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Ich bin anders als andere und leide darunter

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Gast

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Liebe Forumsgemeinde,

ich bin eine Frau von 43 Jahren und habe keine Freude mehr am Leben, sofern ich sie jemals gehabt habe.
Aber bessere Zeiten als heute hat es allemal gegeben...
Ich bin als Einzelkind aufgewachsen, kam aber schon sehr früh mit anderen Kindern in Kontakt, da meine Eltern ihre Ruhe haben wollten und mich zu den Nachbarkindern zum spielen schickten. Mit vier Jahren kam ich in den Kindergarten. Die anderen Kinder waren mir nicht direkt lästig aber sie waren mir auch nicht wichtig.
Glücklich war ich mehr wenn ich zu Hause stundenlang meine Märchenplatten anhören und mit meinen Puppen spielen konnte.
Ich weiß nicht ob ich sehr schüchtern war aber ich war ein unglückliches kleines Mädchen. Auf Fotos aus dieser Zeit machte ich fast immer nur ein trauriges Gesicht.
Gefreut habe ich mich immer nur wenn ich bei meiner Oma war. Bei ihr durfte ich Kind sein und herumtoben.
In der Grundschule hatte ich ein paar Jahre eine Freundin, die mich aber oft ausgrenzte weil andere ihr wichtiger waren. Die meisten Kinder aus meiner Klasse mochten mich nicht. Auch meine Klassenlehrerin mochte mich nicht. Ich glaube ich war ihr zu introvertiert.
Schlimm waren für mich auch die Klassenfahrten. Ich fühlte mich schrecklich mit anderen in einem Raum zu schlafen und den ganzen Tag mit ihnen zusammensein zu müssen. Ich konnte mich weder für eine Schnitzeljagd, eine Nachtwanderung noch für irgendwelche Besichtigungen begeistern.
Ich zog mich mehr und mehr in meine Traumwelt zurück. Suchte manchmal auch Kontakt zu anderen, aber fand keinen Zugang zu ihnen. Ich konnte nicht gut mit ihnen über die Themen die sie interessierten mitreden. Ich konnte über vieles, was sie lustig fanden, nicht lachen.
Ich zog mich komplett zurück, als ich merkte das sie reifer waren als ich. Nicht körperlich aber geistig und emotional gesehen. Sie gingen auf Feten, lernten sich zu stylen und hatten ihre ersten Flirts.
Ich lernte stattdessen über Bücher alles über Hunde und Katzen und ging schon mal mit Hunden aus der Nachbarschaft spazieren. Außerdem stürzte ich mich auf die wenigen Schulfächer, die mich interessierten und lernte wie besessen dafür, während ich alles andere vernachlässigte.
Ich träumte aber auch sehr viel vor mich hin so das mir viele Dinge entgingen. Ich lief durch die Gegend ohne nach rechts und links zu sehen. Mein Vater sagte oft das ich nicht in die Welt passe.
Ab und zu ging ich auch mal zu einer Fete aber ich hatte nicht das Gefühl dahinzugehören. Ich mochte die ganze Qualmerei und den Lärm nicht.
Später mit 18 freundete ich mich ein bißchen mit einem Mädchen an das gern in die Disco ging. Ihr zuliebe ging ich öfter mal mit aber fühlte mich auch da nicht wohl. Ich versuchte zu tanzen aber es wirkte so steif und ich konnte nie den Takt halten. Diese Freundin lernte übrigens dort ihren Mann kennen, mit dem sie jetzt sehr viele Jahre verheiratet ist.
Sie sagt mir damals das könnte bei mir nichts werden, ich wäre nicht selbstsicher genug.
