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Hilfe bei der Selbsthilfe gesucht

Sun_Rise

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Wie der Titel schon sagt. Ich bin mir mit unzufrieden und versuche mir selbst zu helfen. Meine Partnerin hilft mir bereits. Bei meinen Eltern Hilfe zu suchen, will ich nicht. Freunde habe ich keine. Also... hoffe ich mal in der Anonymität des Internets ein paar Meinungen sammlen zu können. Wenn wer nicht diese ganze Wall of Words lesen will: Ganz unten sind die wichtigsten beiden Punkte.

Vorwort: Meine Freundin kommt nicht mehr mit mir klar. Und ich auch nicht. Die zwei großen Probleme heißen „mangelndes Selbstbewusstsein“ und „Gedankenlosigkeit“.


Kurz zu meiner Partnerin, da man sonst vielleicht ein falsches Bild bekommt: Sie ist mental sehr stark und sehr selbstständig. Sie hat eine schwere Depression und Selbstbewusstseinskrise im Teenageralter erfolgreich überstanden, indem sie hart an sich selbst gearbeitet hat und gelernt hat, sich selbst vollständig zu mögen. Sie weiß, wer sie ist und was sie will, und kann das was sie sagt, sich selbst und anderen gegenüber zu 100% vertreten. Sie war übergewichtig und hat das inzwischen über 10 Jahre lang hinter sich und im Griff. Sie ist sehr klug und scharfsinnig. Sie hat viele Interessen und ist sehr motiviert bei der Recherche über vieles. Sie ist sehr mitreissend, wenn sie von etwas erzählt. Sie ist sehr, sehr sauber und akribisch und detailverliebt. Sie liebt es, über Gefühle oder tiefsinnige Dinge zu sprechen oder über sich und andere nachzudenken. Sie arbeitet immer noch immer wieder an sich und verbessert sich. Sie kann aber auch knallhart aussprechen, was sie meint, und nicht über die Schwäche von anderen oder etwas, das sie stört, hinweg sehen.

Ich liebe und bewundere sie sehr. Und ich möchte mich auf gar keinen Fall trennen. Ich möchte einfach nur, dass wir zusammen sein können, ohne dass einer von uns beiden leidet. Zur Zeit ist das aber offenbar sehr gefährdet, da ich einige Probleme habe, die auch sie belasten. Das ist nichts, das jetzt „plötzlich“ gekommen ist. Wir sind fast 10 Jahre zusammen und leben davon schon 5 zusammen. Vorher hatten wir eine Fernbeziehung. In den letzten 5 Jahren hat sich bereits einiges gebessert, aber in letzter Zeit ist das einfach nicht mehr genug, weil sogar meiner Freundin langsam die Ideen ausgehen und der Geduldsfaden reißt. Inzwischen ist es so weit, dass wir fast nur noch über Negatives (an mir, an ihr fällt mir kaum etwas auf) diskutieren und sonst abgesehen von einem großen gemeinsamen Hobby nicht mehr viel zu sagen haben. Sie hat mir nahegelegt, mal mit einem Psychologen zu sprechen, da sie sich aufgrund der emotionalen Nähe außer Stande sieht, mir zu helfen. Ich nehme ihr auch ehrlich gestanden oft gut gemeinte Ratschläge sehr krumm und raste dann emotional aus. Aber bevor ich einen Psychologen aufsuche, will ich mir erstmal alles von der Seele schreiben. Und ich denke, es schadet nicht, sich auch zusammenfassend Gedanken zu machen, bevor man zu einem Psychologen geht. Immerhin will ich auch nicht dort sitzen und sagen „Naja, ich habe Probleme. Aber jetzt grad fällt mir nichts ein.“


- - Ich bin sehr behütet aufgewachsen. Meine Mutter vor allem hat mir die meisten Dinge, die man als Kind oder Teenager durchaus hinbekommen kann, abgenommen. Zum Beispiel mal bei den Schulfreunden anrufen, um ein Treffen auszumachen. Oder Bankgeschäfte – ich war 18 Jahr alt, als ich das erste Mal selber eine Überweisung gemacht habe.

