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Ich kann mich zuwenig von beleidgenden Klienten abgrenzen

January

Mitglied
Hallo zusammen,

seit Februar mache ich ein Praktikum auf meinem Traumberuf. Dabei begegne ich Menschen mit allem möglichen Hintegründen. 95% des Kontaktes mit Klienten und Klientinnen ist serh schön und bestärkt mich darin, den richtigen Job gewählt zu haben.

Leider ist da das andere fünf Prozent. Ich muss mich auch mit Menschen unter Drogen- oder Alkoholeinfluss abgeben, das ist leider unumgänglich. Und leider gibt es da immer wieder Mensche, die gegenüber mir und meinen Kolleginnen und Kollegen ausfallend werden und verbale und selten auch körperliche Gewalt anwenden.
Das fängt bei eher harmlosen Sachen an, zum Beispiel spricht eine alkoholisierte Klientin sehr undeutlich und schnell, ich bitte sie höflich etwas langsamer zu sprechen und als Antowrt kommt "hör doch einfach besser zu du dumme Nuss!". Oder, ein anderes Beispiel, ich muss einen drogierten Klienten bitte, einen Moment platz zu nehmen und zu warten und er weigert sich, bespuckt mich und zeigt mir den Mittelfinger.
Leider gibt es auch deutlich härtere Fälle. Da diese meines Erachten nachs triggernd sein könnten für Menschen, die Gewalt erfahren haben, packe ich sie in den Spoiler. Ich benutze darin explizit die Sprache, die ich zu hören bekomme, also viele Gewalt- und kraftausdrücke.

Versteckter Text, Trigger-Gefahr:
Einem Klienten geht der ganze Service offenbar zu langsam. Erst beschimpft er uns als lahme Ärsche. Irgenwann stellt er fest, dass der kollege, mit dem ich arbeite, einen arabischen Namen trägt. Er fängt an, den Kollegen rassistisch als zu beschimpfen, als "Wüstenidiot" "Dreckterroroist" und "IS-D*******". Unsere Anweisung ist es, verbal ausfallende lienten erst Mal toben zu lasse. Ganz unerwartet stürzt der Klient jedoch auf meinen Kollegen und beginnt diesen zu würgen.Zwei herbeieilende Kollegen und ich schaffen es, den Klienten zu Boden zu ringen und festzuhalten, bis die Polizei da ist.

Ein anderes, ganz aktuelles Beispiel: Der Getränkeautomat ist defekt.Ein alkoholisierter klient versucht diesen trotzdem zu betätigen. ich gehe zu ihm hin und weise ihn höflich darauf hin, dass der Automat defekt ist. "Mir Scheissegal, ich will was trinken!" ist seine Antwort. In dem Moment leuchtet das Display des Automaten wieder auf und der Klient kann sein getränk kaufen. Ich sage nur freundlich "super, dass es doch geklappt hat", der Klient wird jedoch aggressiv. "Warum hast du mir Stress gemacht wenn es doch funktioniert, was ist das denn für ein Drecks Service hier?!" Ich versuche es zu erklären, "Entschuldiung, der Automat hat die letzt Stunden nicht funktioniert..." Doch der Klient fällt mir ins Wort. "Balblabla, halt einfach deine Dreckfresse." Ich bleibe ruhig. "Bitte nicht in diesem Ton, bitte sprechen sie anständig mit mir, wie ich mit ihnen". Doch der Klient wird noch aggressiver. "Weisst du was, wer ist hier der gast, du oder ich. Wohl ich und ich darf hier machen was ich will. Du wertloses Stück Scheisse gehörst abgeknallt!" zum Glück ist in dem moment die (ebenfalls alkoholisierte) Begleitung des Klienten eingeschritten und hat mit ihm die Räumlichkeiten verlassen...


Mir ist bewusst, dass das alles nicht gegen mich persönlich gerichtet ist und dass das der Alkohol/die Drogen und die damit verbundenen Probleme dieser Menschen sind, die aus ihnen sprechen.

Trotzdem drehen mir solche Beschimpfungen und Übergrifflichkeiten noch Wochenlang im Kopf und ärgern mich. ich denke mir immer, ich hätte doch besser reagieren können, hätte ich das und jenes gemacht dann hätte ich viel souveräner gewirkt u.s.w...

Nur wegen dem möchte ich meinen Traumjob nicht aufgeben, da ja wie gesagt 95% der Begegnungen super sind. Diese unschönen sind leider nicht zu umgehen...

