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ich glaub ich spinne

hirnundherz

Mitglied
Hallo Welt,

ich habe an und zu Anwandlungen, die mich fragen lassen, ob ich leicht paranoid bin. Zum Beispiel heute mal wieder eine Geschichte mit einem Freund.
Der Kontext ist folgender:
Leider habe ich mir meine rechte Hand gebrochen und bin zum Teil auf Hilfe angewiesen. Ein jahrelanger guter Freund (und zur Zeit entwickelt sich auch mehr) zeigt sich sehr fürsorglich und war schon 2mal für mich einkaufen und hat für mich gekocht. Meine Stimmung war diese Woche wegen des Unfalls trotzdem einfach bescheiden. Die Aussicht auf Frühling mit wochenlangem Gips nervt. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Er meldet sich täglich, ist interessiert wie es mir geht. Ich kann gerade leider nicht immer so ein unbeschwert, fröhliches Gegenüber sein wie ich es gern wäre. Die Situation frustriert mich. Naja. Er bot sich heute nochmal an für mich einzukaufen und mir zu kochen, was ich mir wünsche. Sehr sehr lieb! Ich hab das auch dankend angenommen. Ich hab ihn außerdem gebeten, mir ein paar Konserven (zb Linseneintopf) mitzubringen. Er meinte er kann auch sehr gut Linsen kochen, worauf ich erwiderte, ich brauche aber etwas, das ich auch mal selbst unkompliziert zubereiten kann. Trotzdem hat er frische Zutaten mitgebracht (aber auch Pesto und andere Dinge, die einfach gehen). Aber nicht das, worum ich gebeten hatte.
So, und dann ging mein Film los: Ich hab mich reingesteigert, dass er das absichtlich tut, damit ich von ihm abhängig bin und ihn brauche. Dabei kenne ich ihn seit über 5 Jahre und wir haben schon viel mit einander erlebt . Er ist keine neue Bekanntschaft. Ich war dann richtig bockig und hab mich im Nebenraum aufgehalten, während er gekocht hat. Ich war überzeugt, da steckt eine böse Absicht dahinter. Wir konnten es dann ganz gut klären. Er meinte er dachte einfach so Dosenessen schmecken doch nicht und hat in seinen Augen leckere Lebensmittel mitgebracht. Ich hab ihm das dann auch geglaubt und es tat mir dann sehr Leid, sowas unterstellt zu haben. Wie peinlich. Ok, man kann schon mal genervt sein, wenn man nicht das mitgebracht bekommt, was man eigentlich wollte, aber mich erschreckt dieses plötzliche, tiefe Misstrauen gegenüber einem langjährigen, engen Freund. Ich war mir für eine knappe Stunde sicher, er nutzt meine Situation aus, um mich von ihm abhängig zu machen, indem er mir frische Linsen mitbringt und Dinge, die ich nicht alleine schneiden kann. Völlig irre. Das erschreckt mich und solche Momente habe ich manchmal. Nicht ständig, dass es meine Kontakte total beeinträchtigt, aber doch ab und zu und es ist wahnsinnig anstrengend, gefühlt so oft auf der Hut zu sein...sogar bei den Engsten.

Kennt ihr sowas auch? Ist das in einem normalen Rahmen? Ich kann es nicht recht einordnen.
 

Youshri

Aktives Mitglied
Ich war mir für eine knappe Stunde sicher, er nutzt meine Situation aus
ER? Ach so, ich dachte schon .....

Natürlich ist Unabhängigkeit immer wünschenswert, aber Du bist eben zur Zeit nicht dazu in der Lage. Freu Dich doch einfach über seine Hilfsbereitschaft und darüber, dass es Jemand gut mit Dir meint. Kommen dann diese komischen Gedanken wieder auf, dann geh einfach an die frische Luft, dann vergeht das wieder.
Ansonsten geht's Dir doch beneidenswert gut, glaubst Du nicht?
 

flower55

Aktives Mitglied
So, und dann ging mein Film los: Ich hab mich reingesteigert, dass er das absichtlich tut, damit ich von ihm abhängig bin und ihn brauche. Ich war dann richtig bockig und hab mich im Nebenraum aufgehalten, während er gekocht hat. Ich war überzeugt, da steckt eine böse Absicht dahinter.

