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Ich liebe und hasse meine Eltern

Hallo,

Ich bin 31 Jahre alt, männlich und lebe in Hessen.

Ich hasse und Liebe meine Eltern gleichermaßen.
Dieser Zwiespalt lässt mich nicht zur Ruhe kommen.
Moin @Pluvioo,
Kannst du diese Gefühle, anstatt direkt an deine Eltern zu richten, dem zuordnen, was du an deine Eltern liebst und was du an ihnen hasst?
Dies kann vielleicht helfen diesen Zwiespalt ein wenig aufzulösen…
Schau dir doch nochmal an, was du hier geschrieben hast und versuche doch dann mal deine Gefühle ob sie eher zu Hass oder zu Liebe zuzuordnen sind. Es können aber durchaus auch andere Gefühle da sein oder sich neutral anfühlen.
Aber fangen wir vorne an:

Ich bin ländlich aufgewachsen, habe einen 4 Jahre älteren Bruder und viele Verwandte.
Mein Vater war Polizist und meine Mutter Sekretärin (halbtags).
Uns ging es finanziell immer gut und wir lebten in einem großen Haus, fuhren regelmäßig in den Urlaub, usw.
Ich hatte nie das Gefühl das es mir an Geld mangelt und in der Hinsicht haben meine Eltern alles richtig gemacht.
Dies hier betrifft dich. Du schreibst du hast oft rebelliert und warst deshalb nicht einfach. Doch ab wann hast du rebelliert? Und auch wogegen? Was wolltest du erreichen?
Nun ist es so dass ich kein einfaches Kind war und sehr oft rebelliert habe.
Dann hier da schriebst du von deinem Vater, ziehst aber auch Rückschlüsse auf die Auswirkungen auf dein heutiges Handeln. Würdest du gern selbstsicherer werden in solchen Situationen? Das ist zu schaffen und einen wichtigen Schritt es zu schaffen hast du schon getan, denn du hast den Zusammenhang zwischen dir als Kind und dem Handeln des heutigen Erwachsenen gesehen…
Mein Vater hat mich geohrfeigt/geschüttelt oder massiv eingeschüchtert wenn er dem nicht handhab werden konnte. Dadurch habe ich ein gestörtes Verhältnis zu Autoritätspersonen entwickelt (Ich lasse mich von eben solchen sehr schnell einschüchtern)
Nur noch ein paar Absätze, aber erst weiter unten wieder ein paar Kommentare. Warum die Unterteilung, kannst du sicher inzwischen auch erkennen. Es soll helfen Handlung und Personen ein wenig zu trennen, dieses sie so unterschiedlich zu sehen, macht oft ein Riesenchaos und eine Zerrissenheit aus, weil die Gefühle so widersprüchlich erscheinen, doch wenn es auf die Handlung und auf die dazugehörigen Gefühle angeschaut wird, schwindet oft das widersprüchliche, die eigene Zerissenheit, weil es sich eben auf die unterschiedlichen Handlungen und Erfahrungen bezieht….
Vor allem aber bringt es Verständnis für die eigenen unterschiedlichen und scheinbar widersprüchlichen Gefühle.
Meine Mutter hat immer nur hysterisch reagiert und mir beinahe jedes mal erzählt dass sie mich in ein Heim stecken würde wenn ich mal wieder gegen ihren Willen gehandelt hatte. Das ging bereits in frühen Jahren los (erste Erinnerung mit 6 Jahren daran).
Sie war wohl total überfordert.
Körperliche Zuneigung oder Liebe Worte bekam ich nur bis zum Alter von 6-7 Jahren. Danach eher kühle Distanz.

Meine Eltern stellten mir immer für alle meine Interessen Geld zur Verfügung. Ich habe bis heute großen Spaß daran neues auszuprobieren. Dennoch viel es mir immer schwer Dinge zu Ende zu bringen, da ich es schon immer seltsam fand jemand sein zu müssen oder etwas immer wieder tun zu müssen. Mir ging es darum neues auszuprobieren und die Welt zu entdecken.
Das bizarre daran war dass sie mir immer Unterstützung gaben, mich aber im Nachhinein schwer dafür verurteilten wenn ich es irgendwann wieder beendete. So entstand mit den Jahren ein Hamsterrad aus Schuldgefühlen meinen Eltern gegenüber. Noch heute versuchen sie durch Geld Kontrolle auszuüben, was aber nun in meinem Alter nicht mehr gelingt.

