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Höllische Angst vorm Praktikum im 2. Semester

G

Gast

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Oder vllt auch höllische Angst vorm Arbeiten selbst.
Ich habe bis auf ein Betriebspraktikum und ein freiwilliges Praktikum noch nie gearbeitet, weil meine Eltern das nicht wollten. Sie wollten, dass ich mich auf meine Schule konzentriere, was dazü geführt hat, dass ich einen 1-er Schnitt hatte aber 0 wirkliche Arbeitserfahrung. Jetzt bin ich frisch vom Abi ins Studium gerutscht und mir macht das Lernen unheimlich Spaß. Ich beschäftige mich gerne mit der Materie fürs Studium und auch sonst lerne ich gerne und viel. Das Problem ist nur, dass ich mich extrem dumm anstelle, wenn es um 'Soziales' geht bzw. wenn ich mich halt in einem menschenreichen Umfeld befinde. Ich will dann alles so machen, wie man es von mir erwartet und niemanden enttäuschen und mein bestes geben. Aber dann bin ich manchmal nervör, verbaue alles und stehe da wie so ein kleines Dummchen, dass sich zu fein war zum Arbeiten. Dabei ist es immer das Gegenteil gewesen. Meine Eltern haben selbst viel ackern müssen um mir und meinen Geschwistern eine gute Bildung zu ermöglichen. Ich habe auch geackert aber halt für die Schule und im Moment ackere ich fürs Studium.

Naja...Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Vllt sollte ich noch sagen, dass die Stimmung bei den freiwilligen Praktika, die ich hier gemacht habe extrem schlecht war. Hier sind die Menschen so unglaublich mürrig und mißmutig und neidisch. Ich verstehe das nicht. Ich wurde immer angemeckert und mir wurde nix beigebracht. Ich weiß ja, dass die Leute ihre eigenen Beschäftigungen haben aber man kann sich doch wenigstens als ein älterer Mensch freundlich und wie ein Lehrer den Jüngeren gegenüber verhalten, oder nicht?! In Tunesien ( da komme ich her) ist es anders. Da herrscht überall ein familiäres Verhältnis. Man spaßt auf der Arbeit auch mal und von meinen Verwandten, die neu in die Lehre gegangen sind, weiß ich auch nur, dass sie freundlich aufgenommen werden.

Das eigentliche Problem: Im kommenden Jahr steht mir ein 3monatiges Praktikum bevor...Die Aufgaben bestehen aus :
- Sekretariatsaufgaben*
- Koordination und Planung von Arbeitsabläufen*
- Anzeigenakquise und Sponsoring*
- Recherche und Buchung von Unterkünften für Festivalgäste*
- Zoll- und Versandabwicklung*
- Vorbereitung und Durchführung von Empfängen*

Für jemanden wie mich, die noch nie gearbeitet hat, liest sich das schwer...Ich weiß schon genau, wie ich ganz viele Fehler machen werde...Man wird mich am Ende wohl direkt feuern. Ich weiß noch nicht mal wie man vernünftig einen Handyvertrag abschließt, oder Post versendet, usw...und von anderem bürokratischem Kram habe ich auch nur bedingt eine Ahnung ( wohl eher Nicht-Ahnung ).

Wenn es wenigstens verständnisvolle Leute hier geben würde, die einen nicht sofort als verwöhnte Göre abstempeln, nur weil man vorher nicht gearbeitet hat.

Ich hoffe mir ist es gelungen mein Problem verständlich zu schildern.
Und ich hoffe ihr könnt mir Ratschläge geben. Jetzt schonmal ein großes Danke vorab.

- Verfassen von Beiträgen für und Korrekturlesen des Programmhefts
 

bat

Neues Mitglied
Hey

Ich habe auch studiert.

vielleicht könnte ich dir tipps geben... bzw. glaube ich, deine ängste verstehen zu können.

wenn du interesse an einem gespräch hast ...

lass quatschen.

skype: lukas.traurig
 
G

Gast

Gast
Danke für deine Antwort und deine Bereitschaft mit mir zu reden :) Leider habe ich kein Skype. Aber wir können uns doch gerne hier austauschen. Magst du nicht über deine Erfagrungen berichten? Wie wurdest du behandelt während dem PRaktikum? Wird man als Student ernster genommen ?
 
G

Gast

Gast
Hey,

ich bin selber "Einserstudentin" und habe auch ein Abi mit Eins gemacht. Und ich war immer sehr selbstständig, das heißt, wie man die Dinge des täglichen Alltags erledigt wusste ich schon früh. Trotzdem habe ich auch sehr negative Erfahrungen in Praktika gemacht, genau mit dem, was du schreibst: mürrische, alte Menschen, die überhaupt keine Lust haben, sich mit einem doofen Praktikanten abzugeben. Das eine hat mit dem anderen also nicht grundsätzlich was zu tun, also Selbstständigkeit und schlechte Erfahrungen im Praktikum. Ich habe mir da schon seit längerer Zeit Gedanken drüber gemacht.

