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Ich kann das alles nichtmehr

User#23

Neues Mitglied
Hallo an alle,
Das wird vermutlich ein längerer Text, hoffe das stört niemanden. Meine Situation klingt vielleicht schlimmer als sie eigentlich ist, aber ich habe mir nun doch einen Account erstellt. Ich fühle mich als ob ich in Selbstmitleid versinke, obwohl ich eigentlich vieles habe für das es sich zu leben lohnt. Ich bin erst 20, nur so nebenbei. Die letzen Jahre waren nur wirklich hart. Es hat angefangen als ich 10 war. Da sich meine Eltern scheiden ließen, als ich 4 Jahre alt war, waren mein Bruder und ich stets hin und her gerißen zwischen den beiden Parteien. Meine Mutter und mein Vater verstanden sich nie besonders gut. Es war ein ewiges hin und her. Mein Vater hatte immer neue Freundinnen, was eine emotionale Verbindung zu ihm kaum möglich machte, da wir meist eine Ablenkung waren, wenn wir ihn besuchten und seine Freundinnen (vor allem seine letzte Frau) uns nie besonders mochten. Wir lebten bei meiner Mutter und meinem Stiefvater (den ich bis heute als meinen richtigen Vater sehe). Als ich ungefähr 10 war starb mein Vater bei einem Unfall und trotz allem, war das ein enormer Schlag, denn er war trotzdem mein Vater. Ich habe lange gebraucht um den Tod meines Vaters zu verdauen. Als ich 14 war starb nun meine Mutter auch an Krebs. Ihren Tod habe ich bis heute nicht richtig verkraftet und das werde ich vermutlich auch nie. Ich habe den Schmerz nach ihrem Tod nie gezeigt, da ich mein bestes tun wollte, um für meinen kleinen Bruder (2 Jahre jünger als ich) da zu sein und deswegen stark sein musste. Es war eine Qual ihr beim Sterben zuzusehen, denn sie war stets mein einziger Zufluchtsort. Ich habe nach dem Tod meiner Mutter, eine lange Zeit mit falschen Freunden verbracht, bis ich ungefähr 17 war. Ich habe getrunken, geraucht, Drogen genommen und dauernd dumme Sachen gemacht. Meine Noten waren überraschenderweise trotzdem sehr gut, da ich immer gelernt habe und prinzipiell sehr strebsam bin. Obwohl ich eine gute Beziehung zu meinem Stiefvater habe und er sehr verständnisvoll ist, gab und gibt es trotzdem Dinge über die ich mit ihm niemals sprechen könnte. Die ganze Geschichte hat sich geändert als ich endlich aus meinem alten Freundeskreis "ausgetreten" bin. Ich habe aufgehört zu trinken und habe seitdem kein einziges mal Drogen genommen, auch wenn ich mehrmals in Versuchung war. Ich habe inzwischen, zwar wenige, dafür aber sehr gute Freunde gefunden. Als ich 17 war habe ich mir neue Freunde gesucht und auch gefunden, darunter mein heutiger bester Freund. Ich war auf vielen Parties und habe viele tolle Leute kennengelernt, mit denen ich heute noch ab und zu Kontakt hatte. Als ich 18 war, kam ein Wendepunkt. Ich habe mein Abitur gemacht, bin in meine eigene Wohnung gezogen, habe angefangen zu studieren und kurz darauf meine Freundin kennengelernt. Alles schien "perfekt" zu sein. Ich war in dieser Zeit so glücklich wie niemals zuvor. Da meine Eltern sehr wohlhabend waren und ich dadurch ein regelmäßiges Einkommen habe, hatte ich auch niemals finanzielle Schwierigkeiten. Bis vor ein paar Monaten schien noch alles gut zu laufen. Um meinen 20sten Geburtstag herum änderte sich dann so einiges. Meine Noten in der Uni gingen den Bach runter, Mein Freundeskreis zerbrach, Meine Freundin hat mich im Urlaub an meinem Geburtstag betrogen und mich dann für den Kerl (der auf der anderen Seite der Welt wohnt) verlassen, mein Bruder ist mittlerweile drogensüchtig und hat den Kontakt zu mir und meinem Stiefvater abgebrochen und ich komme mit dem ganzen psychischen Stress nichtmehr klar. Ich gehe wieder in die Therapie und kann mich deswegen nicht wirklich auf die Uni konzentrieren. Die wenigen Freunde, die ich noch habe sagen mir nur das ich übertreibe. Sie sagen mir lediglich, dass ich doch so viel Geld habe und deswegen doch eigentlich sowieso machen kann was ich will. Sie verstehen es nicht. Sie glauben, dass mich mein Geld glücklich macht. Meinen Bruder habe ich verloren, er war die einzige Familie die ich noch hatte und auch wenn mein Stiefvater gerne für mich da ist, will ich ihm nicht zur last fallen. Hat irgendjemand einen Rat für mich, der mir dabei hilft, trotz allem was passiert ist weiter zu machen?
Alles gute an euch und danke schonmal im Voraus für die Antworten.
 