Mein Vater hat sich nie Zeit für mich genommen und meine Mutter schien stets überfordert. Sie hatte das Haus zu pflegen, zwei Kinder zu umsorgen und dann noch die Arbeit.
Mein Vater lag nach der Arbeit stets auf dem Sofa und wollte seine Ruhe haben.
Dass er nicht viel mit mir und meinem Bruder unternommen hat kreidet sie auch hin und wieder an. Aber eher im Unterton.
Beigebracht hat er mir auch nichts. Wirklich gar nichts. Nicht mal nen klugen Satz.

Meine Mutter neigt dazu Probleme wegzukehren. Einmal schlug mir mein Lehrer mit der Faust ins Gesicht als ich faxen während des Unterrichts machte (im Alter von 10-11) und einmal gabs Prügel vom 60 jährigen Nachbarn wegen eines Klingelstreichs. Beides habe ich meiner Mutter erzählt und in beiden Fällen gab sie mir die Schuld, 'weil ich's wohl provoziert habe.' Danach war das Thema vom Tisch.
Ich könnte also auch meine Sorgen nicht mit ihnen Teilen. Generell war es eher so dass meine Ideen "albern" waren und gerade meine Mutter machte keinen Hehl daraus mir zu sagen dass ich sowieso scheitern werde und sie nicht an mich glaubt. (Wortwörtlich)

Das ganze hat noch einige weitere Probleme mit sich gebracht, von denen ich aber nicht weiß ob es nicht auch vlt andere Gründe hat. Von daher das mal außen vor.
Auch weiß ich dass meine Elternprobleme im Verhältnis harmlos sind.
Genau das ist es sie waren eben nicht nur schlechte oder gute Eltern, sie haben sich nicht nur gut oder schlecht Verhalten.
Würden sie schlechtere oder bessere Eltern gewesen sein, so könnte ich klar Stellung beziehen, aber so habe ich das Gefühl in der Mitte zu stehen und das belastet mich.
Was möchtest du in dem Gespräch von ihnen erfahren, wie hast du sie angesprochen und glaubst du sie sind in der Lage aus ihrer Situation und mit ihren Kindheitserfahrungen zu erkennen, was für dich belastend war oder glauben sie sie haben es doch viel besser gemacht als ihre Eltern?

Ich hab drüber nachgedacht sie einmal darauf anzusprechen, aber als ich das dann mal vor 5 Jahren versucht habe, würde ich mit Hohn abgewiesen.

Komischerweise verstehe ich mich sonst recht gut mit ihnen, wenn auch emotional distanziert. Sie waren ja auch sehr oft freundlich und gut gelaunt, finanziell hat es mir auch an nichts gemangelt. Dennoch ist da die Wut und Verachtung in mir weil ich vorallem nicht verstehen kann wie man einem kleinen Kind mit Gewalt und Einschüchterung begegnen kann. Wie man seinem Kind nichts beibringen möchte und es stets versucht mit Schuld zu behaften. Vor allem dann nicht wenn es das eigene ist.

Was meint Ihr dazu?

Gruß Michael
Viele unserer Eltern sind so aufgewachsen, haben es besser machen wollen, haben es vielleicht auch anders gemacht und in dem einen oder anderen Punkt auch besser und doch haben sie verletzt, missachtet und vieles wiederholt, was sie einst selbst erfahren haben, weil sie sich nie wirklich mit ihren eigenen Verletzungen und Wunden aus der Kindheit auseinandergesetzt haben. Weil sie das, was ihnen angetan wurde immer noch leugnen oder oder oder….
Und nein, eigene Wunden und Verletzungen die einst ertragen wurden, müssen nicht weitergegeben werden, doch oft heißt dies sich diese bewusst zu machen und…
LG
Mittendurch
Hallo,

Ich bin 31 Jahre alt, männlich und lebe in Hessen.

