Geisslingen und in Pforzheim, und nochmal paar andere. Ich hatte mich für den Studiengang Wirtschaftsrecht entschieden, der unter anderem in Pforzheim, also rund 30 km von mir entfernt liegt. Da ich einen engen Kontakt zu meinen Eltern habe, wollte mein Vater nicht, dass ich "so weit" weggehe. Wir haben dann nach längerem Hin und Her gesagt dass ich dort eine Studentenwohnung beziehen darf. Ich, natürlich wieder mal zu spät, hab mich dann schnell für eine beworben, ein Monat bevor das Studium anfing und hab dann auch glücklicherweise nach 3 Tagen ein Zimmer bekommen.
Am 1. März fuhr ich dann in diese Stadt und dann direkt ins Zimmer. Ich wollte neu anfangen und mich nicht mehr so von mir selbst beeinflussen lassen und ging alles ganz locker an. Die erste Veranstaltung war eine Einführungsphase. Ich habe dann einfach Leute angesprochen und ein paar Stunden später hatte ich dann 3 Leute, mit dene ich herumgehangen bin. Die ganzen zwei Wochen lang.
Als das Studium dann richtig anfing, musste ich in ein Seminar gehen für 2-3 Tage, wo nur Leute aus meinem Studiengang waren. Erstmal nur die Hälfte, so 10, 11 Leute oder so. Habe mich mit allen gleich verstanden, habe auch eine WhatsApp-Gruppe gegründet und wir hatten alle, auch mit der anderen Hälfte, einen super Kontakt. Meine Schüchternheit habe ich so gut wie abgelegt, konnte mich freier bewegen, ich selbst sein. Die wollten sogar, dass ich Semestersprecher werde, aber dazu hab ich mich dann doch nicht getraut... Mist. Wäre gut im Lebenslauf gekommen.
Das ganze Tralala ging dann so 2 Semester, bis sich jeder nur noch selbst um sich und seine Gruppe gekümmert hat. Wir wurden alle gesplittet und es haben sich Grüppchen gebildet. So richtige Freundschaften gab es bei mir nicht. Zwar hatte ich eine im zweiten Semester richtig gut kennengelernt, konnte mir mit ihr auch viel vorstellen, aber seitdem sie einen Drittversuch hatte, verlief alles im Sand und wir hatten kaum Kontakt. Ich war auch 2, 3 Studentenpartys, habe aber auch bisschen meine Zukunft außer Augen gelassen. Mehr oder weniger habe ich so bisschen das Ziel verpasst, ich habe während des 1 und 2 Semesters kein Praktikum gemacht und auch kein Werkstudentenjob ausgeübt. Einen Nebenjob hatte ich auch nicht. Meine Eltern finanzieren mich noch, was mir auch total unangenehm ist.
Meine Noten? Naja, ich weiß auch nicht, wie ich das einem potentiellen Arbeitgeber erklären soll. Ich habe einen Durchschnitt von einer 2,9 im Grundtstudium. Bin momentan im 4. Semester, muss das 3. aber noch machen, weil ich es wegen nicht bestanden Klausuren schieben musste. Das Praxissemester, das mir immer noch Magenschmerzen bereitet, ist zwar erst im 5. aber wir müssen bis Ende des Jahres einen Vertrag vorlegen, das habe ich auch vor ein paar Wochen zufällig erfahren. Wenn ich meine Kommilitonen anschaue: deren Studium verläuft gut. Die haben Werkstudententätigkeiten in den Ferien, haben eine Ferienjob gemacht, Praktika absolviert, eine macht ihr Praxis sogar im Ausland... und ich? Ich habe das Grundstudium bestanden. Wow. Und ich muss nichtmal arbeiten gehen.
Da ich jetzt noch kein Praxis machen möchte, habe ich meinen Beauftragten gebeten, es zu verschieben, muss noch zu seinem Kolloquium gehen... Angst habe ich halt, wenn er die Verschiebung net genehmigt, aber mir fehlen einfach noch einige Klausuren für das Praxissemester. Ich weiß auch nicht genau, in welchem Bereich ich das machen möchte.

