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Gast
Ganz leise ist er um mich herum und hat zwei mitgenommen. Zwei, die ein bißchen entfernt sind, zwei die ein langes Leiden hatten, lang, weil es leiden war.
Ein paar Wochen nacheinander seit ihr gegangen...und ich war froh, weil das Leiden ein Ende hatte.
Ich habe ihn gesehen, ein halbes Jahr vor seinem Tod und wußte, daß er sterben würde, noch bevor ich die Diagnose wußte.
Das belanglose Blabla im Krankenhaus kam mir vor wie ein Film. Dann nach Hause. Ich habe mich zurück gezogen und viel geweint, denn man weint nicht um einen Menschen, der nichts von einem hält und einen nur beschimpft, auch wenn er zur Familie gehört....
Ihr habt ihn beigesetzt und wir durften nicht dabei sein. Wir haben eine Kerze gekauft und den Schnappi hingefahren, weil die Kinder nicht verstanden, warum er weg war und der Schnappi noch da. Sie haben ihm Blumen gebracht, eine Kerze und einen Engel, den mein zweijähriges Mädchen geschenkt bekommen hat. Ich mußte auf ihn aufpassen bis es wieder den Besuch auf dem Friedhof gab. Und sie brachten eine Puppe und ein weiteres Stofftier, diese Kinder und immer eine Kerze und sagten ihr "Hallo". Und ihr seid gegangen und habt alles, alles weggeworfen, damit es sauber aussieht und ich soll den Kindern sagen, er habe es geholt. Ich soll den kleinen Menschen, die mit zwei Kerzen fast ein Wohnungsbrand verursachten, weil ihnen jemand gesagt hatte, er käme wieder, wenn man eine Kerze anzünde,sagen, er habe alle ihre Geschenke geholt, damit es dann sauberer aussieht? Oder warum? Damit ihr sauberer ausseht?
Als das Sterben kam, habe ich viel nachgedacht. Alles, was vorher war an Beschimpfungen und Mißachtung verlor an Bedeutung. Und auf einmal, ganz heimlich still und leise begriff ich, wie kurz es ist, dieses Leben. Und das ich keine Zeit mehr habe, mich nach hinten zu schieben und zu warten, bis Platz ist, damit ich lebe. Weil die statistische Lebenserwartung nur ein Kann-Wert und kein Muß-Wert ist und weil es mir genauso gehen kann, eine Diagnose und ein halbes Jahr Krankheit und dann war´s das.
Ich möchte immer noch nicht zu eurer sauberen Familie gehören, ich will auch weiterhin nur zu meiner gehören. Die ist zwar nicht so sauber, aber die hat wenigstens den Freiraum, den so mancher braucht!
Ein paar Wochen nacheinander seit ihr gegangen...und ich war froh, weil das Leiden ein Ende hatte.
Ich habe ihn gesehen, ein halbes Jahr vor seinem Tod und wußte, daß er sterben würde, noch bevor ich die Diagnose wußte.
Das belanglose Blabla im Krankenhaus kam mir vor wie ein Film. Dann nach Hause. Ich habe mich zurück gezogen und viel geweint, denn man weint nicht um einen Menschen, der nichts von einem hält und einen nur beschimpft, auch wenn er zur Familie gehört....
Ihr habt ihn beigesetzt und wir durften nicht dabei sein. Wir haben eine Kerze gekauft und den Schnappi hingefahren, weil die Kinder nicht verstanden, warum er weg war und der Schnappi noch da. Sie haben ihm Blumen gebracht, eine Kerze und einen Engel, den mein zweijähriges Mädchen geschenkt bekommen hat. Ich mußte auf ihn aufpassen bis es wieder den Besuch auf dem Friedhof gab. Und sie brachten eine Puppe und ein weiteres Stofftier, diese Kinder und immer eine Kerze und sagten ihr "Hallo". Und ihr seid gegangen und habt alles, alles weggeworfen, damit es sauber aussieht und ich soll den Kindern sagen, er habe es geholt. Ich soll den kleinen Menschen, die mit zwei Kerzen fast ein Wohnungsbrand verursachten, weil ihnen jemand gesagt hatte, er käme wieder, wenn man eine Kerze anzünde,sagen, er habe alle ihre Geschenke geholt, damit es dann sauberer aussieht? Oder warum? Damit ihr sauberer ausseht?
Als das Sterben kam, habe ich viel nachgedacht. Alles, was vorher war an Beschimpfungen und Mißachtung verlor an Bedeutung. Und auf einmal, ganz heimlich still und leise begriff ich, wie kurz es ist, dieses Leben. Und das ich keine Zeit mehr habe, mich nach hinten zu schieben und zu warten, bis Platz ist, damit ich lebe. Weil die statistische Lebenserwartung nur ein Kann-Wert und kein Muß-Wert ist und weil es mir genauso gehen kann, eine Diagnose und ein halbes Jahr Krankheit und dann war´s das.
Ich möchte immer noch nicht zu eurer sauberen Familie gehören, ich will auch weiterhin nur zu meiner gehören. Die ist zwar nicht so sauber, aber die hat wenigstens den Freiraum, den so mancher braucht!