Mal eine Frage vorweg: Wohnst du noch zu Hause? Ich frage, weil ich denke, dass dein "Problem" nicht daran hängt, dass du noch nie gearbeitet hast. Handyverträge abschließen und Post versenden habe ich bei Mama und Papa gelernt, nicht auf Arbeit. Meine Eltern haben mich immer zum Einkaufen mitgenommen, als ein Haus gebaut wurde und dieses später renoviert wurde saß ich in jedem Alter daneben. Natürlich habe ich mitbekommen, wie man vorgeht, wenn man einen Parkettleger sucht und was man tut, wenn der hinterher eine Arbeit abliefert, die mit Mängeln behaftet ist, natürlich wurde ich auch mit einem Brief zur Post geschickt, wenn die Eltern keine Zeit hatten, oder wenn sie meinten, ich müsste das lernen. Seitdem ich 14 bin haben meine Eltern sich strikt geweigert, mir Artztermine zu machen und haben mich in vielerlei Hinsicht dazu gebracht, dass ich Dinge selber machen musste. Das macht selbstständig und hilft dann im Arbeitsleben sicherlich. Falls du also noch nicht ausgezogen sein solltest, solltest du dringend darüber nachdenken, da deine Eltern dich leider offensichtlich nicht selbstständig werden lassen (wenn du aus einer Tunesischen Familie kommst kann das unter Umständen schwer werden, ich weiß. Trotzdem wäre das sehr wichtig. Oder du versuchst einfach mal, deinen Eltern ein paar Arbeiten abzunehmen, mit der Erklärung, dass du das auch lernen musst.) Natürlich kann arbeiten neben Schule und Studium durchaus Stress verursachen und sich auch mal auf die Noten auswirken. Aber die Uni bereitet dich niemals auf das richtige Leben vor. Du musst nebenbei lernen, wie "selbstständig leben" geht.

Im Bezug auf deine Angst vorm Praktikum: Du bist mit deinen Einsen nicht nur Erfolg gewöhnt, sondern auch Menschen, die sehr freundlich zu dir sind, weil du das ablieferst, was sie von dir erwarten. (war bei mir auch so). Im Praktikum geht das so nicht, es sind andere Anforderungen und wenn es gut ist, ist das kein Grund, sich über dich zu freuen, sondern nur, sich nicht über dich zu ärgern. Das war jedenfalls immer mein Eindruck in meinen Praktika. Spaß hat es mir auch nicht gemacht. Ich habs trotzdem hinter mich gebracht. Weißt du aber was? Das ist so im Praktikum, wenn man "richtig" arbeitet ist es ganz anders, auch wenn es nur ein Studentenjob ist. Also, meine Empfehlung an dich wäre, dir mal nicht so den Kopf um das Praktikum zu machen und es einfach über dich ergehen zu lassen. Stattdessen versuche mal, Arbeitserfahrungen mit positiven Erlebnissen zu verbinden. Dann hast du vielleicht nicht mehr so eine Angst davor. Mach' was, das du gut kannst. Also nicht Büroorganisation sondern was, das mit deiner Erfahrung beim Lernen zu tun hat. Da bist du gut drin und da kannst du Erfolgserlebnisse haben. Ich finde, man sollte möglichst immer etwas arbeiten, was man gerne macht /gut kann, weil es nur dann auch Spaß machen kann. Und wenn man eben gute Noten hat, dann kann man normalerweise gut lernen. Überlege mal, ob du dich an der Uni nicht auf einen Hiwi Job oder als Tutor bewirbst (wenn du tolle Noten hast, bist du da fast schon eingestellt, in der Uni geht's meist nur nach Noten, nicht so nach tatsächlichen Fähigkeiten). Oder du arbeitest einige wenige Stunden in der Woche als Nachhilfelehrer, entweder gegen Geld oder ehrenamtlich. Es gibt in jeder größeren Stadt Vereine, die ehrenamtliche Nachhilfe für Kinder organisieren, die sonst keine Hilfe bekämen. Das sind Heimkinder, aber auch Kinder aus Migrantenfamilien. Und mit deinem familiären Hintergrund wäre das doch echt klasse, wenn du für Kinder ein Vorbild sein könntest und ihnen etwas beibringen könntest. Dabei lernst du etwas und du hilfst anderen, auch wenn du für die Nachhilfe am Ende etwas Geld bekommst.

