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Freundin hat Angst vor uns?

G

Gast

Gast
Hallo,
eine meiner Wg-Mitbewohnerinnen verhält sich seltsam, und ich frage mich seit längerem warum&was ich tun kann.
Bei jeder Berührung ist sie immer total erschrocken und zuckt ängstlich zusammen, wenn wir in unsrer Mädelsgruppe mal ein Film schauen setzt sie sich immer weit weg, wenn wir im überfüllten Auto zur Party fahren fängt sie an zu zittern. (meint auf Nachfrage sie ist kein Nähemensch) Sie meinte mal ob wir bitte sie nicht mehr in Halsnähe anfassen, weil sie dann keine Luft mehr bekommt. (haben wir dann auch nicht mehr gemacht) Letztens meinte sie zu mir dass sie Angst vor Betten und Schlafsituationen hat, also übernachten mit anderen kann sie nicht, und dass sie manchmal auch vor ihrem eigenen Bett Angst hat.
Sie hat mich gefragt ob wir Händeschütteln üben könnten, ich dachte mir nichts groß dabei, aber sie hat länger gebraucht um meine Hand zu erreichen und ziemlich gezittert dabei. o.o
Ich hab noch nie so jemand getroffen.
 

Daoga

Urgestein
Klingt nach einer Phobie aufgrund eines Traumas. Kindheitstrauma wegen Bettnässen, Mißbrauch oder Familienproblemen, irgendetwas in dieser Richtung... wenn sie wieder so reagiert, dann frag sie halt einfach nach dem Grund. Nicht anklagend oder von oben herab, sondern quasi nebenbei und rein interessehalber. Vielleicht will sie nicht darüber reden, ist ihr gutes Recht, aber Du kannst ihr ruhig sagen, daß weder Du noch jemand anderes in der WG sie fressen oder vergewaltigen wird. Oder auch nur gegen ihren Willen anfassen, sie muß nur jeweils laut aussprechen, was ihr nicht gefällt, weil das keiner vorher riechen kann. Vielleicht schaffst Du es ja, ihr Vertrauen so weit zu erringen, daß sie ihr Herz ausschüttet - oder sich psychologische Hilfe sucht. Aber sowas kann dauern und ist vermutlich nicht mit der Holzfällermethode zu erreichen. Also pack sie vorläufig ruhig mal in Watte, damit sie Zeit hat, sich einzugewöhnen, bis sie stabil genug erscheint, daß Du tiefer bohren kannst.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, liebe Gast-Schreiberin,

ich stimme Daoga insofern zu, dass auch ich vermute, dass es in der Vergangenheit dieses Mädchens traumatische Erlebnisse gibt, deren Folgen das Problem bei Nähe und bei Berührungen ist.

Jedoch anders als Daoga bin ich skeptisch, ob es ratsam ist, durch Nachfragen zu bohren... Oft möchte ein solcher Mensch aus Selbstschutz eben nicht über die Vergangenheit reden. Das Sprechen über die traumatische Vergangenheit kann durchaus hilfreich sein - aber es kann auch alte Wunden aufreißen. Wenn sich das Mädchen von selbst öffnet und erzählt, dann wird es wohl eher für sie hilfreich sein, mal alles los zu werden. In dem Fall wird von Dir sehr viel Mitgefühl verlangt.

Was ich jedoch für zulässig halte ist die Abgabe der vorsichtigen Empfehlung, mit einer Fachfrau oder einem Fachmann (Therapeuten) zu sprechen. Diese Empfehlung sollte nach meiner Meinung deswegen sehr vorsichtig formuliert werden, damit sich Deine Mitbewohnerin nicht "abgestempelt" fühlt. (Beispiel für grobe Unsensibilität: "Du bist anders, geh mal zum Arzt")

Diese Fachleute sind geschult und können ihr helfen, die Vergangenheit konstruktiv aufzuarbeiten. Auch gibt es Übungen, die deiner Mitbewohnerin helfen können, sich wieder langsam an Berührungen zu gewöhnen. Folgende Übung ist mir bekannt: Die berührungsängstliche Person tanzt alleine durch einen Raum und berührt von sich aus andere Tänzer "im Vorübergehen". So bestimmt sie die Häufigkeit und die Intensität der Berührung.

