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Gibt es einen Ausweg? (Beruf & Leben)

Chriss159

Neues Mitglied
Hallo liebe Community!
Kurz zu meiner Person: Ich bin 23 Jahre alt, ledig und ohne Kinder. 2018 habe ich mein Studium zum Diplom-Rechtspfleger (FH) abgeschlossen. Von November bis März habe ich an Behöre 1 gearbeitet und seit 01.03 arbeite ich an Behörde 2. Die nächste Möglichkeit komplett versetzt zu werden ergibt sich am 01.11.2019. Die Versetzung ist jedoch ungewiss. Die übernächste Möglichkeit bestünde am 01.11.2020. Eine Rückkehr an Behörde 1 oder an eine Behörde nahe meines Wohnortes wäre für mich vorstellbar.
Ich hatte in der Vergangenheit während dem Studium zweimal Probleme mit Depressionen. Diese wurden verursacht durch neagtive äußere Umstände (Trennung, Leben an einem weit entfernten und fremden Ort (Studienort), Todesfall in der Familie). Hierbei wurde ich in beiden Fällen mit Antidepressiva therapiert.
Hier nun zwei Auszüge aus meinem Tagebuch, die die Situation beschreiben:

09.04.2019:
Hier sitze ich nun an einem "normalen" Dienstag um 17:20 Uhr. Momentan geht es mir nicht sonderlich gut. Ich bin nun seit fast sechs Wochen an Behörde 2 und muss sagen, dass es mir wenig bis keinen Spaß dort macht. Ich habe zwar einige Kollegen aus dem Studium bei mir, jedoch empfinde ich nicht das gleiche Gefühl wie bei Behörde 1.
Die Arbeit an Behörde 2 bereitet mir wenig Freude, ebenso die Menschen um mich herum. Woran liegt es? Ich kann es nicht genau beantworten. Wahrscheinlich eine Mischung aus der neuen Tätigkeit, die mir nicht so viel Spaß macht, wie die Tätigkeit an Behörde 1, die neuen Kollegen und die lange Pendelzeit (1 Stunde einfacher Weg).
Ich hatte für eine Woche ein Zimmer in einer WG. Zwar war ich hier früher "zuhause" und konnte länger schlafen, jedoch brachte mir das mangels Umfeld reichlich wenig. Die Mitbewohnerin war auch sehr zurückhaltend. Ein Gefühl von zuhause kam zu keinem Zeitpunkt auf.
Nun beteilige ich mich an einer Fahrgemeinschaft. Gut daran ist, dass ich Geld spare und jeden Tag zuhause bin. Schlecht ist, dass ich oft länger arbeiten muss.
Seit 01.03 habe ich mich nicht mehr wohl in meiner Haut gefühlt und sehne mir jeden Tag ein Ende dieser Zeit herbei. Ich kann mich in meiner Freizeit nicht mehr entspannen, da ich immer die unliebsame Arbeit im Hinterkopf habe.
Es gibt zurzeit nichts, was ich mir inniger wünsche würde, als Behörde 2 in Richtung der *Heimatort mit einer Behörde* zu verlassen. Ich hoffe sehr, dass ich ab 01.11 wieder nach Behörde 1 oder *Behörde am Heimatort* wechseln kann. Sollte ein Wechsel nicht funktionieren, wäre das eine Tragödie für mich und ich weiß nicht, wie ich damit fertig werden soll.
Ich stelle mir jeden Tag die Sinnfrage. War die Rechtspflege die richtige Entscheidung? Was wäre die Alternative? Möchte ich dies den Hauptteil meines Lebens machen? ....... Antworten finde ich leider keine.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich zurzeit mein Leben nicht genießen kann und Angst habe. Angst davor, dass sich dieser Zustand noch über den 01.11 hinausziehen wird und ich Zeit von meinem Leben in der Unglücklichkeit "verschenke".
Ich setze mir eine Frist bis Ende Mai. Sollte sich dann nichts geändert haben, muss ich Schritte ergreifen, von denen ich lieber absehen würde.


