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Gibt es Menschen die nicht fähig sind zu lieben?

XYZ1999

Neues Mitglied
Hallo liebes Forum,

ich weiß garnicht wie ich es richtig ausdrücken soll, aber ich versuch es mal.

In letzter Zeit mache ich mir extrem viele Gedanken um das Thema lieben und geliebt werden. Ich bin 20 Jahre alt und was soll ich sagen, habe Angst dass ich "unfähig bin zu lieben". Ich hatte noch nie dieses Gefühl verliebt zu sein. Das an sich wäre für mich per se kein Drama, aber langsam mache ich mir Gedanken, da alle in meinem privaten Umfeld und engeren Freundeskreis (und damit meine ich wirklich alle) schonmal verliebt waren bzw. gerade verliebt und in glücklichen Beziehungen sind, nur ich war noch nie verliebt und weis nicht wirklich wie es sich anfühlt.

Generell habe ich in meinem ganzen Leben auch noch nie wirklich das Gefühl gehabt geliebt zu werden. Von meinen Eltern habe ich nie ein "Ich/Wir lieben dich" oder ein "Hab dich lieb" gehört oder groß Aufmerksamkeit bekommen. Ich habe und hatte immer das Gefühl eine Enttäuschung für sie zu sein, speziell für meinen Vater.

Ich hatte seit je her das Gefühl nicht der Sohn zu sein, den er sich gewünscht hat, da ich absolut nicht bin wie er. Das hat er mir auch immer wieder zu spüren gegeben. Mein kleiner Bruder hingegen (er ist 1 1/2 Jahre jünger als ich) ist meinem Vater deutlich ähnlicher und sein "Liebling". Er hat seit ich denken kann immer mehr Aufmerksamkeit von meinen Eltern erhalten, da er deutlich aktiver war als ich (im Sinne von ständig Blödsinn im Kopf, nicht so gut in der Schule wie ich, etc). Ich hab immer nur Aufmerksamkeit bekommen, wenn meinem Vater irgendwas nicht gepasst hat, da wurde dann immer schön geschrien und mir vorgehalten, dass ich ja zu nichts zu gebrauchen bin, das volle Programm.

Ich hatte immer das Gefühl, er sucht geradezu nach irgendetwas, was er mir vorhalten kann oder was weiß ich. Ich wurde ständig mit anderen verglichen (und mit verglichen meine ich, dass mir andauernd vorgehalten wurde, dass andere ja viel besser in etwas waren als ich. Egal welche Leistungen ich erbracht habe oder was ich auch gemacht habe, die anderen waren immer besser, Lob oder Anerkennung für mich gab's nur in absoluten Ausnahmefällen).

Und auch die Ehe meiner Eltern ging schließlich in die Brüche, wofür ich mir anfangs auch die Schuld gegeben habe. Sie haben sehr oft wegen mir gestritten, da meine Mutter mich oft in Schutz genommen hat.

Ich fühle mich schlimm das jetzt zu sagen, aber ich empfinde nicht wirklich eine emotionale Verbindung zu meinen Eltern, vor allem zu meinem Vater nicht aber auch zu meiner Mutter ist die Bindung nicht so stark wie sie normalerweise sein müsste. Denke ich zumindest.

Und jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Text. Ich habe einfach das Gefühl oder besser gesagt Angst, dass ich unfähig bin zu lieben, geliebt zu werden oder generell groß emotionale Bindungen aufzubauen. Wie soll ich das bitte schaffen, wenn ich nichtmal zu meinen Eltern eine normale emotionale Bindung aufbauen kann?
Gibt es denn Menschen, die nie lieben oder geliebt werden können? Ich fühle mich im Moment irgendwie wie so ein Mensch. Hat jemand von euch vielleicht schonmal ähnliches erlebt und kann mir von seinen Erfahrungen berichten?

Das hört sich jetzt alles an, als würde ich alles negativ sehen und Depressionen oder dergleichen habe, aber das ist nicht der Fall. Mein Leben ist ziemlich gut. Ich habe einen großen Freundeskreis, bin viel draußen unterwegs, hab Spaß und bin an sich sehr glücklich zur Zeit. Beruflich mache ich zwar noch einen Job, in welchem ich nicht auf Dauer bleiben will (den ich ursprünglich auch angenommen habe um meinen Vater glücklich zu stimmen) aber nächstes Jahr beginne ich sehr wahrscheinlich die Ausbildung in meinem absoluten Traumjob, worauf ich mich schon richtig freue.