LG, Nordrheiner
 
G

Gelöscht 60940

Gast
Ist eine Phobie.

Ich habe eine abgeschwächtere Form davon, dass ich einfach ungerne angefasst werde. Also auch Umarmungen mit Menschen, zur Begrüßung, mache ich ungerne und bin dann eher wie ein Kartoffelsack den man umarmt und warte ab bis es vorbei ist. Auch wenn Leute mich anfassen werd ich manchmal regelrecht aggressiv.

Eine Freundin hat das aber ganz extrem. Sie schreckt dann zurück, kann nicht mehr reden, ist auch generell bei vielen Menschen sehr zurückhaltend und nervös, setzt sich abseits von Menschen.

Einmal wurde sie dann von einem Freund bedrängt, der einfach nicht verstanden hat, wieso sie so ist. Hat sie dann berührt und meinte "Sei mal lockerer. Das ist mir auch fast schon unangenehm, wenn du Angst vor mir hast."

Ich glaub, dass ist halt was viele einfach nicht verstehen. Sie nehmen so eine Phobie persönlich. Verstehen nicht, dass man nicht vor der Person an sich Angst hat, sondern vor der Situation. Man weiß ja, dass der Mensch nett ist, und einem nichts tun würde. Darauf kommt es auch nicht an. Freunde sagten dann auch sie mögen es nicht gerne was mit ihr zu unternehmen, weil es ihnen unangenehm ist, wenn sie so still ist. Die verstehen es halt einfach nicht.

Wenn ich mich mit ihr verabrede, dann rede ich einfach. Wenn so Stille eintritt rede ich auch was mir so in den Sinn kommt. Ich weiß ja dann, dass sie was sagen möchte, sich aber nicht traut. Ich rück ihr auch nicht auf die Pelle. Es geht ja nicht um mich, oder dass sie mich nicht mag. Ich weiß ja, dass sie mich sehr gern hat. Aber sie kann es halt nicht so zeigen wie es andere tun würden. Und das sage ich dann auch ihren Freunden, die auf mich zukommen und mich fragen was denn mit ihr los sei. Dass sie sie sehr gern hat, aber es nicht durch Umarmen oder nette Worte zeigt, sondern dass sie trotzdem versucht Zeit mit einem zu verbringen. Vorallem, dass sie lächelt. Das ist so ihr Zeichen zu sagen "Ich finde gut was du gerade gesagt hast und ich nehme Anteil daran".

Phobiker haben eine andere Art sich auszudrücken, wenn es um zwischenmenschliches geht. Das muss man einfach herausfinden. Bei ihr ist es auch so, wenn sie betrunken ist, dann fängt sie an zu reden und mag auch gerne umarmt werden, bzw umarmt dann auch Menschen, bei denen sie sich vorher nicht getraut hat. Einmal hat das jemand ausgenutzt, sie betrunken gemacht und wollte ein Geständnis von ihr, dass sie ihn mag. Sowas ist eine ziemlich widerliche Art, den Phobiker aus seiner Reserve zu locken, und zeigt halt das was ich meine. "Normale" Menschen, die es gewohnt sind, Zuneigungen durch bestimmte Handlungen zu erfahren, verstehen Phobiker einfach nicht. Sie können die Zeichen des Phobikers nicht interpretieren, bzw. akzeptieren.