Ich ging mit ihr auch schon mal in Kneipen. Ich hasste es so sehr an der Theke zu stehen. Ich merkte so sehr das es mir nicht gelang locker dazustehen und ich wusste nicht wohin mit meinen Händen.
Wenn jemand versuchte mit mir ins Gespräch zu kommen wusste ich meistens nichts zu sagen. Es fällt mir so schwer mit einem fremden über irgendein belangloses Thema zu reden.
Kurze Zeit später lernte ich trotzdem meinen ersten Freund kennen. Wahrscheinlich nur weil er so aufdringlich war, kurz mit mir sprach und mich dann schon küsste, was mir sehr unangenehm war.
Einige Wochen später wollte er mit mir schlafen. Ich hatte gar kein Verlangen danach und tat es ihm zum Gefallen. Wir waren zwei Jahre zusammen, wenn auch nicht eng. Es reichte mir ihn freitags und samstags abends zu sehen. Beim Sex mit ihm empfand ich nichts.
Das kam erst in einer nächsten Beziehung. Dieser Mann hatte auch zum Glück keine Freunde die mich ablehnen konnten. Er war Einzelgänger aber leider liebte er mich nicht. Er wollte nur seinen Spaß und ich liebte ihn leider so sehr. Da konnte ich sogar plötzlich richtig klammernd sein was ihn nervte.
Nach dem endgültigen Bruch zwischen uns stand ich wieder allein da und hatte mit Ende zwanzig auch keine richtige Lust mehr auf einen Mann. Ich hatte immer mal wieder Bekanntschaften mit Frauen, aber nie eine Freundschaft. Vor allem graute mir jedes Mal davor, wenn sie mich irgendwohin mitnehmen wollten. Ich wollte nicht auf Volksfeste, auf Partys oder ins Kino, wo es aufgrund der Lautstärke für mich unerträglich ist.
Ich wurde ein paar Mal zu einer Feier oder zu Junggesellinnenabschieden geschleift aber ich saß dann immer mit am Tisch und wusste überhaupt nichts zu sagen. Es wurden Witze gerissen, über Reisen und Männer erzählt und ich saß stumm dabei... Dachte, das ist nicht meine Welt, nur die Welt der anderen. Es war als wenn eine Wand uns trennte.
Im Job war es auch immer so. Ich versuchte mich anzupassen aber es war immer schnell spürbar das ich doch nicht dazugehörte. Wenn ich von mir erzählte, war man schnell gelangweilt oder lachte nicht, wenn ich anfing über das erzählte zu lachen. Vielleicht habe ich es zu vorsichtig rübergebracht. Nicht unterhaltend genug und nicht ansprechend genug weil ich fast keine Gestik verwende.
Ich denke jedes Mal was soll ich auch bloß sagen. Ich interesse mich für fremde Kulturen, für Medizin und Tiere.
Für andere vielleicht langweilige Themen.
Mir ist auch in den letzten Jahren aufgefallen das ich nicht gern mit anderen Leuten an einem Tisch sitze und esse. Mich nervt es manchmal so sehr wie sie essen. Wenn sie so komisch essen und evtl. auch noch schmatzen!
Es kommt auch vor das ich mich bei neuen Bekanntschaften sehr schnell unwohl fühle und mich zurückziehe.
Ich habe einen Mann kennengelernt und war einmal mit ihm essen. Danach rief er so oft bei mir an und stand plötzlich unangemeldet vor der Tür. Da bekam ich gleich Angst und habe den Kontakt abgebrochen.
Ich war vor ein paar Jahren mal bei einem Psychologen und erzählte ihm von meinen Problemen und meinem Leid.
Er guckte mich so verwundert an und sagte: Sie erscheinen so emotionslos und gleichgültig. Es kommt mir nicht so vor als wenn Sie wirklich ein Problem damit haben.