Jetzt bin ich irgendwie komplett vom Thema abgekommen, das tut mir Leid. Aber vielleicht nimmt sich ja tatsächlich jemand die Zeit und liest sich das alles durch :)

Liebe Grüße
 
G

GrayBear

Gast
Es ist zwar leichter gesagt als getan, aber mach Dich nicht verrückt. Es kann so viele Ursachen haben, dass Du dieses "Verliebtsein" noch nicht so erlebt hast, wie andere. Angefangen damit, dass Du bisher eine solche bedingungslose Liebe selbst nicht erfahren hast, bis dahin, dass sich in der Pubertät auch in Deinem Gehirn vieles "umstellt" und vielleicht sich einige "Entwicklungen" einfach noch nicht abgeschlossen.

Ein weiterer Faktor könnte Deine Angst bei "emotionalen Dingen" sein, die ich zwischen Deinen Zeilen zu erkennen glaube. Hast Du Angst, nicht liebenswert zu sein, es nicht wert zu sein, geliebt zu werden? Kinder haben ein sehr feines Gespür dafür, ob sie "angenommen" werden, oder nicht und beziehen das fast immer auf sich selbst. Eine solche, vielleicht nur falsch verstandene Ablehnung kann zu einem inneren Rückzug führen.

Es gibt durchaus Menschen, denen soziale Stabilität mehr bedeuten, als emotionale Ausdrucksfähigkeit: "Von einem Lächeln kann man nicht abbeißen". Wenn Dir das Deine Eltern vorgelebt haben, kann es unreflektiert "in Dir drin stecken" und Dich geprägt haben, weil Kinder dem Vorbild der Eltern oft folgen.

Aber dass Du Dir Gedanken darüber machst, dass dies Gefühle in Dir auslöst, die Du Dir noch nicht erklären kannst, ist aus meiner Sicht ein Hinweis, dass Du begonnen hast, Deinen eigenen Weg zu finden und dass da WAS ist. Für die Liebe braucht es einen geschützten Raum in einem selbst, den man auf- und ausbauen muss und den man zulassen muss. Hab Geduld, Du findest diese Tür, wenn es soweit ist und die Liebe findet Dich.
 

XYZ1999

Neues Mitglied
Hallo GrayBear,

Erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Verrückt machen lasse ich mich davon nicht, zumindest versuche ich es. Meistens gelingt mir das auch recht gut, aber speziell in Phasen, in denen ich Stress mit meinen Eltern - meinem Vater im speziellen - habe, denke ich öfter an das Thema.

Du sprichst einige Sachen an, die absolut oder zumindest zum Teil auf mich zutreffen.

Du hast recht, ich habe bisher nicht das Gefühl, jemals bedingungslos geliebt und akzeptiert worden zu sein. Ich hatte immer das Gefühl, Akzeptanz kriege ich nur, wenn ich Leistung bringe oder etwas besonderes mache (woran aber meistens auch etwas auszusetzen war, wie bereits erwähnt).

Dein zweiter Absatz trifft den Nagel auch auf den Kopf. Eine gewisse Angst vor emotionalen Dingen ist bei mir denke ich schon vorhanden. Ich habe nicht direkt Angst, nicht liebenswert zu sein. Ich persönlich würde behaupten, dass es an mir viele liebenswerte Eigenschaften und Dinge gibt. Genau das löst aber eine gewisse Angst oder Verunsicherung bei mir aus, weil die "Resonanz von Außen" quasi nicht mit meiner Selbsteinschätzung übereinstimmt (Mir fällt keine bessere Formulierung ein, ich hoffe, man versteht was ich ausdrücken will). Das verunsichert mich sehr, da dann das Denken anfängt. "Schätze ich mich vielleicht völlig falsch ein? Stimmt vielleicht was mit mir nicht?.....". Das verunsichert mich tatsächlich sehr und darunter leidet mein Selbstvertrauen durchaus sehr stark, da ich dann anfange, auf Fehlersuche zu gehen, egal ob es jetzt mein Aussehen, mein Verhalten, meine Art oder was weiß ich betrifft.

