''Fehlverliebt''

Hallo liebes Forum

Ich hab ein Problem das mich sehr beschäftigt und aus dem ich einfach keinen Ausweg finde - hier möchte ich vor allem endlich mal darüber schreiben können ohne mich vor einem Beteiligten rechtfertigen zu müssen. =/

Ich habe vor einigen Monaten einen Jungen meines Alters in einem Forum kennengelernt. Wir hatten ziemlich viel Kontakt, haben uns angefreundet und schließlich verliebt. Weil nichts dagegen sprach haben wir uns dann beide auf eine Beziehung eingelassen und schließlich nach zwei weiteren Monaten das erste Mal getroffen. Alles lief wunderbar, weil er weit weg wohnt sehen wir uns nur jedes zweite WE aber wir führen trotzdem eine wie ich finde sehr schöne und erfüllte Beziehung... er ist der erste Mensch der mir begegnet ist der Verständnis für mich und meine Depressionen hat und mir Geborgenheit gibt und ich würde alles für ihn tun. Natürlich ist immer die Angst da, dass er sich trennt, einfach weil es sehr schwierig ist mit mir zurechtzukommen und weil es ihm selbst derzeit nicht gut geht, aber ich weiß dass das eigentlich überflüssiges Sorgen ist. Darum gehts auch gar nicht.

Er hat einen Bekannten, den er ebenfalls nur aus dem Internet kennt. Das, was er mir von ihm erzählt hat, hat mich fasziniert (warum genau weiß ich auch nicht) und ich hab Kontakt zu ihm aufgenommen. Bereits am zweiten oder dritten Abend wollte er diesen Kontakt wieder abbrechen, ich wusste nicht warum bis er mir gesagt hat dass er mich ''mag'', und zwar zuviel. Er wolle aber meine Beziehung zu meinem Freund nicht gefährden. Ich hab ihn dann überredet es doch zu versuchen weil ich mir dachte, das wird schon bald wieder aufhören bei ihm und weil ich ihn auch ''mochte''. Ich hab meinem Freund auch gesagt dass wir verknallt sind und trotzdem schreiben wollen und für ihn war es okay.

Inzwischen sind dieser Bekannte (der einer der besten Freunde meines Freundes ist) und ich aber auf der Stufe ''ich liebe dich'' angelangt, wenn wir das auch nur selten zunehmen, unsere Beziehung wird immer komplexer und ich fühle mich immer schlechter deswegen. Mein Freund weiß davon und sagt, wenn es mich so belastet soll ich das Ganze beenden. Ich hab gefragt ob es ihm wehtut und er hat gesagt ja, ein bisschen. Ich will ihm nicht wehtun. 🙁

Das Problem ist dass unser Freund und ich schon des Öfteren versucht haben, den Kontakt abzubrechen. Über irgendwelche Wege haben wir es aber immer geschafft den anderen solange anzubetteln und um eine weitere Chance anzubetteln dass der sich hat erweichen lassen... wir können also beide nicht voneinander lassen.

Wenn ich in mich reinhorche weiß ich dass ich meinen Freund mehr liebe und dass ich bei ihm bleiben und ihn nicht verletzen will. Trotzdem denke ich den Großteil der Zeit nur an unseren Freund und sehne mich nach ihm, so wie ich mich nach meinem jetzigen Freund gesehnt habe als wir noch nicht zusammen waren. Er geht meine Depressionen auf eine andere Art an als mein Freund, will mir unbedingt helfen und ich fühl mich ihm gegenüber auch schlecht weil wir beide wissen dass das mit uns nie was werden wird.

Ich weiß einfach nicht ob wir so weitermachen können in der Hoffnung, bald unsere Gefühle füreinander zu verlieren, oder ob ich ein für allemal den Kontakt abbrechen soll - was mich aber bestimmt wieder in eine depressive Phase stürzen würde, worunter dann mein Freund wieder sehr leiden würde. Die beiden nehmen mir auch keine Entscheidung ab, und ich weiß einfach nicht was ich machen soll weil ich beide weder verletzen noch verlieren will. 🙁

Tut mir leid dass das son langer und unorganisierter Text ist... ich kanns grad nicht besser. Danke für jeden Rat. =/

Liebe Grüße, Koroljewa

Hallo,

ich denke fehlverliebtheit gibt es an sich gar nicht...und klar kann man sich auch in zwei MÄnner verlieben.
Die Frage ist ob du überhaupt sicher weisst wen du mehr liebst..wenn du mit deiner Fernbeziehung zusammen bist liebst du ihn ggf mehr und bist du wieder zu Haus ist es dein Freund?

