AW: Gewaltfantasien
Hallo!
Sexuelle Fantasien müssen nicht unbedingt mit dem Wunsch der reellen Umsetzung einhergehen.
In der Sicherheit der eigenen Vorstellung wirken oft Dinge anregend, die es in der Realität ganz sicher nicht wären.
Vor allem Vergewaltigungsfantasien blenden oft aus, dass es dabei nicht unbedingt um sexuelle Handlungen geht, sondern in der Regel um Dominanz, d.h. dass der Akt entweder a) gar nicht klassisch stattfindet, sondern mit "Hilfsmitteln", die das Opfer verletzen können, b) vor allem von Gewalt gezeichnet ist und sich nicht primär um den "Vollzug" dreht, c) in "Hierarchien" stattfindet, die sich durch äußere Faktoren (z.B. professionelle Hierarchien, oder familiäre "Rangordnungen") ergibt und nicht spontan entsteht, sondern Ergebnis langfristiger Unterdrückungsstrukturen ist, oder d) spontanen Kontrollverlust ausnutzt.
Die Aufzählung ist nicht komplett, aber ich hoffe, es wird klar, was ich damit sagen möchte: Fantasien sind eben genau das: Vorstellungen von idealen Konstellationen, die in einigen Fällen sexuell anregend sein können, die Realität des tatsächlichen Einzelfalls und seiner Umstände aber nie wirklich abbilden.
Wenn dir dieser Unterschied bewusst ist und du nicht gezielt "dein Glück herausforderst" (wovon ich ohne weiteres Wissen über deine Person einfach mal ausgehe), dann kann ich dir nur sagen, dass in der Fantasie absolut alles erlaubt ist.
Deine Fantasien schaden, solange sie Fantasien bleiben, niemandem und wenn du dir gerne Dinge vorstelltst, die andere befremdlich finden, dann bleibt dir das unbelassen.
Ich gehe davon aus, dass dir auch klar ist, dass du damit nicht unbedingt hausieren gehen solltest. Nicht unbedingt so sehr, weil es eine "unnatürliche" Vorstellung ist, sondern weil der Umstand, dass jemand eine Vergewaltigung in seiner Fantasie anregend findet im krassen Gegensatz zu den katastrophalen Einschnitten in das Leben von tatsächlich Betroffenen steht.
Falls du diese Umstände verstehst und dementsprechend handelst, also du dich nicht in Gefahr begibst, um deine Neigung auszuleben und du in deiner Kommunikation Zurückhaltung zeigst, besteht eigentlich kein Problem mit deinen Fantasien.
Nachdem das gesagt ist, könnte es aber durchaus erhellend sein, etwas in sich zu gehen, um nach den Gründen für diesen doch eher außergewöhnlichen Fokus zu suchen, um ein Trauma und damit potentiell selbstverletzendes Verhalten auszuschließen.
Dass ein Trauma nach sexuellem Missbrauch etwa zur "Abspaltung" der sexuellen Persönlichkeit und damit zu einem sehr extremen Ausleben der eigenen Sexualität führt, mit dem auf der anderen Seite nicht unbedingt eine richtige "Befriedigung" im eigentlichen Sinne als "Zufriedenheit" einhergeht, ist nichts ungewöhnliches und sollte nicht Grundlage deines Sexuallebens sein.
In jedem Fall gibt es Formen der Sexualität, die in sicherem Umfeld Raum für Erniedrigungsfantasien lassen, zu denen ich deine Gedanken mal ganz frech zählen würde, wie z.B. BDSM.
Vielleicht kannst du dich in diese Richtung informieren und dich hier etwas ausprobieren?
Viel Glück!
Nagelring