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Gefühl für Beziehungen weg?

G

Gast

Gast
Hallo!

Ich habe gerade neulich etwas Komisches an mir und einer weiteren Person festgestellt. Wir saßen in netter Runde zusammen und ein Pärchen war dabei. Natürlich konnte ich da wieder meinen Schnabel nicht halten, als es um das Thema Beziehung ging, weil ich mir gerade gar nicht vorstellen kann, dass eine Beziehung sich aufbauen lässt. Ich bin immer total baff, wenn ich Paare sehe und die mir erzählen, dass sie Jahre zusammen sind. Wie das geht will nicht in den Kopf von mir und der anderen Person. Irgendwie fanden wir es wohl beide erschreckend normal, dass der Partner irgendwann geht und einen mit nem Kind allein lässt. Wir konnten uns auch nicht vorstellen, wie so ein Tagesablauf mit Familie sein soll oder überhaupt ein Zusammenleben mit nem Partner. Viele Menschen reden vom Zusammenziehen und ab und an taucht da schon das Stichwort Familienplanung auf. Das ist so wenig nachvollziehbar für mich, denn das erscheint mir alles wie aus einem Paralleluniversum ein wenig. So ein großer Schritt...Wahnsinn...
Naja, das war so meine Gefühlslage....Wie fühlt ihr beim Thema Partnerschaft? Gibt es welche unter euch, die genauso wie wir reagieren würden?
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Gast,
der Neugier halber: Hast/hattest du in deiner direkten Umgebung als Kind/Jugendliche Paare, die lange und glücklich zusammen waren/sind? Meine Großeltern waren beide bis zu ihrem Tod zusammen, ebenso meine Eltern und meine Tante/Onkel, die bei uns im Haus wohnten, als ich klein war. Deshalb war für mich das Zusammenbleiben immer der Normalzustand und ich bin eher erschrocken, wenn das nicht funktionierte ...
Gruß, Werner
 
G

Gast

Gast
Hallo!

Ja, ich hatte schon Paare in meinem direkten Umfeld, die zusammen blieben, doch meine heile Welt der Kindheit ist zerstört. Selbst wenn ich meine Eltern als ein solches Paar benennen kann und noch ältere Menschen immer wieder gesehen habe, die zusammen waren, so kann ich für mich jetzt nicht mehr zum Schluss kommen, dass es möglich ist.Meine Eltern gehörten zur älteren Generation, die die Ehe noch für etwas Heiliges oder eine zumindest wirtschaftlich aneinander bindende Gemeinschaft gehalten hat. Heute ist doch alles anders. Wenn der Mensch nicht passt, kommt ein neuer. Das ist allerdings jetzt nicht mein Hauptproblem. Ich weiß gar nicht, wie eine Beziehung aufbauen. Für mich ist es ein Weltwunder, wenn sich zwei lieben und am Ende eine Beziehung herausspringt. Ich hab bisher das noch nicht hinbekommen und ich bin Mitte 20. Andere haben ihre Jugendliebe, mit der sie jahrelang zusammen waren, ich habe das auch nicht. Ich laufe durchs Leben und sehe, wie andere sich ihre Beziehungen aufbauen. Da ich auch sexuelle Bedürfnisse habe, habe ich dieses Jahr nach etlichen Jahren Enthaltsamkeit einmal nachgegeben, obwohl ich sonst immer so standhaft war und mir meinen Wunsch nach Berührung durch einen Mann verkniffen habe. Was blieb mir auch anderes übrig? Immer wollten Männer von mir nur ne Nacht. Jetzt hatte ich ein paar Nächte mit ein und demselben Kerl und bin dankbar für das bissschen Sex und zugleich totunglücklich, weil es wehtat, als er ging. Ich wusste, dass es nur eine Gelegenheitsgeschichte war, doch mein Körper hat es so nicht abgehakt. Jetzt denke ich immer daran zurück und wünsche mir, dass ich in der Zukunft wenigstens noch einmal Sexualität erleben darf. Ich schäme mich, jemand zu sein, der wartet, bis ein sexuell attraktiver Mensch einen für ein paar Nächte mag. Ich bin glücklich, wenn ich unter vielen Menschen sein kann, unabhängig vom Geschlecht, weil ich mich dann geborgen fühle. Sobald ich zuhause bin, ist diese Geborgenheit weg, ich fühle mich taub und verloren. Ich mag mich und bekomme auch positives Feedback durch die Menschen um mich rum, doch es sind gute Freundschaften, die entstehen. Ich habe auch viele Bekannte. Ich fühle mich manchmal eben einfach nur als guter Kumpel, dem keine Sexualität zuerkannt wird. Sorry, dass ich so viele Male jetzt schon das S-Wort verwendet habe, aber manchmal denke ich, dass es alles ist, was ich erwarten kann. Wenn jemand von romantischen Abenden und Arbeit an der Beziehung spricht oder nach der Trennung nach spätestens nem Jahr ein Neuer vor der Tür steht, fühle ich mich verarscht...
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Das ist allerdings jetzt nicht mein Hauptproblem. Ich weiß gar nicht, wie eine Beziehung aufbauen.
Hallo Gast,
danke für deine ausführliche und offene Antwort. Das, was du als Problem beschreibst, trifft es vermutlich gut - wobei es zum Glück ja ein "lösbares Problem" ist. Denn wie du schreibst, hast du ja bereits Erfahrungen mit Beziehung - wenn auch noch nicht in dem Maße oder mit dem Ergebnis, wie du dir das wünschst. Wobei ich das "Wünschen" als ersten Schritt schon gut finde - denn so baust du dir ein Zielbild auf (ein positives), anhand dessen du dann im Glücksfall auch merkst, dass es passt.

Vielleicht klingt es ein bisschen schulmeisterlich - aber um eine Beziehung aufzubauen scheint mir ein wichtiger Punkt, zunächst mal eine Beziehung zu sich selbst aufzubauen und sich selbst zu kennen, auch zu lieben, so wie man ist oder geworden ist. So kann es dann z.B. auch funktionieren, dass du dein Herz hörst, wenn es auf jemand anderen reagiert und dich ermutigt, dich dem anderen Menschen zu nähern, die potentielle Beziehung mit Leben und Nähe zu füllen.

Kennst du den "kleinen Prinzen" von Saint-Exupéry? Da gibt es eine wunderbare Szene, in der sich der kleine Prinz mit einem wilden Fuchs anfreundet. Der Fuchs sagt ihm, wie das geht, dass sie sich vertraut machen: Jeden Tag zum gleichen Zeitpunkt an der gleichen Stelle sein und mit der Zeit immer näher an den anderen heranrücken. So entsteht Vertrautheit und Nähe ... und Beziehung. Der Schlüssel dabei ist aber, dass du dein Herz mitnimmst, nicht nur deinen Körper oder deinen Verstand.

Darf ich fragen, wie du bisher deine "Suche" praktisch gesehen gestaltest?

Gruß, Werner
 

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