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Genervt, melancholisch, am liebsten nur alleine

Hele_02

Mitglied
Hallo,
Ich weiß nicht so ganz warum ich das jetzt hier aufschreibe, vielleicht interessiert es mich einfach ob es noch jemandem so geht..
Schon seit längerer Zeit, es hat sich in den letzten Monaten einfach immer mehr entwickelt, bin ich einfach total introvertiert. Dagegen alleine ist ja nichts zu sagen, ich hab schon immer Zeit für mich gebraucht.
Aber dazu kommt, dass ich andauernd ohne Grund genervt von allem und jedem bin. Meiner Familie ist das glaube ich auch schon aufgefallen. Nur so als Hintergrundinformationen: ich bin 17, hab 2 Geschwister und meine Eltern sind seit ein paar Jahren geschieden. Damals hat eine sehr schwierige Zeit begonnen, das alles aufzuschreiben würde viel zu lange dauern. Aber die Trennung meiner Eltern als ich 13 war hat eben so seine Konsequenzen gehabt. Meine Mutter und meine große Schwester hatten Depressionen, mein kleiner Bruder hat einfach darunter gelitten. Schon in dieser Zeit habe ich mich zurückgezogen sobald wieder mal jemand geweint hat oder mein Bruder einen Wutanfall hatte..
Man denkt als Außenstehender immer, dass nach so langer Zeit alles wieder gut sein müsste wenn es “nur” um eine Trennung geht, aber wir haben/ ich habe da immernoch mit zu kämpfen, bspw nimmt meine Mutter noch Tabletten..
das liegt daran, dass wir durch meinen Bruder, der oft bei meinem Vater ist, und durch unsere Familie und ehemaligen Freunde, die meine Mutter durch die Freundin (damals Affäre) meines Vaters, ausgetauscht haben, immer wieder daran erinnert werden.

Ich weiß in meiner Nachricht ist kaum Struktur erkennbar, ich komme gleich wieder zum eigentlichen Thema zurück..

Ich denke immer, dass es doch einfach nicht sein kann, dass ich nach so langer Zeit noch nicht “die alte” bin und ich rede auch kaum mit anderen über dieses Thema, weil ich denke dass sie es (berechtigterweise) genauso sehen. Andere haben viel größere Probleme und Gründe, so drauf zu sein wie ich.

Ich hab das Gefühl, dass mir durch diese Zeit jegliche Leichtigkeit genommen wurde. Diese Entwicklung im letzten halben Jahr ca. zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass ich am liebsten nur noch alleine bin und traurige Musik höre.. wenn ich morgens vor meinem Klassenraum sitze und meine ersten Freunde ankommen, bin ich genervt weil ich keine Lust habe, mich mit ihnen zu unterhalten.
Es gibt Momente da ist es anders, aber häufig habe ich einfach keine Lust mich an, meiner Meinung nach, unnötigen Gesprächen zu beteiligen und ich habe eine regelrechte Sehnsucht danach, mir die Kopfhörer reinzustecken und nichts mehr sagen zu müssen, und das einfach im Alltag.
Kleinigkeiten regen mich auf und ich bin dann total genervt von den Menschen um mich herum, eigentlich ohne Grund.

Manchmal haben mich auch schon Freunde gefragt, ob ich genervt sei oderso.. also mein Blick und meine Zurückhaltung bei Gesprächen fallen schon manchmal auf..

Ich habe bestimmt etwas vergessen was mir gleich wieder einfällt, aber vielleicht schreibe ich ja nochmal was dazu wenn jemand sich meldet.

Also, was denkt ihr? Und ging es jemandem von euch vielleicht auch schonmal so?

Danke und LG
 
G

GrayBear

Gast
Also, was denkt ihr? Und ging es jemandem von euch vielleicht auch schonmal so?
Hallo Hele_02,

seit vielen Jahren geht es mir an fast jedem Tag so. Aber die vielen vergangenen Jahre haben mir gezeigt: wenn ich es dabei belasse, verläuft mein Leben sehr einsam und langweilig. Es gibt Menschen, die es einem leicht machen, auf sie zuzugehen. Nur kann es sehr lange dauern, bis einem so ein Exemplar an der Nase vorbei läuft und dann muss ich es auch noch mitbekommen. Und ich bin es auch leid zu begründen, warum eines meiner Lieblingsstücke Rachmaninows Toteninsel ist.

Ja, so manche Gespräche sind unwichtig und für die Tonne. Zumindest scheint das auf den ersten Blick so zu sein. Aber sie sind es dann doch nicht, weil wir Menschen uns bei solchen Belanglosigkeiten "abchecken" können. Ist mein Gegenüber jemand, der offen oder "vernagelt" ist? Dreht sich sein Universum nur um sich, oder sieht sie/er auch andere um sich herum? Passen die Aussagen und die Körpersprache zusammen? Kann man ihr/ihm einen Vertrauensvorschuss geben oder besser nicht?