Das hat dazu geführt, dass ich auch heute noch Schwierigkeiten habe, selbst Dinge zu erledigen. Ich finde mich oft in der Situation wieder, dass ich vor ganz alltäglichen Handlungen, die ein erwachsener Mensch eben macht, Angst habe oder mich nicht entscheiden kann. Meistens verharre ich dann so lange in der Untätigkeit und Antriebslosigkeit, bis sich „das Problem“ von selber erledigt oder bis meine Partnerin die Initiative ergreift und alles regelt. Um ein Beispiel zu nennen: Das nervt sie inzwischen verständlicherweise, da sie eine Partnerin will, die selbstständig und stark ist und auf die sie sich verlassen kann, und nicht jemanden, dessen Angelegenheiten sie auch noch regeln muss.
- - Ich habe bei meiner Familie suggeriert bekommen, dass es notwendig ist, sich den anderen anzupassen. Als ich wegen Hänseleien über mein Gewicht mit ihr sprach und darüber, dass ich kaum Freunde haben und die anderen mich komisch finden, habe ich in der Zusammenfassung zwei tolle Superratschläge bekommen: Verändere dich so, dass die anderen dich mögen. Warte ab, es wird schon von selber anders werden, wenn du mal älter bist.

Das ist auch etwas, das nicht geht für einen Erwachsenen. Ich sollte wissen, wer ich bin und was ich will und nicht dauernd nur versuchen mich anzupassen. Das äußert sich aber immer noch in meinem Alltag. Es ist einer der Punkte, die besser geworden sind. Aber im Endeffekt lüge ich meine Partnerin oft an, wenn ich sage, ich mag etwas nicht, wovon ich weiß, dass sie es nicht mag. Oder wenn ich sage mir gefällt etwas/ich mag etwas, von dem ich denke, dass ich es mag. Statt auf eine Frage nach meiner Meinung zu überlegen, wie die ist, überlege ich, welche Meinung sie erwartet. Das führt einerseits dazu, dass ich mich dann verhasple und mir über Kurz oder Lang selbst widerspreche. Blöderweise hat sie ein besseres Gedächtnis als ich und erwischt mich dabei immer. Das führt dann einerseits zu dem Problem, dass ich meine Glaubwürdigkeit bei ihr eingebüßt habe. Andererseits können wir nie über Meinungen diskutieren. Sie sagt immer, sie würde so gerne mal eine eigene fundierte Meinung von mir hören, die abweichend von ihrer ist, und dann darüber mit mir sprechen. Damit sie auch mal von mir Input bekommt und dadurch über ihre eigene Meinung nachdenken kann. Es ist nicht so, dass sie verlangt, dass wir immer einer Meinung sind. Sie will diskutieren. Das führt mich aber gleich zum nächsten Punkt:
- - Ich habe null Diskussions/Streitkultur. Das heißt, jede Meinungsabweichung mit meiner Partnerin empfinde ich als Streit und persönliche Unzulänglichkeit. Und wenn es nur ist, dass der eine ein Lied gut findet und der andere nicht. Ich fühle mich immer dazu verpflichtet, das zu mögen, was sie mag, und bin im Umkehrschluss beleidigt, wenn sie nicht mag, was ich mag. Ich kann nicht diskutieren und ich weine immer nahezu sofort, wenn meine und ihre Meinung nicht übereinstimmt. In meiner Familie wurde nie gestritten und generell wenig miteinander geredet. Meine Eltern haben ihre Unterhaltungen und Konflikte immer hinter verschlossener Tür abgehalten, wenn wir es nicht mitbekommen haben. Ich versuche momentan einfach knallhart alles so zu sagen, wie ich es mir denke. Das ist nicht einfach und ich stehe immens unter Stress, wenn dann eine Diskussion kommt. Aber ich merke, dass ich langsam (ganz, ganz langsam) zu verinnerlichen beginne, dass ein „Mir gefällt dieser Film nicht.“ kein Angriff an meine Persönlichkeit ist, sondern einfach nur eine Meinung zu einem Film. Und ich trotzdem sagen darf „Ich aber schon.“. Blöderweise kippe ich immer noch früher oder später um und kann nicht zu meiner Meinung stehen, weil ihre Argumente für ihre Meinung sehr überzeugend sind und ich meistens nur ein oberflächliches „Ist halt so.“ zu bieten habe. Aber sobald ich geschafft habe, mein Hirn einzuschalten und auch mal tiefgründig über einen Film nachzudenken, könnte das besser werden.