Jetzt bin ich da. Ich hatte bzw. habe noch Semesterferien von 3 Monaten, habe jetzt noch einen Monat Zeit und ich muss meine letzte Hausarbeit schreiben, habe aber noch nicht angefangen, weil mir die Zukunft Angst bereitet. Ich versuche mir innerlich immer einen anderen Plan zu überlegen, falls es mit dem Studium nicht klappen sollte. Aber es gibt einfach nichts. Ich habe zwar eine Ausbildung als Bürokaufmann, aber mein Arbeitszeugnis ist jetzt nicht gerade bombe und ich befürchte, dass es mein Leben vernichten wird. Ob ich in dem Beruf mal ganz normal jobben könnte mit einem abgebrochenen Studium oder einem schlechten Abschluss? Als Hilfsarbeiter kann ich auf Dauer auch nicht leben, außerdem wären meine Eltern extrem enttäuscht. Meine Mutter baut mich zwar auf und sagt, dass man im Leben nichts vorhersehen kann und dass ich das auf mich zukommen lassen soll... aber ich meine, ich bin 23 Jahre, ich kann jetzt nicht einfach so planlos vor mich herstudieren, und alles auf mich zukommen lassen, das habe ich während meines ganzen Lebens schon gemacht. Meine Eltern stellen sich das irgendwie zu einfach vor: so nach dem Motto, jetzt mach das mal fertig und dann sehen wir weiter. Vielleicht haben die Recht. Meine Kommilitonen meinten auch, ich solle mir da nicht so viele Sorgen machen, jeder würde etwas finden.
Ich bin aber nicht jeder. Ich bekomme nicht mal einen Minijob (siehe oben), dazu noch meine mehr oder weniger guten Referenzen und meinen blöden Lebenslauf. Von Hartz 4 möchte ich nicht leben, darf ich auch nicht. Ich könnte eventuell bei meinem Vater in seiner kleinen Industrie arbeiten, Plastikröhre schleifen, aber wie lange sollte das gehen? Was mache ich, wenn mein Vater nicht mehr lebt? Ich habe Angst, dass ich irgendwann alles verliere. Wir haben hier eine Eigentumswohnung, und ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich arbeitslos werden würde. Oder was ich sonst noch tun könnte, falls es mit dem Studium nicht klappt? Neue Ausbildung? Wenn, ja, als was? Momentan möchte ich einfach nur ein ganz normales Leben haben. Habe mich zwar mittlerweile wieder etwas beruhigt aber ich habe einfach so dermaßen Angst...
Ich bin nach dem Studium ein Akademiker, fühle mich aber noch wie ein Schüler. Habe von der Welt kaum Ahnung, stelle mich oft doof an und ich soll mal später in einer hohen Position arbeiten?

Einen kleinen Trost gibt es noch: Mein Exfreund, mit dem ich seit fast 4 Jahren keinen Kontakt hatte, möchte isch heute mit mir treffen. Ich weiß nicht ob das was Ernstes ist, ob er überhaupt kommt, aber ich hoffe es so sehr, dass ich mit ihm wenigstens neuanfangen kann.

Was meint ihr?
 
D

Deso

Gast
Dude, alles ist cool. Alles was du so schreibst und beschreibst, ist gaaaaanz normal man. Ich betreue jedes Jahr jugendliche Mittelschüler (nannte man früher noch Hauptschüler), die ihren Quali machen. Etwa 1/4 von denen kriegt nicht sofort einen Ausbildungsplatz und ungefähr mindestens 3/4 von denen wissen nicht was sie eigentlich genau machen wollen. Ist ja auch klar, welcher 15 Jährige weiß schon was er die nächsten 70 Jahre beruflich machen soll.

Das ist eh total der scheiß. Es gibt irgendwie 5 typische Ausbildungsberufe für Haupt- und Realschüler und jeder dieser Jobs ist scheiße. Ich hätte auch keine Ahnung, wo ich mich bewerben soll.

Dann deine Probleme während der Ausbildung usw, auch alles ganz normal. Kenne so viele Leute die irgendwie Stress mit dem Chef hatten während der Ausbildung oder es nicht so lief wie sie es sich vorgestellt haben. Dann bist du halt zur Beerdigung deiner Oma gefahren und hattest Stress mit dem Chef. So what, passiert halt. Oma war in dem Moment halt wichtiger für dich. Schwamm drüber.

