ich kann dich sehr gut verstehen, leider bist du kein Einzelfall, was diese Problematik angeht. Es gibt unzählige Betroffene, die sich in diversen Foren äußern und ihre Erfahrungen austauschen. Scheinbar haben sich die Zeiten einfach geändert und viele Menschen gehen mit Freundschaften, Bekanntschaften etc einfach nur noch sehr lieblos, gedankenlos und egoistisch um. Vorausgesetzt, es steckt nichts anderes dahinter- weißt du, ob es deinen Freunden gut geht? Sind sie vielleicht einfach nur spontan verreist oder antworten nicht auf Emails, da sie noch nicht dazu gekommen sind?
Ansonsten kann es zig individuelle Gründe für einen (für dich scheinbar spontanen) Kontaktabbruch geben....
- wegen offensichtlicher oder unterschwelliger Konflikte
- weil kein Interesse mehr vorhanden ist
- weil man sich nichts mehr zu sagen hat
- weil sich der Kontakt seit Langem auf der Stelle bewegt
- weil man genervt oder gelangweilt vom anderen ist
- weil man feststellt, dass die Ansichten, Lebenseinstellungen, Ziele etc einfach zu unterschiedlich sind
- weil man unterschiedliche Vorstellungen von der Gestaltung des Kontaktes hat
- weil man die Freundschaft einfach nur noch vor sich herschleppt und sie nur aus Rücksicht und schlechtem
Gewissen noch nicht beendet hat bzw noch nicht beenden konnte
- weil der Kontakt zu anstrengend geworden ist, zb weil der andere nur noch über seine Probleme spricht und
keinerlei positive Aspekte mehr aus der Freundschaft gezogen werden können
- weil der Kontakt einseitig geworden ist, sich zb einer immer regelmässig meldet und der andere nicht
- es einen neuen Lebensabschnitt gibt (Umzug/neues Umfeld, neuer Partner, Kinder, berufliche Veränderung usw)
in diesem Lebenskonzept kein Platz mehr für die Freundschaft vorhanden ist
- Person hat keine Lust mehr, Zeit in die Freundschaft zu investieren
- Person hat neue Freunde gefunden, die ähnlichere Interessen haben, besser in die jeweilige Lebenssituation
passen
wie gesagt, das kann man unendlich weiter ausführen und ergänzen, die Gründe sind ganz individuell verschieden, dennoch gleichen sich viele Dinge. Viele Menschen benutzen Freunde und Freundschaften einfach nur noch wie Konsumgüter oder sehen sie als Lebensabschnitts- Kontakte. Man lernt Freunde in einer bestimmten Lebensphase kennen, in der sie gerade passend sind, man von der Freundschaft profitiert. Und wenn die Freundschaft keinen Nutzen mehr bringt oder mehr Arbeit als Spaß bedeutet, dann suchen viele das Weite.
Da ist traurig, aber ich habe den Eindruck, dass dieses Verhalten immer mehr zunimmt. Die Menschen machen sich von Freundschaften nicht mehr so abhängig und investieren auch nicht mehr soviel, sie sind weit weniger bereit, in die Freundschaften zu investieren, sind weniger zuverlässig, beständig, belastbar.
Wenn dann so eine Freundschaft keinen Nutzen mehr bringt, von der man profitieren kann, sind viele einfach zu feige um das offen auszusprechen. Sie melden sich dann einfach nicht mehr, einige haben auch ein schlechtes Gewissen und trauen sich nicht offen zu ihrer Entscheidung zu stehen. Sie wählen den einfachsten Weg, halten sich oftmals auch ein Hintertürchen offen. Wenn man einem Menschen direkt sagen würde, dass man kein Interesse mehr an dem Menschen bzw der Freundschaft hat, dann verletzt man die Person. Trifft man sich dann zufällig irgendwo, ist der Umgang schwierig oder man geht sich einfach aus dem Weg. Wenn man gar nichts sagt, kann man sich immer noch rausreden und sich mit Floskeln rauswinden. Und im Notfall könnte man diese Freundschaft auch wieder aufleben lassen, denn häufig sind die "Verlassenen" ja auch sehr dankbar und zugänglich und haften sich an jeden Kontakt-Strohhalm, sind einfach nur froh, wenn sich die ehemaligen "Freunde" endlich wieder mal melden.
Bedeutet, es gibt oftmals keinen konkreten oder wichtigen Grund, sondern man wird einfach durch neue Leute ersetzt oder passt einfach nicht mehr zu aktuellen Lebensphase oder Stimmung der Leute. Es gibt ja auch Phasen, in denen die Leute selber genug um die Ohren haben und keine Lust und Zeit mehr für echte Freundschaften haben, in die sie auch Zeit investieren müssten, wo sie sich auch rechtfertigen müssten, wenn sie sich monatelang nicht melden. Da werden dann auch lieber mal lockere Bekanntschaften den echten Freundschaften vorgezogen, da unkomplizierter und ohne Verpflichtung.
In der heutigen Zeit der "modernen Kommunikation" kann man sehr schnell neue Kontakte knüpfen, und wer das locker sieht und angeht, ist da weniger abhängig von echten und tieferen Freundschaften. Zurückbleiben dann leider diejenigen, die sich noch echter Freundschaft verbunden fühlen und als treue Seelen nicht einfach auf-und davonlaufen, wenn es mal schwierig, langweilig oder nervig wird.
Man sollte sich das nicht so zu Herzen nehmen. Starte noch ein paar Kontaktversuche und bitte um Rückmeldung. Und wenn nichts mehr kommt, solltest du das akzeptieren und als Erfahrungswert verbuchen. Ich denke, das wird nicht das letzte Mal sein, dass du diese Erfahrung machen wirst bzw machen musst. Du musst lernen, dass nicht zu persönlich zu nehmen bzw die Schuld nicht bei dir zu suchen. Wirkliche Freunde würden dich nicht einfach so "im Regen stehenlassen", ohne Erklärung, ohne alles.