Manche Menschen führen Beziehungen zu anderen Menschen, wie zwei Stachelschweine: die Stacheln pieksen beide, also suchen sie die Wärme des anderen, und versuchen, so wenig wie möglich gestochen zu werden. Wir Menschen haben es da eigentlich einfacher, denn unsere Stacheln sind "mehr innerlich" und wir können sie steuern. Zumindest haben wir die Möglichkeit, das zu tun oder es zu üben.

Ich habe sehr lange gebraucht, MEINE Wohlfühlzone zu finden, sie überhaupt zu akzeptieren und meine "Sprünge in der Schüssel" anzunehmen. Wie viel Selbstschutz brauchst Du? Wieviel Zeit für Dich ist einfach notwendig? Das ändert sich ständig und doch solltest Du damit flexibel und bewusst umgehen. Ein "lasst mich alle in Ruhe!" ist an manchen Tagen zwar verständlich, aber auch egoistisch und selten folgenlos. Wir Menschen sind nun mal auf einander in vielfältiger Weise angewiesen. Das ist Fluch und Segen zugleich.

Vielleicht hängt es Dir zum Hals heraus, aber in Deinem Alter ändern sich in Dir sehr viele Dinge, inkl. Deines Verstandes. Du siehst mehr, empfindest mehr, verstehst mehr und dazu kommen auch viele schmerzhafte Erkenntnisse. Eine solche Erkenntnis ist, dass wir Menschen eigenständige Wesen sind und uns nichts verbindet, außer wir schaffen und wollen diese Verbindung. Wenn wir nicht auf einander zugehen, treibt es uns eher von einander weg. Auch "Familie" ist da nicht viel anders und selbstverständlich ist nur sehr wenig, bis nichts. Das zu begreifen, das zu spüren ist nicht gerade einfach.

Aber: wir Menschen sind auf der anderen Seite auch Wesen mit unglaublichen Möglichkeiten und wir können dazu lernen. Ich habe Smalltalk früher gehasst und gemieden. Heute weiß ich, es ist eine lernbare Kunst, die um so mehr Spaß macht, je besser man sie beherrscht. Smalltalk öffnet Türen, sorgt dafür das die ersten Zugbrücken zu den Herzen der Menschen herunter gelassen werden, damit man "herein gelassen" wird oder im rechten Moment noch die Flucht ergreifen kann. Von manchen Menschen sollte man sich fern halten. Das scheinbar Spielerische ist die hohe Kunst daran. Je mehr Du darüber weist, um so weniger bist Du der Situation ausgeliefert.

Ich möchte Dich einladen, Deine selbst gewählte Isolation nicht schlecht zu reden. Zieh Dich zurück, zieh Deine Zugbrücke hoch, wenn Dir danach ist. Vielleicht brauchst Du das einfach. Aber dann entscheide Dich auch wieder um. Wasch Dich, schneid Dir die Nägel und dann raus aus der Höhle. Nimm Witterung auf, rieche, schmecke und sei neugierig, denn das Leben pulsiert zumeist da, wo Menschen wie wir nicht von alleine hin gehen. Ein wenig "Ärsche treten" gehört leider dazu, dummerweise auch den eigenen. Bei mir hat sich das nicht mehr geändert. Durch die Routine brauche ich nur nicht mehr so lange, bis auf einige Ausnahmen und Tage, nun ja.

Mach Dich nicht schlechter, als Du bist. Deine Selbstzerfleischung führt selten zum gewünschten Ergebnis: andere damit zu beeindrucken. Kümmere Dich um die Dinge, die Dir wichtig sein. Verbessere Deine Kommunikationsmöglichkeiten. Trainiere Deine Wachsamkeit und Dein Verständnis der menschlichen Natur. Nein, nicht um andere besser manipulieren zu können, sondern damit Du die Wahl hast. "Nicht anders zu können" mag zwar Mitgefühl hervorrufen, aber es zwängt Dich in ein Gefängnis. Wenn Du auch anders kannst, werden die Zwänge weniger.

Du hast keinen Bock auf die Sichtweise anderer? Dann tu eben im ersten Moment einfach interessiert und Du wirst feststellen, dass sich manche Begegnungen wirklich lohnen. Spring immer wieder über Deinen eigenen Schatten. Ja, das nervt, aber ich kann Dir sagen: tust Du es nicht, nervt und schmerzt es noch viel mehr. Auch unser Verstand "funktioniert" manchmal wie unsere Muskeln: wenn Du sie nicht nutzt, verkümmern sie.