- - Das führt mich zur „Tiefgründigkeit“. Für meine Freundin ist es essentiell, über Dinge nachzudenken und zwar nicht nur oberflächlich. Sondern richtig die Filme und Spiele, die sie spielt, auseinander zu nehmen auf ihre Botschaft und versteckte Hinweise. Das macht mir insofern Spaß, wenn sie mich auf etwas aufmerksam macht und wir dann darüber sprechen. Aber mein eigener Kopf gibt sowas nicht her. Ich sehe mir einen Film an, lasse mich davon berieseln und weiß hinterher gerade mal so um was es ging. Auch bei Büchern, die ich sehr, sehr gerne lese. Oder Spiele, die ich spiele. Oder generell alles was ich tue. Nichts davon geht tiefer als ein paar Milimeter. Ist ja manchmal sicher okay. Ab und zu möchte man sich einfach nur von leichter Kost beplätschern lassen. Aber ab und zu müsste doch eigentlich auch der Hirnkasten anspringen und sich bei dem, was er sieht, was denken? Mich frustriert das sehr, weil ich mich dann dumm fühle. Meine Freundin frustriert es, weil ich halt nie mehr zu sagen habe außer „Ja, ich fand das ur süß, wie das und das aussah.“

- - Das führt mich auch schon zum nächsten Minderwertigkeitskomplex.

Ich wurde als Kind und Jugendliche einerseits wegen guter Schulleistungen, die ich ohne viel Lernen oder Mühe erreicht habe, meinen Geschwistern als Vorbild vorgesetzt. Ich war das „pflegeleichte Kind“ (Originalaussage) und die mit den guten Noten. Andererseits wollten meine Eltern aber auch „mehr“. Im Gymnasium hatte ich in Mathe und Englisch „befriedigend“ im Zeugnis, alles andere „sehr gut“ und „gut“. Das scheint meinen Eltern (Beide Hauptschulabschluss.) ein heftiger Dorn im Auge gewesen zu sein. Ich wurde damit bedroht, dass man mich von der Schule nehmen wird, wenn das nicht mindestens ein „gut“ wird. Für jemanden, der seine Eltern immer zufrieden stellen und außerdem die Schule sehr gerne mochte, ein Horror. Ich muss gestehen, ich war zu faul zum mehr lernen. Mir erschienen die Noten für „Leistung – Aufwand“ gut genug, war aber auch zu feige, das meinen Eltern ins Gesicht zu sagen. Als meine Schwester zwei Jahre später an die selbe Schule kam und wesentlich schlechtere Zensuren hatten, haben sie sich auf sie konzentriert. Ich bekam später als Entschuldigung zu hören, dass man mich halt motivieren wollte und nicht wusste, wie und dass man mir ja eh nicht beim Lernen hätte helfen können.
Letzten Endes hat das dazu geführt, dass ich etwas studiert habe, das ich halbwegs gerne mochte. Ich habe einen Masterabschluss mit „gut“em Ergebnis. Der mir genau Nüsse bringt. Ich habe nie in dem Themengebiet gearbeitet, in dem ich studiert habe. Nach dem Studium bin ich ins Ausland zu meiner Partnerin gezogen, da uns die Fernbeziehung zum Hals raushing. Übergangsweise bin ich in einem Callcenter untergekommen. Leichte Arbeit um ein bisschen Geld zu haben, bis ich einen anderen Job gefunden habe. …. War meine Ausrede. Die Wahrheit ist, dass ich mich nach meinem Studium genauso dumm und unfähig wie vorher gefühlt habe und mich einfach nicht getraut habe, etwas in dem Feld zu suchen, weil ich panische Angst vor Überforderung und Zurückweisung hatte und habe. Jetzt, fünf Jahre später in denen ich mich null mit meinem Studienthema beschäftigt habe, denke ich nicht, dass ich jemals den Einstieg schaffen werde. Ich bin total weg vom Thema, welche Firma will schon so jemandem? Ich habe mich als „Ungelernte“ vom Callcenter (technischer Support) zur Netzwerktechnikerin hochgearbeitet. Das ist an und für sich super, dass ich eine Firma und einen Chef gefunden habe, dem eine Ausbildung nicht wichtig ist, sondern der Eindruck von einem Menschen. Ich bin jetzt drei Jahre dabei. Ich mache Wochenend- und Nachtschicht und trage viel Verantwortung für große Firmen, die meine Firma betreut. Problem: Ich fühle mich immer noch unfähig. Der Job ist sehr stressig für mich und wenn ich dann am Abend zu Hause bin, will ich einfach nur noch schlafen oder etwas nettes machen, und auf jeden Fall NICHT für den Job lernen und recherchieren. Was den Job wiederum nicht einfacher und mein Selbstbewusstsein nicht besser macht. Der Job zahlt aber gut genug für eine schöne Wohnung und ein angenehmes Leben, weshalb ich nicht ohne Weiteres kündigen will und kann. Zudem habe ich immer noch Schulden vom Bildungskredit aus der Studienzeit. Da geht ein „naja, machen wir mal Halbtags“ nicht. Davon könnte ich nichtmal meinen Anteil ander Miete zahlen.
- - Ich war lange Zeit sehr dick und wurde deswegen gemobbt. Inzwischen habe ich mit Hilfe meiner Partnerin geschafft, 35 Kilo abzunehmen, bekomme Komplimente und fühle mich wohl. Blöd nur, dass ich langsam wieder in die Fresserei abrutsche, weil ich mich damit tröste. Aber grundsätzlich mag ich meinen Körper jetzt. Das ist ein positiver Punkt. Nicht so positiv ist, dass ich exzessive Nägelkauerin bin. Das stört meine Partnerin wahnsinnig und ich muss gestehen, wenn ich es bei anderen sehe, weiß ich warum. Diese ständige Hibbeligkeit und die ständigen Finger im Maul sind widerlich. Wir hatten vor zwei Jahren einen großen Krach deswegen. Jetzt kann ich die Finger zumindest meistens aus dem Mund behalten, so lange sie dabei ist. Dafür habe ich mir das „Fingerklipsen“ angewöhnt. Das heißt, ich fummele dauernd mit dem Nagel des einen Fingers unter dem anderen herum und klickse damit. Oder drücke den Nagel in die Fingerspitze eines anderen Fingers. Je nervöser und angespannter ich bin, desto schlimmer. Momentan bin ich so angespannt, dass ich mir am liebsten nicht nur die Fingernägel, sondern gleich auch noch die ganze Hand und die Zehennägel abfressen würde.


