Hallo Leute,
in letzter Zeit bin ich (20, m) so verwirrt und unentschlossen dass ich es kaum noch ertragen kann. Seit dem Beginn meines Studiums zehrt jede soziale Interaktion an meinen Nerven und ich kann überhaupt nicht mehr locker bleiben. Leute ich werde so genau wie möglich sein im Verlauf des Textes und viele Details stecken in den vielen Absätzen. Ich hoffe dadurch könnt ihr euch ein genaues Bild machen.
Ein kleiner Überblick:
Seit meiner Kindheit hatte ich nie das Gefühl, zu wissen wo ich stehe. Das liegt einerseits daran, dass ich in der Grundschule nur Einsen und Zweien, im schlimmsten Fall eine Drei (wofür ich extrem Ärger von meinen Eltern einheimste, auch Strafen etc.) hatte. So flug mir alles zu und ab dem Gymnasium wurde mir das Verhängnis. Klar, jeder kennt Aussagen wie "lerne viel, sei gut in der Schule, mach was aus dir". Aber ich habe nie verstanden, dass man im Leben hart und immer an sich arbeiten muss.
Ich bekam eigentlich so gut wie alles was ich wollte, dafür dass ich aus einer Arbeiterfamilie komme, und doch fühlte ich mich zuhause nie richtig wohl. Mein Vater war immer beschäftigt damit, das Haus zu renovieren, verfiel aus anderen Gründen selbst in Depressionen und bekam es nie hin, seine Vaterrolle auszuüben. Bis vor kurzem hasste ich ihn dafür, aber nach langem Nachdenken und recherchieren in seinen Unterlagen wurde mir bewusst, dass ich kein Recht habe ihn dafür zu hassen. Er wurde als Kind selbst von seinen Eltern verstoßen und wurde von seiner Tante großgezogen, die ihn nicht mochte. Ihr müsst wissen, dass meine beiden Eltern aus der Türkei stammen und es selbst demensprechend schwer hatten, sich hier einzugliedern. Dad war eben immer fixiert auf das Haus und die Familie mit seinem körperlich anstrengenden Beruf übers Wasser zu halten. Er spricht zwar sehr sporadisch deutsch, aber es reicht, um sich mit jedem zu verständigen.
Meine Mutter spricht fließend deutsch und hat sich damals echt gut integriert, auch wenn sie in der Schule gemobbt und als "K*****" abgestempelt wurde. Mittlerweile ist sie streng, wirklich STRENG religiös geworden aufgrund des zeitnahen Todes ihrer Eltern 2011. Mich belastet das in der Hinsicht, dass sie mich ständig indirekt unter Druck setzt, selbst den Islam streng auszuüben, also mein eigenes Leben komplett dem Glauben zu widmen. An sich eine wirklich schöne Idee und sie meint es nicht böse, denn Religion lehrt den Menschen richtig praktiziert in Demut und Dankbarkeit, aber meine Mutter praktiziert den Glauben einfach nur noch, damit sie einen Grund hat selbst weiterzuleben. Sie ist emotional so vorbelastet durch ihre Geschwister, die sie alle hintergangen haben. Ich streite mich oft mit meiner Mutter wegen Banalitäten, und Aussagen wie "dir wird es richtig leid tun, wenn ich erst mal tot bin", "sei froh dass du überhaupt eine Mutter hast", oder Abstrafungen wie "du bist ein Hund" oder "du bringst schande über mich" waren damals an der Tagesordnung. Mittlerweile weiß ich, dass sie es nie so gemeint hat und sich danach in Grund und Boden geschämt hat, aber wenn man mit derlei Aussagen bombardiert wird, bleiben Spuren hängen und Trigger merke ich heute noch im sozialen Umfeld, die mich runterziehen.
Ich habe zwei ältere Schwestern. Die älteste, 28 und WIRKLICH glücklich verheiratet, hatte eine beschissene Kindheit. Schon beim schreiben steigt mein Puls und ich werde aggressiv. Mit 15 wurde sie vom Bruder meiner Mutter beinahe vergewaltigt und war traumatisiert. Ich erfuhr erst vor einigen Jahren davon, als meine Mutter so verzweifelt über meine Gleichgültigkeit im schultechnischen Bereich war, die ich bis dahin entwickelte. Sie konfrontierte mich mit dem Zeitungsartikel und nachdem ich gelesen hatte was da überhaupt gemeint ist, sah ich nur noch rot, rannte, um niemanden zu verletzen, in den Garten und ließ nichts mehr stehen und liegen. Meine Mutter verzweifelte noch mehr und entschuldigte sich und wünschte, sie hätte mir den Artikel niemals gezeigt. Ich beruhigte mich langsam und meinte, dass ich diesen Mann finden und töten werde, sobald die Zeit reif ist. Ich weiß, ich sollte nicht, die Konsequenzen sind es nicht wert und mittlerweile glaube ich weniger daran, dass ich dieses Versprechen einhalten werde, aber der seelische Schmerz und die Wut sind allgegenwärtig.
Die andere Schwester, 24, ist eine Sache für sich. Dadurch, dass sie das Mittelglied in der Geschwisterkette war, hatte sie immer zu kämpfen. Heute ist sie extrem launisch, bevormundend, unzufrieden in ihrem Job als Groß- und Außenhandelskauffrau, herablassend und macht ständig Anschuldigungen auch mir gegenüber. Was sie am meisten stört, ist dass ich mir nichts dir nichts 150 km weg zum studieren gezogen bin und sie noch nicht mal abends in die nächste Stadt fahren darf mit ihrer Freundin. Ich versuche ihr nicht böse zu sein, aber ich kann mein Verständnis nicht zeigen.
Nun wieder zu meiner Story. Wie gesagt, auch am Gymnasium war ich faul, aber wurde immer wieder versetzt, also kein Problem. Bis zur 8. Klasse war ich immer Klassenclown und machte jeden Mist, nur damit ich lustig rüberkomme. Ich erinnere mich daran, dass die Klasse morgens auf den Lehrer wartete und ich wieder irgendwelche faxen machte. Eine Aussage vom Mitschüler: "du bist nicht witzig" gab mir den Rest. Ich rannte weinend raus und war extrem verletzt und zerstört, weil mich das damals so mitnahm. Heute finde ich das lächerlich, aber bestimmte Aussagen meiner Mitmenschen lösen immernoch Trigger aus, die mich psychisch fertig machen. Das stupide ist, dass ich nicht mal systematisch gemobbt wurde, ich hatte immer mindestens 2 3 Leute in der Schule, mit denen ich abhang. Ab der 8. Klasse ging es relativ bergauf, was das soziale anbelang. Lars wurde zu meinem besten Freund, ich übernachtete ab und zu bei ihm und wir machten alles zusammen. Aber ich hatte trotzdem immer dieses unbewusste Gefühl, wie ein Splitter im Kopf, undefinierbar und damals wusste ich das gar nicht, dass ich mich einfach nur anpasse und mich deshalb so gut mit ihm verstand. Wir hatten einen Mitschüler, der von niemandem gemocht wurde, weil er der typische Mobber war, und weil er allein war, konnte er zum Glück niemanden richtig mobben, aber er war eben nervig. Trotzdem verstand man sich ab und zu mit ihm. Auch mit ihm hing ich ab und zu ab, obwohl ich eigentlich nie wollte. Naja, mittlerweile sitzt er 5 Jahre im Gefängnis ab weil er zwei Mädchen vergewaltigt hat. Hat mich mit Freude erfüllt das zu hören.
Das mit dem anpassen zog sich bis in die 12. Klasse, in der es mir richtig komisch ging. Wenn ich so zurückblicke, habe ich nie wirklich dazugehört und bin einfach nur mitgelaufen. Faul war ich immernoch und die Noten wurden diesmal richtig schlecht. Am Ende wollte ich die Stufe wiederholen, damit ich mein Abi noch retten kann. Ich muss sagen, dass dies eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war. In der neuen Klasse lernte ich echt nette Leute kennen, mit denen wir auf Stufa und Exkursen den größten Spaß hatten. Wir verstanden uns prächtig und ich entwickelte so langsam eine Persönlichkeit, auf die ich stolz war. Ich wurde zum coolen Zeitgenossen, der nebenbei als Barkeeper sein Taschengeld verdiente, dem man alles erzählen konnte und der auch sagte, wenn ihm was nicht passt. Ich gab Olli damals so viel halt in seiner Beziehungskrise und ließ ihn immer meine Meinung hören, auch wenn sie ihm nicht passt.
Aber bei mir lief es nie wirklich so, dass ich sagen konnte "ich hab alles im Griff, Zukunft ich komme". Ich wusste nie was ich will und nahm die Zukunft zu locker. Die Noten waren so lala im Dreierbereich, wieder ohne viel zu lernen, aber ich fand mich damit ab. Das abi machte ich mit 3,3.
