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ich schäme mich abgrundtief

Kolya

Aktives Mitglied
Hallöchen
Seit ewig Gedenken schäme ich mich....im Hier und Jetzt und gedanklich krame ich Situationen vor über 20 Jahren hervor, die ich aufgrund meines Verhaltens oder Worte beschämend finde. Ich kann mich gar nicht beruhigen so dass ich teilweise nicht mal einschlafen kann
Momentan ist es wieder so. Am liebsten möchte ich mich zig mal für etwas entschuldigen. Gestern habe ich etwas nicht verstanden. War mir peinlich. Am liebsten möchte ich denjenigen anrufen und mich entschuldigen dass ich Zeit in Anspruch genommen habe und bitte denken Sie nicht von mir, dass ich dumm bin. Ja, ich weiß als Studierte sollte ich schlauer sein, vielleicht eine andere Stelle bekleiden...
Es hämmert den ganzen Tag in meinem Hirn. Vor 20 Jahren war eine Situation für die ich mich schäme. Am liebsten möchte ich das jetzt klären. Mach ich nicht....wäre ja irrsinnig
Ich finde mich und meine Biografie einfach nur peinlich. Durch wenig Halt im Elternhaus bin ich Umwege gegangen, die nicht förderlich für einen klaren Pfad gewesen sind. Völlig crazy alles. Vor allem was die Begegnung mit Männern anbelangt. Falsche Wahl und klar weiß ich dass man als Traumatisierte sowas tut! Menschen auswählt, die einen auch noch die Minderwertigkeitsgefühle "bestätigen"....dass man solange Situationen ins Leben zieht bis man daraus lernt.
Ich weiß auch, dass man die Vergangenheit nicht ändern kann....nur die Gegenwart wichtig ist...nur hier begleitet mich das Gehämmer im Kopf

Dass ich eine PTBS habe weiß ich auch. Ich will auch wieder eine psychosomatische Kur machen....und ich schäme mich jetzt schon vor dem Entlassungsbericht, den mein Hausarzt bekommt. Der letzte 2006 war schon so beschämend.

Den ganzen Tag seitdem ich denken kann (Kindergarten) denke ich, ob der andere denkt ich bin dumm. Ich fühle mich dumm....und ich weiß, auch dass ist nicht wichtig ob ich einen IQ von 100 oder 120 habe. Es ändert nicht mein Leben

Ich war so abgenervt, dass ich gegoogelt habe und bin auf den Begriff "toxischen Scham" gestoßen. Wenigstens einen Begriff.....dies wird auch mit der PTBS in Verbindung gesetzt.

Ich möchte erwähnen dass meine Mutter als ich in der Grundschule war, sie von mittags bis abends neben mir bei den Hausaufgaben sass und mich verdroschen hat, wenn ich was nicht wusste. Sie schrie mich an: Wenn Blödheit quietschen würde, würdest du den ganzen Tag mit ner Ölflasche durch die Gegend laufen. Ich weiß nich wie sie mich verhöhnt hat, dass ich als 8 jährige nicht wusste "was Böhme und Mähren ist" bzw wo es liegt

Es sitzt einfach hammerfest. Mit keinem Werkzeug ist diese Überzeugung zu lösen.

Ergänzend interessant ist, dass mir vor einigen Jahren mein Vater sagte, dass sie im Berufsleben nicht klar kam....sie hat auch nicht mehr nach der Eheschließung gearbeitet.

Aber all das hilft mir nicht, mich zu befreien

Ich habe wie gesagt gegoogelt und bin schon mal froh, einen Begriff in der Hand zu haben

Ich bin 56 Jahre und denke wieder: eigentlich zu alt zur Heilung....ich verlasse sowieso irgendwann die Erde und ich bezahle Steuern....mehr interessiert nicht. Bin leistungsfähig einigermaßen....

Kennt jmd diesen toxischen Scham auch? Bin ich froh über einen Begriff

Kolya
 

Linda Kremer

Aktives Mitglied
Hallo @Kolya
Erstmal finde ich es sehr gut, dass du deine Situation hier aufbringst. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Leser hier wiederkennen werden, die einen mehr die anderen weniger.
Dass das toxischer Scham ist, ist bestimmt wahr. Du kannst garnicht so wertlos sein, wie du dich oft fühlst. Ich kenne das mit dem Entschuldigen aber sehr gut. Ein Kollege, mit dem ich mich oft unterhalte, hat mir auch schon mehrmals gesagt, dass ich mich auffällig oft entschuldige. Es gibt Phasen bei mir, da fühle ich mich besser. Aber oft fühle ich mich für jeden Krümel schuldig. Denke, oh Gott, da sah ich jetzt dumm aus, oder o jee, die denken bestimmt ich bin gierig oder irgendwas anderes negatives.

Ich habe auch gewisse Unwohlgefühle meinem Körper gegenüber aufgebaut. Zum Beispiel finde ich manchmal meine Hände hässlich.

Das alles kommt sicher von fehlendem Selbstvertrauen, dessen Ursache in der Kindheit liegt.