Wir konnten es dann ganz gut klären. Ich hab ihm das dann auch geglaubt und es tat mir dann sehr Leid, sowas unterstellt zu haben. Wie peinlich. Ok, man kann schon mal genervt sein, wenn man nicht das mitgebracht bekommt, was man eigentlich wollte, aber mich erschreckt dieses plötzliche, tiefe Misstrauen gegenüber einem langjährigen, engen Freund. Ich war mir für eine knappe Stunde sicher, er nutzt meine Situation aus, um mich von ihm abhängig zu machen, indem er mir frische Linsen mitbringt und Dinge, die ich nicht alleine schneiden kann. Völlig irre. Das erschreckt mich und solche Momente habe ich manchmal. Nicht ständig, dass es meine Kontakte total beeinträchtigt, aber doch ab und zu und es ist wahnsinnig anstrengend, gefühlt so oft auf der Hut zu sein...sogar bei den Engsten.

Kennt ihr sowas auch? Ist das in einem normalen Rahmen? Ich kann es nicht recht einordnen.
Hallo,
danke für Dein Vertrauen.

Wir tragen diese "Filme" in uns, die ab und an an die Oberfläche kommen, sich bemerkbar
machen und wieder auflösen.
Es ist nicht völlig irre; es ist real.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es Dich erschreckt, solche Momente manchmal zu haben.
Ja, es ist anstrengend, damit auf der Hut zu sein.... und egal, wie sehr es ein auf der Hut
sein damit gibt, plötzlich passiert es und wir sitzen in dem "Film".

Es sind die Erfahrungen, die wir mit uns machen. Sich deswegen nicht verurteilen.
Hast Du schon einmal davon gehört, dass wir Muster/Prägungen unserer Lebensbiographie
in uns tragen? Manchmal macht es Sinn, sich ein weniglich damit zu beschäftigen.
Es macht etwas aus dem eigenen Leben begreiflich und nimmt das Anstrengende auf der
Hut zu sein und plötzlich passiert es doch und dieser "Film" ist da; wie ein Riss, der
plötzlich auftaucht und der dazu beiträgt, dass die Welt um einen herum anders wahrge-
nommen wird; eigentlich wollen wir das nicht. Und es tut hinterher, hat der Film sich
aufgelöst, so leid. Und so unangenehm ist es, peinlich kommt auch dazu.

Es ist sehr, sehr schön, dass Du mit ihm im Nachhinein ein gutes Gespräch über die Situation
hast führen können.

Wir wollen unsere lieben Mitmenschen, die einen Platz in unserem Herzen haben, nicht
verletzen und doch passiert es und der "Film" läuft.

Lebensthemen wie Selbstliebe, Selbstwahrnehmung etc. machen diesen "Film" bewußter
und setzen wir uns damit auseinander, löst er sich langsam, langsam auf und
irgendwann ist zu spüren: Aha, das ist jetzt der "Film" und das ist die Zeit danach.
Und die Zeit dazwischen, der Beginn des Filmes und dessen Ende, wird sichtbarer und
wir lernen dem gut begegnen zu können und damit umzugehen.
Das Internet hat Informationen dazu. Bücher gibt es viele, viele zu diesem Themenbereichen
Selbstliebe, Selbstwahrnehmung etc., Podcasts etc.; dem sind keine Grenzen gesetzt.
Vielleicht magst Du dem ein weniglich begegnen.

alles Liebe
flower55
 

cucaracha

Urgestein
Toller Beitrag.
Endlich mal jemand der meinen Spruch versteht, dass jeder Mensch in seinem eigenen Kinofilm lebt.

Hirn
Ich vermute du hast früher schlechte Erfahrungen gemacht.
Schön, dass du so einen fürsorglichen und hilfsbereiten Freund hast.
Nimm seine Liebe und Fürsorge an.
Er will dir etwas Gutes tun .
 

Luisa1960

Aktives Mitglied
Naja, ich sag mal so.....
Ideal wäre gewesen, er hätte deinem Wunsch entsprochen und trotzdem Dosen mitgebracht.
Gibt ja auch anderes wie Linsen, ich verstehe schon, das du etwas "Notration" dahaben wolltest
und nicht jeden Tag bekocht werden. Ich wäre da auch bisschen verärgert gewesen.
Sicher hat er das gut gemeint, ohne Frage. Aber er hätte ja kochen koönnen und trotzdem deinen Wunsch erfüllen.
Das mit dem abhängig-machen-wollen, sowas gibt es schon, aber in deinem Fall fällt das unter harmlos.
Da müssten schon perfidere Methoden her, als für jemand kochen.
Und was den Film betrifft, der da abläuft, kenne ich auch.
Das sind Sachen aus dem Unterbewusstsein, die teilweise auch im "falschen Fach" abgespeichert wurden und dann sehr komisch und wirr auftauchen. Bei mir passiert sowas meist im Traum.
Typisch ist, das der Film sich ähnelt vom Inhalt her, tritt nur in abgewandelter form immer wieder auf.
Habe das schon viele Jahre und nie dahinter gekommen, was mir das eigentlich sagen will.
Im Gehirn passieren eben Sachen, tja, verrückt sind wir deswegen noch lange nicht.
 