Das waren so die Selbstbewusstseinssachen. Jetzt die „Hirnlosigkeiten“ und die belasten uns gerade, glaube ich, am allerallermeisten. Weil sie täglich präsent sind. Wenn ich die in den Griff bekomme, hätten wir wohl wieder Luft, um am Rest zu arbeiten. Ich hoffe, dass es hier jemanden gibt, der selbst Erfahrung damit hat und mir einen Tipp geben kann, wie ich daran arbeiten. Da meine Partnerin mit beidem keine Erfahrung hat, kann sie mir da nichtmal einen Rat geben, selbst wenn sie wollte (und das Risiko wieder mal auf sich nimmt, dass ich beleidigt bin):

- - Schlampigkeit und Faulheit sind meine Ordnung. Ich neige sehr stark dazu, Dinge einfach zu hudeln oder ungenau zu machen oder mir nichts dabei zu denken oder zu denken "macht ja nix, ich bin zu faul da was zu tun". Zum Beispiel bin ich zufrieden damit, einfach mal meine Sachen in einen Schrank zu stopfen. Oder sie auch mal ein paar Tage rumliegen zu lassen, wenn sie nicht gerade im Weg sind. Zurzeit liegen zum Beispiel ein paar Klamotten auf dem Schrank, die ich nochmal anziehen will. Statt sie zu falten und zurück in den Schrank zu geben oder sie wenigstens so in die „used“ Box zu schmeißen, dass man sie nicht sieht, liegen sie einfach oben drauf. Und ich weiß, dass sie so lange dort liegen werden, bis ich sie nochmal angezogen und dann zum Waschen gegeben habe. Ich weiß es, ich werde die Sachen vermutlich heute Abend wegräumen, aber im Endeffekt wird es übermorgen wieder genauso sein.