Im Juni 2015, also kurz nach dem Abi, begann ich bei einem alten Schulkameraden meiner Schwester zu arbeiten. Er gründete ein Sicherheitsunternehmen und stellte mich als ersten Mitarbeiter ein. Die nächsten Wochen vergingen mit Arbeiten. Ich verdiente teilweise um die 2000 Euro im Monat und abgesehen von den 600-800 Euro, die ich montalich bei meiner Mutter ließ für Notfälle, schmiss ich das Geld einfach wieder raus. Ohne es zu bemerken wurde ich abgehoben da ich ja nun mein Geld verdiente, streitete mich immer mehr mit meiner Familie und wurde immer teilnahmsloser. Ich zockte nur noch und jeder war mir egal weil mir jeder auf die Nerven ging. Pflichten hatte ich echt nicht viele, und denen ging ich nur noch nach, damit ich nicht mehr damit genervt werde.
Meine Leichtgläubigkeit und mein Pflichtbewusstsein versuchte mein Chef auszunutzen. Er hob mich immer in den Himmel, verlangte 100 Kilometer Fahrt für 5 Stunden Arbeit, aber wenn es wirklich zu weit ging, sagte ich einfach nein. Es war ein sehr unorganisiertes Arbeitsverhältnis, ich weiß bis heute nicht, ob ich als Aushilfe oder fest angestellt war. Sehr schlimm war die Zeit ab Dezember 2015. Ein Flüchtlingslager eröffnete in unserer Stadt und von nun an schiebte ich dort 12er Schichten. Ich entwickelte eine Missgunst gegenüber jedem Arbeitskollegen, ich fing an alle zu hassen aber zeigte es nie. Ich heuchelte Interesse vor, wenn mir jemand auf der Arbeit etwas erzählte und dachte nur daran, wann er endlich die Schnauze hält. Immer öfter merkte ich, wie andere versuchen, mir direkt und indirekt ihre Lebensweisheiten und Glaubenssätze wahr zu machen. Ich sagte zu allem ja und amen, einfach nur um meine Ruhe zu haben und wartete das Schichtende ab. Nach Feierabend ging ich nach Hause, schlief, und ging wieder zur Arbeit. Teilweise entlud ich meine Gereiztheit und beschwerte mich über Umstände auf der Arbeit, nur um dann gesagt zu bekommen, ich wäre nur hier um meine Arbeit zu machen. Wir waren als Subunternehmen dort eingesetzt, also genossen wir keine Vorteile wie mal telefonieren oder bei Gelegenheit Pause machen. Mein direkter Chef, also der alte Kumpel meiner Schwester, redete mir Sachen ein wie "unsere Auftraggeber haben keine Ahnung, die sind dumm, mach deine Arbeit und geh nach Hause". Leute ich bin beim schreiben gerade echt verwirrt, weil ich momentan anders zu denken versuche als damals, aber ich gebe mir Mühe, es so neutral wie möglich zu beschreiben. Auf jeden Fall hatte ich immer nur einen Gedanken im Kopf, wenn mir jemand was erzählte: "halt deine fresse, deine Probleme interessieren mich nicht, es sind deine Probleme". Aber trotzdem hörte ich zu und gab sogar relativ guten Rat.
Auf einem anderen Objekt war ich mit jemand anderem, nennen wir ihn Ali, eingeteilt. Ich kannte Ali gar nicht bis dahin, und die ersten Tage waren echt oberflächlich. Irgendwann gingen wir aufeinander zu, da wir 5 Tage die Woche 10 Stunden lang im selben Kasten als Werkschutzmitarbeiter saßen. Er war von außen betrachtet einfach nur aggressiv und launisch, aber wir verstanden uns echt prächtig. Wir hatten so viel Spaß auf der Arbeit und freuten uns sogar uns zu sehen. Dafür, dass die Arbeit an sich so monoton war, ging es kaum besser. Er lernte eine Frau kennen und berichtete mir jeden Tag über sie. Sie verlobten sich kurz darauf und es kam immer wieder zu Streits zwischen den beiden. Teilweise so heftig, dass Ali zu spät zur Arbeit kam und seine Arbeit nicht mehr machte. Ich hörte ihm in Ruhephasen immer zu und er redete sich alles von der Seele, da er mir alles anvertraute. Ich schickte ihn ab und zu zum Auto, damit er sich hinlegen kann und übernahm seine Arbeit. Das belastete mich nicht mal, ich bekam es hin. Irgendwann jedoch sprach ich Klartext mit ihm und meinte, dass es so nicht weitergehen konnte, mit dem zu spät kommen und ständig abwesend sein. Es tat ihm leid und er gab sich Mühe sich zu verbessern. Es ging auch echt gut voran, sie vertrugen sich wieder, manchmal ging es hin und her, aber passte. Ich erzählte ihm auch von meinen Sorgen und Problemen und er hörte sie sich immer an. Wir entwickelten eine herzliche echte Freundschaft und ich bin wirklich froh ihn kennengelernt zu haben. So denke ich bei wenigen Frendschaften. Ich habe dutzende Freunde, denen ich vom Unileben erzählen kann, aber nicht von meinem gewachsten Rücken, wenn ihr versteht was ich meine. Und trotzdem dachte ich des öfteren auch bei ihm einfach nur: "Junge komm klar". Dafür hasste ich mich im Nahhinein.
Auf Druck von meriner Familie fing ich im Oktober 16 an Grunschullehramt zu studieren. Ich trat einer Studentenverbindung bei. Das heißt: Lebensbund von Studenten, befreundet auch nach dem Studium, hoher Alkoholkonsum, in der Anfangszeit muss man tun was einem gesagt wird (bei uns aber relativ entspannt, es gibt keine Drills etc.), Veranstaltungen und Pflichten. Also nach der Uni nicht viel Freizeit.
So fing ein neuer Lebensabschnitt an. Ich zog in die Unistadt und lernte Kommilitonen und viele neue Leute kennen. Ich weiß noch, dass ich am Anfang alles anders machen wollte. Ich wollte jemand sein, der respektiert und anerkannt wird, jemand mit dem nicht leicht Kirschenessen ist. Hat auch gut geklappt zu Beginn, wenn jemand Sachen wie "ey digga" oder "du opfer" sagte, machte ich klar, dass ich das nicht cool fand, woraufhin die Leute sich entschuldigten und es versuchten nicht mehr zu sagen. Am Anfang war ich echt passiv, ging auf niemanden zu, ich ließ die Leute auf mich zukommen. Ich glaube ich hatte einfach kein Interesse. So kam es, dass mich ein Mädchen zum rauchen einlud, nennen wir sie Jasmin. Sie war klein, brünette, gelockte Haare, kastanienbraune Augen, einfach zauberhaft. Wir redeten und verstanden uns ganz ok. Abends fingen wir an zu telefonieren und verstanden uns auf Anhieb. Jeden Tag 6 7 Stunden telefoniert und ich verliebte mich in sie. Sie war am Anfang so süß zu mir, machte mir Komplimente und ich ihr, wollte in dem Moment neben mir sein etc. Ich hatte das Gefühl, dass auch sie in mich verliebt war; ach wie dumm wir Männer nur sein können. So wie sie sich gab, war sie leichtgläubig aber hart, ist eine die ohne mit der Wimper zu zucken den Kontakt abbrechen kann. Eine die sich jemandem komplett anvertraut oder gar nicht erst mit der Person redet. Eines Tages beim telefonieren fragte ich sie, was sie von uns denkt. Ihre Antwort, dass wir uns richtig gut verstehen würden und dass sie mich echt gern hätte. Ich machte ihr das Angebot, dass wir uns noch näher kennenlernen und einen Schritt weitergehen sollten, und dass wenn sie verneinte, ich den Kontakt abbrechen würde. Sie war schockiert und fragte mich ob ich das ernst meinte. Ich bejahte. Sie wurde sauer und meinte, dass sie das nicht könnte und bittete mich, es nicht ernst zu meinen. Ich zog es durch und hörte nur noch, wie sie anfing zu schluchzen und legte auf. Ich war sauer, sauer dass ich so hart war und wollte das nicht mal sagen, aber ich war zu impulsiv.
Am nächsten Tag schrieb sie mich an und meinte nur, sie fände es dumm, dass ich nicht mehr mit ihr redete. Nach kurzer Diskussion rief ich sie an und ich entschuldigte mich. Sie war sauer und wollte, dass ich sowas nie wieder tue. Ich war noch wütender, weil ich mich klein fühlte, aber schluckte. Die nächsten Tage hingen wir zu dritt mit einer anderen Freundin ab, die sich insgeheim darüber aufregte, dass ich mit Jasmin mich so gut verstand. Es war ein komisches Verhältnis. Nennen wir das andere Mädchen Lea (türkin, Kopftuchträgerin). Jasmin, Lea und ich hingen ab, und ich war relativ ruhig die ganze Zeit über. Ich glaube ich verstellte mich die ganze Zeit. Ich tat einen auf männlich und stark. Naja, irgendwann holte ich Jasmin morgens vor der Uni vom Bahnhof ab und Lea wollte sie mit dem Auto abholen. Die Zeit wurde knapp und ich meinte, Lea solle direkt zur uni fahren und wir mit dem Bus zur Uni. Das regte Lea auf und sie war sauer, meinte ich würde einen Keil zwischen die beiden treiben wollen. Ich dachte mir nur "wtf was geht bei ihr ab". Irgendwann war wieder gut und wir verstanden uns wieder. Mein Problem über die ganze Zeit war dass ich immernoch irgendwo in Jasmin verknallt war aber es mir nicht anmerken ließ. Ich war teilweise distanziert zu ihr. Als wir abends gemütlich schrieben, fragte sie mich, warum ich sie heute ignoriert hätte. Ich dachte mir "geil, sie macht sich sorgen, geil sie will meine Nähe". Aber ich schrieb ihr nur, dass es ihr nur so vorkam.