Schau Dir die Menschen an und dann stelle Fragen, deren Antworten Dich interessieren. Mit der Zeit macht das weniger Angst und sogar irgendwann Spaß. Der entscheidende Punkt ist: es ist Deine Entscheidung. Immer und immer wieder und an jedem Tag neu. Das Paradies habe ich noch nicht gefunden, an dem das nicht mehr notwendig wäre. Erwachsen sein hat so einige Vorteile, aber es bringt leider auch die Verantwortung für sich und andere mit sich. Das knirscht manchmal ganz schön auf den Zähnen. Aber es ist machbar und an manchen Tagen ein Heidenspaß, dass es einem Lust auf mehr macht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wiarka

Mitglied
Ich denke immer, dass es doch einfach nicht sein kann, dass ich nach so langer Zeit noch nicht “die alte” bin (...)

Ich hab das Gefühl, dass mir durch diese Zeit jegliche Leichtigkeit genommen wurde.
Ich vermute, dass Du erst jetzt, in diesem Alter, dazu fähig geworden bist, das vor vier Jahren Geschehene bewusst zu erfassen und darüber wirklich zu trauern, liebe Hele... Bis dahin hast Du es Deiner Beschreibung nach eher verdrängt, da es Dich überfordert hatte.

Zu dieser Trauer mischt sich wahrscheinlich auch Deine Wut darüber, die Du nach außen richtest. All das ist für mich nachvollziehbar, ich kann es auch nachempfinden.

Aus meinen eigenen Verlust-Erfahrungen weiß ich, dass die Trauer erträglicher und immer sanfter wird, wenn ich sie bewusst mit Liebe und Mitgefühle verbinde, und das sowohl mir selbst, als auch dem/denjenigen, das/die ich verloren hatte.

Und noch eins: nie geht alles verloren, denn es bleibt in uns, unserer inneren Wirklichkeit das Gute und Schöne, was wir mit ihnen vor der Trennung erlebt haben, gespeichert, es bleibt die Erinnerung daran und die Dankbarkeit dafür. Und es kann weiter in unserer Zukunft fruchten und uns tragen - wenn wir es zulassen.

Alles Liebe und Gute für Dich und Deine Familie :)
Wiarka
 

Hele_02

Mitglied
Hallo GrayBear, danke für deine Nachricht :)
Ich denke du hast auf jeden Fall recht, es ist auf Dauer nicht gut oder sinnvoll sich so zu verhalten.
Natürlich mache ich das auch nicht absichtlich oder gerne, aber ich denke das hast du auch nicht so verstanden.
Man muss sich, wie du sagst, wahrscheinlich einfach mal einen Tritt verpassen und gegen sich gehen, um nicht weiter abzudriften.. Deine Nachricht war glaub ich so ein Tritt ;).
Danke für die Tipps und die guten Erklärungen.
Ich hoffe du kommst damit auch besser/ gut zurecht.
Schönen Abend noch
 

Hele_02

Mitglied
Ich vermute, dass Du erst jetzt, in diesem Alter, dazu fähig geworden bist, das vor vier Jahren Geschehene bewusst zu erfassen und darüber wirklich zu trauern, liebe Hele... Bis dahin hast Du es Deiner Beschreibung nach eher verdrängt, da es Dich überfordert hatte.

Zu dieser Trauer mischt sich wahrscheinlich auch Deine Wut darüber, die Du nach außen richtest. All das ist für mich nachvollziehbar, ich kann es auch nachempfinden.

Aus meinen eigenen Verlust-Erfahrungen weiß ich, dass die Trauer erträglicher und immer sanfter wird, wenn ich sie bewusst mit Liebe und Mitgefühle verbinde, und das sowohl mir selbst, als auch dem/denjenigen, das/die ich verloren hatte.

Und noch eins: nie geht alles verloren, denn es bleibt in uns, unserer inneren Wirklichkeit das Gute und Schöne, was wir mit ihnen vor der Trennung erlebt haben, gespeichert, es bleibt die Erinnerung daran und die Dankbarkeit dafür. Und es kann weiter in unserer Zukunft fruchten und uns tragen - wenn wir es zulassen.

Alles Liebe und Gute für Dich und Deine Familie :)
Wiarka
Danke für die liebe Nachricht Wiarka.
Wahrscheinlich hast du recht, ich habe auch schon gedacht dass meine Trauer oder eben dessen Verarbeitung erst spät eingesetzt hat, weil ich es verdrängt habe, und dass ich deshalb so bin.

Wie du es beschreibst passt es eigentlich ganz gut ins Bild.. es tut mir leid, dass du das so nachvollziehen kannst.
Und danke für die ermutigenden Worte, das muss ich mir bewusst machen.. dass das Gute, was ich erlebt habe, bleibt.

Dir auch alles Gute!
 

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