Ich tendiere dazu, zum Beispiel den Spülschwamm/Gläser an den Rand der Spüle zu legen. Das findet meine Partnerin ekelhaft, bzw. sie fürchtet, dass in ein paar Jahren die Spüle zu rosten anfangen könnte. Ich weiß das und ich möchte die Sachen eigentlich wegräumen. Aber es passiert mir total oft, dass ich sie trotzdem dorthin lege. Vorgestern stand da wieder ein Glas, obwohl wir am Vormittag darüber geredet hatten, und ich war sogar so zerstreut, dass ich mir dachte „Oh, seit wann stellt sie das Glas da hin? Muss wohl einen besonderen Grund haben, ich lasse es da.“ obwohl nicht sie das Glas dorthin gestellt hatte, sondern ich.
Ich hatte sehr lange die Angewohnheit, Schubladen nicht ganz zuzumachen. Oder Krümel am Boden einfach zu ignorieren. Oder Fußabdrücke von den Katzen. Ein paar Sachen habe ich mir abgewöhnt. Aber das dauert immer immens lange und ich bin sehr, sehr rückfallgefährdet. Und am schlimmsten ist, dass sich sobald ich eine Angewohnheit los bin, die nächste neue auftut.
Zum Beispiel heute Morgen. Ich habe nach dem Zähneputzen vergessen, das Waschbecken auszuspülen. Meine Partnerin war so angeekelt und wütend darüber, dass sie mir gerade eine Nachricht geschrieben hat. Statt zu schlafen und sich von der Arbeit zu erholen, ist sie jetzt am Weinen und wütend und enttäuscht sein. Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann ihr nicht verbieten sich nicht an diesen Dingen zu stören. Es sind lästige kleine dumme Angewohnheiten, von denen ich ja selber einsehe, dass sie eklig sind. Wer will schon Spucke von wem anderen als erstes in der Früh sehen? Und was hat man von einer Partnerschaft, wenn man nichtmal ansprechen darf, wenn einen so etwas stört? Ich weiß, für mich persönlich wäre es emotional einfacher, wenn sie es einfach ignorieren könnte. Und ich frage mich oft, warum sie es nicht kann. Mir fällt es sehr leicht Dinge an ihr zu ignorieren, die mir nicht gefallen. Meistens fallen mir nichtmal welche ein. Aber vom Ignorieren gehen die Dinge nicht weg und wenn sie nicht aussprechen kann, was sie ärgert und stört, habe ich Angst, dass es sich einfach nur aufstaut und irgendwann wirklich schlimm kommt. Gleichzeitig weiß ich aber auch nicht, was ich noch machen und sagen soll. Ich mache diese Dinge nicht bewusst und auch nicht zu Fleiß. Ich bin einfach nur meiner selbst und meiner Taten so unbewusst, dass ich das nicht merke. Und egal wie oft ich mir sage, dass ich bewusst sein soll, langsam machen soll, darüber nachdenken soll bevor und nachdem ich was mache…. Es klappt nicht oder jedenfalls nicht lange.
Gibt es irgendwem, dem es so ähnlich geht oder ging?


- - Das letzte, was ich dem geneigten Leser zu lesen geben will, ist „Ich weiß nichts zu sagen.“. Vielleicht eine komische Aussage für jemanden, der gerade die fünfte Seit ein Word anfängt. Aber es ist so. Bisher war es so, dass die meisten Gespräche von meiner Freundin initiiert wurde. Wenn wir eine neue Serie oder ein neues Spiel anfangen, ist es von ihr. Wenn wir uns im Zug über etwas unterhalten, ist es von ihr. Ich weiß einfach nie etwas zu sagen. Das ist nicht, weil „die Luft aus der Beziehung“ ist. Das ist generell so. Ihr gegenüber fällt mir wenigstens ein bisschen was ein, anderen gegenüber gar nicht. Ich bin ziemlich oberflächlich bei allen Themen. Damit kann man sich vielleicht in der Arbeit Arbeitskollegen gegenüber durchschlägeln. Aber nicht einer Partnerin gegenüber. Wir sitzen da und es gibt nichts, was ich ansprechen kann oder will. Weil mir einfach nichts einfällt, worüber wir nicht eh schon gesprochen haben. Langsam ist es so, dass ihr auch nichts mehr einfällt. „Weil eh nichts als Antwort kommt.“. Das ist für zwei Menschen, die es immer als große Stärke in der Beziehung gesehen haben, dass sie gerne miteinander reden, ein riesiges Problem.