Ich wünsche mir ein paar Kontakte auch wenn es sehr schwer ist.
Könnt ihr mir einen Tipp geben was ich an mir verändern kann da man mich so wie ich bin, nicht akzeptiert?
 

das Gefühl

Aktives Mitglied
Hallo Du,

also eine Idee war jetzt Asperger! LINK: Selbsttest auf Asperger-Syndrom bzw. autistische Verhaltenszge - kostenloser Selbstcheck. .:. Psychotherapie & Coaching bei R.L. Fellner, Wien (Psychotherapeut, Coach, Supervisor)
Die Idee hatte ich bei einer anderen Userin schon mal, aber es traf dann nicht so 100 % zu.
Aber vielleicht hilft Dir ein Test ja schon mal in so Fern weiter, als dass Du merkst, dass Du da nicht ganz alleine bist.
Ich denke, dass Deine Form des Verstehens, Handelns, Fühlens auch gar nicht so besonders ist, wie Du vielleicht glaubst. Nicht jeder Mensch ist offen, fühlt sich in Gesellschaft wohl oder mag Kneipen. Da wir im gleichen Alter sind, kann ich Dir nur sagen, dass meine Interessen auch nicht anders gelagert sind. Wir sind ja keine Jungspunte mehr:D.
Aber da Du offensichtlich darunter leidest und natürlich auch Dinge schilderst, die dann eben "nicht der Norm" entsprechen, kann es schon hilfreich sein, sich über die eine oder Andere Möglichkeit Gedanken zu machen. Übrigens: ich hatte bei dem Aspergertest auch Tendenzen und fand die Fragen gar nicht so ungewöhnlich. Bei Dir kommen aber vielleicht auch noch andere Dinge in Betracht, wie Depressionen (kann auch zu "Gefühlslosigkeit" führen) oder Ängste. Ungwöhnlich finde ich, dass Du so spät darüber redest.
Und Dein Psychologe hatte doch Recht, oder? Er wollte Dich doch damit nicht verletzen, sondern Dir aufzeigen, dass Du da wohl ein Defizit hast. Psychologen sind nicht immer lieb, wenn sie einem helfen sollen, das geht auch nicht anders.
Ich habe es auch schwer, meine Emotionen zu zeigen, obwohl ich sehr empfindlich bin. Bei mir hat das Ganze traumatische Hintergründe. Du siehst, es gibt viel zu überlegen;).
Liebe Grüße
 
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G

Gast

Gast
Hi, ich weis nicht wie aktuell das ist..

Ich kenne dieses Gefühl auch, es stimmt nicht, dass alle einen nicht akzeptieren, es gibt Menschen, denen geht es wie dir.
So können sich diese wenigstens mögen. Es ist mir egal, ob es dafür Bezeichnungen, oder Krankheitsbilder gibt, wichtig ist, dass du glücklich sein kannst und wie kannst du das, wenn du dir anhörst, dass du etwas falsch machst, soweit, dass du denkst, du müsstest dich ändern. Mach nichts, woran du keinen Spaß hast. Das Wichtigste ist sich selbst zu akzeptieren, sich selbst zu lieben. Das sagt man immer so leicht, aber es ist schwer, wenn es andere nicht tun. Ich würde dir empfehlen zu verreisen, und wenn du magst dich eine Hippiegruppe anzuschließen, in ein Ashram gehen, dich spitiruell zu entfalten. Gib nicht so viel auf die breite Masse, was haben die, was man selber unbedingt haben wollte, außer, dass sie sich gegeseitig verstehen und lieben, aber nicht weil sie besser sind. Es kann nicht sein, dass es als Nachteil zählen kann, dass du andere Interessen hast, anderen Spaß, du hast offensichtlich noch nicht die richtigen Menschen getroffen. Du wirst dich wundern... es gibt von allem Alles.... Ich akzeptiere dich, wer immer du bist und woher du kommst, deine Geschichte berührt mich und ich verstehe dich, gib nie auf, die anderen meinen es auch nicht böse, sie wissen es nicht besser.
 
G

Gast 44

Gast
Der Beitrag oben klingt, als wäre er von mir geschrieben. Sehr ähnlich.... Erst als ich als erwachsene Person eine Autismus Diagnose (Asperger) bekam, mich damit auseinander setzte und es akzeptierte, hatte ich das Selbstbewusstsein nur das zu machen, was mir gut tat. Heute fühle ich mich sehr wohl.
Ich fühle mich einsam in einer Gruppe und sage z. B. bei einer Weihnachtsfeier "Nein, ich möchte nicht dabei sei. Hat nichts persönlich mit den Kollegen zu tun." Wenn ich alleine bin, fühle ich mich nicht einsam und gehe meinen Interessen nach.
Zum Glück hatte ich einen für mich passenden Beruf gefunden.
Es ist schon richtig was die anderen schreiben.
Ich kann nicht mit Menschen zusammen sein, bei denen ich mich verstellen muss, um akzeptiert zu werden.
Ich habe meine Arbeit und meine Freundin und treffe sie zwei bis drei Mal im Monat. Bin ganz zufrieden mit meinem Leben.
 

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