Sag mal, kanns sein, dass du vielleicht sogar zuviel denkst dafür?
Wir mussten auch einige Hausarbeiten schreiben und ich konnte es jedes Mal nicht glauben, weil mir manche Themengebiete nahezu lächerlich vorkamen und als ich mir dann von anderen Hausarbeiten und sogenannte "wissenschaftliche Texte" durchgelesen hab, musst ich mir auch das Lachen verkneifen. Viel Blabla um nichts. Die Texte, die wir da z.B. über Psychologie hatten, haben mich von der Aufmachung und der Wortwahl ans Biobuch 5. Klasse erinnert. Ich hatte da mehr so verstaubte Folianten mit altdeutscher Zierschrift und Zeichnungen in schwarzer Tinte erwartet 😉 Hatte gedacht, ich müsste in einer Bibliothek hustend uralte Werke hochrangiger Wissenschaftlicher durchwühlen und dann so mit 50 endlich meine erste Hausarbeit abgeben und mich danach zur Ruhe setzen. Oder so.
Stattdessen hat man bunte PDFs und muss halt krampfhaft irgendwelche Zitierregeln einhalten und zu einem Thema rumschwafeln, von dem man eigentlich keine Ahnung hat, in dem man seine graue Theorie aus zig anderen "wissenschaftlichen Arbeiten" von anderen Leuten zusammenträgt, umschreibt und verwurstet. Und wozu das Ganze? Keiner weiß es. Damit die Professoren und Dozenten da einen Textwust vor sich liegen haben, auf dem sie ihren Kaffee abstellen können und auf den sie dann eine Note kritzeln können. Viele lesen das Geschreibsel dann nicht mal besonders aufmerksam. Ich hörte auch schon oft, dass man, wenn man da seine 20 Seiten abgibt (sei es nun eine Hausarbeit oder die Abschlussarbeit), sowieso nicht durchfällt (es sei denn, man hat z.B. statt selbst was zu verfassen die Bibel abgeschrieben oder so) und ich habe erlebt, dass es stimmt, oft hab ich das Gefühl, die Dozenten trauen sich gar nicht, jemandem, der sich offensichtlich Mühe gebeben hat, da eine schlechte Note zu geben bzw. sind es dann sehr seltene Ausnahmefälle.
Ich hab mir mittlerweile eine ganz andere Haltung angewöhnt. Am Anfang hab ich mir genauso nen Kopf gemacht wie du und krampfhaft nach interessanten Themen und Fragen gesucht, die mich persönlich interessieren, und dann total viel rumprokrastiniert und versucht, was total Gutes zu schreiben. Dann hab ich befunden, dass das Blödsinn ist, weil es total viel Energie verschwendet, die ins Leere läuft, denn solche Arbeiten werden, zumindest bei uns, ohnehin nicht groß gewürdigt. Dann habe ich mal probeweise einen mehrseitigen Text innerhalb einer Stunde (genau die Stunde vor Abgabe) geschrieben und abgegeben - ich selber schäme mich heute für dieses Pamphlet, aber ich habe mit 1,6 bestanden, haha.
Als ob sich irgendwer dafür großartig interessieren würde. Man schreibt das, was sich gut anhört und was die Profs wahrscheinlich gerne lesen würden, man schreibt das nicht, um später ein großer wissenschaftlicher Schriftsteller zu sein und den Nobelpreis zu erhalten, sondern um ein popeliges Fach in einem Studium zu bestehen, und ziemlich wahrscheinlich müsste man sich, wenn man schon mal für das Studium angenommen ist, sowieso die Hose mit der Beißzange anziehen, um nicht in der Lage zu sein, da was halbwegs Lesbares zusammenzustoppeln.