Nächstes Problem: Ich hatte auch was mit anderen Mädchen aus der Uni zu tun (90% des Studienganges besteht aus Mädchen), mit denen ich mich ganz cool verstand. Das regte Jasmin auf das gefiel mir irgendwie. Diesmal war ich ehrlich und meinte nur, dass ich jeden kennenlernen will und dass sie nicht auf die Idee kommen soll, mit wem ich wann was zu tun habe. Sie war eifersüchtig, sagte sie mir selbst, auch wenn nur auf frendschaftliche Art. Und hey, auch das gefiel mir.
Irgendwann kam Emre ins Spiel. Bis dahin unbekannt, lernten Jasmin und Emre sich im Zug kennen. Das erzählte sie mir abends am Telefon und sie schwärmte darüber wie witzig er doch sei. Mir gefiel das ganze überhaupt nicht, und ich tat als ob ich es cool fand dass wir nun zu viert sind. Ich hatte direkt eine Abneigung gegen diesen Jungen, obwohl ich ihn nicht mal kannte. Wieder in der Uni, empfand ich eine angespannte Atmosphäre als wir zu viert in der Vorlesung saßen. Jasmin und Emre machten die ganze Zeit faxen, während Lea und ich kurz mitmachten, aber aufpassten. In mir stieg eine Wut über die beiden an, dass sie sich so gut verstanden, aber ich zeigte es nicht. Ich hatte Phantasien, wie sie mit Emre eng umschlungen im Zug saß und sie rummachten und es sich an der Uni nicht anmerken ließen. Denn immerhin schmiegte sie sich an mich in Seminaren und suchte meine Körperliche Nähe.
Wir gingen zu viert in die Shishabar und ich sie redete mit Emre als wenn sie in ihn verliebt wäre. "Emre setz dich neben mich bitte". Und sie machten wieder faxen. Emre lehnte seinen Arm um ihre Schulter und das gab mir den Rest, als es ihr gefiel. Ich bekam Atemnot und Schwindel und war richtig aggressiv, aber ließ mir nichts anmerken. Jasmin machte im Sitzen Tanzbewegungen und zeigte kurz mit dem Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger geballt eine Geste in meine Richtung. Das reizte mich noch mehr. Wir verabschiedeten uns und zu Hause rief ich sie an. Ich schrie sie an und fragte was das alles in der Shishabar sollte. Sie war verwundert und wusste nicht mal worüber ich mich aufregte. Ich meinte nur, diese Spielerei mit Emre und die Geste. Auf einmal rastete sie aus und meinte, wer ich sei sie sowas zu fragen und dass sie tun und lassen könne was sie wolle. Ich meinte dass sie unanständig sei und überhaupt nicht mehr so süß wie am Anfang. Ganz ehrlich, dass war alles vorgeschoben von mir und ich wollte einfach nur, dass sie sich mir hingibt, obwohl ich ihr wohl nicht die emotionale Sicherheit geben konnte wie Emre, denn die beiden telefonierten von nun an nur noch und klärten sogar, wie sie sich für die Uni anziehen sollen.
Später rief sie mich wieder and und entschuldigte sich, meinte aber, ich hätte überreagiert. Ich meinte nur, sie solle aufpassen wie sie sich verhält und ich es nur gut meine. Ganz ehrlich, gut war es nie. Es regte mich immer wieder auf, wenn ich seine Visage sah und war erfüllt von Eifersucht. Jasmin und ich wollten so viel zusammen machen, wir wollten was bei mir daheim trinken (ich würde mit ihr Sex haben wollen), zusammen in ein teures Cafe gehen, und viel mehr. Aber diese immense Eifersucht hat mich immer wieder davon abgehalten, einfach mal locker zu sein und mein wahres Ich zu zeigen.
Weitere Ereignisse, in denen ich mir nichts anmerken ließ:
- Emre Jasmin und ich rauchten eine, und Jasmin ließ sich die Kippe von Emre anzünden, obwohl sie mir mal sagte, dass sie das nie machen würde
- Emre und Jasmin machten Insiderwitze und ignorierten mich komplett
- Emre und Jasmin kamen im Partnerlook zur Uni
Nach einigen Wochen hatten Jasmin und Lea sich zerstritten, da Lea es nicht mehr aushielt, dass Jasmin so viel mit Emre und mir und nicht mit ihr unternam. Ich versuchte mich da raus zu halten, und doch kamen beide getrennt auf mich zu und erzählten mir was passiert ist. Ich versuchte neutral zu bleiben und brachte echtes Verständnis für beide auf, aber warnte die beiden davor mich auf eine Seite zu ziehen, da ich beide gern hatte. Das akzeptierten sie und wagten es nicht, neben mir über die jeweils andere zu lästern, und wenn sie es taten, erinnerte ich sie und sie waren direkt ruhig. Die nächste Zeit war ich ständig in Gedanken, wann sie wie oft telefonierten, was sie für Sachen um Zug machten und kam aus dem Gedankenkreisel nicht mehr raus. Ich war apathisch zu Hause und bei vielleicht 30% meiner geistigen Verfügbarkeit.
Irgendwann platzte ich aus allen Nähten. Jasmin und ich waren auf dem Weg in ein Seminar. Emre kam mit um sie zu begleiten. Als wir dort waren, wollte er sie auf die Backe küssen und sie schaute mich an und brachte ein hektisches "nein" über die Lippen. Das reizte mich schon. Im Seminar schrieben die beiden und ich las mit. Er schrieb ihr sowas wie "ich geb dir nen kuss :*" ihre antwort waren zwei dieser lachsmiley mit tränen. Ich schaute sie nur an und sie fragte was los war. Ich stand auf und forderte sie auf mitzukommen. Draußen war sie komplett kleinlich und ich fragte sie, was das mit Emre soll. Sie wusste nicht worum es geht und war geschockt. Ich meinte dass sie aufhören soll diese Spielchen zu spielen und mich zu manipulieren. Erst ist sie mir gegenüber extrem anhänglich und nun mit Emre, nur um wenn Emre weg ist wieder zu mir angekrochen zu kommen. Außerdem bezeichnete ich sie als manipulativ und mitleidserregend nur um Anerkennung zu bekommen. In dem Moment wollte ich sie einfach nur verletzen und war nicht klar im Kopf. Sie war erschüttert darüber und rastete selbst aus und meinte, ich würde sie immer verletzen und fing an zu schluchzen. Ich blieb hart und meinte sie solle fern von mir bleiben. Das war es dann, wir redeten nicht mehr. Ich war einerseits befreit, andererseits erfüllt von Schuld und Scham.
Ich lenkte mich mit Lea ab, die selbst ziemlich hektisch und impulsiv ist. Aber ihr gegenüber habe ich nicht die selben Gefühle wir zu Jasmin entwickelt.
Nach einigen Wochen vertrugen Jasmin und ich uns wieder und sie meinte nur, dass ich schlimme Dinge zu ihr gesagt habe, die sie nie vergessen würde. Ich fühlte mich überfordert und konnte kaum rational Argumentieren, aber wir redeten immerhin wieder. Aber keinesfalls wir früher. Es waren immer sehr angespannte Gespräche und Chats.
Ich überwindete die Eifersucht nie.
Erst vor kurzem haben wir wieder intensiv geschrieben. Es war um 4 Uhr nachts, hier der Chat (namen geändert und übersetzt:
[03:25, 16.3.2017] j: ich bin so am arscg
[03:25, 16.3.2017] j: h
[03:26, 16.3.2017] +49 1525 : Gefühlsmäßig?
[03:27, 16.3.2017] +49 1525 : Lass dir zeit
[03:43, 16.3.2017] j: wobei
[03:44, 16.3.2017] +49 1525 : Beim schreiben
[03:46, 16.3.2017] j: will nucgr schreuben
[03:46, 16.3.2017] +49 1525 : Aber du bist müde
[03:46, 16.3.2017] +49 1525 : Und schläfst gleich ein
[03:47, 16.3.2017] j: jetzt
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Wach
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : ?
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Heyyyy
[03:47, 16.3.2017] j: ja
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : nicht einschlafen
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Augen auf
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Im Straßenverkehr
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : !!!!!!!