Ich hasse und Liebe meine Eltern gleichermaßen.
Dieser Zwiespalt lässt mich nicht zur Ruhe kommen.
Moin @Pluvioo,
Kannst du diese Gefühle, anstatt direkt an deine Eltern zu richten, dem zuordnen, was du an deine Eltern liebst und was du an ihnen hasst?
Dies kann vielleicht helfen diesen Zwiespalt ein wenig aufzulösen…
Schau dir doch nochmal an, was du hier geschrieben hast und versuche doch dann mal deine Gefühle ob sie eher zu Hass oder zu Liebe zuzuordnen sind. Es können aber durchaus auch andere Gefühle da sein oder sich neutral anfühlen.
Aber fangen wir vorne an:

Ich bin ländlich aufgewachsen, habe einen 4 Jahre älteren Bruder und viele Verwandte.
Mein Vater war Polizist und meine Mutter Sekretärin (halbtags).
Uns ging es finanziell immer gut und wir lebten in einem großen Haus, fuhren regelmäßig in den Urlaub, usw.
Ich hatte nie das Gefühl das es mir an Geld mangelt und in der Hinsicht haben meine Eltern alles richtig gemacht.
Dies hier betrifft dich. Du schreibst du hast oft rebelliert und warst deshalb nicht einfach. Doch ab wann hast du rebelliert? Und auch wogegen? Was wolltest du erreichen?
Nun ist es so dass ich kein einfaches Kind war und sehr oft rebelliert habe.
Dann hier da schriebst du von deinem Vater, ziehst aber auch Rückschlüsse auf die Auswirkungen auf dein heutiges Handeln. Würdest du gern selbstsicherer werden in solchen Situationen? Das ist zu schaffen und einen wichtigen Schritt es zu schaffen hast du schon getan, denn du hast den Zusammenhang zwischen dir als Kind und dem Handeln des heutigen Erwachsenen gesehen…
Mein Vater hat mich geohrfeigt/geschüttelt oder massiv eingeschüchtert wenn er dem nicht handhab werden konnte. Dadurch habe ich ein gestörtes Verhältnis zu Autoritätspersonen entwickelt (Ich lasse mich von eben solchen sehr schnell einschüchtern)
Nur noch ein paar Absätze, aber erst weiter unten wieder ein paar Kommentare. Warum die Unterteilung, kannst du sicher inzwischen auch erkennen. Es soll helfen Handlung und Personen ein wenig zu trennen, dieses sie so unterschiedlich zu sehen, macht oft ein Riesenchaos und eine Zerrissenheit aus, weil die Gefühle so widersprüchlich erscheinen, doch wenn es auf die Handlung und auf die dazugehörigen Gefühle angeschaut wird, schwindet oft das widersprüchliche, die eigene Zerissenheit, weil es sich eben auf die unterschiedlichen Handlungen und Erfahrungen bezieht….
Vor allem aber bringt es Verständnis für die eigenen unterschiedlichen und scheinbar widersprüchlichen Gefühle.
Meine Mutter hat immer nur hysterisch reagiert und mir beinahe jedes mal erzählt dass sie mich in ein Heim stecken würde wenn ich mal wieder gegen ihren Willen gehandelt hatte. Das ging bereits in frühen Jahren los (erste Erinnerung mit 6 Jahren daran).
Sie war wohl total überfordert.
Körperliche Zuneigung oder Liebe Worte bekam ich nur bis zum Alter von 6-7 Jahren. Danach eher kühle Distanz.

Meine Eltern stellten mir immer für alle meine Interessen Geld zur Verfügung. Ich habe bis heute großen Spaß daran neues auszuprobieren. Dennoch viel es mir immer schwer Dinge zu Ende zu bringen, da ich es schon immer seltsam fand jemand sein zu müssen oder etwas immer wieder tun zu müssen. Mir ging es darum neues auszuprobieren und die Welt zu entdecken.
Das bizarre daran war dass sie mir immer Unterstützung gaben, mich aber im Nachhinein schwer dafür verurteilten wenn ich es irgendwann wieder beendete. So entstand mit den Jahren ein Hamsterrad aus Schuldgefühlen meinen Eltern gegenüber. Noch heute versuchen sie durch Geld Kontrolle auszuüben, was aber nun in meinem Alter nicht mehr gelingt.

