@ Nordrheiner:
Das was du sagst, macht Sinn. Aber mein Problem verstehen oder vor was ich auf der Flucht bin weiß ich nicht. Ich habe nur so eine Ahnung...
Meine 1.Theorie ist, dass ich selbst immer Sachen beende und neue anfange, weil ich früher (als Kind) nie eine Beständigkeit in meinem Leben hatte. Ich wuchs halb bei Mutter / Stiefvater auf und zwischendurch bei meinem Vater. Später hatte auch er wieder geheiratet, es kamen Stiefgeschwister hinzu etc... naja jedenfalls konnte ich weder bei meiner Mutter noch bei meinem Vater richtig da sein. Es fühlte sich immer so an, als würde ich hin- und hergeschoben. Ich hatte also nie eine feste konstante Bezugsperson. Vielleicht führe ich das aus Gewohnheit so weiter, weil ich ja nichts anderes kenne. In Gewohnheiten kennt man sich aus, da fühlt man sich sicher.
Meine 2.Theorie ist, dass ich irgendwo Angst habe, älter zu werden. Vielleicht trauer ich zu sehr der Vergangenheit hinterher. Mir fällt es schwer erwachsen zu werden, zumal ich ja jetzt schon 27 bin. Deshalb bin ich auch sehr glücklich, dass ich bald ein Studium anfange, das wird eine spannende Zeit denke ich. Doch irgendwann ist auch das Studium vorbei und ich arbeite dann.. ich hoffe, dass ich nicht wieder das Bedürfnis bekomme wegzulaufen.
Meinen Freund liebe ich wirklich sehr, auch wenn ich manchmal frustriert in unserer Beziehung bin. Er gibt mir auch Halt. Aber ich darf den Halt nicht nur aus meinem Freund ziehen.
Und @ Tom HH und inn3B : Ihr habt Recht, es bringt nichts, in der Vergangenheit zu leben. Zumal mich mein Ex auch nicht besonders gut behandelt hat. Schon merkwürdig, dass ich mir versuche alles schön zu reden. Es ist eine Illusion.
Deine 1. Theorie scheint mir - könnte durchaus richtig sein. Ich stelle mir vor, dass dieses Hin- und Hergeschiebe mit einer Wortgruppe verbunden werden kann: Langweilig, zu nichts nütze, brauchen wir jetzt nicht, keine Zeit für Dich etc. Und diese Wortgruppe ist umgekehrt ein Spiegel Deiner damaligen Empfindung. Also nicht nur dass Mutter, Stiefvater, Vater diese Empfindung hatten - Dich daher weitergeschoben haben - sondern umgekehrt Du Dich eben unwohl gefühlt hast und daher eine Weiterschiebung auch mit der positiven Erwartung verbunden wurde:
"Aha, hier fühle ich mich unwohl, die wollen mich abschieben. Bei so einer Person fühle ich mich dann auch nicht wohl. Und dann kann es ja bei der nächsten Adresse nur noch besser werden."
Insofern kann eine Situation, in der Deine Anwesenheit nicht emotional genug begrüsst wird, eine stille Erinnerung an früher werden, in der Deine Anwesenheit ebenfalls "nicht mehr" sehr willkommen war. Und damals hat dann Dein Gehirn eine positive Erwartungshaltung aufgebaut "Flucht zu neuen Ufern" oder "Flucht zu einer neuen Situation" und diese positive Erwartungshaltung wird "jetzt" zum Motor Deiner Unruhe und Situationen, in denen Du Dich unwohl fühlst (Frust mit Deinem Freund) könnten alte Verhaltensweisen bzw. alte Erwartungshaltungen neu beleben.
Auch ist zu bedenken: Wird das kleine Mädchen abgeschoben, dann ist damit das Signal da: "Du bist hier nicht zuhause". Und vielleicht bist Du Dein Leben lang auf der Suche nach Deinem Zuhause, einem Ort mit Menschen, die Dich nicht weiterschieben wollen. Zu erkennen "aber hier ist doch mein Zuhause" könnte das große Signal an Dein Gehirn sein, endlich die Unruhe aufzugeben und die Suche nach einem neuen Zuhause einzustellen.
Das sind nur grobe Gedanken. Sie lassen sich sicherlich noch variieren und verfeinern. Vielleicht sind sie auch falsch. Aber hoffentlich können sie wenigstens als grobe Hilfe für DIE GUTE ANTWORT dienen.
Auch Deine 2. Theorie lässt sich mit der 1. Theorie verbinden. Man braucht nur die Regel aufstellen: Wo ich zuhause bin, wo ich glücklich bin, werde ich auch gerne alt (erwachsen).
Im Prinzip kann ich es mir für Dich als große Hilfe vorstellen, wenn Du selbstständig ein eigenes zufriedenstellendes oder gar glückliches Leben hast - und eben damit eine gewisse emotionale Unabhängigkeit auch von Deinem Freund erfährst. Die nicht formulierte Aussage "Du machst mich glücklich = Du musst mich glücklich machen" belässt Dich im Kindesalter. Ein Kind braucht die Eltern bzw. die Erwachsenen. Eine Abhängigkeit ist wortwörtlich für ein Kind natürlich, für eine erwachsene Person aber nicht.
Du bist erwachsen und kannst eigenverantwortlich an Deinem Glück schmieden.
LG; Nordrheiner