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : Snsnsnsns
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : Feierabend
[03:48, 16.3.2017] j: bekdneebje
[03:48, 16.3.2017] j: du bist voll firs
[03:48, 16.3.2017] j: fies
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : ja
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : Willst du schlafen
[03:49, 16.3.2017] +49 1525 : gute nacht
[03:49, 16.3.2017] +49 1525 : Fang
[03:49, 16.3.2017] +49 1525 : ???? (schokolade)
[03:50, 16.3.2017] j: blödmann
[03:50, 16.3.2017] j: bin ich ein hund
[03:50, 16.3.2017] +49 1525 : Ich hab nach korbach geworfen
[03:51, 16.3.2017] j: ich bin aber keineb schokolaödw
[03:52, 16.3.2017] +49 1525 : Zu spät ist schon unterwegs
[03:52, 16.3.2017] j: nicht angekommen
[03:53, 16.3.2017] +49 1525 : Dauert
[03:53, 16.3.2017] +49 1525 : 300 km
[03:53, 16.3.2017] j: fajr mal nach korbacg
[03:53, 16.3.2017] j: und klopf an meinem fenster
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Dann wieder gehen?
[03:54, 16.3.2017] j: ja kurz reden
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Eine rauchen
[03:54, 16.3.2017] j: schokolade
[03:54, 16.3.2017] j: ja genau perfekt
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Ich liebe sowas
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Stundenlang fahren für eine Kleinigkeit
[03:55, 16.3.2017] +49 1525 : nicht einschlafen
[03:55, 16.3.2017] j: komm
[03:56, 16.3.2017] +49 1525 : nicht einschlafen
[03:56, 16.3.2017] +49 1525 : kann ich dir nicht versprechen
[04:00, 16.3.2017] j: bin am penne jetzt
[04:00, 16.3.2017] j: gtue nacht
[04:00, 16.3.2017] j: komm wann anders
[04:00, 16.3.2017] j: mit blimen
[04:00, 16.3.2017] j: blumen
[04:00, 16.3.2017] j: okay?
[04:00, 16.3.2017] j: und schokobrunnen
[04:00, 16.3.2017] j: gute nachhhhhhhht
[04:02, 16.3.2017] j: eyyyyyy
[04:02, 16.3.2017] +49 1525 : ja?
[04:02, 16.3.2017] j: wollen wir reden?
[04:02, 16.3.2017] +49 1525 : ruf an
Ich weiß, der Chat hört sich megasüß an. Aber das war einmalig in den letzten Wochen. Bis dahin war sie ständig zickig und kalt, während ich cool blieb. Wir haben telefoniert und sie meinte, sie vermisse Emre. Ich fragte was sie damit meint. Sie meinte er sei in der Türkei. Trigger. Ich fragte sie ganz ruhig, ob ich Emres Ersatz sei. Sie rastete aus und fragte wie ich darauf komme, und dass ich ihn so oder so nicht ersetzen könne, und dass er für immer an erster Stelle sei. Ich nahm das diesmal sogar echt locker auf und fragte sie, warum sie ausrastete. Sie meinte, ich hätte Komplexe und wie ich auf so Ideen käme. Irgendwann legten wir auf. Drei Tage ist das her und seitdem wieder angespannte Chats. Und ganz ehrlich ich bin am überlege ob ich wieder den Kontakt abbrechen soll weil ich nicht mehr klarkomme. Ich sehe den Fehler bei mir, da ich wirklich Minderwertigkeitskomplexe entwickelt habe und nicht darauf klarkomme, wenn man mir Zuneigung zeigt. Ich bin in so Momenten überfordert und denke mir, die Person meint es nicht ernst oder macht sich lusitg. Ich hasse mich dafür, dass ich kaum noch Sympathie entwickeln kann und alles in den falschen Hals bekomme. Manchmal bin ich am verzweifeln, ob ich überhaupt noch echte Gefühle entwickeln kann. Ich habe meinen besten Kumpel und meinen Couseng, denen ich alles anvertrauen kann, aber sie können mir nicht weiterhelfen und das nehme ich ihnen nicht mal übel. Ehrlich nicht. Mittlerweile habe ich einfach eine grundlegende Antipathie gegenüber jedem und habe paranoide Phantasien, wann die nächste Schuldzuweisung oder Bevormundung kommt. Ich reagiere gereizt auf jeden Kommentar und tue mir überhaupt nicht gut.
Ich habe viel, wirklich viel darüber gelesen, was mit mir los sein könnte, warum ich so bin wie ich bin. Warum ich mich teilweise komplett verstelle und warum ich überhaupt keine Zuneigung zeigen kann. In mir sind Anteile einer generalisierten Angststörungen (leichte Panikattacken ohne Anlass), Depression bin ich ziemlich sicher (war einmal beim Psychologen, alles erzählt, Diagnose mittlere Dep. Episode; bin danach nie wieder hin weil der Therapeut ein schlafender alter Mann war), Borderline (keine affektregulation, instabile beziehungen, will gleichzeitig nähe und geborgenheit aber lehne sie ab wenn sie da ist, angst allein zu sein), paranoide ps (ich werte alles so, als ob mir das gegenüber schaden will, zwangsphantasien und gedanken) und, da bin ich mir echt sicher, eine naiv-aggressive ps.
Warum Naiv-Aggressiv? Das Krankheitsbild beschreibt mich quasi, und ich war schockiert, als ich es gelesen habe:
- Ablenkung von ihrer Selbstwertproblematik, den zwanghaften Drang verspüren, von anderen anerkannt zu werden, indem sie vermeintlich "Gutes" tun und die "Welt verbessern" wollen. Um von den eigenen Problemen und dem Hass auf sich selbst und das unmittelbare Umfeld abzulenken, setzen sie ihren Fokus auf alles, was möglichst anders, fremd und weit weg ist (massive externale Fokussierung).
- Rolle des Weltverbesserers oder Missionars sind naiv-aggressiven Persönlichkeiten bestrebt, Respekt und Anerkennung für ihr Streben oder Wirken zu erhalten,um die eigene Leere aufzufüllen. Indem sich sich mit einer fixen überwertigen Idee für eine vermeintlich gute Sache einsetzen, fühlen sie sich selbst gut und [COLOR=hsl(0, 0%, 0%)]erhalten[/COLOR] somit das Gefühl, das in der Kindheit ggf. vermisst wurde.
- Aufgrund ihrer künstlich erzeugten Erfolgserlebnisse können ihre fixen überwertigen Ideen nahezu wahnhaft entarten (Beispiel: Adolf Hitler). Andere Ansichten verstehen sie nicht und lassen sie nicht gelten. Menschen mit einer naiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung schaffen sich ihre eigenen Moralvorstellungen und vertreten diese vehement nach außen. Dabei besteht der Hang, die Lebensweise anderer Menschen (möglichst vollkommen) zu dominieren.
- Die naive Persönlichkeit kennzeichnet sich auf den ersten Blick durch scheinbar besonders großzügiges Verhalten oder übertriebenen Altruismus. Dem Anschein nach verfolgen viele Betroffene humanistische, altruistische oder religiöse Lebensziele. Tatsächlich geht es aber nicht um das "Gutsein", sondern um die Aufrechterhaltung und Überspielung eines Wunschbildes, das - wie bei der narzisstischen Persönlichkeitstörung - übertrieben nach außen gezeigt wird.
Quelle: https://www.imageberater-nrw.de/psychologie/hintergrundwissen-naive-persönlichkeitsstörung/
Wie gesagt, beschreibt mich 1 zu 1. Ich mache viel Gutes, nicht weil ich innerlich gut bin, sondern weil ich die Reaktion von außen genieße und verurteile jeden, der egoistisch ist.
Ich weiß nicht mehr, was ich fühle und was meine Überzeugungen sind. Ich glaube ich habe gar keine. Ich habe mich viel über Persönlichkeitsentwicklung informiert und finde das Konzept geil, dass fast jeder irgendwie das Problem hat, nicht er selbst sein zu können aufgrund gesellschaftlicher Umstände. Ich möchte aus diesem Wesen ausbrechen, aber ich weiß nicht, ob in mir dieses wahrhaft gute, echte Liebe steckt. Bin ich wieder nur paranoid und selbstherablassend oder gibt es wirklich Menschen, die einfach so sind?
Das witzige ist, dass ich kein einschneidendes Erlebnis hatte, wo man sagen könnte "wow, kein wunder dass er so ist, ich verstehe ihn". Ich hatte ja alles was ich brauchte in meiner Kindheit, aber Dad war halt nie dabei. Von meiner Schwester kommen auch ständig Vorwürfe, ich hätte gar kein Recht m ich zu beschweren, ich hätte es ja nie hart oder so.
Leute, ich habe 5 Stunden für diesen Text gebraucht und ich würde gerne noch so viel mehr erzählen, aber erstens kann ich nicht mehr und zweitens denke ich mal das reicht fürs erste. Ich bin jedem wirklich dankbar der das liest und würde mich über jeden Ratschlag freuen. Das ist gerade wahnsinnig befreien, weil das einfach 1 zu 1 meine Gedanken waren und mich hier niemand verurteilen wird.
in letzter Zeit bin ich (20, m) so verwirrt und unentschlossen dass ich es kaum noch ertragen kann. Seit dem Beginn meines Studiums zehrt jede soziale Interaktion an meinen Nerven und ich kann überhaupt nicht mehr locker bleiben. Leute ich werde so genau wie möglich sein im Verlauf des Textes und viele Details stecken in den vielen Absätzen. Ich hoffe dadurch könnt ihr euch ein genaues Bild machen.