Mein Vater hat sich nie Zeit für mich genommen und meine Mutter schien stets überfordert. Sie hatte das Haus zu pflegen, zwei Kinder zu umsorgen und dann noch die Arbeit.
Mein Vater lag nach der Arbeit stets auf dem Sofa und wollte seine Ruhe haben.
Dass er nicht viel mit mir und meinem Bruder unternommen hat kreidet sie auch hin und wieder an. Aber eher im Unterton.
Beigebracht hat er mir auch nichts. Wirklich gar nichts. Nicht mal nen klugen Satz.

Meine Mutter neigt dazu Probleme wegzukehren. Einmal schlug mir mein Lehrer mit der Faust ins Gesicht als ich faxen während des Unterrichts machte (im Alter von 10-11) und einmal gabs Prügel vom 60 jährigen Nachbarn wegen eines Klingelstreichs. Beides habe ich meiner Mutter erzählt und in beiden Fällen gab sie mir die Schuld, 'weil ich's wohl provoziert habe.' Danach war das Thema vom Tisch.
Ich könnte also auch meine Sorgen nicht mit ihnen Teilen. Generell war es eher so dass meine Ideen "albern" waren und gerade meine Mutter machte keinen Hehl daraus mir zu sagen dass ich sowieso scheitern werde und sie nicht an mich glaubt. (Wortwörtlich)

Das ganze hat noch einige weitere Probleme mit sich gebracht, von denen ich aber nicht weiß ob es nicht auch vlt andere Gründe hat. Von daher das mal außen vor.
Auch weiß ich dass meine Elternprobleme im Verhältnis harmlos sind.
Sie waren eben nicht nur schlechte oder gute Eltern, sie haben sich nicht nur gut oder schlecht Verhalten.
Würden sie schlechtere oder bessere Eltern gewesen sein, so könnte ich klar Stellung beziehen, aber so habe ich das Gefühl in der Mitte zu stehen und das belastet mich.
Was möchtest du in dem Gespräch von ihnen erfahren, wie hast du sie angesprochen und glaubst du sie sind in der Lage aus ihrer Situation und mit ihren Kindheitserfahrungen zu erkennen, was für dich belastend war oder glauben sie sie haben es doch viel besser gemacht als ihre Eltern?

Ich hab drüber nachgedacht sie einmal darauf anzusprechen, aber als ich das dann mal vor 5 Jahren versucht habe, würde ich mit Hohn abgewiesen.

Komischerweise verstehe ich mich sonst recht gut mit ihnen, wenn auch emotional distanziert. Sie waren ja auch sehr oft freundlich und gut gelaunt, finanziell hat es mir auch an nichts gemangelt. Dennoch ist da die Wut und Verachtung in mir weil ich vorallem nicht verstehen kann wie man einem kleinen Kind mit Gewalt und Einschüchterung begegnen kann. Wie man seinem Kind nichts beibringen möchte und es stets versucht mit Schuld zu behaften. Vor allem dann nicht wenn es das eigene ist.

Was meint Ihr dazu?

Gruß Michael
Viele unserer Eltern sind so aufgewachsen, haben es besser machen wollen, haben es vielleicht auch anders gemacht und in dem einen oder anderen Punkt auch besser und doch haben sie verletzt, missachtet und vieles wiederholt, was sie einst selbst erfahren haben, weil sie sich nie wirklich mit ihren eigenen Verletzungen und Wunden aus der Kindheit auseinandergesetzt haben. Weil sie das, was ihnen angetan wurde immer noch leugnen oder oder oder….

Und nein, eigene Wunden und Verletzungen die einst ertragen wurden, müssen nicht weitergegeben werden, doch oft heißt dies sich diese bewusst zu machen und…

Wir brechen hier ab, weil es doch sehr viel ist und es werden auch keine Antworten hier erwartet. Wir konnten nur grad Gedankenanregungen nur in Form von Fragen schreiben, so wie es eben hier auch gerade bei widersprüchlichen Gefühlen ein Weg ist zu sortieren.