Ich weis leider nicht, was man da tun soll. Und ich kann auch nicht aufhören mit dem Entschuldigen. Ich mache mir Vorwürfe sogar wenn ich hier schreibe. Obwohl der Ort hier ja genau dafür da ist.
 

mitohnealles

Aktives Mitglied
Es sitzt einfach hammerfest. Mit keinem Werkzeug ist diese Überzeugung zu lösen.
Mensch, das tut mir wahnsinnig leid zu lesen ... und bestimmt klingt es auf den ersten Blick dumm, dennoch just my #2cents : hast du dich schonmal mit ACT ("acceptance and commitment therapy") beschäftigt? Insbesondere Defusion? Das könnte dir Linderung verschaffen um Abstand zu deinen Gedanken & Gefühlen zu erlangen ohne diese zu leugnen oder gar "umprogrammieren" zu müssen (also bei Verhaltenstherapie wird ja oft gesagt: denke positiv, bei ACT wird eher gesagt: lerne zu erkennen dass du nur denkst / fühlst - und dass das nicht objektiv dein ganzes Wesen ist). Also kenne das Beispiel mit der Scham (und kannte das mit dem sich viel zu oft entschuldigen) leider gut, aber ACT / Defusion hilft (mir) da sehr gut. Gute Besserung dir - du musst dich nicht schämen eigentlich, ganz sicher 🙏🌻🌈✨
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
Am liebsten möchte ich mich zig mal für etwas entschuldigen.
Wenn es Dinge aus der Vergangenheit sind und es dich belastet; und unter der Voraussetzung, dass es tatsächlich etwas gibt, für das man sich entschuldigen sollte und das man verzeihen kann, dann tue es. Aber entschuldige dich nicht für etwas, weil du dich für dich/deinetwegen schämst, sondern weil dir etwas, dass du getan hast, leid tut und Schaden angerichtet hat. Ich gehe aber nicht davon aus, dass es bei dir der Fall ist. Du schämst dich nur für vieles, wofür man sich nicht schämen muss.

Gestern habe ich etwas nicht verstanden. War mir peinlich.
Schon einmal darüber nachgedacht, dass man es nicht gut erklärt hat? Oder dass man auch nochmal nachfragen kann, wenn etwas unklar ist? Ebenso kann man sich auch Notizen machen. Wissen heißt, wissen wo es steht.

Es ist nicht schlimm, etwas nicht zu verstehen. Viel schlimmer ist, so zu tun, als ob man etwas verstanden hat und dann alles falsch macht. Egal ob man studiert hat oder nicht, das hat nichts mit der Auffassungsgabe zu tun, oder heißt auch nicht, wer studiert hat, muss alles verstehen. Viele Dinge lernt man erst richtig, wenn man sie tut, learning by doing.
 

Linda Kremer

Aktives Mitglied
Es ist nicht schlimm, etwas nicht zu verstehen. Viel schlimmer ist, so zu tun, als ob man etwas verstanden hat und dann alles falsch macht.
Ojee, da erkenne ich mich leider wieder. Ich mache zwar nicht alles falsch danach, aber ich glaube oder habe Angst alles falsch zu machen. Und dadurch verstehe ich häufig erst garnicht, was mir gesagt wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:

leahcim

Mitglied
Ich bin 56 Jahre und denke wieder: eigentlich zu alt zur Heilung....ich verlasse sowieso irgendwann die Erde und ich bezahle Steuern....mehr interessiert nicht. Bin leistungsfähig einigermaßen....

Kolya
Du bist nicht zu alt zur Heilung!
Ich hoffe und ich gehe davon aus, das mit dem Alter/Altern die Heilung kommt. Allerdings ist das bei mir auch noch nicht passiert oder angekommen, obwohl ich 2 Jährchen älter bin als Du. :p

Ich habe phasenweise auch den Wunsch, das ich mich für Dinge, die mir vor vielen vielen Jahren passiert sind, entschuldigen möchte. Allerdings weiß ich auch, das das (eigentlich) nichts bringen würde, nicht demjenigen, bei dem ich mich entschuldigen wollen würde. Vielleicht mir? Vielleicht sind die Gedanken aber auch Teil des Heilungsprozesses? Ich hoffe darauf!

Ich wünsche Dir das selbe!
Michael
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
. Und dadurch verstehe ich häufig erst garnicht, was mir gesagt wurde.
Wichtig ist nur, das man nicht nickt oder zustimmt, solange etwas unklar ist. Denn dann geht der Erklärer davon aus, dass du es verstanden hast.
Und den Fehler nicht immer bei sich suchen, solange man aufmerksam zuhört, nachfragt oder sich im Zweifelsfall Notizen macht. Es gibt verdammt viele Leute, die einfach schlecht im Erklären sind und die vergessen, dass man selbst mal klein angefangen hat. Bevor ich etwas falsch mache und mich deswegen schäme, frage ich lieber nach. Ich glaube das es allen Beteiligten lieber ist. Lieber fragen und richtig machen, als hinterher extra Zeit verschwenden um Schadensbegrenzung zu machen. Zudem fällt spätestens dann auf das ich nichts verstanden habe, wenn meine Fehler beseitigt werden müssen. Also so oder so, muss man zugeben es noch nicht voll kapiert zu haben. Und ich finde nachfragen wesentlich angenehmer, als mich für einen Fehler rechtfertigen zu müssen.

In der Theorie klingt alles erstmal einfach, dabei ist die Umsetzung viel leichter zu lernen, wenn man die Prozesse/ Abläufe aktiv durchgeht.
 

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