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Große Lücken im Lebenslauf, wie gehe ich am besten vor?

Angerfist

Neues Mitglied
Hallo liebe Forenmitglieder,

ich stehe kurz vor meinem Studienabschluss (Anfang Juni 2018) und bin gerade dabei, ein paar Bewerbungen zu erstellen.
Kurz zu meiner Ausgangssituation:
Ich studiere Medieninformatik in einer Fachhochschule und befinde mich momentan im 10ten Semester, also 4 Semester über der Regelstudienzeit (Österreich).

Zudem noch eine kurze Zusammenfassung zum Studium:

1 - 4tes Semester

Die ersten 2 Jahre verliefen größtenteils problemlos. Nur im 4ten Semester (2tes Jahr) bin ich in einem Fach geflogen, welches ich aber im 6ten Semester nachholen konnte, ohne dafür ein zusätzliches Jahr zu benötigen.

5tes Semester

Während des 5ten Semesters habe ich plötzlich 2 Familienangehörige verloren, was mich sehr mitgenommen hat. Ich merkte dass es mich einige Wochen sehr beschäftigt hatte und ich für das Studium fast gar nichts mehr gemacht habe. Ich musste zum Einem sehr damit kämpfen, mich irgendwie selbst zu motivieren, überhaupt etwas anzufangen. Zum Anderen verlor ich ständig den Fokus, falls ich doch an etwas gearbeitet habe, indem ich ständig ablenken lies.
Neben all dem brach ein Studienkollege das Studium ab, mit dem ich in diversen Fächern sämtliche Projekte erledigen musste. Plötzlich war ich mit all dem zu sehr überfordert und entschied mich letztendlich ein paar Fächer zu streichen und diese erst im nächsten Jahr zu machen um mich ein wenig zu entlasten (sprich 1 Jahr länger).
Alle Fächer, die ich gestrichen habe, wurden im Semesterzeugnis mit einer negativen Beurteilung vorgemerkt, ohne wirklich dabei durchgefallen zu sein. Ich wusste damals noch nicht, dass das so gehandhabt wird. Ich dachte, dass diese Fächer separat, erst nach positiven Abschluss angeführt werden. Nun sieht halt das Zeugnis vom 5ten Semester katastrophal aus ...

Trotz der gestrichenen Fächer merkte ich jedoch, dass ich mich trotzdem wegen der Motivations- und Antriebslosigkeit sehr schwer getan habe, habe es aber dennoch irgendwie geschafft die eine Hälfte positiv zu absolvieren.

6tes Semester

In diesem Semester wäre ich berechtigt das Pflichtpraktikum zu absolvieren, die Bachelorarbeit jedoch nicht, da ich ein Fach aus dem 5ten Semester gestrichen habe, welches auf die Bachelorarbeit aufbaut. Zudem musste ich noch das eine Fach aus dem 4ten Semester wiederholen.

Letztendlich habe ich tatsächlich nur das eine verbliebene Fach aus dem 4ten Semester positiv abgeschlossen. Ansonsten habe ich nebenbei gar nichts mehr gemacht, weil ich wusste, dass ich es auch im darauffolgenden Jahr machen konnte...Im Prinzip habe ich hier eine Lücke von ganzen 5 Monaten
Ich merkte, dass es immer schlimmer mit mir wurde. Es ging psychisch abwärts. Ich tat plötzlich fast gar nichts mehr, lies mich ständig von anderen Sachen ablenken und grübelte darüber wie es mit mir weiter gehen soll.

7tes Semester

Im ersten Wiederholungsjahr (4 Studienjahr) war die andere Hälfte aus dem 5ten Semester ausständig. Alle bis auf ein Fach habe ich positiv abschließen können. Die positiv abgeschlossenen Fächer konnte ich gerade noch mit minimalen Aufwand abschließen. Das eine Fach jedoch nicht --> wieder einmal einfach fast nichts dafür getan
Die eine negative Note bedeutete für mich, wieder ein weiteres Studienjahr.

8tes Semester


Weiter im 4ten Studienjahr habe ich dann das Praktikum aus dem 6ten Semester abgeschlossen, die Bachelorarbeit war leider negativ. Wieder verlor ich das Ziel aus den Augen und war nur motivationslos unterwegs.

