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Fernstudium. Vorteile? Nachteile?

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Da ich noch 2 Kinder habe, die evtl. noch studieren wollen, eines davon jetzt mit Kind, würde mich mal interessieren was die Vorteile oder Nachteile eines Fernstudiums wären.
Der eine möchte was in Richtung Grafik Design studieren, die andere hat Hotelfach gelernt, hat dann Abi auf der BOS gemacht, wollte eigentlich noch was in Richtung Hotel Management oder Tourismus studieren und ist jetzt eben frischgebackene Mama.
Für wen eignet sich ein Fernstudium?
Ist es gleichwertig (anerkannt) wie ein "richtiges" Studium?
Warum ziehen die meisten doch ein "richtiges" Studium vor?
 
S

Silvestervogel

Gast
Langfristig auch das Thema "Praxisbezug/Praxiserfahrung" nicht vergessen.
Es ist schön und gut nach 3 Jahren einen akademischen Titel im Fernstudium erlangt zu haben, aber wenn man keine Ahnung von der Praxis hat ist das immer nur bedingt hilfreich bei der Jobsuche.
Also gerne nach 3-4 Semestern ein Praktikum, Werkstudentenjob suchen oder ein Portfolio erstellen.
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Ich studiere meinen Master neben dem Beruf an der Fernuni. "Neben dem Beruf" war neben "nicht zu teuer" auch der Grund für diese Wahl. Vom Präsenzstudium hatte ich zum Zeitpunkt der Einschreibung auch die Nase voll, das hatte ich im Bachelor lang genug.

Der Hauptvorteil für mich ist, dass es gut mit meinem Beruf vereinbar ist. So kann ich weiterhin Vollzeit arbeiten und trotzdem noch nachträglich den höheren Abschluss erwerben (dauert natürlich länger, da ich neben Vollzeitberuf nicht auch noch ein Vollzeitstudium packe).

Ähnlich wie bei Präsenzunis ist auch die Fernuni in Semester aufgeteilt, einschließlich dass es gewisse Zeitfenster gibt, in welchen Aufgaben bearbeitet werden müssen (wobei die zumindest bei mir meist freiwillig sind, aber danach wird nicht mehr korrigiert) oder wann die Prüfungen sind. Bei den teuren privaten Hochschulen ist das teils anders, da bekommt man teils die Unterlagen zugeschickt und kann die im eigenen Tempo bearbeiten und abprüfen. Da muss man selber wissen, was einem lieber ist und sich informieren.

Die Betreuung ist an einer Präsenzhochschule in meinen Augen besser. Um ehrlich zu sein sieht es bei mir aktuell so aus, dass ich entweder am Anfang des Semesters oder häppchenweise während des Semesters das Skript per Post oder per Moodle bekomme + (meist freiwillige) Aufgaben. Und das war es oft auch schon. Man kann den Dozenten Mails schreiben, aber wenn man nicht explizit anfragt, trägt einem auch keiner Wissen hinterher. Niemand fragt "hast du das verstanden oder brauchst du nochmals Hilfe?". Lediglich die Korrektur von den (rechtzeitig) eingesandten Aufgaben kommt irgendwann von allein zurück.

Praktische Aufgaben gibt es auch, die sind vergleichbar mit dem, was Präsenzunis und -hochschulen so anbieten. Wer berufliche Praxis will, muss sich hie wie da selber ein Praktikum im Betrieb suchen.

Allerdings ist es wie gesagt ein Master, da sollte man selbstständiges Arbeiten von den Studenten schon erwarten können, zumal es sich um eine Uni und nicht um eine FH handelt. Im Bachelor ist die Betreuung meines Wissens nach zumindest in den Grundlagenfächern besser, da gäbe es in meinem Bereich sogar Tutorien. Wichtig ist: man muss selbstständiger lernen können, da man keine Kommilitonen hat, die man ständig auf dem Gang trifft und die einen zum Lernen aufrufen. Entweder man lernt aktiv selber und sucht sich ggf. ne Lerngruppe oder man lernt halt buchstäblich nichts.

Das typische Studentenleben fällt irgendwo auch weg, weil man sich quasi nicht kennt. Das ist auch der Grund, warum gerade junge Leute frisch von der Schule die Präsenzhochschulen bevorzugen. Wen das aber nicht stört und man nur "irgendwie an das Abschlusspapier" kommen will, kann mit einem Fernstudium aber glücklich werden.
 