Wenn du auf diese Weise positive Erfahrungen sammeln kannst und Selbstbewusstsein sammeln kannst, für noch was anderes als Lernen gut zu sein, dann hilfst du dir selber. Und dazu, wie gesagt, wäre es gut, mehr Selbstständigkeit zu lernen. Das ist nicht immer einfach, weil man sich manchmal überfordert fühlt, aber auch das ist Lernen, nur eben nicht aus Büchern. Deine Eltern haben es sehr gut mit dir gemeint und dabei vielleicht vergessen, wie sie selber "Leben" gelernt haben, nämlich wahrscheinlich weil sie einfach vieles selber machen mussten. Also musst du dir jetzt selber helfen.

Viel Erfolg damit! (Und mach' dir nicht so viele Gedanken, wenn die dich da beim Praktikum nicht mögen: So what? du sollst da ja nicht ewig arbeiten ;-) Suche dir hinterher lieber was, was dir Spaß macht)

P.S.: Ich habe durch die Praktika und durch meine Arbeit an einem Uni-Institut sowie in der Nachhilfe gelernt, dass mir nicht nur lernen, sondern auch forschen und lehren Spaß macht (und ich da auch gut drin bin, weil es mir Spaß macht). Durch meine guten Noten habe ich jetzt vielleicht die Chance, an der Uni Doktorandin zu werden und selber zu forschen und zu lehren. So habe ich am Ende dann einen Job, der mir Spaß macht (für eine gewisse Zeit). Und an der Uni laufen auch bei den Doktoranden viele Leute rum, die weder Sozialkompetenzen haben noch selbstständig sind, und keinen stört's.
 
G

Gast

Gast
Du schaffst das, ganz klar. :)
Mit 22 war ich in vielen Dingen noch sehr unselbständig und weltfremd. Handy-Verträge abschließen? Keine Ahnung. Ich hatte damals von fast NICHTS Ahnung.
Und dann machte ich trotzdem ein Praktikum in New York mit Aufgaben, die denen die Du beschrieben hast sehr ähnlich waren.
Erst einmal wird einem ja alles erklärt. Du wirst NICHT auf dem Trockenen sitzen so nach dem Motto "jetzt mach' mal", sondern eine Einweisung in all Deine Tätigkeiten bekommen. Und wenn man etwas beim ersten (oder auch zweiten/dritten) Mal nicht versteht, ist es total okay zu fragen. :)
Nachfragen werden generell gerne gesehen. Fehler werden akzeptiert. Und wenn man sich von der menschlichen Seite her nicht so geschickt anstellt, heißt es meist "die ist ja noch sooo jung." Und SCHON erinnern sich alle an eine Zeit, in der sie selber jung und/oder unsicher waren.

Damals, mit 22, war ich sehr schüchtern und sprach Englisch mit einem schauderhaften Akzent. Und extrem kindlich war ich noch dazu. Ausgeglichen habe ich das mit häufigem Lächeln, Höflichkeit und Fleiß.
Ok...vielleicht sind die New Yorker etwas lockerer als die Deutschen, doch letzten Endes sind überall Menschen...und ganz so furchtbar sind in diesem Land AUCH nicht alle. ;)
Also, wenn Du a) höflich bist, b) Nachfragen stellst (egal wie oft), c) zeigst, dass Du Dich bemühst und d) auch monotone Arbeiten mit Hingabe ausübst (auch DAS kann dazu gehören), dann wird man sich über Deinen Einsatz freuen. Und was die anspruchsvollen Aufgaben anbelangt: die sind normalerweise in viele kleinere Einzelaufgaben unterteilt, die man Dir gründlich erklärt, und dadurch sind sie dann GAR nicht mehr so anspruchsvoll.
Auf diese Weise habe ich in meinem Praktikum in New York zum Beispiel Veranstaltungen organisiert (als Person mit mickrigem Englisch, die noch nie einen Handy-Vertrag abgeschlossen hatte :D...auch die Organisation einer Veranstaltung ist letzten Endes nichts anderes als die Fertigstellung vieler Einzelaufgaben, die mir mit viel Geduld gezeigt wurden.)
Die Dinge hören sich meistens wilder an als sie sind.
Viel Glück! :)
 
G

Gast

Gast
Wow!! Liebe Leute :)

Vielen Dank für eure Antworten! Jetzt fühle ich mich ein wenig erleichtert.
Ich wohne mittlerweile in einer WG aber meine Unselbstständigkeit liegt tatsächlich an meinen
Eltern ,die mich von Kopf bis Fuß bemuttert haben :D ...Ich hoffe ich kann die Sache jetzt genauso
motiviert angehen , wie ich im Moment ,dank eurer Antworten, bin .
 

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