23.04.2019:
Heute endet ein kleiner Urlaub von sechs Tagen über die Osterzeit. Das Wetter war wünderschön und ich habe jeden Tag etwas mit Freunden unternommen.
Jetzt sitze ich hier und fühle mich wirklich sehr schlecht. Wie ich schon vor zwei Wochen beschrieben habe, kann ich mich an nichts mehr uneingeschränkt erfreuen, da ich immer meinen nächsten Tag an Behörde 2 im Hinterkopf habe. Eine Verbesserung meiner Gefühlswelt scheint sich nicht abzuzeichnen.
Ich nutze jeden Tag einen nicht unerheblichen Teil meiner Freizeit für die Suche nach einer Lösung. Einen konkreten Weg aus meinem Ungklück habe ich jedoch noch nicht gefunden.
Wofür ich mich begeistern könnte, ist eine Tätigkeit im Bereich der Sozialpädagogig, im Bereich des medialen Auftritts, im Bereich des Journalismus oder im Bereich der Musik. Letzteres stellt meinen absoluten Traum dar: Eine eigene Musikschule. Die Selbstständigkeit würde mir die Freiheiten schenken, die ich für meinen komplizierten Geist benötige und die Arbeit mit dem Hobby wäre keine Arbeit. Ich bin jedoch nicht dazu in der Lage einen Schritt in eine solche Richtung zu gehen. Für alle genannten Bereiche müsste ich erneut ein mehrjähriges Studium machen und höchstwahrscheinlich umziehen. Wenn ich eines in der Vergangenheit gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass ich mich außerhalb der gewohnten Umgebung wohl immer unwohl fühlen werde. Einen Garant für eine bessere Gefühlslage stellt somit keine der obigen Eventualitäten dar. Letztlich habe ich nicht die Gewissheit, dass sich langfristig eine Verbesserung meiner Situation ergeben würde.
Ich fühle mich hilf- und machtlos. Die weitere Tätigkeit bei Behörde 2 belastet mich psychisch immer mehr. Jeden Tag mit sich selbst zu kämpfen und die Freizeit nicht genießen zu können führt zwangsläufig zu einem negativen Resultat. Wie extrem und tiefgreifend die Lage ist, haben meine Eltern noch nicht erfasst. Nicht zuletzt, weil ich hierüber noch nie in der dieser Tiefe mit ihnen gesprochen habe. Von einem solchen Gespräch habe ich bis heute abgesehen, da ich hierin keinen Mehrwert erkennen kann. Beide werden mich wohl teilweise verstehen, doch werden sie auch keine Lösung parat haben. Weiterhin wird mir mit rationalen Argumenten entgegengetreten wie z.B., dass die Zeit nur befristet sei, oder dass ich so eine gute Stelle nicht einfach aufgeben solle. Es wird mir dann wieder aufgezeigt, dass man alles mit seiner Denkweise in andere Bahnen lenken kann und es nur eine Frage der Einstellung ist. Letztlich endet das Gespräch damit, dass ich weiterhin meine derzeitige Tätigkeit ausübe und ich selbst klarkommen muss.
Es heißt, dass es für jede Situation einen Ausweg gäbe. Dem stimme ich voll und ganz zu. Der Satz müsste jedoch aus meiner Sicht "für jede Situation gibt es einen äquivalenten Ausweg" heißen. Ein Ausweg, der mich nicht vor die Frage stellt, ob ich zu schnell und zu früh eine (subjektiv betrachtet) hervorragende Position aufgegeben habe und langfristig gesehen mehr Schaden als Positives anrichte.
Ich bin mir sehr sicher, dass mir in meiner derzeitgen Situation kein Mensch auf dieser Erde weiterhelfen kann. Ginge ich zu einem Psychologen, so würde er mir helfen das Problem zu erkennen und mir Wege aufzeigen, wie ich aus dieser herauskomme. Eine Eventualität hierbei würde die Überweisung an eine Berufsberatung oder ähnliche Stelle darstellen. Vielleicht käme auch nur das trockene und für mich in der Praxis nicht umzusetzende Argument, dass ich jederzeit meinen Dienst quittieren und etwas neues anfangen könne. So einfach ist die Welt jedoch nicht. In diesem Fall stünde ich vor nichts. Kein Einkommen, mehrere Zahlungsverpflichtungen, keine Perspektive und unglaublicher Scharm. Scharm, weil ich mich für mich selbst sowohl gegenüber mir, als auch gegenüber allen Personen in meinem Umfeld schämen würde. Darauf folgend müsste ich jedem, der mich kennt und auf die Situation anspräche, Rede und Antwort stehen. Ein kaum zu ertragender Gedanke.
Das große Hinderniss, dass mich an einem kompletten Ausscheiden aus meiner derzeitigen Situation hindert, ist die Ungewissheit darüber, ob ich mich an einer anderen Behörde wieder wohlfüheln kann und zugleich die Hoffnung, dass ich meinen derzeitigen Dienstort in sechs Monaten verlassen kann.
Der Gang zu einer fachlichen Hilfsperson birgt für mich zwei Risiken, die ich derzeit nicht eingehen will: Die längerfristige Sperre in der Krankenversicherung von der Berufsunfähigkeitsrente und die Nebenwirkungen von gegebenenfalls einzunehmenden Antidepressiva.
Seit ich "Steppenwolf" und "Unterm Rad" von Herrmann Hesse gelesen habe, in dessen Gedankengängen ich mich oft wiederfand, muss ich oft über meinen eigenen Freitod nachdenken. Der Gedanke verleiht mir eine gewisse Gelassenheit. Zu wissen, dass es immer einen endgültigen Ausweg gibt. Doch teile ich die Meinung von Hesse, dass der Freitod eine feige Art ist mit seinen Problemen umzugehen und es besser ist, sich von dem Leben niederstrecken zu lassen. Weiterhin sehe ich derzeit meine Geschichte nicht mit einem solchen Ende versehen. Es besteht die Hoffnung einer Wende, die erneut Positives bringt und mich wieder den süßen Nektar den Lebens kosten lässt. Das größte Hinderniss stellt jedoch die Last meiner Angehörigen dar, die sie in einem solchen Fall zu tragen hätten.