G

Gelöscht 77808

Gast
Hallo junger Mann.

In meinem Beitrag erhebe ich einen Anspruch an Dich.
Du bist Student, und Studenten haben sich ihr Wissen selbst zu recherchieren.
Du tust dies in Deinem Beitrag, um Wissen anderer für Dich zu nutzen.
Ich bin ein „anderer“ ,arbeite also für Dich und stelle folgende Hypothese auf:

Gesetzt den Fall, dass Dein Vater sterben musste, so erhebt sich die Frage:
Hättest Du etwas tun können. Die Antwort lautet: „nein“.
Gesetzt den Fall, dass Deine Mutter krank war, hättest Du es ändern können?
Die Antwort lautet: „nein“.
Gesetzt den Fall, Dein Bruder ist nicht auf dem richtigen Weg. Hättest Du es bestimmen können?
Die Antwort lautet: „nein“, weil er Dir kein Bestimmungsrecht eingeräumt hat.

Damit fällt jegliche Zuständigkeit Deiner Person für die Vergangenheit weg.
Es bleibt Dein „ich“ und deine eigene Situation.
Du darfst Dich (hilfsweise!) fragen, was die Leute Deiner Vergangenheit und (bedingt) Deiner Gegenwart Dir gewünscht hätten.
Lass mich raten, dass dein Papa und Deine Mama sich gewünscht hätten, dass Du studierst.
Lass mich raten, dass dein Stiefvater stolz auf Dich zu sein hat, da er an Deiner Erziehung – und an den Erziehungsfolgen! – mitgewirkt hat.
Lass mich raten, dass dein Bruder - auch wenn er es nicht zu äußern in der Lage ist – Deine Fortbildung befürworten muss, da Du nur so in der Lage sein wirst, im künftig (auch finanziell) beizustehen.
Es geht also in Betrachtung aller Umstände nur noch darum, dass Du Dich von Problemen löst, die nicht Deine Probleme sind und das Ganze mit dem Ziel, dass du später durchaus Probleme anderer aufgreifen kannst, um Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Ich möchte Dir ein plastisches Beispiel geben:
Deine Mutter und Dein Vater haben seinerzeit ein Auto gefahren; Du warst Radfahrer. Mit dem Bike hättest Du niemals ein Fahrzeug aus dem Gelände ziehen können, was sich festgefahren hat. Heute fährst Du einen Golf. Auch der ist ungeeignet, den Polo deines Bruders zu bergen. In Zukunft planst du ein Abschleppunternehmen und wirst mit dem Erwerb des ersten Bergefahrzeugs in der Lage sein, kleinere Fahrzeuge auf den Weg zu bringen – aber auch nur dann, wenn sie noch betriebsbereit sind. Andere Verpflichtungen kann man Dir nicht zumuten.

Habe ich damit Deinen Lebensplan beschrieben, wirst Du ihn verfolgen?

LG!
 
G

Gelöscht 66896

Gast
Hallo User#23, es ist gewiß schwer hilflos dabei zuzusehen, wie eine Familie immer mehr zerbricht, geliebte Menschen wegsterben. Aber das ist nun mal der Lauf der Welt. Du bist für nichts von dem, was Du beschrieben hast, verantwortlich. Verantwortlich bist Du aber für Dich selbst. Schöpfe die Kraft, die Dir fehlt, aus Dir selbst. Du weißt selbst am besten, was Du kannst - und das scheint nicht wenig zu sein. Also schaue Dich mal "von oben" bzw. "von außen" an und frage Dich: was kann der? Was will er? -- Es geht allen so, irgendwann im Leben steht man alleine da, da hilft niemand mehr. Du hast noch Deinen Stiefvater, der Dir scheinbar helfen will. Nimm diese Hilfe an, wenn Du Hilfe brauchst. Er ist der "letzte Rest" Familie, der Dir bleibt. Schätze das nicht gering. Viele Grüße
 

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