Eine Frage: wie findest du die Zeit und warum pflegst du Bekanntschaften in Foren wenn du in einer Beziehung lebst?
Ist das mit den zwei Männern nicht ein wenig so wie nen Kuchen zu Hause auf dem Tisch haben aber immer noch nach mehr Kuchen auch anderswo suchen? Angst was zu verpassen?

Ich kann dir keinen konkreten Rat geben, außer den dass es ggf günstig wäre dich zu entscheiden und den Kontakt zu einem der Männer ab zu brechen.
Für mich persönlich käme ein Hintergehen oder das Verletzen meines Partners nicht in Frage. Was du für dich entscheidest ist natürlich deine Privatsache, da du eine depressive Veranlagung hast wäre es ganz günstig dein Leben nicht zu kompliziert zu gestalten und ggf andere Prioritäten zu setzen, deinen Alltag neu zu gestalten, etwas anderes an die Stelle des Kontaktes zu dem "zweiten Mann" zu setzen etc. Mit etwas anderes meinte ich nicht jemand anderen...sondern eine andere Art der Beschäftigung...Sport machen, dich mit Freundinnen treffen, Fortbildung od Hobbies etc...
Dieser Angsstress dass dein Freund sich von dir trennt tut dir ja ebenfalls nicht gut und wäre vermeidbar indem du eine Entscheidung triffst. Du bist Architektin deines Lebens und verantwortlich für alles was du erlebst und erleidest...und natürlich sind auch andere Menschen durch dein Handeln oder Nichthandeln mitbetroffen...stell dich dieser Verantwortung würdig und weise...so gut es geht....das wäre mein Rat.

Was deine Depressionen angeht hoffe ich dass du deine Verantwortung dafür übernimmst....mit Therapie z.B. Es ist ganz gut wenn man sich dann mit seinem Therapeuten, also einer Person die dich und deine Lebenssitutation genauer kennt mal über diese Probleme austauscht und sich dort einen Rat einholt. Und günstig ist Arbeit, also dass du generell finanziell eigenständig wirst, dich nicht hinter dieser an sich recht simpel behandelbaren Krankheit versteckst und Beziehungen damit unnötig belastest. Ein Therapiemittel ist Arbeit, Eigenständigkeit lernen, mehr Selbstsicherheit erlangen, Selbstbewusstsein entwickeln, Entscheidungen treffen im Leben, manchmal auch unbequeme Entscheidungen, sich selbst gelegentlich hie und da eine Grenze setzen etc..

Was machst du derzeit beruflich? Womit beschäftigst du dich den ganzen Tag?
Ich rate davon ab zu viel allein für dich zu grübeln, sprich offen mit deinem Freund oder zumindest einer Freundin oder (d)einem Therapeuten!

Tyra

sry für den wackligen Vergleich mit dem Kuchen..aber mir fiel spontan nix Besseren ein...

Betr Alltagsstruktur: viel für Schule oder Job tun ist gut, Hobbies pflegen...nicht nur auf Männer fixiert sein, und auch nicht versuchen die Liebe oder Beziehung als Therapiemittel zu stark aus zu nutzen....leg dir ne breite Basis an damit du im Leben mehr Standfestigkeit aufbauen kannst....zu dieser Basis gehört auch ein guter Job, Tätigsein, Beschäftigungen im Alltag, Hobbies,...Ich rate davon ab dein Privatleben zu stark ins Internet zu verlegen...du solltest tageweise oder wochenweise auch ohne auskommen können...sonst liegt ggf ne Sucht vor!
Persönliche Kontakte nicht vernachlässigen und dir vor Ort ein soziales Netzwerk aufbauen ist wichtig.

Bei depressiver Veranlagung viel Bewegung und Sport...mach mal für jeden Gedanken einen Spaziergangsschritt draußen oder eine Minute Sport! Das bringt Ausgleich und die Depressionen dürften sich an sich relativ rasch erledigen...


Mit wem sprichst du derzeit über Inneres? Also offen über alles?