LG
Mittendurch
 
(Hallo,
hier zu schreiben und angehört zu werden fühlt sich bereits an wie eine Theraphie. Das tut mal gut sich auszusprechen, wo ich dies bisher nie jemandem anvertraut habe.)


Wenn ich zurück denke wie meine Großeltern waren (beiderseits), so kann ich gut nachvollziehen warum meine Eltern einiges falsch gemacht haben ohne zu wissen dass es falsch war. Das alles kann ich gerne verzeihen da ich Gründe für ihr handeln finde.

Seit ein paar Jahren versucht mein Vater etwas Nähe aufzubauen. Wenn ich ihn brauche springt er sofort ein. Aggressionen sind komplett aus seinem Verhalten gestrichen. Zuneigung zeigt er allerdings nach wie vor nur über Geld. Es ist so als ob er einfach unfähig wäre anders Zuneigung zu zeigen.
Meine Mutter hingegen hat sich kein Stück geändert. Sie ist wie früher die hysterische Frau die mich mit Schuld überschüttet. Und zwar wann immer sich die Gelegenheit bietet.
Dabei ist sie völlig kritikunfähig.

Mein Bruder spielt da auch noch eine kleine Rolle für mich.
Ich kenne ihn so gut wie überhaupt nicht.
Es fühlt sich an als ob auch er mich im Stich gelassen hat. Ich erinnere mich an keinen Moment wo er mir zur Seite stand oder mir vlt mal von Bruder zu Bruder was gezeigt/beigebracht hätte oder irgendwie Zeit mit mir geteilt hätte. Stets ging er auf Abstand zu mir, und was schlimm war, er stellte sich später auf die Seite meiner Mutter und gegen mich wann immer es Streit gab.
Ich verstehe mich mit seiner Freundin gut und unterhalte mich oft mit ihr. wie es scheint ist und war er stets sehr viel emotionaler als ich und vlt einfach nur überfordert.
Er scheint komischerweise sehr viel von mir zu halten und redet in höchsten Tönen über mich.

Ich denke dass ich selber mit meiner Vergangenheit schon klar komme. Bisher hatts ja auch irgendwie geklappt.
Und ich denke mal dass mein Bruder damals einfach mit sich selber alle Hände voll zu tun hatte. Dennoch denke ich dass er als großer Bruder die Zähne hätte zusammen beißen müssen und seinem kleinen Bruder zur Seite hätte stehen müssen.

Mein Vater hat sich auch mittlerweile in eine eher positive Richtung entwickelt, aber nach wie vor bleibt es mir unverständlich wie man einem kleinen Kind gegenüber seine Agressionen nicht beherrschen kann. Ich würde mich in Grund und Boden schämen hätte mein Leben eine solche Kerbe.

Bei meiner Mutter sehe ich keine Hoffnung. Da findet überhaupt gar keine Entwicklung statt.
Ich weiß aber auch dass ihr selber die 'Schuld' von klein auf eingetrichtert wurde und ihr sehr viel Verantwortung aufgeladen wurde (älteste Bauerntochter).
Da die aber eine sehr emotionale und ängstliche Persönlichkeit ist, wirkte sie stets komplett überfordert.
Vielleicht sieht sie im Verborgenen ja wirklich dass sie einiges falsch gemacht hat, aber nutzt mich seit je her als Ventil für ihr eigenes Versagen.
...Was ebenfalls eine sehr feige und ekelhafte Art wäre die ich nicht akzeptieren könnte.

Wie kann ich meiner Familie diese Charakterzüge verzeihen, wenn sie entsprechend meiner Moral unverzeihlich sind?
Auch wenn ich alles was passiert ist gut sein lasse, wie kann ich lachend mit Menschen an einem Tisch sitzen die ihre eigenen Schwächen an einem kleinem Kind ausgelassen haben und bis heute keine Entschuldigung dafür fiel?
...und würde dies heute passieren, dann auch nur weil ich sie damit konfrontieren würde. Nicht aber aus eigenem Antrieb.

Wie aber kann ich Menschen aus meinem Leben 'entfernen' die ich dennoch Liebe und sehr mag?