Wahrscheinlich geht es nicht überall so lasch zu wie bei uns, wahrscheinlich gibt es irgendwo diese Profs und Dozenten, die mit der Lupe durch solche Texte gehen, aber nach dem, was ich von Freunden so mitbekommen habe (wir sind ja nicht alle an der gleichen Schule), ist das doch eher die Ausnahme. Und mal im Ernst - ich kenne jemanden, der ist 21 und hat seine Diplomarbeit geschrieben: Was will man von so einem Wisch von einem so jungen Menschen denn erwarten? Nach drei Jahren Studium? Keiner erwartet viel von sowas. Keiner erwartet da Geniestreiche. Und wenn man Hausarbeiten schreibt, ist man oft ja noch jünger, 18 oder 19... ich bin deutlich älter und relativ anspruchsvoll, was Texte angeht, und mir haben sich da teilweise die Zehennägel gekräuselt bei dem, was ich gelesen habe, aber man legt sich mit zu hohen Ansprüchen zumindest in diesem Bereich echt nur selber Steine in den Weg.
Ich sag nicht, dass du schludern sollst oder dass du dein Studium nicht wichtig nehmen sollst, aber nimm es doch nicht SO wichtig, dass es dich komplett lähmt. Du willst deine Fächer bestehen, mehr nicht. Ich schreib wissenschaftliche Arbeiten mit copy/paste und umschreiben. So habe ich auch immer Referate verfasst - einfach alle Quellen zusammenkopieren, da kommt dann ein riesiges Dokument heraus. Dann alles lesen. Dann hat man schon mal eine erste Idee von der Geschichte. Natürlich sollte man auch wissen, worum es einem überhaupt geht, aber ohne dieses Wissen kann man ja eh keine Quellen auswählen. Dann lösch ich alles, was doppelt ist, und markiere alles, was ich zitieren will. Dann gliedere ich das Ganze und baue eine Reihenfolge nach Inhaltsabschnitten auf. Danach dreh ich das Ganze noch mal durch den Fleischwolf, heißt, ich gehe es Stück für Stück durch und schreibe es mit meinen Worten. Dabei schlag ich auch komplizierte Wörter nach, denn es darf nichts drinstehen, was ich selber nicht raffe. Wenn die Quellen sich widersprechen, muss das recherchiert werden.
Es ist im Großen und Ganzen ein ziemliches Stück Arbeit, vor allem die Recherchiererei, aber es ist hauptsächlich Fleißarbeit. Wenn man das vernünftig macht, sollte man am Schluss einen ziemlichen Batzen Text zusammenhaben. Es reduziert auch die Angst vor dem leeren Blatt, wenn man sein ganzes Material beisammen hat und darin rumpfuschen kann. Zum Schluss weißt du, was in deinem Text vorkommt, du kennst dich halbwegs mit den Quellen aus und hast das komplette Thema verstanden - ist auch ne gute Prüfungsvorbereitung. Ich bin damit immer gut gefahren. Kann übrigens auch schweinehässlich sein, mit verschiedenen Farben und verschieden großen Schriften, wozu hat man die Funktionen denn schon? Zum Schluss kann mans immer noch optisch anpassen.
Kann auch helfen, Themen mit Kommilitonen durchzukauen, um einen Eindruck vom Thema zu kriegen. Bei der Auswahl von Fragen, die man mit seinem Text behandelt - nun, das ist doch eigentlich ziemlich beliebig, oder? Jeder Text ist ein A* voll Arbeit an Recherche und Zusammenfasserei, und worauf sich das Ganze dann bezieht, ist für den Arbeitsaufwand doch wurscht. Spaß macht es auch meistens eher nicht, von daher halte ich mich nicht mehr lange damit auf, nun DIE perfekte Frage, die mich wahnsinnig interessiert, zu finden. Spaß macht Zombies abballern und dabei Schokolade essen, keine wissenschaftlichen Texte schreiben, die schreibt man, um zu bestehen. Fertig.
Wir hatten übrigens im ersten Semester eine Sammlung von Texten in den Vorlesungen erhalten, aus denen wir viel Auswahl hatten, und der Dozent sagte auch, dass wir uns bei unseren Fragen auf diese Texte beziehen sollten. Es war also immer ein Zusammenhang zum bereits erhaltenen und durchgekauten Stoff gegeben, wir mussten nicht das Rad neu erfinden. Es wird also wohl keine Schande sein, wenn man sich an bereits angeschnittene Themen hält.