Das mit dem inneren Rückzug ist auch irgendwo zutreffend. Ich lasse andere Menschen nur sehr selten an meinem Gefühlsleben teilhaben. Andererseits würde ich sagen, dass ich ein sehr guter Menschenkenner und Zuhörer bin. Mit den Gedanken, Emotionen und Problemen anderer konnte ich schon immer gut umgehen, mit meinen eigenen Gefühlen wusste ich hingegen nie so recht was ich machen soll. Warum das so ist, kann ich nicht wirklich sagen.

Auf die soziale Stabilität hat mein Vater tatsächlich immer viel Wert gelegt,vorballem in finanzieller Hinsicht und was die Zukunftsaussichten angeht. Das ist auch ein Hauptgrund, warum ich derzeit in der IT Branche arbeite, was mir aber nicht wirklich Spaß macht und weshalb ich auch nächstes Jahr bei der Polizei anfangen, was schon immer mein Traumjob war und was mir denke ich auch wirklich liegt. In dem sturen "Profit maximieren" in der freien Wirtschaft habe ich noch nie sonderlich viel Sinn gesehen. Ich will etwas machen, mit dem ich der Gesellschaft weiterhelfen und etwas zurückgeben kann, etwas, was einen tieferen Sinn hat als nur Geld zu generieren. Das hat meinen Eltern irgendwie garnicht gepasst, da man in der IT ja viel mehr Geld verdient, die Zukunft rosig ist und man als Polizist gefährlich lebt und so schlecht verdient, etc.

Das ich Geduld haben muss ist mir bewusst, es fällt mir allerdings zunehmend schwerer, da ich mich (zumindest gefühlt) schon mein ganzes Leben gedulde und ich irgendwo auch Angst habe oder befürchte, viele Erfahrungen, welche meine Freunde oder andere Jugendliche machen oder schon gemacht haben, zu verpassen oder den Anschluss zu verlieren, vielleicht verstehst du ja, was ich meine.

Gruß XYZ
 
S

SonneinderNacht

Gast
Ich kenne jemanden wo ich zumindest behaupte, dass er unfähig ist andere Menschen zu lieben. Sich selbst liebt er vermutlich auch nicht. Dafür liebt er seinen Hund umso mehr. Diese Liebe ist für mich teils aber auch schon krankhaft.
 
S

SonneinderNacht

Gast
Es liegt vermutlich an mehreren Dingen: Alkohol- und Drogenkonsum, Mitglied in der rechten Szene, kein Erfolg bei Frauen, Krankheit, Scheidung der Eltern, Missbrauch in der Kindheit, Medikamentenmissbrauch, Armut, Arbeitslosigkeit, etc.
 

Julesinio

Mitglied
Hey, ganz kurz.

Ich weiss nicht ob das passend ist, aber ich denke ich bin fast genau so wie du. (Weiblich,21). Ich habe auch noch nie jemanden geliebt, aber trotz allem mache ich aus allem das beste.

Bin trotzdem in ner Beziehung, aber für den Zweck, die Zeit zu genießen. Lieben ist da nicht so wichtig für mich. Ich tue trotzdem alles alles alles für meinen Freund, eben wie für einen guten Freund oder ähnliches auch, nur intensiver.

Vlt bist du einfach nicht der Mensch für das Lieben aber trotzdem hast du ein tolles Leben, also mach dir keine Gedanken.

Wie ist es denn, wenn du mit jemanden intim wirst? (Sry ziemlich persönlich und ich brauche kein Antwort) Ist das nicht auch ein Gefühl von Liebe ? Die Frage ist nicht da zum beantworten, sondern eher für dich. Wie fühlt sich für dich Intimität an? Ist Genuss nicht auch irgendwo was super toller ? Du liebst eben nicht konventionell, du liebst halt dein Leben und dich und alles rund herum, aber eben keine feste Person und legst dich eben nicht so fest.

Mach dir keinen Stress deswegen, du bist noch total jung :)
 

Daoga

Urgestein
Wenn man selber in der eigenen Familie keine Liebe kennengelernt hat, geht man mit dem Thema wahrscheinlich automatisch kritischer um - oder macht sich selber psychisch kaputt, indem man Wunschträumen von der Liebe "die garantiert noch kommt" (irgendwann, in Millionen Jahren, nämlich von den Eltern) nachhängt, wie man es auch in diesem Forum immer wieder findet, Kinder die sich ihr ganzes eigenes Leben ruinieren bei dem vergeblichen Versuch, aus ihren Eltern doch noch irgendein (und wenn geheucheltes) "Liebes"-Bekenntnis herauszuschnitzen.