Seit vielen Jahren stehe ich ja genau in der Mitte. Das aber lässt mich keinen Frieden finden. Somit ist auch der Mittelweg keine Lösung.

Das Ganze beißt sich also vorne und ich Frage mich noch immer was zu tun ist.
 
Ich kann dir gut nachfühlen, ich kenne diese Art von Mittelwegen. Bei mir kommen immer wieder Phasen wo alles in mir hochkommt an Erinnerungen mit Gefühlen.
Es gab aber mal eine Zeit da konnte ich gut damit umgehen.

Darum finde ich eine Therapie für dich wichtig. Das hilft.

Ich dachte mir schon, das du dir die Kindheit deiner Eltern angeschaut hast, so wie du geschrieben hast, und daher auch dein Verständnis kommt. Zum Glück, sonst wärest du nur von Wut und Hass erfüllt über die Ungerechtigkeit , welche dir als Kind angetan wurde.

Nachteil davon ist, das du zwischen den Gefühlen von Verständnis und Verachtung stehst. Und das kann auch mit zu deiner Depression beitragen.

Da es im Leben nicht nur Schwarz oder Weiß gibt, was du erkannt hast, ist es auch nicht so einfach zu sagen "ich will nichts mit euch zu tun haben".

Deine Eltern lassen sich nicht ändern, und auch wenn dein Vater dir emotinal entgegenkommt, sobald wieder ähnlich fühlende Situationen entstehen, die denen ähneln von Früher, werden auch wieder die alten Verhaltensmuster bei deinen Eltern geweckt.

Ohne Therapeutische Hilfe im Rücken, würde ich mich solchen Experimenten nicht aussetzen.
Wer fängt dich auf, wenn du dich emotional auf sie einläßt und wieder die gleichen Muster ablaufen. Das mußt du dir nicht geben.
Eigentlich bist du ganz richtig in diesem Mittelzustand (Zwischenzustand) zumindest sicher, weil beides darin enthalten ist, Verständnis für das kindliche Leid deiner Eltern und Verständnis für dein kindliche Leid - Und auf der anderen Seite Entrüstung und ärgerliche Gefühle für das Verhalten deiner Eltern zu dir als Kind gegenüber.

Helfen würde dir sicher eine Transaktionsanalyse als Therapie, vor 15 Jahren gab es Therapeuten die damit gearbeitet haben. Könntest dich ja mal erkundigen. Es geht dabei darum dein Erwachsenen-ich Bewußtsein im Hier und Jetzt zu stärken, und dein Kindheits-ich und Eltern-ich Anteile erkennen und sortieren zu können.

Mir hats geholfen.
Ist nur ein Vorschlag von mir. Eric Berne, Thomas A. Harris sind gute Autoren.

Da findest auch im Internet etwas drüber auch bei Wiki. Therapieren können dich die Bücher nicht, aber du kannst dir Wissen aneignen, und nicht unvorbereitet in eine Therapie gehen zum Beispiel. Du kannst dadurch mental schon einiges einsortieren und bei dir selbst verstehen.

Pecky
 
Ich hab drüber nachgedacht sie einmal darauf anzusprechen, aber als ich das dann mal vor 5 Jahren versucht habe, würde ich mit Hohn abgewiesen.

Komischerweise verstehe ich mich sonst recht gut mit ihnen, wenn auch emotional distanziert. Sie waren ja auch sehr oft freundlich und gut gelaunt, finanziell hat es mir auch an nichts gemangelt. Dennoch ist da die Wut und Verachtung in mir weil ich vorallem nicht verstehen kann wie man einem kleinen Kind mit Gewalt und Einschüchterung begegnen kann. Wie man seinem Kind nichts beibringen möchte und es stets versucht mit Schuld zu behaften. Vor allem dann nicht wenn es das eigene ist.

Was meint Ihr dazu?

Gruß Michael

Hi, Michael.