Ein kleiner Überblick:
Seit meiner Kindheit hatte ich nie das Gefühl, zu wissen wo ich stehe. Das liegt einerseits daran, dass ich in der Grundschule nur Einsen und Zweien, im schlimmsten Fall eine Drei (wofür ich extrem Ärger von meinen Eltern einheimste, auch Strafen etc.) hatte. So flug mir alles zu und ab dem Gymnasium wurde mir das Verhängnis. Klar, jeder kennt Aussagen wie "lerne viel, sei gut in der Schule, mach was aus dir". Aber ich habe nie verstanden, dass man im Leben hart und immer an sich arbeiten muss.
Ich bekam eigentlich so gut wie alles was ich wollte, dafür dass ich aus einer Arbeiterfamilie komme, und doch fühlte ich mich zuhause nie richtig wohl. Mein Vater war immer beschäftigt damit, das Haus zu renovieren, verfiel aus anderen Gründen selbst in Depressionen und bekam es nie hin, seine Vaterrolle auszuüben. Bis vor kurzem hasste ich ihn dafür, aber nach langem Nachdenken und recherchieren in seinen Unterlagen wurde mir bewusst, dass ich kein Recht habe ihn dafür zu hassen. Er wurde als Kind selbst von seinen Eltern verstoßen und wurde von seiner Tante großgezogen, die ihn nicht mochte. Ihr müsst wissen, dass meine beiden Eltern aus der Türkei stammen und es selbst demensprechend schwer hatten, sich hier einzugliedern. Dad war eben immer fixiert auf das Haus und die Familie mit seinem körperlich anstrengenden Beruf übers Wasser zu halten. Er spricht zwar sehr sporadisch deutsch, aber es reicht, um sich mit jedem zu verständigen.
Meine Mutter spricht fließend deutsch und hat sich damals echt gut integriert, auch wenn sie in der Schule gemobbt und als "K*****" abgestempelt wurde. Mittlerweile ist sie streng, wirklich STRENG religiös geworden aufgrund des zeitnahen Todes ihrer Eltern 2011. Mich belastet das in der Hinsicht, dass sie mich ständig indirekt unter Druck setzt, selbst den Islam streng auszuüben, also mein eigenes Leben komplett dem Glauben zu widmen. An sich eine wirklich schöne Idee und sie meint es nicht böse, denn Religion lehrt den Menschen richtig praktiziert in Demut und Dankbarkeit, aber meine Mutter praktiziert den Glauben einfach nur noch, damit sie einen Grund hat selbst weiterzuleben. Sie ist emotional so vorbelastet durch ihre Geschwister, die sie alle hintergangen haben. Ich streite mich oft mit meiner Mutter wegen Banalitäten, und Aussagen wie "dir wird es richtig leid tun, wenn ich erst mal tot bin", "sei froh dass du überhaupt eine Mutter hast", oder Abstrafungen wie "du bist ein Hund" oder "du bringst schande über mich" waren damals an der Tagesordnung. Mittlerweile weiß ich, dass sie es nie so gemeint hat und sich danach in Grund und Boden geschämt hat, aber wenn man mit derlei Aussagen bombardiert wird, bleiben Spuren hängen und Trigger merke ich heute noch im sozialen Umfeld, die mich runterziehen.
Ich habe zwei ältere Schwestern. Die älteste, 28 und WIRKLICH glücklich verheiratet, hatte eine beschissene Kindheit. Schon beim schreiben steigt mein Puls und ich werde aggressiv. Mit 15 wurde sie vom Bruder meiner Mutter beinahe vergewaltigt und war traumatisiert. Ich erfuhr erst vor einigen Jahren davon, als meine Mutter so verzweifelt über meine Gleichgültigkeit im schultechnischen Bereich war, die ich bis dahin entwickelte. Sie konfrontierte mich mit dem Zeitungsartikel und nachdem ich gelesen hatte was da überhaupt gemeint ist, sah ich nur noch rot, rannte, um niemanden zu verletzen, in den Garten und ließ nichts mehr stehen und liegen. Meine Mutter verzweifelte noch mehr und entschuldigte sich und wünschte, sie hätte mir den Artikel niemals gezeigt. Ich beruhigte mich langsam und meinte, dass ich diesen Mann finden und töten werde, sobald die Zeit reif ist. Ich weiß, ich sollte nicht, die Konsequenzen sind es nicht wert und mittlerweile glaube ich weniger daran, dass ich dieses Versprechen einhalten werde, aber der seelische Schmerz und die Wut sind allgegenwärtig.
Die andere Schwester, 24, ist eine Sache für sich. Dadurch, dass sie das Mittelglied in der Geschwisterkette war, hatte sie immer zu kämpfen. Heute ist sie extrem launisch, bevormundend, unzufrieden in ihrem Job als Groß- und Außenhandelskauffrau, herablassend und macht ständig Anschuldigungen auch mir gegenüber. Was sie am meisten stört, ist dass ich mir nichts dir nichts 150 km weg zum studieren gezogen bin und sie noch nicht mal abends in die nächste Stadt fahren darf mit ihrer Freundin. Ich versuche ihr nicht böse zu sein, aber ich kann mein Verständnis nicht zeigen.
Nun wieder zu meiner Story. Wie gesagt, auch am Gymnasium war ich faul, aber wurde immer wieder versetzt, also kein Problem. Bis zur 8. Klasse war ich immer Klassenclown und machte jeden Mist, nur damit ich lustig rüberkomme. Ich erinnere mich daran, dass die Klasse morgens auf den Lehrer wartete und ich wieder irgendwelche faxen machte. Eine Aussage vom Mitschüler: "du bist nicht witzig" gab mir den Rest. Ich rannte weinend raus und war extrem verletzt und zerstört, weil mich das damals so mitnahm. Heute finde ich das lächerlich, aber bestimmte Aussagen meiner Mitmenschen lösen immernoch Trigger aus, die mich psychisch fertig machen. Das stupide ist, dass ich nicht mal systematisch gemobbt wurde, ich hatte immer mindestens 2 3 Leute in der Schule, mit denen ich abhang. Ab der 8. Klasse ging es relativ bergauf, was das soziale anbelang. Lars wurde zu meinem besten Freund, ich übernachtete ab und zu bei ihm und wir machten alles zusammen. Aber ich hatte trotzdem immer dieses unbewusste Gefühl, wie ein Splitter im Kopf, undefinierbar und damals wusste ich das gar nicht, dass ich mich einfach nur anpasse und mich deshalb so gut mit ihm verstand. Wir hatten einen Mitschüler, der von niemandem gemocht wurde, weil er der typische Mobber war, und weil er allein war, konnte er zum Glück niemanden richtig mobben, aber er war eben nervig. Trotzdem verstand man sich ab und zu mit ihm. Auch mit ihm hing ich ab und zu ab, obwohl ich eigentlich nie wollte. Naja, mittlerweile sitzt er 5 Jahre im Gefängnis ab weil er zwei Mädchen vergewaltigt hat. Hat mich mit Freude erfüllt das zu hören.
Das mit dem anpassen zog sich bis in die 12. Klasse, in der es mir richtig komisch ging. Wenn ich so zurückblicke, habe ich nie wirklich dazugehört und bin einfach nur mitgelaufen. Faul war ich immernoch und die Noten wurden diesmal richtig schlecht. Am Ende wollte ich die Stufe wiederholen, damit ich mein Abi noch retten kann. Ich muss sagen, dass dies eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war. In der neuen Klasse lernte ich echt nette Leute kennen, mit denen wir auf Stufa und Exkursen den größten Spaß hatten. Wir verstanden uns prächtig und ich entwickelte so langsam eine Persönlichkeit, auf die ich stolz war. Ich wurde zum coolen Zeitgenossen, der nebenbei als Barkeeper sein Taschengeld verdiente, dem man alles erzählen konnte und der auch sagte, wenn ihm was nicht passt. Ich gab Olli damals so viel halt in seiner Beziehungskrise und ließ ihn immer meine Meinung hören, auch wenn sie ihm nicht passt.
Aber bei mir lief es nie wirklich so, dass ich sagen konnte "ich hab alles im Griff, Zukunft ich komme". Ich wusste nie was ich will und nahm die Zukunft zu locker. Die Noten waren so lala im Dreierbereich, wieder ohne viel zu lernen, aber ich fand mich damit ab. Das abi machte ich mit 3,3.