Das was du erzählt vom Studium bezüglich die Leute verteilen sich und so richtige Freundschaften entstehen nicht, ist auch ganz normal. Du musst halt ein paar Leute ab und zu fester einbinden, das heißt nicht nur zusammen Lernen sondern auch mal gemeinsam Kochen und ins Kino usw. Dann bilden sich entweder Freundschaften, oder auch nicht. Es klappt nicht immer mit Kommilitonen. Das macht ja auch garnichts.

Deine Noten sind völlig in Ordnung. Es tut jeder gern so als würde er sein Studium mit 1,x abschließen. Lass dir versichern, locker 70% der Leute haben irgendwas mit 2,x - 3,x in ihrem Hochschulabschluss.

Chill einfach bisschen, mit dir ist alles in Ordnung. Nichts was du beschreibst ist irgendwie "außergewöhnlich". Dass du als Kind alleine gespielt hast ist auch kein Problem. Manche sind halt schüchtern. Macht doch nix.
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Ich bin zwar kein Student mehr, sondern Mitarbeiter (ich lehre an der Uni u.a. Bereiche der Informatik) aber ich sehe das wie @deso.:D

Für mich hört sich das alles voll normal an, sogar das mit deinen eltern ist voll normal und typisch für leute mit migrationshintergrund. Deren Eltern sind oft die besten, aber bei allem, was Karriereförderung betrifft, ziehen sie ihre Kinder oft echt runter, z.B., dass sie eben Fristen nicht ernstnehmen oder nicht wollen, dass die kids wegziehen. Und das sind halt beides Dinge, die hier in Deutschland wichtig sind. Ansonsten hat sich das mit dem Hilfsarbeiter bei Dir doch voll erledigt,
da du schon eine Ausbildung hast und damit immer gelernte Arbeit machen kannst.
Hör` auf daran zu denken, was zu Realschulzeiten war - wer von deinen damaligen Klassenkameraden studiert denn nun, so, wie du das machst? Wohl die wenigsten! Da nutzen ihnen die Ausbildungsplätze von damals auch nichts. Du studierst, egal, was passiert ist. Noten sind okay.
Das mit der Einsamkeit ist so eine Sache;
zum einen sehe ich gerade bei türkischen Studierenden oft einen großen Zusammenhalt, oft beneidenswert für Deutsche. ABER: tatsächlich sind die meisten richtig schlecht im Studium, der jeweilige Führer der Gruppe zieht die anderen runter. Also ist es halt die Frage, ob du da Kontakt suchen solltest.

Kontakt findest du aber bestimmt über Hochschulgruppen, Sport, Musik, Kirche (!!). Da geht meist was. Zumindest kenne ich das von meiner eigenen Studienzeit und sehe das bei meinen Studenten jetzt auch.
 

omurice

Mitglied
Für mich hört sich das alles voll normal an, sogar das mit deinen eltern ist voll normal und typisch für leute mit migrationshintergrund. Deren Eltern sind oft die besten, aber bei allem, was Karriereförderung betrifft, ziehen sie ihre Kinder oft echt runter, z.B., dass sie eben Fristen nicht ernstnehmen oder nicht wollen, dass die kids wegziehen.
Nicht alle sind so. Meine Familie ist da die Ausnahme. :D Meine türkischen Eltern sind sehr anspornend und haben meine Bewerbungen Korrektur gelesen oder mich auch mal erinnert, dass es Zeit wird sich zu bewerben oder auch Stellenanzeigen rausgesucht. Sehr übermotiviert. Liegt aber daran, dass sie selber mit 40 auch noch mal studiert haben und ihre Bildung ernst nehmen. Aber du hast schon irgendwie Recht. Von diesen Türken sieht man halt nicht viel, weil die oft auch nicht in die Öffentlichkeit treten. Wir haben nicht einmal türkische Freunde, weil die einfach alle so altmodisch sind. Türkische Gruppierungen sind eher so.. meh. Sie alle sind scheinheilig und gleich. Die meisten wollen, dass ihre Kinder in großen Unternehmen wie VW am Band arbeiten, um da Kohle zu machen, denken aber nicht an die ferne Zukunft. Sie wollen eher immer direkt Geld. Sowas ist total dämlich.