Ich habe den Thread nicht komplett gelesen, nur deinen Eingangspost. Hier meine Meinung dazu:

Das passt eigentlich nur ins Bild, dass deine Eltern mit Hohn reagiert haben, als du es angesprochen hast. Weil sie ÜBERHAUPT NICHT mit Fehlern umgehen können, erst recht nicht mit ihren eigenen. Ich denke schon, dass sie dich geliebt haben bzw. lieben, und sie haben grundsätzlich auch versucht, dir alles zu ermöglichen.

Nur ist es ihnen teilweise eben nicht besser gelungen. Da hat die emotionale Kontrolle gefehlt. Und das liegt daran, dass sie es nicht besser vermittelt bekommen haben. Sie waren in den Situationen dann selbst in Not! Vielleicht weil ihre Eltern ähnlich mit ihnen umgegangen sind?! Natürlich hinterlässt das nämlich Spuren. So, wie auch bei dir jetzt. Du reflektierst das Ganze aber, damit bist du schon viele Schritte weiter als deine Eltern.

Und wie du richtig erkannt hast, ist es gerade dieser Zweispalt, der einen da so in emotionalen Druck setzt. Man kann nicht richtig differenzieren, man glaubt, dass man seine Eltern entweder ablehnen (und sich dann folgerichtig von ihnen distanzieren muss und nichts von ihnen erwarten darf) oder gänzlich, ohne Einschränkungen, ganz toll finden muss. Aber da steht immer dazwischen, dass man seine Eltern in jedem Fall... einfach liebt. Und das darf man, OBWOHL man Einschränkungen vornimmt und Dinge klar benennt. Man darf diese Fehler erkennen, benennen und wegen eben diesen wütend sein, und seine Eltern gleichzeitig lieben und diese Liebe auch von ihnen sich selbst gegenüber erwarten. Das widerspricht sich nämlich NICHT. Aber keines von beidem darf unterdrückt werden. Und das spürst du auch ganz deutlich, eben, indem dich dieser Zustand belastet.

Es ist für dich selbst, dein Seelenheil und deine Integrität absolut wichtig, dass du erkennst, dass deine Eltern mit ihrem Verhalten diese Selbstwertprobleme bei dir verursacht haben. Dass das nicht richtig war, was sie dir damit vermittelt haben, wenn auch vielleicht ungewollt. Und diese Punkte solltest du auch aufarbeiten. Und du darfst von deinen Eltern auch erwarten, dass sie dich ernst nehmen und das auch als Fehler ihrerseits anerkennen. Und dem darfst du auch Nachdruck verleihen und notfalls Konsequenzen ziehen. Aber dir muss zeitgleich klar sein, dass du diese Liebe und den Wunsch nach Anerkennung deiner Eltern ganz natürlicherweise weiterhin hast und auch haben darfst und dass das eine mit dem anderen nichts zutun hat!


LG

powerflower
 
Zuletzt bearbeitet:
Seit ein paar Jahren versucht mein Vater etwas Nähe aufzubauen. Wenn ich ihn brauche springt er sofort ein. Aggressionen sind komplett aus seinem Verhalten gestrichen. Zuneigung zeigt er allerdings nach wie vor nur über Geld. Es ist so als ob er einfach unfähig wäre anders Zuneigung zu zeigen.
Vielleicht gehört er einfach zu den Menschen, die ihre Zuneigung eher durch Geschenke/Materielles zeigen?
Da ist ja jeder anders - der eine zeigt seine Zuneigung durch permanentes Loben, der andere durch Geschenke, wieder jemand anders durch Hilfsbereitschaft, Wunsch nach Zweisamkeit oder Zärtlichkeit. Dein Vater eben mit Geschenken und Hilfsbereitschaft.

Und ich denke mal dass mein Bruder damals einfach mit sich selber alle Hände voll zu tun hatte. Dennoch denke ich dass er als großer Bruder die Zähne hätte zusammen beißen müssen und seinem kleinen Bruder zur Seite hätte stehen müssen.
Weil? Er mußte doch selber mit den Eltern klar kommen und seine Rolle da finden. Und immerhin scheint aber durchaus noch ein Auge auf dich gehabt zu haben und geguckt, dass du klar kommst...
Das hier
Er scheint komischerweise sehr viel von mir zu halten und redet in höchsten Tönen über mich.
kommt ja nicht von ungefähr.