Im Juni 2015, also kurz nach dem Abi, begann ich bei einem alten Schulkameraden meiner Schwester zu arbeiten. Er gründete ein Sicherheitsunternehmen und stellte mich als ersten Mitarbeiter ein. Die nächsten Wochen vergingen mit Arbeiten. Ich verdiente teilweise um die 2000 Euro im Monat und abgesehen von den 600-800 Euro, die ich montalich bei meiner Mutter ließ für Notfälle, schmiss ich das Geld einfach wieder raus. Ohne es zu bemerken wurde ich abgehoben da ich ja nun mein Geld verdiente, streitete mich immer mehr mit meiner Familie und wurde immer teilnahmsloser. Ich zockte nur noch und jeder war mir egal weil mir jeder auf die Nerven ging. Pflichten hatte ich echt nicht viele, und denen ging ich nur noch nach, damit ich nicht mehr damit genervt werde.
Meine Leichtgläubigkeit und mein Pflichtbewusstsein versuchte mein Chef auszunutzen. Er hob mich immer in den Himmel, verlangte 100 Kilometer Fahrt für 5 Stunden Arbeit, aber wenn es wirklich zu weit ging, sagte ich einfach nein. Es war ein sehr unorganisiertes Arbeitsverhältnis, ich weiß bis heute nicht, ob ich als Aushilfe oder fest angestellt war. Sehr schlimm war die Zeit ab Dezember 2015. Ein Flüchtlingslager eröffnete in unserer Stadt und von nun an schiebte ich dort 12er Schichten. Ich entwickelte eine Missgunst gegenüber jedem Arbeitskollegen, ich fing an alle zu hassen aber zeigte es nie. Ich heuchelte Interesse vor, wenn mir jemand auf der Arbeit etwas erzählte und dachte nur daran, wann er endlich die Schnauze hält. Immer öfter merkte ich, wie andere versuchen, mir direkt und indirekt ihre Lebensweisheiten und Glaubenssätze wahr zu machen. Ich sagte zu allem ja und amen, einfach nur um meine Ruhe zu haben und wartete das Schichtende ab. Nach Feierabend ging ich nach Hause, schlief, und ging wieder zur Arbeit. Teilweise entlud ich meine Gereiztheit und beschwerte mich über Umstände auf der Arbeit, nur um dann gesagt zu bekommen, ich wäre nur hier um meine Arbeit zu machen. Wir waren als Subunternehmen dort eingesetzt, also genossen wir keine Vorteile wie mal telefonieren oder bei Gelegenheit Pause machen. Mein direkter Chef, also der alte Kumpel meiner Schwester, redete mir Sachen ein wie "unsere Auftraggeber haben keine Ahnung, die sind dumm, mach deine Arbeit und geh nach Hause". Leute ich bin beim schreiben gerade echt verwirrt, weil ich momentan anders zu denken versuche als damals, aber ich gebe mir Mühe, es so neutral wie möglich zu beschreiben. Auf jeden Fall hatte ich immer nur einen Gedanken im Kopf, wenn mir jemand was erzählte: "halt deine fresse, deine Probleme interessieren mich nicht, es sind deine Probleme". Aber trotzdem hörte ich zu und gab sogar relativ guten Rat.
Auf einem anderen Objekt war ich mit jemand anderem, nennen wir ihn Ali, eingeteilt. Ich kannte Ali gar nicht bis dahin, und die ersten Tage waren echt oberflächlich. Irgendwann gingen wir aufeinander zu, da wir 5 Tage die Woche 10 Stunden lang im selben Kasten als Werkschutzmitarbeiter saßen. Er war von außen betrachtet einfach nur aggressiv und launisch, aber wir verstanden uns echt prächtig. Wir hatten so viel Spaß auf der Arbeit und freuten uns sogar uns zu sehen. Dafür, dass die Arbeit an sich so monoton war, ging es kaum besser. Er lernte eine Frau kennen und berichtete mir jeden Tag über sie. Sie verlobten sich kurz darauf und es kam immer wieder zu Streits zwischen den beiden. Teilweise so heftig, dass Ali zu spät zur Arbeit kam und seine Arbeit nicht mehr machte. Ich hörte ihm in Ruhephasen immer zu und er redete sich alles von der Seele, da er mir alles anvertraute. Ich schickte ihn ab und zu zum Auto, damit er sich hinlegen kann und übernahm seine Arbeit. Das belastete mich nicht mal, ich bekam es hin. Irgendwann jedoch sprach ich Klartext mit ihm und meinte, dass es so nicht weitergehen konnte, mit dem zu spät kommen und ständig abwesend sein. Es tat ihm leid und er gab sich Mühe sich zu verbessern. Es ging auch echt gut voran, sie vertrugen sich wieder, manchmal ging es hin und her, aber passte. Ich erzählte ihm auch von meinen Sorgen und Problemen und er hörte sie sich immer an. Wir entwickelten eine herzliche echte Freundschaft und ich bin wirklich froh ihn kennengelernt zu haben. So denke ich bei wenigen Frendschaften. Ich habe dutzende Freunde, denen ich vom Unileben erzählen kann, aber nicht von meinem gewachsten Rücken, wenn ihr versteht was ich meine. Und trotzdem dachte ich des öfteren auch bei ihm einfach nur: "Junge komm klar". Dafür hasste ich mich im Nahhinein.
Auf Druck von meriner Familie fing ich im Oktober 16 an Grunschullehramt zu studieren. Ich trat einer Studentenverbindung bei. Das heißt: Lebensbund von Studenten, befreundet auch nach dem Studium, hoher Alkoholkonsum, in der Anfangszeit muss man tun was einem gesagt wird (bei uns aber relativ entspannt, es gibt keine Drills etc.), Veranstaltungen und Pflichten. Also nach der Uni nicht viel Freizeit.
So fing ein neuer Lebensabschnitt an. Ich zog in die Unistadt und lernte Kommilitonen und viele neue Leute kennen. Ich weiß noch, dass ich am Anfang alles anders machen wollte. Ich wollte jemand sein, der respektiert und anerkannt wird, jemand mit dem nicht leicht Kirschenessen ist. Hat auch gut geklappt zu Beginn, wenn jemand Sachen wie "ey digga" oder "du opfer" sagte, machte ich klar, dass ich das nicht cool fand, woraufhin die Leute sich entschuldigten und es versuchten nicht mehr zu sagen. Am Anfang war ich echt passiv, ging auf niemanden zu, ich ließ die Leute auf mich zukommen. Ich glaube ich hatte einfach kein Interesse. So kam es, dass mich ein Mädchen zum rauchen einlud, nennen wir sie Jasmin. Sie war klein, brünette, gelockte Haare, kastanienbraune Augen, einfach zauberhaft. Wir redeten und verstanden uns ganz ok. Abends fingen wir an zu telefonieren und verstanden uns auf Anhieb. Jeden Tag 6 7 Stunden telefoniert und ich verliebte mich in sie. Sie war am Anfang so süß zu mir, machte mir Komplimente und ich ihr, wollte in dem Moment neben mir sein etc. Ich hatte das Gefühl, dass auch sie in mich verliebt war; ach wie dumm wir Männer nur sein können. So wie sie sich gab, war sie leichtgläubig aber hart, ist eine die ohne mit der Wimper zu zucken den Kontakt abbrechen kann. Eine die sich jemandem komplett anvertraut oder gar nicht erst mit der Person redet. Eines Tages beim telefonieren fragte ich sie, was sie von uns denkt. Ihre Antwort, dass wir uns richtig gut verstehen würden und dass sie mich echt gern hätte. Ich machte ihr das Angebot, dass wir uns noch näher kennenlernen und einen Schritt weitergehen sollten, und dass wenn sie verneinte, ich den Kontakt abbrechen würde. Sie war schockiert und fragte mich ob ich das ernst meinte. Ich bejahte. Sie wurde sauer und meinte, dass sie das nicht könnte und bittete mich, es nicht ernst zu meinen. Ich zog es durch und hörte nur noch, wie sie anfing zu schluchzen und legte auf. Ich war sauer, sauer dass ich so hart war und wollte das nicht mal sagen, aber ich war zu impulsiv.
Am nächsten Tag schrieb sie mich an und meinte nur, sie fände es dumm, dass ich nicht mehr mit ihr redete. Nach kurzer Diskussion rief ich sie an und ich entschuldigte mich. Sie war sauer und wollte, dass ich sowas nie wieder tue. Ich war noch wütender, weil ich mich klein fühlte, aber schluckte. Die nächsten Tage hingen wir zu dritt mit einer anderen Freundin ab, die sich insgeheim darüber aufregte, dass ich mit Jasmin mich so gut verstand. Es war ein komisches Verhältnis. Nennen wir das andere Mädchen Lea (türkin, Kopftuchträgerin). Jasmin, Lea und ich hingen ab, und ich war relativ ruhig die ganze Zeit über. Ich glaube ich verstellte mich die ganze Zeit. Ich tat einen auf männlich und stark. Naja, irgendwann holte ich Jasmin morgens vor der Uni vom Bahnhof ab und Lea wollte sie mit dem Auto abholen. Die Zeit wurde knapp und ich meinte, Lea solle direkt zur uni fahren und wir mit dem Bus zur Uni. Das regte Lea auf und sie war sauer, meinte ich würde einen Keil zwischen die beiden treiben wollen. Ich dachte mir nur "wtf was geht bei ihr ab". Irgendwann war wieder gut und wir verstanden uns wieder. Mein Problem über die ganze Zeit war dass ich immernoch irgendwo in Jasmin verknallt war aber es mir nicht anmerken ließ. Ich war teilweise distanziert zu ihr. Als wir abends gemütlich schrieben, fragte sie mich, warum ich sie heute ignoriert hätte. Ich dachte mir "geil, sie macht sich sorgen, geil sie will meine Nähe". Aber ich schrieb ihr nur, dass es ihr nur so vorkam.