Das ist aber das einzige was man tun kann, und sollte. Sich mit dem Phobiker und seiner individuellen Art auseinander setzen, sie akzeptieren, und ihn gern haben. So wie der Phobiker einen auch gern hat. That's it.
 

kiablue

Aktives Mitglied
Ich kenne solche Verhaltensweisen von mir selbst sehr gut, es ist eine Folge eines heftigen Traumas und keine Phobie, sondern eine posttraumatische Belastungsstörung. Ich habe nicht unbedingt die Angst vor anderen Menschen gehabt, sondern nur vor Berührungen. Es löste sofort Flashbacks aus. Jedes Mal wieder mitten drin, jedes Mal wieder paralysiert. Ich selbst brauchte mehr als 10 Jahre, bis ich mal wieder jemandem die Hand geben konnte. Heute geht es, aber auch nur, wenn ich nicht durch irgendwas zu sehr unter Spannung stehe.

Ich habe dann auch mal im Rahmen einer Therapie solche Tanzgeschichten erlebt. Ich habe es versucht. Ich habe versucht, mit jemandem zu tanzen, dem ich einigermaßen vertraut habe. Es ging einige Sekunden, dann knipste irgendwer oder irgendwas in mir nur einfach das Licht aus.

Ich kann es gut reflektieren, weiß, wo es herkommt, doch wenn mir jemand unkontrolliert zu nah kommt und nicht gleich wieder geht, dissoziiere ich, erkenne meine Umwelt nicht mehr. Auch bei Ärzten, die einem ja nun oft wirklich zu nah kommen, geht es mir sehr schlecht. Ich zittere, die Tränen laufen, ich kann es nicht steuern. Ich sage dann nur noch, sie sollen einfach weiter machen, ich kann es jetzt nicht ändern. Funktioniert ganz gut.

Bisher bin ich nicht dazu gekommen, DIESES Trauma zu bearbeiten, andere Themen waren überlebenswichtiger. Ich will nur sagen, sie hat es sich nicht ausgesucht. Respektiert sie so, wie sie ist. Bezieht es nicht auf Euch. Ich weiß nicht, ob es gut ist, sie direkt danach zu befragen, ich selbst hätte nicht antworten können. Und vielen fehlen einfach auch die Erinnerungen.

aber Du kannst ihr ruhig sagen, daß weder Du noch jemand anderes in der WG sie fressen oder vergewaltigen wird.
Kannst Du machen. Wird aber nichts verbessern. Es wird ihr nur zeigen, dass sie nicht ernst genommen wird und ihren Gefühlen nicht trauen darf. Eine Therapie muss sie selbst wollen, sonst führt es nur zur Retraumatisierung. Es ist nicht so einfach, aber wenn man es mal gesagt hat, müsste es doch auch respektiert werden können. Lasst ihr ihren Selbstschutz. Sie ist anders jetzt als andere. Aber haben wir nicht alle unsere kleinen Besonderheiten?

viele Grüße, kiablue
 
G

Gast

Gast
Danke für die Antworten, es hilft mir etwas sie besser zu verstehen.

Seit einigen Tagen schläft sie nicht mehr in ihrem Bett sondern auf dem Boden, sie sieht total fertig aus, keine Ahnung.
Ich habe ihr eine Matte für den Boden angeboten, aber sie meinte vor allen Schlafplätzen Angst zu haben und der Boden geht "weil der kein Schlafplatz ist" aber die Matte eben zu viel wäre... ?
Naja. Ich habe sie nichts weiteres gefragt weil ich nicht wusste wie ich sowas vorsichtig rüber bringe, es war auch keine passende Situation irgendwie da, bisher. Ich möchte sie noch irgendwie fragen woher die blauen Flecken an ihr kommen, aber vielleicht gehe ich damit zu weit und später ist sie nur ne Treppe runter gefallen oder sowas.

