Hallo, Mom,
zwei so erwachsene Menschen, wie Dein Sohn und seine Freundin, sind von ihrer Vergangenheit deutlich geprägt. Insofern sollte aus dem täglichen Verhalten beider erkennbar sein, ob dieser Mensch etwas sein möchte, was er nicht ist – oder ob er authentisch ist. Ist er authentisch, dann entsprechen Worte den Taten sowie der nicht sichtbaren Einstellung.
Dein Sohn hat viele Pläne mit ihr. Und welche Pläne hat sie mit ihm? Gibt es eine Kongruenz der Pläne?
Für mich wäre nicht so wichtig, dass die Freundin bisher keine „normale“ Beziehung hatte, sondern auf welchen Werten und auf welchen Kriterien ihre Entscheidungen – ganz allgemein – beruhen. Aus ihrer nahen Verbundenheit zu ihren Eltern lässt sich vermuten, dass sie wie eine Prinzessin groß gezogen wurde und sie die Einstellung haben könnte „die Welt dreht sich um mich“. Ob sie tatsächlich so eine Einstellung hat, kannst Du evt. daran merken, ob Du sie immer anrufen musst, z.B. bei Feiern, oder ob sie auch von sich aus das Bedürfnis hat, Dich mal zu kontaktieren.
Ist sie ein Mensch, der emotionale Zuwendung gibt oder gibt sie nur dann emotionale Zuwendung, wenn es ihr in den Kram passt? Und da sie Dich nicht heiraten will, könntest Du zur Randfigur werden die nur dann ins Spiel kommt, wenn Du die Initiative ergreifst. Damit sollte man leben können, wenn eine Prinzessin im Hause ist. Prinzessinnen sind so – das ist von mir nicht böse oder schlecht gemeint. Man sollte es als Schwiegermutter nur wissen, damit man sich darauf einstellen kann. Dir sollte also kein Zacken aus der Krone brechen, wenn Du es immer sein mußt, die die Initiative für eine Kontaktaufnahme ergreift.
Anders ist es bei Deinem Sohn. Er sollte schon wissen – also nicht vermuten – dass ihre Entscheidung für eine feste Beziehung eine zuverlässige ist und nicht auf Gefühlen beruht, die sich morgen ändern können.
Ich vermute, dass Deinem Sohn nichts anderes übrig bleibt, als in ihre Nähe zu ziehen, um eben festzustellen, wie authentisch und wie zuverlässig sie in ihrem Entscheidungsverhalten wirklich ist. Besser fände ich, weil risikoarmer, wenn beide einen längeren Urlaub miteinander verbringen. Wenn meine Vermutung richtig ist, dass sie eine Prinzessin ist, dann wird Dein Sohn „geadelt“, weil er zu ihr gehört (und nicht sie zu ihm). Sollte sie jedoch feststellen, dass er doch nicht zu ihr passt – was erst der Alltag zeigen wird – dann wird Dein Sohn von einer Prinzessin auch ganz schnell „aussortiert“.
Mit dem Risiko muß Dein Sohn – aber nicht Du – leben, wenn er alles aufgibt. Jeder hat ein Recht auf sein eigenes Glück – oder auch Unglück. Als Eltern schauen wir nur zu. Aber helfen zu erkennen, welchen Mensch „ich“ vor mir habe, ist nicht verboten. Diese Hilfe muß nur extrem vorsichtig erfolgen, andernfalls wirkt sie kontraproduktiv.
LG, Nordrheiner