S

Santino

Gast
Niemand fragt "hast du das verstanden oder brauchst du nochmals Hilfe?".
Das hat mich in meinem Präsenzstudium auch niemand gefragt, wenn ich ehrlich sein soll.* In der Uni wird einem in der Regel nichts mehr nachgetragen, mag an Fachhochschulen aber bspw. anders sein - die sind ja sehr verschult und bedienen ein anderes Studentenklientel (nicht abwertend gemeint, aber dort gibt es viele Aufsteiger über den zweiten Bildungsweg oder nach Lehrabschlüssen bspw., die schon anders an wissenschaftliches Arbeiten herangeführt werden müssen in vielen Fällen, da sie praktischeres Denken gewohnt sind).

Insgesamt wurde zum Thema meiner Meinung nach bereits alles gesagt. Man muss sehr selbstständig arbeiten können (und wollen!), d.h. eben auch, sich selbst aufzuraffen und an die Arbeit zu machen. Das ist nicht immer einfach. Das ist auch nicht für jeden passend, manche brauchen da einen Kursverband, in den sie eingebunden sind und soziale Netzwerke, d.h. im Endeffekt eine Form von sozialer Kontrolle, die sie motiviert. Netzwerke fallen an einer Fernuni wahrscheinlich fast gänzlich weg, Präsenztermine gibt es eher wenige. Man muss in erster Linie stark intrinsisch motiviert sein, vermute ich. Überwiegend extrinsisch motivierten Menschen wird das selbstständige Lernen über mehrere Jahre meiner Einschätzung nach eher schwerfallen.

_____________

* Mein Studium ist 20 Jahre her, das mag sich inzwischen geändert haben.
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
@Santino: Heute ist das Studium deutlich verschulter. Da hat man selbst an der Uni z.B. für Mathe Pflichttutorien, meist von Studenten betreut, aber die haken da schon nach. Generell wurde mir im Präsenzstudium deutlich häufiger in den Allerwertesten getreten, teils weil die Übungsaufgaben nun mal Pflicht waren (sonst durfte man nicht zur Prüfung, spätestens 1 Tag vor Abgabe hat man sich also doch noch aufgerafft), oder eben durch Kommilitonen in der Mensa.

Das ist jetzt anders. Es juckt absolut niemanden, ob ich die Aufgaben mache oder nur auf die Musterlösung warte. Ich kann mich zur Prüfung anmelden ohne eine einzige Aufgabe bearbeitet zu haben. Ob (und wenn ja mit welcher Note) ich die Prüfung so ganz ohne was zu tun schaffe, ist vollständig mein Problem. Ich selber finde das angenehm. Wenn ich doch mal ne Depri-Phase habe und ein Aufgabenblatt nicht "rechtzeitig" schaffe, ist das kein Beinbruch mehr. Ich mache es einfach sobald es mir wieder gut geht. Aber es ist schon besonders verlockend, wochen- und monatelang nicht mal in das Skript zu schauen, um 1 Woche vorr der Prüfung dann einen Herzinfarkt zu kriegen.

Ich muss sagen, dass es mir so aber deutlich lieber ist als die Pseudobetreuung an den Präsenzunis, wo ich manch "Tutorium" nicht als Lernkurs sondern eher als Kontrolle und Schikane empfand (vorne an der Tafel vorrechnen müssen :sick:)
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Oh gott ja.
Bevor ich als Fernstudent angefangen habe war ich für Elektrotechnik an einer präsenz.
Vor jedem Pflicht"praktikum" in Informatik und ElektrotechnikLabor musste man einen Test ablegen, um überhaupt teilnehmen zu dürfen. Bei Informatik sind nicht selten von ca. 30 Studenten nur 10 dageblieben. Ich war zwar darunter, unnötig fand ich es dennoch.
Aber gut, an staatlichen Unis sind halt sehr viele Studenten da wird ab Tag 1 extrem gefiltert.
Ich fand eher das Mathe"tutorium" schlimm. Da gab es Aufgaben, die musste man daheim rechnen und im "Tutorium" wurde dann wahllos einer aus der Gruppe hervorgezogen und musste vor allen anderen seine Lösung vorstellen. Konnte man das nicht, bekam man 0 Punkte fürs ganze Blatt und durfte dadurch ggf. nicht zur Prüfung. Für mich war das der blanke Horror, denn die Aufgaben waren echt schwer und Mathe lag mir überhaupt nicht. Gelernt habe ich dort auch nichts, da nie wirklich was erklärt wurde. Das war mehr Zeit absitzen und beten, dass man nicht vor muss. Kam mir da immer wie in der Schule vor, wo kontrolliert wurde, ob die kleinen Kinder auch brav ihre Hausaufgaben gemacht haben....