Ich sche konkret Tipps, wie ich diese Übergrifflichkeiten besser egstekcne und vergessen kann damit ich mich nciht jeweils Wochenlang daran ärgern muss.

LG und vielen Dank

January
 
Hallo January,

vielleicht kann es dir helfen, die Begebenheiten die dich belasten, für dich aufzuschreiben.
Nimm dir ein kleines Büchlein, schreibe dort rein was dich nicht losläßt, und lege es als Ritual in eine Kiste oder Schublade und mache sie zu.
Hast du das schonmal versucht? 🙂

VG
 
Wäre interessant zu erfahren, um welche Art von Arbeit es sich handelt.

Ansonsten würde ich sagen, wer Service will, muss sich benehmen. Alkohol oder Drogen hin oder her. Ich finde es erstaunlich, dass Ihr die Leute gewähren lassen sollt. Ich würde sie hinausbitten und auffordern wiederzukomemn, wenn sie sich benehmen können.
 
Hallo January, diese sicherlich sehr notwendige Abgrenzung ist ein Prozess, eine Entwicklung!

Zum einen - das Positive der Situation - : Es ist gut, dass du empathisch bist und das solltest du auch bleiben.

Zum anderen: Wichtig ist in einem solchen Beruf wirklich - im Grunde in jedem, der mit Menschen zu tun hat -, sich abgrenzen zu können.
Aber das braucht Zeit und ist ein Lernprozess, den man auch ggf nur mit psychologischer Hilfe schafft.
Denn es dient ja niemandem - dir nicht, den Klienten nicht -, wenn DU dabei zuviele "Federn" lässt....

Lass dir bitte helfen - den Rest bringt wirklich die Zeit und Berufserfahrung.

Alles Gute dir!
 
Schlimm. Da diese Leute aber eure Klienten sind, kannst du sie wegen der Bedrohungen und Beleidigungen anzeigen, du hast ja die Daten und auch Zeugen. Ich würde das machen.
 
Ich nehme an, du arbeitest auch im sozialen Bereich wie ich.

Wie einige schrieben, die Abgrenzung ist ein Prozess den du lernst.
Wichtig finde ich eher, dass man mit der Zeit nicht abstumpft und einem alles egal wird oder das Gegenteil der Fall ist, dass du dir alles zu Herzen nimmst und daran kaputt gehst.

Merkst du aber, dass es dir zu sehr zusetzt oder dich auch mit voran geschrittener Zeit nicht abgrenzen kannst, solltest du deine Jobwahl überdenken.

Du hast einen nervlich harten Job ergriffen. Nicht umsonst hat der soziale Bereich ein höheres Burnout Risiko als Andere (und meist wird er noch bescheiden bezahlt).

Mach dir klar, dass du nur der Symptomträger bist. Die meinen eigentlich nicht dich, sondern sind mit ihrer Lage unzufrieden.
Das ist das Gleiche wie beim Polizisten, der bespuckt wird, weil er eben Polizist ist. Ob der ein netter Kerl ist, ist dem Gegenüber erst einmal egal.

Wie stehen deine Kollegen zu dir? In einem Team, das die Probleme auffängt, ist es leichter zu arbeiten.
Habt ihr Supervision? Teambesprechungen? Setzt ihr euch zusammen?

January, nicht böse gemeint, aber auf mich machst du einen ziemlich zerbrechlichen Eindruck.

Ich würde an deiner Stelle noch etwas abwarten und mich notfalls nach einem anderen Bereich umsehen.
Der soziale Bereich ist weit gefächert. Das ist das Schöne daran.
Man hat nicht den einen Bereich, in dem man bis zur Rente arbeiten muss.
Wäre die Arbeit mit Kindern etwas für dich? Oder mit älteren Menschen?
Kita? Schulsozialarbeit?
Aus welchen Gründen hast du den jetzigen Bereich ausgewählt?
 
Schlimm. Da diese Leute aber eure Klienten sind, kannst du sie wegen der Bedrohungen und Beleidigungen anzeigen, du hast ja die Daten und auch Zeugen. Ich würde das machen.

Dann würde sie wohl Dauergast bei der Polizei sein. 😉
Natürlich muss man sich nicht alles gefallen lassen, aber wenn jemand intoxikiert ist, verläuft die Sache ohnehin im Sand. Das ist verlorene Zeit.
Ganz ehrlich: Das hat in diesem Fall gar keinen Sinn.
Sie ist ja leider auch keine Polizistin, dass es unter Beamtenbeleidigung fällt.