9tes Semester

Im zweiten Wiederholungsjahr habe ich das die zweite negative Note ausgebessert, ansonsten habe ich hier auch nichts gemacht. Lücke nach Praktikum bis heute (9 Monate)

Kurz nach dem letztem Sommer gestand ich mir selbst, dass etwas mit mir nicht stimmen würde und ergriff die Initiative einen Hausarzt aufzusuchen. Der machte einen Vitamin-D Test, mit dem Ergebnis von sehr niedrigen Werten. Daraufhin schickte mich der Hausarzt zu einem Psychologen um ihm meine Beschwerden zu erläutern. Die Diagnose war: Depression. Grund: Den Verlust meiner Familienangehörigen habe ich nicht richtig verarbeitet. Zudem habe ich eine gewisse soziale Angst entwickelt.
In einer Hinsicht war ich ziemlich erschrocken, dass ich wirklich so tief fallen konnte, besonders deswegen weil ich normalerweise immer ein sehr erfülltes Leben hatte. Viele Freunde, war ansonsten immer gut in der Schule usw.
Irgendwie hat mich die Diagnose so erschreckt, dass ich beschloss, viel mehr für mich zu tun.
Ich fing an, mehr Sport zu treiben, viel öfter raus zu gehen und mich mit Freunden zu treffen. Zudem fing ich an regelmäßig Bücher zu lesen und mich selbstständig mit Lehrbüchern weiterzubilden und auch mit Meditation meine Konzentration zu trainieren.
Ich merkte dass es immer mehr aufwärts ging. Ich erlebte wieder Erfolgserlebnisse. Nahm kleinere Jobs an, die nur einige Tage gedauert haben, aber ich hatte meinen Spaß dabei.

10tes Semester

Das 10te Semester hat mittlerweile schon begonnen. Die ausständige Bachelorarbeit die mir noch fehlt habe nach meinem Motivationsschub fast schon fertig.
Da ich ansonsten nichts mehr zu tun habe und aus vergangenen Fehlern gelernt habe, möchte ich jetzt nach einem Job suchen um meinen Tag komplett auszufüllen.
________

Mir ist bewusst, dass ich in meinem Lebenslauf große Lücken entstanden sind. Insgesamt komme ich da auf satte 14 Monate, wo einfach nichts passiert ist. Das belastet mich wirklich sehr, aber dennoch versuche ich nach vorne zu schauen. Ich bin auch ziemlich froh, dass ich das Studium nicht komplett abgebrochen habe und weiterhin am Ball geblieben bin, obwohl es auch sehr mühsam voran ging.

Meine Frage ist nun, wie ich da am besten vorgehe, wenn ich bei Bewerbungsgesprächen auf diese Lücken angesprochen werde? Was habe ich in dieser Zeit gemacht? Soll ich meine damalige Motivationslosigkeit inklusive ihrer Gründe ansprechen?
Habe 2 Stellen gefunden, die mir wirklich sehr gefallen und es wäre für mich auch sicherlich ein riesiger Schub nach vorne, falls es auch klappen würde. Motiviert bin ich auf jedenfall, möchte auch berufsbegleitend in diesem Bereich weiter studieren wollen. Bleiben halt nur diese Lücken und zudem die negativen Noten aus dem 5ten Semester... Notendurchschnitt liegt etwa zwischen 2,2 - 2,5 für alle Semester.


Ich hoffe ihr habt einen guten Rat für mich

liebe Grüße
Angerfist
 

Minerva*

Mitglied
Hallo,

Willkommen im Forum. :)

Im Vergleich zu mir bist Du ja noch richtig gut dran... Ich bin 32, studiere im 9. Semester, bin immer noch im Grundstudium und werde dieses frühestens Ende März 2019 abschließen... und aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme (u.a. persistierende depressive Erkrankung) auch das Hauptstudium nicht in der Regelstudienzeit schaffen (Regelstudienzeit für Grund- und Hauptstudium wären in meinem Fach jeweils 4 Semester).

Meiner Meinung nach kannst Du bei Fragen nach den Gründen für die Verzögerungen bzw. Lücken durchaus zugeben, daß Du nach dem Tod von Familienangehörigen depressiv geworden bist. Allerdings ist es wichtig, daß der Arbeitgeber den Eindruck bekommt, daß Du dies überwunden hast und dadurch gewachsen bist, und nicht mit größeren Ausfällen zu rechnen ist.

Lieben Gruß.
 

Angerfist

Neues Mitglied
Hallo Minerva*,

erstmals vielen Dank für deine Antwort.

Allerdings ist es wichtig, daß der Arbeitgeber den Eindruck bekommt, daß Du dies überwunden hast und dadurch gewachsen bist, und nicht mit größeren Ausfällen zu rechnen ist.
Dieses Gedankenspiel hatte ich auch, dass der Arbeitgeber sich dann sorgen machen würde ob ich wirklich auch voll dabei wäre. Aber das Wort "depressiv" würde ich lieber nicht so direkt aussprechen wollen. Dies klingt in meinen Augen viel zu negativ. Lieber hätte ich Sätze wie "Nach dem um dem bin ich ein wenig von der Motivation her abgedriftet. Das Studium hat sich dadurch etwas in die Länge gezogen, aber ich habe versucht dran zu bleiben". In diesem Satz könnte man in einem gewissen Sinne auch seine Willenskraft zum Ausdruck bringen, dass man es weiterhin durchziehen und nicht abbrechen wolle. Wir sind ja im Prinzip alle nur Menschen und erleben Höhen und Tiefen im Leben.