Ich denke das Kernproblem bringen die beiden Einträge zum Ausdruck. An Behörde 1 habe ich mich überwiegend gut gefühlt, was zum größten Teil mit den Kollegen zusammenhing. Für die Tätigkeit, die ich ausübe, werde ich wohl nie brennen. Auch bei Behörde 1 hatte ich gelegentlich Zweifel an meinem Weg, jedoch nicht sehr oft.


Gibt mir eure Gedanken hierzu!
 

Bergkristall000

Aktives Mitglied
"Wofür ich mich begeistern könnte, ist eine Tätigkeit im Bereich der Sozialpädagogig, im Bereich des medialen Auftritts, im Bereich des Journalismus oder im Bereich der Musik. Letzteres stellt meinen absoluten Traum dar: Eine eigene Musikschule. Die Selbstständigkeit würde mir die Freiheiten schenken, die ich für meinen komplizierten Geist benötige und die Arbeit mit dem Hobby wäre keine Arbeit."

Ich arbeite zufällig als Sozialpädagogin und hatte am Anfang mega Schwierigkeiten. Der Umgang mit dem Klientel ist nicht immer einfach und du bekommst eine Menge Undankbarkeit zu spüren. Außerdem wird auch in diesem Sektor gespart und man muss aufpassen, dass man sich nicht überarbeitet oder emotional zu sehr verausgabt. Ich hatte die ersten Monate große Probleme nach Feierabend abzuschalten und mich nicht noch in Gedanken mit meiner Arbeit zu beschäftigen.

Journalismus ist angesichts der vielen Amateur-Blogs im Internet eine sterbende Profession. Kaufst du dir noch Zeitungen und Magazine am Kiosk? Wahrscheinlich eher nicht, korrekt? Da hast du deine Antwort.

Zum Thema eigene Musikschule: Die Arbeit mit dem Hobby ist sehr wohl Arbeit, wenn der eigene Lebensunterhalt davon abhängt. Ich kenne zufällig einen selbstständigen Musiklehrer und ein nicht unwesentlicher Teil der Arbeit ist die Aquise von Kunden!

Falls Rechtspfleger an einer Behörde nicht das Richtige für dich ist, wie wäre es wenn du dir einen Job in der Rechtsabteilung eines Unternehmens suchst? Gäbe es da Möglichkeiten?

Du scheinst auch noch nicht so ganz von zu Hause abgenabelt zu sein, da du so sehr darunter leidest, dass du jetzt weiter weg wohnst. Was ist eigentlich mit deinem Single-Dasein? Solltest du dich vielleicht auf die Suche nach einer Ehefrau machen? Du scheinst alleine nicht gut klar zu kommen.
 
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