Grüße an alle da draußen :)
 

Daoga

Urgestein
Warum hast Du nicht einfach gefragt "Warum?" ? Ich meine, daß jemand aus Angst (wovor?) auf dem Boden schläft, ist wirklich nicht mehr normal, normal ist es, daß man in solchen Situationen schon nach dem Grund fragt. Und "Treppe runtergefallen" wäre die klassische Ausrede für Gewalterlebnisse. Wenn sie blaue Flecken hat, wo könnten die herkommen, wenn sie in einer WG lebt? Hat sie einen Freund oder fährt sie hin und wieder nach Hause, oder ist sie Schlafwandlerin und verletzt sich selbst, ohne es zu wissen (was auch eine Erklärung sein könnte für eine Phobie, wenn sie nicht mal sich selbst vertrauen kann). Ohne Nachfragen und Klartext wird da nichts besser.
Nicht jeder, der sich nicht gern von anderen antatschen läßt, hat automatisch eine Phobie. Auch ich habe es lieber, wenn Leute, vor allem wenn ich sie gar nicht kenne, etwas Abstand und ihre Griffel bei sich halten können. Aber zwischen persönlichem Freiraum und Phobie ist doch ein Unterschied, vor allem wenn letzteres das Leben deutlich einschränkt.
 
G

Gast

Gast
Meine soziale Kompetenz ist nicht sehr ausgeprägt, ich dachte nur es ist besser sie nicht nach dem warum zu fragen wenn sie eh grade am Zittern war (als sie meinte sie kann heute nicht im Bett schlafen). Vielleicht hätte man dass echt fragen können aber mir viel in dem Moment auch nichts passendes ein. Ich meine sie hatte ja schon gesagt dass sie mit Betten nicht so kann, irgendwie war dass dann auch logisch für mich dass sie deswegen dort nicht schläft.
Ich habe keine Ahnung mit den blauen Flecken, sie war an Weihnachten dass letzte Mal bei ihrer Familie, Freund hat sie keinen. Hm vielleicht ja vom Sport, davon macht sie ziemlich viel auch mit Turnen und sowas. (nicht meine Welt)
Naja heute feiern wir zusammen, mal sehen wie dass wird.
 
G

Gast

Gast
Klingt nach einer Phobie aufgrund eines Traumas.
Jetzt mal nicht den Teufel an die Wand malen.
Durch Traumas entstehen keine Phobien, das sind andre Ängste.
Die Phobien haben mit Gegenständlichen Ängsten zu tun.
Eine Sozial Angst ist keine Trauma Spätfolge, dann wäre Sie wohl nie in einer WG gelandet.
Seit Ihr Studenten oder was ist das für eine WG?
Da kannst du wenig machen ohne die Hintergründe zu kennen!
Hatte das als Kind schon nicht gern, das anfassen, bin etwas Autistisch:
Heute will ich mich noch immer nicht gern anfassen lassen, bei manchen die ich sehr gern mag und die wohl eher körperliche Nähe mögen lasse ich es gerade so zu, daß sie mich umarmen für einen Moment lang.
Trotzdem werde ich immer ein komisches Gefühl dabei haben.
Fremde sollten überhaupt nicht so einfach auf mich zukommen und anfassen, ich werde dann ganz steif in meiner Körperhaltung und es ist richtig unangenehm für mich.
Mit Antipathie hat das auch nichts zu tun bei mir, ich mag es einfach nicht.
 
G

Gast

Gast
Gibt es oft bei Autistischen Störungen dieses verhalten:
Gestörte Soziale Interaktion ist ein Teil davon;
Diesen Personen fehlt das natürliche Verständnis für die Gefühle, Gedanken und Vorstellungen anderer, ihr Einfühlungsvermögen in sich und andere ist begrenzt, vor allem, wenn es um das Verstehen von Gedankengängen anderer geht.
Aufgrund dieses Unverständnisses halten sie sich oft nicht an gesellschaftliche Regeln und Normen und haben Schwierigkeiten, Beziehungen aufzubauen.
Sie verstehen ihre Umwelt oft in einer anderen Art und Weise als gesunde Menschen, und zeigen ein eingeschränktes Interesse an ihrem jeweiligen Gegenüber.
Sie vermeiden meist den Blickkontakt und weisen wenig Mienenspiel oder sonstige Gesten zum Ausdruck ihrer Emotionen auf. Sie zeigen beispielsweise keine oder sehr selten Freude, die sie mit anderen teilen.
 

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