Nächstes Problem: Ich hatte auch was mit anderen Mädchen aus der Uni zu tun (90% des Studienganges besteht aus Mädchen), mit denen ich mich ganz cool verstand. Das regte Jasmin auf das gefiel mir irgendwie. Diesmal war ich ehrlich und meinte nur, dass ich jeden kennenlernen will und dass sie nicht auf die Idee kommen soll, mit wem ich wann was zu tun habe. Sie war eifersüchtig, sagte sie mir selbst, auch wenn nur auf frendschaftliche Art. Und hey, auch das gefiel mir.
Irgendwann kam Emre ins Spiel. Bis dahin unbekannt, lernten Jasmin und Emre sich im Zug kennen. Das erzählte sie mir abends am Telefon und sie schwärmte darüber wie witzig er doch sei. Mir gefiel das ganze überhaupt nicht, und ich tat als ob ich es cool fand dass wir nun zu viert sind. Ich hatte direkt eine Abneigung gegen diesen Jungen, obwohl ich ihn nicht mal kannte. Wieder in der Uni, empfand ich eine angespannte Atmosphäre als wir zu viert in der Vorlesung saßen. Jasmin und Emre machten die ganze Zeit faxen, während Lea und ich kurz mitmachten, aber aufpassten. In mir stieg eine Wut über die beiden an, dass sie sich so gut verstanden, aber ich zeigte es nicht. Ich hatte Phantasien, wie sie mit Emre eng umschlungen im Zug saß und sie rummachten und es sich an der Uni nicht anmerken ließen. Denn immerhin schmiegte sie sich an mich in Seminaren und suchte meine Körperliche Nähe.
Wir gingen zu viert in die Shishabar und ich sie redete mit Emre als wenn sie in ihn verliebt wäre. "Emre setz dich neben mich bitte". Und sie machten wieder faxen. Emre lehnte seinen Arm um ihre Schulter und das gab mir den Rest, als es ihr gefiel. Ich bekam Atemnot und Schwindel und war richtig aggressiv, aber ließ mir nichts anmerken. Jasmin machte im Sitzen Tanzbewegungen und zeigte kurz mit dem Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger geballt eine Geste in meine Richtung. Das reizte mich noch mehr. Wir verabschiedeten uns und zu Hause rief ich sie an. Ich schrie sie an und fragte was das alles in der Shishabar sollte. Sie war verwundert und wusste nicht mal worüber ich mich aufregte. Ich meinte nur, diese Spielerei mit Emre und die Geste. Auf einmal rastete sie aus und meinte, wer ich sei sie sowas zu fragen und dass sie tun und lassen könne was sie wolle. Ich meinte dass sie unanständig sei und überhaupt nicht mehr so süß wie am Anfang. Ganz ehrlich, dass war alles vorgeschoben von mir und ich wollte einfach nur, dass sie sich mir hingibt, obwohl ich ihr wohl nicht die emotionale Sicherheit geben konnte wie Emre, denn die beiden telefonierten von nun an nur noch und klärten sogar, wie sie sich für die Uni anziehen sollen.
Später rief sie mich wieder and und entschuldigte sich, meinte aber, ich hätte überreagiert. Ich meinte nur, sie solle aufpassen wie sie sich verhält und ich es nur gut meine. Ganz ehrlich, gut war es nie. Es regte mich immer wieder auf, wenn ich seine Visage sah und war erfüllt von Eifersucht. Jasmin und ich wollten so viel zusammen machen, wir wollten was bei mir daheim trinken (ich würde mit ihr Sex haben wollen), zusammen in ein teures Cafe gehen, und viel mehr. Aber diese immense Eifersucht hat mich immer wieder davon abgehalten, einfach mal locker zu sein und mein wahres Ich zu zeigen.
Weitere Ereignisse, in denen ich mir nichts anmerken ließ:
- Emre Jasmin und ich rauchten eine, und Jasmin ließ sich die Kippe von Emre anzünden, obwohl sie mir mal sagte, dass sie das nie machen würde
- Emre und Jasmin machten Insiderwitze und ignorierten mich komplett
- Emre und Jasmin kamen im Partnerlook zur Uni
Nach einigen Wochen hatten Jasmin und Lea sich zerstritten, da Lea es nicht mehr aushielt, dass Jasmin so viel mit Emre und mir und nicht mit ihr unternam. Ich versuchte mich da raus zu halten, und doch kamen beide getrennt auf mich zu und erzählten mir was passiert ist. Ich versuchte neutral zu bleiben und brachte echtes Verständnis für beide auf, aber warnte die beiden davor mich auf eine Seite zu ziehen, da ich beide gern hatte. Das akzeptierten sie und wagten es nicht, neben mir über die jeweils andere zu lästern, und wenn sie es taten, erinnerte ich sie und sie waren direkt ruhig. Die nächste Zeit war ich ständig in Gedanken, wann sie wie oft telefonierten, was sie für Sachen um Zug machten und kam aus dem Gedankenkreisel nicht mehr raus. Ich war apathisch zu Hause und bei vielleicht 30% meiner geistigen Verfügbarkeit.
Irgendwann platzte ich aus allen Nähten. Jasmin und ich waren auf dem Weg in ein Seminar. Emre kam mit um sie zu begleiten. Als wir dort waren, wollte er sie auf die Backe küssen und sie schaute mich an und brachte ein hektisches "nein" über die Lippen. Das reizte mich schon. Im Seminar schrieben die beiden und ich las mit. Er schrieb ihr sowas wie "ich geb dir nen kuss :*" ihre antwort waren zwei dieser lachsmiley mit tränen. Ich schaute sie nur an und sie fragte was los war. Ich stand auf und forderte sie auf mitzukommen. Draußen war sie komplett kleinlich und ich fragte sie, was das mit Emre soll. Sie wusste nicht worum es geht und war geschockt. Ich meinte dass sie aufhören soll diese Spielchen zu spielen und mich zu manipulieren. Erst ist sie mir gegenüber extrem anhänglich und nun mit Emre, nur um wenn Emre weg ist wieder zu mir angekrochen zu kommen. Außerdem bezeichnete ich sie als manipulativ und mitleidserregend nur um Anerkennung zu bekommen. In dem Moment wollte ich sie einfach nur verletzen und war nicht klar im Kopf. Sie war erschüttert darüber und rastete selbst aus und meinte, ich würde sie immer verletzen und fing an zu schluchzen. Ich blieb hart und meinte sie solle fern von mir bleiben. Das war es dann, wir redeten nicht mehr. Ich war einerseits befreit, andererseits erfüllt von Schuld und Scham.
Ich lenkte mich mit Lea ab, die selbst ziemlich hektisch und impulsiv ist. Aber ihr gegenüber habe ich nicht die selben Gefühle wir zu Jasmin entwickelt.
Nach einigen Wochen vertrugen Jasmin und ich uns wieder und sie meinte nur, dass ich schlimme Dinge zu ihr gesagt habe, die sie nie vergessen würde. Ich fühlte mich überfordert und konnte kaum rational Argumentieren, aber wir redeten immerhin wieder. Aber keinesfalls wir früher. Es waren immer sehr angespannte Gespräche und Chats.
Ich überwindete die Eifersucht nie.
Erst vor kurzem haben wir wieder intensiv geschrieben. Es war um 4 Uhr nachts, hier der Chat (namen geändert und übersetzt:
[03:25, 16.3.2017] j: ich bin so am arscg
[03:25, 16.3.2017] j: h
[03:26, 16.3.2017] +49 1525 : Gefühlsmäßig?
[03:27, 16.3.2017] +49 1525 : Lass dir zeit
[03:43, 16.3.2017] j: wobei
[03:44, 16.3.2017] +49 1525 : Beim schreiben
[03:46, 16.3.2017] j: will nucgr schreuben
[03:46, 16.3.2017] +49 1525 : Aber du bist müde
[03:46, 16.3.2017] +49 1525 : Und schläfst gleich ein
[03:47, 16.3.2017] j: jetzt
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Wach
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : ?
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Heyyyy
[03:47, 16.3.2017] j: ja
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : nicht einschlafen
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Augen auf
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : Im Straßenverkehr
[03:47, 16.3.2017] +49 1525 : !!!!!!!
