Hallo...
du könntest dich dazu beraten lassen. Z. B. beim Jugendamt. Stichwort ist: "Hilfen für junge Volljährige". Hier kannst du erste Infos nachlesen:
https://www.hilfen-zur-erziehung-online.de/leistungen-hilfsangebote/hilfen-fuer-junge-volljaehrige/
Und hier gibt es allgemein Hilfe für junge Leute (die dich, wenn nötig, bestimmt an passende Stellen in deiner Region weiterleiten könnten):
https://www.stadtmission-nuernberg....bensberatung/jugendliche-und-junge-erwachsene
Und hier zum Thema Wohnen junger Leute:
https://caritas.erzbistum-koeln.de/die-jugendberatung/themen/wohnen-finanzen/index.html
es ist ein großer Schritt und ich weiß, dass ich ihn ganz alleine machen muss, weil niemand in meinem Umfeld die Sache nachvollzieht
Es ist ein großer Schritt. Aber vielleicht musst du ihn doch nicht allein machen. Auch, wenn man z. B. als Freund*in etwas nicht nachvollziehen kann, heißt das nicht automatisch, dass man nicht hilft...
ich habe die Bedenken, dass ich es so alleine nicht schaffe und dass ich es im Nachhinein nicht vor mir selbst werde rechtfertigen können.
Es gibt bestimmte Wohnformen für junge Leute, wo man ein Stück weit "betreut" wird. Infos dazu kannst du unter den Links oben finden. Vielleicht würde das für den Anfang helfen? Es gibt generell viele Hilfsangebote in Deutschland - man muss sie nur finden.
🙂
Denn ich habe meine Gründe, aber sie scheinen anderen Leuten nicht meine Bemühungen, auszuziehen, zu rechtfertigen.
Dass müssen sie auch nicht. Sie müssen es nicht verstehen und auch nicht nachvollziehen können. Wenn z. B. ein/e Freund*in dich nicht versteht in dieser Situation, dann vielleicht deshalb, weil er/sie "von außen" auf deine Situation schauen. Sie erleben deine Eltern vielleicht als supernett, du aber - der du ja mit deinen Eltern allein daheim ist - nicht. Freund*innen bekommen nicht alles mit - und können somit gar kein realistisches Bild haben von der Situation... Ich bin mit 18 ausgezogen. Die allermeisten Leute fanden meine Mutter (alleinerziehend) toll! Aber Fakt war, mich hat sie missbraucht, schlecht behandelt, nachts allein gelassen usw. Ich sage das nur, um zu zeigen, dass Außenstehende eben genau das tun: außen stehen. Nur als Bild: Schau mal von außen durch ein Fenster in eine Wohnung hinein, wenn du eine Straße entlang läufst. Da sieht man nicht viel. Vielleicht einen Vorhang, eine Lampe, ein Stück Wand... So ähnlich ist es auch, was Beziehungen und Zwischenmenschliches angeht - Außenstehende sehen davon nur einen kleinen Teil...
Und ich weiß auch, dass ein Auszug ein kompletter Bruch mit meiner Familie bedeutet und alles im Falle der Aktion sehr schnell gehen muss, um noch mehr Probleme zu vermeiden.
Man kann versuchen, Probleme zu vermeiden. Man kann aber auch Probleme aushalten. Ich sage das, um dir Mut zu machen. Probleme sind zwar unangenehm und tun manchmal richtig weh, aber man kann sie aushalten, wenn sie zeitlich begrenzt sind und sie nicht zu schlimm sind. D. h. wenn deine Eltern dann laut werden oder so, oder dich beschimpfen, dann ist das schlimm, aber es ist vielleicht auch aushaltbar, wenn du weißt, dass es kurz danach für immer besser wird...
Auch muss es vielleicht nicht unbedingt einen Bruch für immer bedeuten. Nach einer solchen Entscheidung muss alles neu sortiert werden, auch die Beziehungen - und manchmal können sie nach einer solchen Entscheidung sogar besser werden. Plötzlich ist dann ein anderes Miteinander möglich, genau deshalb, weil man, wenn man in der eigenen Wohnung sitzt, nicht mehr rund um die Uhr verfügbar ist...
Ist vielleicht jemand von euch durch eine ähnliche Situation gegangen bzw. könnt ihr bei so etwas sagen, dass etwas nicht so richtig (in der Aktion) sein kann, wenn das Umfeld (also auch Freunde, nicht nur Familie) das nicht versteht?
Ich habe ja schon etwas geschrieben zu meiner Situation. Deine Entscheidung kann auf jeden Fall richtig sein - für dich - auch, wenn sie sonst niemand versteht oder nachvollziehen kann. Auch kann es sein, dass sie sie erst später nachvollziehen können - wenn es dir z. B. besser geht in deiner eigenen Wohnsituation und die anderen das merken...
Ich persönlich "musste" ausziehen und war froh, dass ich den Schritt gemacht hatte. Das Leben war um soooo viel besser. Ich habe allerdings eine schwere Missbrauchsgeschichte. Aber auch, wenn man "nur" ständig Streit hat oder seine Bedürfnisse nicht erfüllt werden, man sehr eng lebt mit Menschen, die so ganz anders leben, als man selbst es möchte und braucht (z. B. laut statt leise, aggressiv, statt liebevoll), dann kann so ein Schritt sehr helfen.
Trotzdem kann niemand für dich die Entscheidung treffen, denn du hast Recht: du selbst musst mit den Konsequenzen danach leben - wen auch immer du fragst, was er machen würde: "wir" alle können leicht "dies" oder "jenes" sagen - wir müssen nicht mit den Konsequenzen umgehen und wir sind nicht du... Deshalb fände ich es gut, sich beraten zu lassen, auch ruhig bei mehreren Beratungsstellen, damit man ein umfassendes Bild bekommt, was das Ausziehen bedeuten würde, und welche Möglichkeiten es gäbe, eine für dich gute Unterstützung zu bekommen. Je mehr Infos man hat, ist meine Erfahrung, desto sicherer wird man, eine solche Entscheidung zu treffen und desto besser kann man nach der Entscheidung auch mit ihr leben und umgehen.
🌻