Und falls ich darauf angesprochen werden würde, wieso ich keiner beruflichen Tätigkeit in den Semestern - wo nur ein Fach zu erledigen wäre - nachgegangen bin, würde ich es so formulieren, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt noch voll auf das Studium konzentrieren wollte. Außerdem war ich letzten Sommer 2 Monate lang in Australien um meine Familie, die ich bereits 5 Jahre nicht gesehen habe zu besuchen. Hatte damals damit gerechnet, dass ich kurz vor Sommer alles abschließen werden würde und deswegen alles gebucht. Nach der Bekanntgabe, dass ich es doch nicht geschafft habe, wollte im Nachhinein nicht mehr stornieren, weil sich die Familie schon so sehr darauf gefreut hat. Deswegen war es auch ein wenig blöd für mich nach einem Job zu suchen, da der Urlaub ja noch bevorstand. Hat alles in einem die Lücke im Lebenslauf ausgeweitet, aber ich glaube das könnte man auch irgendwie gut verpacken können...


Ich würde mich auch kurz zu dir äußern wollen. Den Begriff "persistierende Depression" kannte ich noch nicht. Habe es aus Neugierde nachgeschlagen und gelesen, dass eines der größten Ursachen auch der Verlust einer wichtigen Person ist, jedoch diese negative Verstimmung 2 Jahre andauern muss um wirklich von einer solchen Erkrankung sprechen zu können. Keine Ahnung wie seriös diese Quelle war, aber diese Angaben würden ja ca. auch mein damaliges Leiden beschreiben.

Ich weiß nicht wie fortgeschritten es bei dir schon ist, aber vielleicht nimmst du dir meine Lösungsansätze, die ich für meine Genesung durchgeführt habe zu Herzen.
Oft befinden wir uns auch in einer "komfortablen Zone" wo wir uns in diesem Moment wohl fühlen und andere Tätigkeiten, die für uns ungewohnt bzw. unangenehm sind meiden. Jedoch bringen genau diese unangenehmen Tätigkeiten den Menschen im Leben weiter und die komfortablen nicht. Ich weiß, dass dies in der Theorie immer leicht klingt und dass es sehr viel Überwindung kostet. Der Mensch lebt in seinen Gewohnheiten und braucht ca. 30 - 35 Tage um sich diese anzueignen. Die ersten Tage werden der Horror sein, aber sobald man über den Hügel ist, kommen plötzlich die Glücksmomente zum Vorschein. Glücksmomente auf die man über einen längeren Zeitraum hingearbeitet hat. Sei es im Sport, Ernährung, Studium, Arbeit, Hobbies.
Und was mich noch sehr geholfen hat: "regelmäßig spazieren! Außerdem habe ich noch Vitamin-D3 Tabletten in Verbindung mit Vitamin K zu mir genommen. Vitamin K deswegen, damit das Vitamin D besser aufgenommen wird.
Ich hoffe ich konnte die eine oder andere Inspiration in dir wecken :)

liebe Grüße
Angerfist
 
Zuletzt bearbeitet:

Minerva*

Mitglied
Ich finde, Du hast ganz gute Ideen, wie Du das "verpacken" kannst.

Ich würde mich auch kurz zu dir äußern wollen. Den Begriff "persistierende Depression" kannte ich noch nicht. Habe es aus Neugierde nachgeschlagen und gelesen, dass eines der größten Ursachen auch der Verlust einer wichtigen Person ist, jedoch diese negative Verstimmung 2 Jahre andauern muss um wirklich von einer solchen Erkrankung sprechen zu können. Keine Ahnung wie seriös diese Quelle war, aber diese Angaben würden ja ca. auch mein damaliges Leiden beschreiben.
Na ja, bei mir ist es schon etwas komplizierter, deshalb habe ich geschrieben "u.a.". Ich war bereits als kleines Kind melancholisch, hatte mit 10 meine erste depressive Episode und bin seit meinem 18. Lebensjahr in psychiatrischer Behandlung. Meine psychiatrischen Diagnosen sind Asperger-Syndrom, Rezidivierende depressive Störung (nach DSM-V würde man von einer persistierenden Major Depression sprechen), Akzentuierte Persönlichkeitszüge und Prüfungsangst.
Vitamin D3 nehme ich auch, weil ich diesbezüglich einen Mangel hatte. Inzwischen habe ich seit einer Weile einen guten Spiegel, erlebe jedoch dadurch keine Besserung meiner psychischen Probleme.
Körperliche Bewegung/ Sport wäre gut... Jedoch schaffe ich es meist nicht, mich aufzuraffen. Zwar habe ich einen Teil meiner Symptome mit Medikamenten in den Griff bekommen, aber für meine Antriebslosigkeit gilt das nicht. Ohne Coffein bin ich zu kaum etwas zu gebrauchen.

Trotzdem danke für Deine Tips. :)

Lieben Gruß.
 

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