Da ist es mir echt lieber, die Aufgaben nur für mich zu bearbeiten, im Zweifel im zugehörigen Forum nachzufragen warum man das so löst und am Ende des Semesters selber zu entscheiden, ob ich bereit für die Prüfung bin oder doch besser nochmals ein Semester länger lerne.

Auch bin ich froh, keine Vorlesungen zu haben. 1. kann ich selber lesen (und mehr als Skript vorlesen machen viele Profs nicht) und 2. kann ich es dann lesen, wenn ich wach und konzentriert bin und muss mich nicht zulabern lassen, wenn ich konzentrationslos und kurz vorm Einschlafen bin. Außerdem kann ich die "Vorlesung" heute jederzeit unterbrechen, um z.B. einen im Skript aufgegebenen Punkt nochmals genauer zu recherchieren, ehe ich weiterlesen.
 

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Vielen Dank für euere Antworten.
Das klingt ja alles ziemlich gut bzgl. Fernstudium.
Auch wenn ein Fernstudium mehr kostet als ein Präsenzstudium kann es im endeffekt evtl. doch günstiger sein, da man ja nicht an einen Studienort ziehen muss.
Wie es mit Bafög aussieht für ein Fernstudium müsste ich mich mal informieren...
Eine Option wäre es denke ich allemal...
Zumal mein Sohn jetzt durch Corona Distanunterricht und eigenständig lernen gewöhnt ist und sehr gut damit klarkommt und sehr diszipliniert ist.
Der Nachteil wäre halt wirklich, dass das kennen lernen neuer Leute und neuer Umgebung wegfällt, was für ihn eigentlich schon wichtig wäre...
Aber das hat alles noch bissl Zeit und entscheiden muss er eh selber, was er machen möchte.
Wollte hier nur mal Infos, ob ein Fernstudium überhaupt eine Option wäre...
Auch für meine Tochter (mit Kind) wäre es vielleicht ein gangbarer Weg...
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Ich denke für die Tochter wäre es schon praktischer als für deinen Sohn (so man "ihren" Studiengang per Fernstudium absolvieren kann). Es wird an Präsenzunis zwar viel darüber geredet, wie sehr man Studenten mit Kindern unterstützen würde, aber das sind oft nur hohle Worte, bedingt dadurch, dass es dazu gesetzliche Vorschriften gibt. In der Praxis ist es leider oft so, dass auf Studenten mit Kind wenig Rücksicht genommen wird, etwa wenn sie nicht zu Pflichttutorien kommen können, weil das Kind krank ist oder die Kita streikt. Dann darf man halt wegen zu häufigen Fehlens nicht zur Prüfung, Pech gehabt.

Bzw. habe ich es schon erlebt, dass die Uni zwar wie vorgeschrieben Kita-Plätze für die Kinder der Studenten bereithielt. In der Praxis waren die dann aber nahezu alle mit Kindern der Mitarbeiter belegt und die Studenten, für die sie offiziell waren, schauten mit ihren Kleinkindern in die Röhre.

Wenn deinem Sohn das Kennenlernen neuer Leute aber wichtig ist, würde ich ihm zum Präsenzstudium raten. Dieses Studentenleben kann - wenn man nicht gerade eine soziale Phobie hat - sehr schön sein. In puncto Soft Skills hatte es mir wirklich viel gebracht. Ich bin wirklich froh, diese Zeit gehabt zu haben. Ich brauche sie nur kein zweites Mal, aber das erste Mal hätte ich nicht missen wollen. Denn wirklich "studentisch" fühlt man sich im Fernstudium eigentlich eher wenig.
 

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