Mein Vater hat sich auch mittlerweile in eine eher positive Richtung entwickelt, aber nach wie vor bleibt es mir unverständlich wie man einem kleinen Kind gegenüber seine Agressionen nicht beherrschen kann. Ich würde mich in Grund und Boden schämen hätte mein Leben eine solche Kerbe.
Er versucht es eben auf seine Art wieder gut zu machen... Kann man ja auch mal anerkennen.
Was erwartest du denn, was er tun sollte?

Wie kann ich meiner Familie diese Charakterzüge verzeihen, wenn sie entsprechend meiner Moral unverzeihlich sind?
Was ist schon Moral. Das ist doch ein vollkommen willkürliches Konstrukt. Die Gesellschaft gibt vor, was moralisch falsch und richtig ist. So wie sich aber Gesellschaften ändern, so ändern sich moralische Grundsätze...
Du kannst deine eigene Moral, deine eigenen Prinzipien haben, das heißt aber nicht, dass diese für alle anderen gelten müssen. Wäre schön für dich, ist aber nicht so. Lebe damit.
Eventuell findet ja auch nicht jeder so toll, wie du so vor dich hinlebst.

Auch wenn ich alles was passiert ist gut sein lasse, wie kann ich lachend mit Menschen an einem Tisch sitzen die ihre eigenen Schwächen an einem kleinem Kind ausgelassen haben und bis heute keine Entschuldigung dafür fiel?
...und würde dies heute passieren, dann auch nur weil ich sie damit konfrontieren würde. Nicht aber aus eigenem Antrieb.
Wie oben schon geschrieben, dein Vater scheint sich auf seine Art damit auseinandergesetzt zu haben und etwas wieder gut machen zu wollen. Deine Mutter wusste und weiß es evtl sogar immer noch nicht besser. Was würde sich denn ändern, wenn sie nun deine Erwartungen erfüllen und zu Kreuze kriechen? Die Vergangenheit ändern geht nicht.

Wie aber kann ich Menschen aus meinem Leben 'entfernen' die ich dennoch Liebe und sehr mag?

Seit vielen Jahren stehe ich ja genau in der Mitte. Das aber lässt mich keinen Frieden finden. Somit ist auch der Mittelweg keine Lösung.
Vielleicht solltest du zuallererst mal an dir ansetzen, was du eigentlich von deinen Eltern erwartest und warum du etwas erwartest. Warum du sie unbedingt aus deinem Leben entfernen willst. Ist ja auch deinerseits eher eine Flucht als sich ein damit auseinandersetzen.
Sie haben damals wohl gedacht, es ist richtig so, wie sie handelten - du empfandest das anders. Blöd gelaufen.
Und hassen. Weil? Weil sie, als der Nachbar dich nach deinem Klingelstreich vermöbelt hat, gesagt haben: Selbst Schuld? Soll ich dir mal was sagen? Das war halt damals so. Hand erheben ist nicht schön, ich find es auch nicht gut - man wusste es aber nunmal nicht besser. "Das wurde doch schon immer so gemacht und hat keinem geschadet."
Der Nachbar wird vorher auch kein Ausbund an Freundlichkeit gewesen sein und du hast ihn dir trotzdem für deine Streiche ausgesucht. Wer Blödsinn macht, muss halt dafür geradestehen - in dem Fall eben eine Erfahrung der übleren Art.

Bei meinen Eltern war es ähnlich und wir verstehen uns heute ganz gut und haben regelmäßig Kontakt. Ich weiß, dass sie mich lieben, halt auf ihre Art. Und ich liebe sie, auf meine Art. Die Vergangenheit hab ich in einer Therapie aufgearbeitet, ich erwartete und erwarte dahingehend gerade von meiner Mutter gar nichts. Weil - sie ist halt so. Sie ist nicht verpflichtet, irgendwas aufzuarbeiten oder meinen "moralischen Prinzipien" zu genügen. Ich genüge ihren ja auch nicht. Aber - wir verlangen es vom anderen auch nicht. Die Akzeptanz ist halt da. Und das ist ok, damit kann man arbeiten.
 

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