Blutdruck

Mitglied
Ich war mir für eine knappe Stunde sicher, er nutzt meine Situation aus, um mich von ihm abhängig zu machen, indem er mir frische Linsen mitbringt und Dinge, die ich nicht alleine schneiden kann
Habe ich das richtig verstanden, deine Hand ist das Problem?

Frage ihn doch das nächste mal, da du ja laufen kannst, ob er dir beim einkaufen helfen kann statt ihn alleine einkaufen zu lassen.
Dann kaufst du ein was du willst und er hilft dir dabei.
Sag einfach du möchtest mal wieder in den Laden, du hast Lust drauf dir fällt Decke auf dem Kopf.

Sollte er dir dabei die Hilfe verwehren oder weiterhin darauf bestehen alleine einkaufen gehen zu wollen, dann solltest du dir erst sorgen machen.
 

hirnundherz

Mitglied
Lieben Dank für die Antworten, euer Verständnis und, dass mich (bisher) niemand als undankbar und verrückt bezeichnet hat. ;-) Danke auch, dass ihr mich daran erinnert, wie schön diese Gesten meines Freundes sind. Ich sehe das auch zumindest die meiste Zeit. Ich denke weil ich mich nicht traue auch mal zu sagen, wenn ich trotzdem mal meine Ruhe will, fühl ich mich schnell bedrängt und ausgeliefert.

Danke auch @Knirsch , dass du meine Gedanken im Ansatz nachvollziehen kannst. Das zeigt mir auch, dass ich nichts aus dem "nichts" spinne, sondern es "nur" etwas zu weit denke.

@flower55 So ist es. Meine Geschichte spielt eine große Rolle und obwohl ich das auf dem Schirm habe, tappe ich in die Falle.

Leider habe ich durch meinen Vater gelernt, sehr sehr achtsam zu sein, was für Absichten womöglich im Verborgenen lauern könnten. Er ist sehr kontrollierend und manipulativ. Es gibt sogar ein sehr ähnliches Beispiel. Vor ca 7 Jahren brach ich mir einen Arm, hatte außerdem eine heftige Kopfverletzung (Fahrradunfall). Mein "besorgter" Vater holte mich nach dem Krankenhaus zu sich, um mir zu "helfen". Ich hatte sonst niemanden wo ich hin konnte. Während ich auf heftigen Schmerzmitteln wimmernd im Auto lag, hat er vorne gepfiffen und gemeint "so gut ging es ihm schon lange nicht mehr." Meine Abhängigkeit gefällt ihm. In der Heimatstadt angekommen bestand er darauf zum Italiener zu gehen. Mir ging es mies, ich hatte einen schweren Fahrradunfall hinter mir und ein Schädelhirntrauma. Aber er geht ja gern zum Italiener und zeigt sich mit seiner Tochter. Ich ließ mich breitschlagen. Als ich nach dem Essen bat zügig nach Hause zu gehen, weil es mir schlecht ging, durfte ich mir anhören, ich sei ne zickige Spielverderberin und undankbar. Er wollte noch Grappa mit dem Wirt trinken. Wie gesagt, ich war 2 Wochen davor noch auf der Intensivstation und er angeblich höchst besorgt. Am nächsten Tag schlief ich auf dem Sofa, die Decke hatte ich runtergestrampelt, weil mir warm wurde. Ich war auf starken Schmerzmitteln. Er weckte mich: Wieso ich in seinem Haus so unordentlich sei. Als könnte ich eine Decke mit einem Arm zusammenlegen. Und als wäre das gerade wichtig. Völliger Blödsinn. Der Streit ist so eskaliert, dass er mich geschubst hat und ich – noch malad vom Unfall – gestürzt bin. Er hat aber immer betont, dass er ja nur besorgt wäre und mir helfen möchte. Ich ihn provoziere...