Wie werde ich interessanter? Wie kann ich mein Gehirn dazu bringen, Dinge von selbst interessant zu finden? Wie kann ich mich dazu bringen, genau hinzusehen, wenn sie/jemand mir etwas erzählt? Wie lerne ich mehr auf die Körpersprache anderer zu achten? Wie kann ich vom egozentrischen Menschen zum offenen Menschen werden? Wie kann ich meiner Partnerin helfen, sich nicht so allein mit mir zu fühlen, nicht die Geduld mit mir zu verlieren?

Ich will sie um keinen Preis verlieren. Sie ist der interessanteste und liebste und stärkste Mensch, der mir je untergekommen ist. Für sie und mit ihr habe ich schon viel an mir ändern können, was ich an mir nicht mochte. Aber nur in winzig kleinen Mäuseschritten. Und das reicht langsam nicht mehr. Sie ist auch nur ein Mensch. Und ich weiß, wenn sie irgendwann mal genug hat, ist sie stark und resolut genug, um einen Schlussstrich zu ziehen. Aber ich will nicht, dass es so weit kommen muss. Ich fürchte nur, es könnte schneller kommen als mir lieb ist. Ich habe sie in den letzten Jahren nie so fertig erlebt, wie jetzt zur Zeit.


Ich mache mir halt auch Sorgen wegen eines Psychologen. Ich kenne mich. Ich falle dann ganz sicher in das Muster zurück, dass ich von ihm oder ihr Wunderlösungen erwarte, und bin dann frustriert und wütend, weil man sowas eben nicht erwarten kann. Im Grunde denke ich, weiß ich auch irgendwie, was helfen würde. Ich bin nur offensichtlich nicht in der Lage, die ganzen Dinge zu TUN.
 

gymgirl

Neues Mitglied
hey Sun_Rise,
ich befinde mich momentan in einer ähnlichen Situation. Statt dem Lebenspartner, sind es bei mir meine Eltern. ich versuche es auch irgendwie auf die Reihe zu bekommen, was bisher auch allmählich form annimmt.
wenn ihr gemeinsam auf dem Sofa sitzt, erzähl ihr etwas über deinen Arbeitstag, wenn ihr beim Essen sitzt, sag ihr wie gut es dir schmeckt. Das sind meistens nicht die besten Themen, um ein Gespräch anzufangen, aber so wie du sie beschrieben hast, wird sie sehen/merken dass du versuchst etwas dagegen zu tun. Du sagtest, dass eure Beziehung schon 10 Jahre geht und ihr seit 5 Jahren auch schon zusammen wohnt. für mich hört sich es so an, als hättet ihr euch gegenseitig gefunden. sie hat mit dir über ihre schlechten Zeiten geredet und auch du hast über deine schlechten Zeiten geredet. ein klarer Punkt für mich, dass ihr euch wirklich liebt. ich finde es sehr beeindruckend, dass ihr so ehrlich zueinander seit und sie dir auch gesagt hat, dass sie jetzt nicht mehr weiter weiß wie sie dir helfen soll und darauf angesprochen hat, dass du zu einen Psychologen gehen sollst.
das bringt mich zu meinem anderm Punkt. Auch zu mir sagte man, dass ich mir hilfe von außerhalb suchen soll. ich dachte mir "ja klar, als ob der was ändern könnte". Naja was soll ich sagen, ich bin seit 2 Monaten da und bin mehr als zufrieden. Ich war ebenfalls jemand, der glücklich war, wenn das Bett frei war und alles andere um mich herum aussah wie eine Müllhalde. Mitlerweile hab ich meine unordnung unter kontrolle, da mein Psychologe nur für mich sein zimmer verunstaltet hat. als er anfing essen rum liegen zu lassen, hat es mich irgendwann angewiedert und ich habe angefangen sein Zimmer aufzuräumen. bisschen komisch ich weiß, aber das hats gebracht. das erste was ich an diesem Tag gemacht habe war mein Zimmer ao aufzuräumen, dass man auch darin laufen konnte. Mitlerweile esse ich auch wieder regelmäßig, da ich vorher wenig gegessen hatte und deshalb auch immer verschlossener geworden bin, und schaffe es auch wieder mit meinen Eltern zu reden. Mit dem Sport durfte ich jetzt auch wieder anfangen. Das ist mein ein und alles gewesen und daran habe ich auch festgehalten.