@RobertHicks
Deine Eltern sind eher noch in so alten Verhaltensmustern. Ich finde, du solltest aber endlich aufhören über die Vergangenheit nachzudenken und an das, was nicht geklappt. Man merkt einfach an dem was du geschrieben hast, was so lang war, dass du einfach den ganzen Ballast mit dir rumträgst. Was bringt das? Das zieht einen nur weiter runter. Ich bin jetzt auch dieses Semester ausgezogen als Deutsche mit türkischen Wurzeln und meine Eltern unterstützen mich so gut es geht. Wenn deine Eltern nicht so sind, auch ok. Denn eigentlich ist am Ende jeder für sich selber verantwortlich. Meine Eltern können auch nicht für mich alles machen.

Denken und handeln muss man einfach selber.

DU denkst wahrscheinlich: Oh die hat leicht reden.

Nee nee. ich hab selber schon zwei Studiengänge abgebrochen. Eins nach dem zweiten Semester, weil mir das pendeln zu doof war, obwohl ich ziemlich gut war. Ich hätte ausziehen können, wollte es aber nicht. Dann Studium in der Heimatstadt angefangen. Total kacke gewesen.
Jetzt neuer (3.) Studiengang, bei dem ich Leistungen des ersten Studiums anrechnen kann und ich habe endlich Blut geleckt. Ich bin ausgezogen und WILL einfach. Aber ich hab kein Anrecht mehr auf BAfÖG und muss Kredit beziehen. Erst ist es ein Dämpfer, aber dann klappt alles, weil es einen noch weiter motviert. Man will ja die Schulden irgendwann abbezahlen.

Daher frage ich dich: Was ist DEINE Motivation? Hast du nicht etwas, was dich anspornt? Willst du es nicht endlich mal dir selber beweisen, dass du was erreichen kannst? Dass DU SELBST alles schaffst, was du vornimmst? Hab keine Angst Wagnisse einzugehen, aber halt dich von Steinen fern. Natürlich sucht man nach Liebe oder Anerkennung in blöden Phasen, aber so Beziehungen, die einen einengen sind auch eher Gift.

Hast du vielleicht auch mal überlegt nicht nur beim Arbeitsamt dir Hilfe zu holen sondern in der HS? Du schiebst dein Praxissemester auf: nicht gut. Kann es sein, dass du immer geschoben hast? Aber ok, hol wirklich die Klausuren nach und dann regel das. Aber bitte geh doch auch mal zur Studienberatung und lass dir da helfen. Die sind sogar so nett und helfen einem Lernpläne zu erstellen und es gibt sogar in HS so Schreibwerkstätten, wo man gemeinsam über Bewerbungen sitzen kann. Ich meine, vielleicht liegt es auch einfach daran wie du dich gibst. Du wirkst nicht sehr selbstbewusst und daran solltest du arbeiten. Vielleicht machst du Schusselfehler in Bewerbungen oder bei Gesprächen zur Auswahl. Lass dich da coachen. Ich meine, wenn du keine Freunde hast oder so Austausch ist das leider normal, aber es muss ja nicht ewig so sein. :)
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
....nahc meiner Erfahrng sind vor allem die türkichen Eltern an der Bildung der kids interessiert, das meinte ich nicht.
Es geht nur darum, dass sie das nach deutschen Überlegungen nicht konsequent verfolgen - etwa eben, dass jemand aus der family stirbt und die Frist dann egal ist...
oder dass es eben bei den Leuten mit Migra.hintergrund so superviele Studienabbrecher gibt, liegt auch daran, dass die Eltern schneller sagen:
ja und, dann brech`halt ab, wenn es (meinem Schatzihasi) nicht gut geht...
oder die Eltern wollen, dass die kids was studieren, was sie selbst nicht wollen, z.B. Jura (superhohe Abbrecherzahlen von Migrantenkindern).... die kids machen das wegen der Eltern, ABER stellen dann nach ein paar Semestern fest:
das ist doch ihres.
 

omurice

Mitglied
Dafür gibt es bei den Deutschen einfach so viele Langzeitstudenten, weil sie sich nicht trauen abzubrechen, weil der Druck bei den Akademikerfamilien noch viel höher ist. Die studieren Jura, weil ihre Eltern Jura studieren oder Lehramt.
Man muss die Waage finden. Ich bin auch nicht stolz darauf etwas abgebrochen zu haben, aber ich sehe es auch nicht wirklich als abbrechen an, weil ich mir das noch anrechnen lassen konnte.