Hallo Tyra, danke für deine lange Antwort.

Ich sollte zuerst sagen dass ich mich heute entschieden habe, nach einem langen Gespräch mit dem gemeinsamen Freund haben wir den Kontakt abgebrochen. Mir gehts gut damit weil ich mich jetzt meinem Freund gegenüber besser fühle und weiß dass es anders nicht gegangen wäre... am meisten gequält hat mich an der ganzen Sache nämlich wie belastend es für ihn war. =/

Ich pflege Bekanntschaften in Foren weil ich in meinem näheren Umfeld mit niemandem wirklich klarkomme - ich lebe hier seit 10 Jahrne, bin hier aufgewachsen und hab inzwischen einfach alle potenziellen Freunde durch. Ich hab keinen Führerschein und gehe nicht gern auf Parties, außerdem komm ich nur mit Menschen mit bestimmtem Gesprächsverhalten wirklich gut zurecht ohne mich verstellen zu müssen. Das ist der Grund dafür dass ich mich meist lieber in Foren austausche.

Ich suche da nicht nach Kontakten im Sinne von ''huhu, bin Single, wer hat Lust'', ich will mich nur unterhalten. Den Freund meines Freundes habe ich auch nur angeschrieben weil ich nach allem was ich über ihn wusste annahm, er könne mir vielleicht mit meinen Depressionen helfen und sei ein interessanter Mensch - was auch gestimmt hat. Ich bin dabei aber keinesfalls auf Partnerfang gegangen, diese ungünstige Entwicklung kam dann einfach. =/

Eben weil ich meinen Partner auch nicht hintergehen will habe ich mit ihm offen über die ganze Situation gesprochen... wir haben ein extrem offenes Verhältnis und können darüber reden wenn wir Gefühle für andere haben und verstehen das auch, was sehr geholfen und gleichzeitig belastet hat. Meine Therapeutin sagt auch das sich mich zu sehr von äußeren Umständen abhängig mache, aber eben weil ich wenig Freunde habe und das auch nicht so schnell ändern kann (ich bemüh mich, verlier aber meist schnell wieder die Lust weil die meisten Menschen mich langweilen) fällt es mir schwer das zu ändern.

Noch geh ich zur Schule, ich mach in zwei Jahren Abitur, mein Freund in einem. Ich sprech auch offen mit meinen Leuten (auch wenns sie nichts angeht, eigentlich, aber das schadet zumindest nicht), meiner Mutter, meinem Freund und dessen Freund... jetzt ist die Sache ja wie gesagt geklärt und mir gehts gut. Insgesamt ist mein Problem dass ich mich des Öfteren mal ''fremdverliebe'', was an sich nicht schlimm ist, weil ich es meinem Partner sagen und mit ihm darüber reden kann (gelobt sei unsere funktionierende Kommunikation) nur merke ich dass ich häufig versuche ihn mit sowas zu verletzen, als Rache für eine etwas unangenehme Episode mit seiner Exfreundin oder einfach um durch Manipulation meinen Selbstwert zu stärken, ich weiß es nicht. Es tut mir nur verdammt weh und ihm auch, selbst wenn ich nicht weiß ob er es wirklich nicht merkt oder es mir nur nicht sagen will.

Danke dass du dir die Mühe gemacht hast. 🙂

Lebe Grüße, Koroljewa

Liebe Koroljewa,

ich glaube du suchst immer zu sehr jemanden der dich aus deiner Depression ziehen kann. Der einzige der das allerdings kann, bist allein DU!!

Du kannst die Verantwortung für deinen Selbstwert nicht in die Hände anderer legen. Diese Menschen haben ihr eigenes Leben zu leben und können nicht noch deines übernehmen.
Der Sinn einer Freundschaft oder Beziehung ist füreinander dazusein, keine Frage. Aber auch der Spass sollte nicht hinten anstehen.

Versuch einmal die Verantwortung für dich selbst zu übernehmen. Geh raus, mach einen Mal- oder Tanzkurs. Entdecke dich selbst auch mal ganz unabhängig von einem Partner.

Auch wenn du das nicht gerne hören willst, aber du kannst andere Menschen nicht einfach immer so aussaugen. Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Selbst wer jetzt noch dir gegenüber ein Helfersymptrom hat, wird irgendwann auch mal wieder an sich selbst denken wollen. Dann fällst du zurück und musst dir wieder einen neuen suchen.