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : Snsnsnsns
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : Feierabend
[03:48, 16.3.2017] j: bekdneebje
[03:48, 16.3.2017] j: du bist voll firs
[03:48, 16.3.2017] j: fies
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : ja
[03:48, 16.3.2017] +49 1525 : Willst du schlafen
[03:49, 16.3.2017] +49 1525 : gute nacht
[03:49, 16.3.2017] +49 1525 : Fang
[03:49, 16.3.2017] +49 1525 : ???? (schokolade)
[03:50, 16.3.2017] j: blödmann
[03:50, 16.3.2017] j: bin ich ein hund
[03:50, 16.3.2017] +49 1525 : Ich hab nach korbach geworfen
[03:51, 16.3.2017] j: ich bin aber keineb schokolaödw
[03:52, 16.3.2017] +49 1525 : Zu spät ist schon unterwegs
[03:52, 16.3.2017] j: nicht angekommen
[03:53, 16.3.2017] +49 1525 : Dauert
[03:53, 16.3.2017] +49 1525 : 300 km
[03:53, 16.3.2017] j: fajr mal nach korbacg
[03:53, 16.3.2017] j: und klopf an meinem fenster
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Dann wieder gehen?
[03:54, 16.3.2017] j: ja kurz reden
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Eine rauchen
[03:54, 16.3.2017] j: schokolade
[03:54, 16.3.2017] j: ja genau perfekt
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Ich liebe sowas
[03:54, 16.3.2017] +49 1525 : Stundenlang fahren für eine Kleinigkeit
[03:55, 16.3.2017] +49 1525 : nicht einschlafen
[03:55, 16.3.2017] j: komm
[03:56, 16.3.2017] +49 1525 : nicht einschlafen
[03:56, 16.3.2017] +49 1525 : kann ich dir nicht versprechen
[04:00, 16.3.2017] j: bin am penne jetzt
[04:00, 16.3.2017] j: gtue nacht
[04:00, 16.3.2017] j: komm wann anders
[04:00, 16.3.2017] j: mit blimen
[04:00, 16.3.2017] j: blumen
[04:00, 16.3.2017] j: okay?
[04:00, 16.3.2017] j: und schokobrunnen
[04:00, 16.3.2017] j: gute nachhhhhhhht
[04:02, 16.3.2017] j: eyyyyyy
[04:02, 16.3.2017] +49 1525 : ja?
[04:02, 16.3.2017] j: wollen wir reden?
[04:02, 16.3.2017] +49 1525 : ruf an
Ich weiß, der Chat hört sich megasüß an. Aber das war einmalig in den letzten Wochen. Bis dahin war sie ständig zickig und kalt, während ich cool blieb. Wir haben telefoniert und sie meinte, sie vermisse Emre. Ich fragte was sie damit meint. Sie meinte er sei in der Türkei. Trigger. Ich fragte sie ganz ruhig, ob ich Emres Ersatz sei. Sie rastete aus und fragte wie ich darauf komme, und dass ich ihn so oder so nicht ersetzen könne, und dass er für immer an erster Stelle sei. Ich nahm das diesmal sogar echt locker auf und fragte sie, warum sie ausrastete. Sie meinte, ich hätte Komplexe und wie ich auf so Ideen käme. Irgendwann legten wir auf. Drei Tage ist das her und seitdem wieder angespannte Chats. Und ganz ehrlich ich bin am überlege ob ich wieder den Kontakt abbrechen soll weil ich nicht mehr klarkomme. Ich sehe den Fehler bei mir, da ich wirklich Minderwertigkeitskomplexe entwickelt habe und nicht darauf klarkomme, wenn man mir Zuneigung zeigt. Ich bin in so Momenten überfordert und denke mir, die Person meint es nicht ernst oder macht sich lusitg. Ich hasse mich dafür, dass ich kaum noch Sympathie entwickeln kann und alles in den falschen Hals bekomme. Manchmal bin ich am verzweifeln, ob ich überhaupt noch echte Gefühle entwickeln kann. Ich habe meinen besten Kumpel und meinen Couseng, denen ich alles anvertrauen kann, aber sie können mir nicht weiterhelfen und das nehme ich ihnen nicht mal übel. Ehrlich nicht. Mittlerweile habe ich einfach eine grundlegende Antipathie gegenüber jedem und habe paranoide Phantasien, wann die nächste Schuldzuweisung oder Bevormundung kommt. Ich reagiere gereizt auf jeden Kommentar und tue mir überhaupt nicht gut.
Ich habe viel, wirklich viel darüber gelesen, was mit mir los sein könnte, warum ich so bin wie ich bin. Warum ich mich teilweise komplett verstelle und warum ich überhaupt keine Zuneigung zeigen kann. In mir sind Anteile einer generalisierten Angststörungen (leichte Panikattacken ohne Anlass), Depression bin ich ziemlich sicher (war einmal beim Psychologen, alles erzählt, Diagnose mittlere Dep. Episode; bin danach nie wieder hin weil der Therapeut ein schlafender alter Mann war), Borderline (keine affektregulation, instabile beziehungen, will gleichzeitig nähe und geborgenheit aber lehne sie ab wenn sie da ist, angst allein zu sein), paranoide ps (ich werte alles so, als ob mir das gegenüber schaden will, zwangsphantasien und gedanken) und, da bin ich mir echt sicher, eine naiv-aggressive ps.
Warum Naiv-Aggressiv? Das Krankheitsbild beschreibt mich quasi, und ich war schockiert, als ich es gelesen habe:
- Ablenkung von ihrer Selbstwertproblematik, den zwanghaften Drang verspüren, von anderen anerkannt zu werden, indem sie vermeintlich "Gutes" tun und die "Welt verbessern" wollen. Um von den eigenen Problemen und dem Hass auf sich selbst und das unmittelbare Umfeld abzulenken, setzen sie ihren Fokus auf alles, was möglichst anders, fremd und weit weg ist (massive externale Fokussierung).
- Rolle des Weltverbesserers oder Missionars sind naiv-aggressiven Persönlichkeiten bestrebt, Respekt und Anerkennung für ihr Streben oder Wirken zu erhalten,um die eigene Leere aufzufüllen. Indem sich sich mit einer fixen überwertigen Idee für eine vermeintlich gute Sache einsetzen, fühlen sie sich selbst gut und [COLOR=hsl(0, 0%, 0%)]erhalten[/COLOR] somit das Gefühl, das in der Kindheit ggf. vermisst wurde.
- Aufgrund ihrer künstlich erzeugten Erfolgserlebnisse können ihre fixen überwertigen Ideen nahezu wahnhaft entarten (Beispiel: Adolf Hitler). Andere Ansichten verstehen sie nicht und lassen sie nicht gelten. Menschen mit einer naiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung schaffen sich ihre eigenen Moralvorstellungen und vertreten diese vehement nach außen. Dabei besteht der Hang, die Lebensweise anderer Menschen (möglichst vollkommen) zu dominieren.
- Die naive Persönlichkeit kennzeichnet sich auf den ersten Blick durch scheinbar besonders großzügiges Verhalten oder übertriebenen Altruismus. Dem Anschein nach verfolgen viele Betroffene humanistische, altruistische oder religiöse Lebensziele. Tatsächlich geht es aber nicht um das "Gutsein", sondern um die Aufrechterhaltung und Überspielung eines Wunschbildes, das - wie bei der narzisstischen Persönlichkeitstörung - übertrieben nach außen gezeigt wird.
Quelle: https://www.imageberater-nrw.de/psychologie/hintergrundwissen-naive-persönlichkeitsstörung/
Wie gesagt, beschreibt mich 1 zu 1. Ich mache viel Gutes, nicht weil ich innerlich gut bin, sondern weil ich die Reaktion von außen genieße und verurteile jeden, der egoistisch ist.
Ich weiß nicht mehr, was ich fühle und was meine Überzeugungen sind. Ich glaube ich habe gar keine. Ich habe mich viel über Persönlichkeitsentwicklung informiert und finde das Konzept geil, dass fast jeder irgendwie das Problem hat, nicht er selbst sein zu können aufgrund gesellschaftlicher Umstände. Ich möchte aus diesem Wesen ausbrechen, aber ich weiß nicht, ob in mir dieses wahrhaft gute, echte Liebe steckt. Bin ich wieder nur paranoid und selbstherablassend oder gibt es wirklich Menschen, die einfach so sind?
Das witzige ist, dass ich kein einschneidendes Erlebnis hatte, wo man sagen könnte "wow, kein wunder dass er so ist, ich verstehe ihn". Ich hatte ja alles was ich brauchte in meiner Kindheit, aber Dad war halt nie dabei. Von meiner Schwester kommen auch ständig Vorwürfe, ich hätte gar kein Recht m ich zu beschweren, ich hätte es ja nie hart oder so.
Leute, ich habe 5 Stunden für diesen Text gebraucht und ich würde gerne noch so viel mehr erzählen, aber erstens kann ich nicht mehr und zweitens denke ich mal das reicht fürs erste. Ich bin jedem wirklich dankbar der das liest und würde mich über jeden Ratschlag freuen. Das ist gerade wahnsinnig befreien, weil das einfach 1 zu 1 meine Gedanken waren und mich hier niemand verurteilen wird.