Das aller erste was du dir suchen solltest, ist etwas das du erreichen möchtest oder etwas an dem du festhältst. das kann eine Freizeit beschäftigung sein aber auch deine Freundin oder etwas komplett anderes. fang an darüber zu lesen, daran zu denken, was alles passiert ist. erzähl das du in einen hundehaufengelaufen bist, wenn das passiet ist. für dich ist es vielleicht unwichtig, für jemand anderen ist es möglicherweise das witzigste was hätte passieren können oder es ist die beste geschichte des Tages.

legt ein reiseziel fest.ein ort an den du schon immer wolltest und recherchiere darüber und erzhl ihr wrum der ort und was dich daran reizt usw.
 

Sun_Rise

Neues Mitglied
Danke, für die Antwort und vor allem dafür, dass du dich durch diese Wall of Words gequält hast!
Ich werde auf jeden Fall dran bleiben und noch viel über alles nachdenken.
 

Sun_Rise

Neues Mitglied
Dominant würde ich es nicht nennen. Nur sehr selbstbewusst. Sie weiß was sie will und sie sagt was sie will. Das genaue Gegenteil von mir also.

Gerade eben hatten wir wieder ein sehr ernstes Gespräch. Eines von denen, die für mich am quälensten sind. Hauptqualpunkt, ihre Fragen: Was willst DU? Und was möchtest DU, dass ich dabei für dich tue?

Und die Wahrheit ist, dass ich einfach nicht weiß und nicht sagen kann, was ich will.

Mein innerer Kritiker und das Bedürfnis, zu 100% ihren Erwartungen zu entsprechen, sind wahnsinnig groß.

Ich denke, das ist auch der Grund, warum ich so oft so wahnsinnig leer und antriebslos bin. Mein Gehirn ist die ganze Zeit damit beschäftigt zu überlegen, was andere/sie von mir halten/denken könnten und das schon mein Leben lang... dass ich nie gelernt habe mich zu fragen, was ICH will. Und jetzt hocke ich hier und denke mir... es sollte als erwachsener Mensch doch nichts einfacher sein, als ein paar Ratschläge anzunehmen und sich selbst zu mögen und endlich mal selber Entscheidungen zu treffen und zu sagen, was ich will.

Klingt irgendwie einfacher als es ist.

Das üble ist halt, weil sie mir wirklich die Option gibt. Sie sagt sehr oft: Ich mag dich nicht weniger, wenn du mir sagst, was du denkst. Ich werde dich auch nicht verlassen, nur wenn wir mal nicht einer Meinung sind. Und ich glaube ihr das. Sie sagt die Wahrheit. Aber... gleichzeitig habe ich trotzdem die irrationale Angst, dass es nicht so ist. Weil ich selber vermutlich anders wäre. Vermutlich ist das einfach zu viel Selbstprojektion auf sie. Und dann rede ich mir wieder ein, dass ich sie mit meiner Unsicherheit und meinem Blabla verletze und fühle mich wie der schlimmste, böseste Mensch auf Erden - während sie mich ansieht und die Ruhe selbst ist.

Gah. Mir platzt bald der Kopf. Den ganzen Tag vor Selbstmitleid dahin zu brüten, weil man zwischendrin mal vergessen hat eine selbst-bewusste Persönlichkeit auszubilden ist echt mühsam. :kopfgegenwand:


Fakt ist, ich will keinen Psychologen deswegen aufsuchen. Ich kenne mich da sehr gut. Sobald der Psychologe mir sympathisch ist, werde ich da sitzen und darauf warten, dass er mich am Händchen nimmt und mir vorsagt, wie ich zu sein habe und was ich sagen soll. Und es dann brav wie ein Schäfchen nachmachen. Grr.
 

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