Du musst lernen stark zu werden. Vielleicht würde dir eine Therapie wirklich weiterhelfen.

Liebe Grüsse
Anna

Danke für deine Überlegungen, Gast... das mag so bei dem gemeinsamen Freund zugetroffen haben und anfangs vielleicht bei meinem Partner - inzwischen habe ich jedoch selbstständig eine Therapie angefangen, gehe auf Abstand, sobald ich meine Depression zu sehr spüre, um ihn nicht zu verletzen, und erkundige mich regelmäßig wie er mich und meine Depressionen wahrnimmt. Wir haben gelernt damit zu leben, und er hat bestimmt kein Helfersyndrom - das trifft eher auf mich zu. Ich hab ihn erst richtig kennengelernt indem ich ihm bei einem emotionalen Problem geholfen hab, dann gab es eine Krise in der es ihm fast zuviel geworden wäre mit mir - jetzt hat sich alles eingependelt. Und das bilde ich mir nicht nur selbsttäuschend ein.

Ich sage ihm selbst oft genug dass man nicht gemeinsam glücklich werden kann, wenn man es allein nicht ist, das versuchen wir auch zu leben, daher kann ich wohl mit relativer Bestimmtheit sagen dass deine Annahmen nicht zutreffend sind.

Ich stimme Gasts Beitrag zu und rate dir ebenfalls erneut konsequent darauf zu achten dass du mehr Verantwortung für dich übernimmst (und Freundschaft + Partnerschaft nicht zu stark als Therapiemittel einsetzt etc.) und weiterhin mehrere Sachen gegen deine Depressionen zu unternehmen.
Gut das du die SAche klären konntest, damit hast du Druck raus genommen und das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Weiterhin viel ERfolg!
Tyra

Du chattest einfach zu viel. Durch dieses anfängliche anonyme schreiben wird man realtiv offen und bekommt das Gefühl am anderem Ende des PC`s sitzt son toller Typ, der mich versteht, der mir zuhört etc..

Nur sieht die Realität meist anders aus. Wenn man sich dann real kennengelernt hat und ÖFTER zusammen ist, gehen dem anderen die ganzen Probleme, die vorher beim schreiben ja soooooo einfach waren auf den Keks.

Lass mal das ganze chatten und besinne Dich auf die Realität. Da fährste wohl besser mit als mit der ganzen rumtipperei.

Gast meinte:

Du chattest einfach zu viel. Durch dieses anfängliche anonyme schreiben wird man realtiv offen und bekommt das Gefühl am anderem Ende des PC`s sitzt son toller Typ, der mich versteht, der mir zuhört etc..

Nur sieht die Realität meist anders aus. Wenn man sich dann real kennengelernt hat und ÖFTER zusammen ist, gehen dem anderen die ganzen Probleme, die vorher beim schreiben ja soooooo einfach waren auf den Keks.

Lass mal das ganze chatten und besinne Dich auf die Realität. Da fährste wohl besser mit als mit der ganzen rumtipperei.

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Okay, ich soll mal eben den Kontakt zu den ersten Menschen abbrechen, von denen ich mich verstanden fühle? Die ich liebe und die einfach dummerweise zu weit weg wohnen? Ich hab jahrelang versucht im realen Leben klarzukommen, inzwischen hasse ich das alles... mein Freund hilft mir, auch ''draußen'' endlich wieder Fuß zu fassen. Ich versteh was du meinst, aber persönlich find ichs grad nicht sehr produktiv... oO

@Tyra: Danke. 🙂
Wir haben inzwischen den Kontakt doch wieder aufgenommen, mein Freund hat mich drum gebeten weil unser gemeinsamer Freund wohl wirklich am Boden zerstört war, nur geweint hat und damit nicht klar kam... ich hatte ein schlechtes Gewissen und weiß jetzt auch, dass ich ohne ihn klarkommen würde. Die Tatsache dass ich jetzt weiß, dass ich den Kontakt abbrechen kann ohne wieder in eine depressive Phase zu rutschen, tut mir verdammt gut, das macht mich stärker und unabhängiger... wir versuchen halt, das Ganze fair zu regeln. Ich weiß jetzt zu wem ich gehöre und er weiß es auch. 🙂