Wenn dann jemand wie mein jetziger Freund kommt und ich sehe kleinste Anzeichen, dass da etwas nicht stimmen könnte, bekomme ich Panik. Wer ist das eigentlich? Ist der so nett wie er vorgibt zu sein? Will er mir etwas Gutes tun oder sind da andere Absichten? Letztendlich weiß man es ja auch nicht. Man muss wohl so viel Selbstvertrauen haben, dass man weiß wo die Grenzen sind und, dass man sich dann aus der Situation befreien könnte. Es fällt mir schwer zwischen harmlos und grenzüberschreitend zu unterscheiden.

Gerade kommt mir der Gedanke, mich über meinen Fortschritt zu freuen. Vor Jahren hatte ich niemanden außer meinem Vater in dieser verletzlichen Situation (oder dachte es). Heute habe ich andere Menschen in meinem Leben, denen ich trotz kleiner Konflikte vertrauen kann, und bin auf diesen Mann nicht mehr im Geringsten angewiesen. Er weiß noch nicht mal, dass ich verletzt bin, sonst hätte ich ihn wieder hier auf der Matte (auch ungefragt) oder Telefonterror.

Die gelegentliche Angst, mich in jemandem zu täuschen, wird wohl Teil meines Lebens sein und ich lerne immer besser damit umzugehen. Es ist aber mit vielen Zweifeln verbunden. Die Zweifel sind das anstrengende Erbe.
 
Zuletzt bearbeitet:

GrayBear

Aktives Mitglied
Hallo hirnundherz,

irgendwann musste ich begreifen, dass ich nicht "entweder-oder" denken sollte, sondern "und". Was ich damit meine ist folgendes: Dein Freund kann Dir wohlgesonnen sein "und" Deine Abhängigkeit doch etwas ausnutzen, weil es ihm gut tut, gebraucht zu werden und er diese "Macht" ein wenig genießt. Ich finde also nicht, dass Du paranoide Anwandlungen hast, sondern dass Du diesen klaren Widerspruch zwischen "ich helfe Dir" und "got you!" deswegen spürst, weil er da ist.

Was Du über Deinen Vater schreibst, ist ja auch nicht gerade selten. Nicht wenige Eltern benutzen ihre Kinder, um sich selbst zu beweisen, was sie doch für gute Menschen sind. Dieses gute Gefühl vermitteln einem Kinder ganz großzügig. Schwierig wird es aber dann, wenn die Kinder diese Erwartungen erfüllen MÜSSEN, damit die Eltern glücklich sind. Dann verkehrt sich das alles ins neurotische und Dein Vater hat das offenbar nie begriffen, denn dann kommt die oberflächlichste Begründung von allen: "Ich meine es ja nur gut".

Du hast geschrieben: "Zur Zeit entwickelt sich auch mehr". Sei damit aufmerksam, denn es stimmt nun einmal, dass "Gelegenheit Diebe macht". Soll heißen: dieser nun engere Kontakt, die Nähe, Dankbarkeit, schlechtes Gewissen, unklare Absichten und Gefühle, das alles ergibt eine neue Art von "normal", aber was war zuerst da? Die Erkenntnis: "Hey, der gefällt mir! Ich möchte mehr Nähe" oder die Nähe, die dann weitere Schritte so "normal" erscheinen lässt. Die uralte Frage um "Ei und Henne".

Um es deutlicher zu sagen und vergib mir, wenn ich falsch liege: so nett er zu Dir gerade ist, Dein schlechtes Gewissen, dass Du gerade mehr von ihm annimmst, als Du ohne Gips vielleicht annehmen würdest, sollte nicht nur der Grund für mehr Nähe sein. DAS ist aus meiner Sicht der eigentliche Grund, warum Du Dich als etwas "paranoid" empfindest. Du nimmst etwas von jemandem an, der womöglich etwas anderes dabei denkt und fühlt, als Du. Oder ist er für Dich inzwischen mehr als ein Freund?
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Ich hab ihn außerdem gebeten, mir ein paar Konserven (zb Linseneintopf) mitzubringen.
Er meinte er kann auch sehr gut Linsen kochen, worauf ich erwiderte, ich brauche aber etwas, das ich auch mal selbst unkompliziert zubereiten kann. Trotzdem hat er frische Zutaten mitgebracht (aber auch Pesto und andere Dinge, die einfach gehen). Aber nicht das, worum ich gebeten hatte.
Deine Geschichte lässt deine Reaktion heftig ausfallen.
Doch nimmt man das weg, bleibt nach meinem Empfinden dennoch etwas, das hellhörig machen kann.

Weshalb hat er nicht BEIDES mitgebracht?
Sondern sich über deine Wünsche hinweggesetzt?
 

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