Ich frage mich hier eher, ob es dort kein Sicherheitspersonal gibt, das notfalls eingreifen muss.
Ich stelle mir jetzt eine kleine zierliche Frau vor, die etwas dementsprechendes erwidert und daraufhin die Situation zum eskalieren bringt.

Anzeige bei intoxikierten Klienten hat keinen Sinn.
Hornhaut wachsen lassen oder Job wechseln.

Es klingt hart, aber ich bin der Meinung zurückhaltende Frauen sind in anderen Bereichen der Sozialen Arbeit besser aufgehoben. Ich bin ebenfalls so ein Fall. Ich könnte nie mit Alkoholikern oder in der Suchthilfe arbeiten oder in der JVA, bin aber sofort von Kindern umringt bzw. komme mit diesen komplikationsfrei klar.
Ich kann auch laut und grantig werden, aber eine 1,50 große Frau kommt eben kaum gegen einen 2 Meter Mann an.
Ich weiß nicht, wie die TE konstituiert ist und ob sie eher zurückhaltend ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie dauerhaft in ihrem Bereich glücklich wird.

Leider ist das Klientel im Suchtbereich nicht dankbar und schleppt dir Blumensträuße an. Generell ist Soziale Arbeit ein undankbarer Job. Zum einen wird nirgendwo erhoben wie viele Fälle du erfolgreich gelöst hast (woran macht man in der SA Erfolg fest?) zum anderen herrscht nicht selten unter Kollegen Neid und Missgunst und die Klienten glauben oft, man will ihnen etwas Böses und du bist nicht die Erste Einheit, bei der sie gelandet sind. Die sind oft pappesatt, weil sich an ihnen schon 10 andere die Zähne ausgebissen haben. Das was du willst, ist auch nicht immer das was der Klient will. Der möchte vielleicht einfach nur für ein paar Tage eine warme Mahlzeit und du willst gleich, dass er clean wird und nie wieder Drogen nimmt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir wissen doch gar nicht, ob jeder der Beleidiger "intoxidiert"ist.
Ich würde Anzeige erstatten. Was hätte ich zu verlieren?
 
Deinen Job. Abgesehen ist in einer Suchteinrichtung naheliegend, dass die Patienten intoxikiert sind und damit unzurechnungsfähig.

Im Ernst. Ich glaube, du steckst zu wenig in der Materie der Sozialen Arbeit.
Wenn man im Suchtbereich arbeitet sind intoxikierte oder obdachlose Menschen Gang und Gäbe.
Viel Spaß, wenn du jeden zweiten anzeigen willst. Die Polizei lacht darüber.
Das ist, als ob jemand mit Ticstörung Kuh zu dir sagt und du zeigst ihn an.

Abgesehen davon: Überleg mal, was es für das Vertrauensverhältnis anderer Klienten bedeutet.
Oftmals hat man Netzwerke. Das heißt, die Klienten kennen sich auch untereinander.

Stell dir mal vor, was passiert wenn der Obdachlose Olaf zu Heinz sagt: "Frau sowieso, die Sozialarbeiterin hat mich angezeigt."
Da kannst du direkt auch gleich kündigen, weil du das Vertrauensverhältnis der gesamten Einrichtung massiv gefährdest.

Natürlich heißt das nicht, man soll sich als Sozialarbeiter alles gefallen lassen und ist Freiwild.
Aber man sollte gut abwägen inwieweit Aufwand und Nutzen beieinander stehen.

Bei mir wäre die Grenze erreicht, wenn mich jemand sexuell belästigt.
Aber bei einer einmaligen Beleidigung eines Suchtabhängigen würde ich den Ball Flach halten.

Was anderes ist es wenn er jede Woche 3 Mal kommt.

Ich frage mich in dem Fall übrigens eher, warum der Chef kein Sicherheitspersonal einstellt, um seine Mitarbeiter zu schützen.
 
Es geht mir nicht ums Rechthaben. Es können ja durchaus unterschiedliche Ansichten nebeneinander existieren. 🙂
In einem Punkt irrst du allerdings - ich arbeite seit nunmehr 22 Jahren im sozialen Bereich. Aber das heißt ja nicht, dass wir keine unterschiedlichen Erfahrungen gemacht haben können.
Liebe Themenstarterin, welche Lösung wünschst du dir? Was könntest du dir als realisierbar vorstellen?
 

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