Da sollte man so realistisch sein und sich selber klar sagen, daß es tatsächlich Leute gibt, die nicht fähig sind, zu anderen Liebe zu entwickeln, selbst zu den eigenen Kindern, oder die ihre vorhandene Liebe nur selektiv auf ihre auserkorenen "Lieblinge" konzentrieren und jeder andere darf gern bleiben wo der Pfeffer wächst.
An solche Leute sollte man dann konsequent auch keine Gedanken mehr verschwenden und sich echte Liebe besser woanders suchen, bei jemandem der einen so mag (... oder liebt...) wie man ist. Irgendwo findet man Liebe immer ... aber die Suche danach kann lange dauern und einen an Orte führen, von denen man am Anfang nicht mal wußte, daß es sie gibt. Zwanghafte Suche bringt aber selten Erfolg, besser ist, offen zu bleiben, viel unterwegs zu sein und mitzunehmen, was einem dabei alles entgegenkommt.
 

Daoga

Urgestein
Ich kenne jemanden wo ich zumindest behaupte, dass er unfähig ist andere Menschen zu lieben. Sich selbst liebt er vermutlich auch nicht. Dafür liebt er seinen Hund umso mehr. Diese Liebe ist für mich teils aber auch schon krankhaft.
Wer keine Liebe zumindest für sich selber (die allererste Form von Liebe) zulassen kann oder will, aus negativen Erfahrungen her, kann das Gefühl auf jemand anderen projizieren, Tiere sind dafür ideal, weil Tierliebe, selbst bis zum Exzess, halt "gesellschaftlich anerkannt" und ok ist.
Ein Tier bewertet nicht, fragt nicht nach Geld oder Aussehen oder Statussymbolen, ob jemand Arbeit hat oder von Hartz lebt oder gesund oder psychisch krank ist, es lebt für den Augenblick, zeigt Dankbarkeit für jeden kleinen Leckerbissen, stellt keine übermäßigen Ansprüche und wird auch nicht (gefühlsmäßig) zum "Verräter", der einem vorne die Hand leckt und anschließend von hinten her in den Hosenboden beißt. Wie es Menschen leider (im übertragenen Sinne) oft tun.
Kein Wunder, daß Menschen ihre Liebe oft lieber auf Tiere projizieren als auf andere Menschen.
 

XYZ1999

Neues Mitglied
Hey, ganz kurz.

Ich weiss nicht ob das passend ist, aber ich denke ich bin fast genau so wie du. (Weiblich,21). Ich habe auch noch nie jemanden geliebt, aber trotz allem mache ich aus allem das beste.

Bin trotzdem in ner Beziehung, aber für den Zweck, die Zeit zu genießen. Lieben ist da nicht so wichtig für mich. Ich tue trotzdem alles alles alles für meinen Freund, eben wie für einen guten Freund oder ähnliches auch, nur intensiver.

Vlt bist du einfach nicht der Mensch für das Lieben aber trotzdem hast du ein tolles Leben, also mach dir keine Gedanken.

Wie ist es denn, wenn du mit jemanden intim wirst? (Sry ziemlich persönlich und ich brauche kein Antwort) Ist das nicht auch ein Gefühl von Liebe ? Die Frage ist nicht da zum beantworten, sondern eher für dich. Wie fühlt sich für dich Intimität an? Ist Genuss nicht auch irgendwo was super toller ? Du liebst eben nicht konventionell, du liebst halt dein Leben und dich und alles rund herum, aber eben keine feste Person und legst dich eben nicht so fest.

Mach dir keinen Stress deswegen, du bist noch total jung :)
Hi,

Erstmal danke für die Antwort.

Zu deiner Frage: Intim werden ist für mich nicht zwangsläufig mit Liebe oder dem Gefühl der Liebe verbunden. Liebe jedoch - zumindest für mich - ist immer mit Intimität verbunden, nicht nur der körperlichen, sondern auch der "seelischen" Intimität. Wenn ich mit jemandem intim bin, dann ist es für den Moment schön, jedoch ist es nicht das, was ich auf Dauer suche, da es mir nicht das Gefühl der Geborgenheit, des akzeptiert und verstanden werden, des "daheim sein" gibt. Verstehst du, was ich meine?
 

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