Abbrechen und dann zu etwas richtigem finden ist doch viel besser als Langzeitstudent zu sein: irgendwann dann mal fertig und dann in einem Beruf, in dem man nicht glücklich wird. Das kann es ja auch nicht sein.

@RoberHicks muss einfach mal selbst entscheiden, was für ihn das Beste ist. Er sollte mal Klartext mit seinen Eltern reden. Wenn er aber nicht einmal ggü. seinen Eltern richtig argumentieren kann, werden die ihn auch nicht ernst nehmen. jemand der nicht glücklich ist, aber auch nicht andere Wege auflisten kann, die ihn glücklich machen, ist schon dabei sich selbst zu verlieren.
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
hi,
ist das so mit den Deutschen, dass die eher Langzeitstudenten sind als die Bildungsinländer?
Kannst Du mir da bitte die Quelle verlinken, ich kenne da leider keine Studie...
hätte aber gerne eine!!

Hier mal die Zahlen im Hinblick auf Abbruch/Bildungsinländer....
gibt auch neuere, z.B. von Heublein.

https://www.daad.de/medien/der-daad/analysen-studien/final_blickpunkt-abbruchquoten.pdf!
weil sie sich nicht trauen abzubrechen, weil der Druck bei den Akademikerfamilien noch viel höher ist.
Es gibt bei der Bildungsaspiration keinen Unterschied zwischen Akademikern und Nichtakademikern.
Beide möchten das in ihren Augen für die Kinder beste;
tatsächlich tendieren Leute, die nicht studiert haben, eher dazu, Kinder durch das Studium zu prügeln (Grundmann, M.), weil sie nicht wissen, wovon sie reden.
Die Eltern, die selbst studiert haben, sehen das entspannter - dafür sind die härter, wenn das Kind nicht studiert, weil sie umgekehrt das selbst eben nciht kennen.
 

omurice

Mitglied
Auf destatis kannst du es gerne nachlesen. Da gibt es mehrere Studien. Ich hatte hier jetzt nicht vor eine Diskussion zu entfachen und werde darauf auch nicht weiter eingehen, da es hier um was anderes geht und ich @RobertHicks nur Anregungen geben wollte.

Zudem meinte ich mit Deutschen auch die Migrantenkinder. Viele zählen mit ihrem Deutschen Pass ja dennoch als Deutsche. Viele von denen überziehen ja auch. Das sollte kein Angriff gegen die seit langem verwurzelten Deutschen sein. *lach*
Da sieht man mal wie andere das gleich immer falsch verstehen. Ich hätte mich besser ausdrücken sollen und nicht alles in einen kurzen Satz quetschen, sorry.
 
C

cora1234

Gast
Ich sehe in diesem Thread hier ein Problem: Ihr macht Unterschiede zwischen türkischen Eltern und deutschen Eltern und das halte ich nicht für den Hauptkonflikt.
Job und Berufssuche ist für alle ein Grauen. Egal ob Türke, Deutscher, Inder, Russe oder Finne.

Letztendlich ist es ja auch ein Verlangen, dass man mit 16 schon wissen soll, was man bis 67 jobtechnisch macht.
Das ist schlichtweg utopisch.


Vermutlich würde die Hälfte der Menschen gar nicht arbeiten, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe.

Auch auf die Gefahr, dass mich einige hassen, aber wir verlangen hier von halben Kindern, die noch mitten in der Pubertät stecken auch ziemlich viel und berücksichtigen leider nicht, dass es auch Entwicklungspotenzial gibt.
Mir haben sie damals vorhergesagt, ich würde wenn ich froh bin den Realschulabschluss schaffen.
Heute bin ich Akademiker.
Eltern wollen (wenn sie nicht total am Leben vorbei leben), doch meist das Beste für ihre Kinder.
Klar, es gibt sicher auch Familien, da ist die kulturelle Prägung so stark, dass immer noch das Idealbild von vor 200 Jahren gelebt wird (Mädchen und Frauen gehören hinter den Herd und dürfen nicht arbeiten). Aber die sind zum Glück in der Minderheit.
 

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