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Erfahrungen nach emotionaler Gewalt und Umgang mit Rückfällen und innerer Unruhe

Slomo1993

Neues Mitglied
Triggerwarnung: seelische Gewalt, Suizid

Ich komme aus einer Beziehung, die mich bis kurz vor den Suizid gebracht hat. Wie ich jetzt nach Wochen der Aufarbeitung, dem Lesen einiger Bücher und vielem Recherchieren feststellen konnte, hatte ich eine Partnerin, die viele Manipulationstechniken aus dem Spektrum des verdeckten Narzissmus angewandt hat.

Ich behalte mir vor, keine Diagnose zu stellen, weil nach all der Recherche klar ist, dass auch andere Störungen, wie zum Beispiel Borderline oder PTBS, gestörte Bindungsmuster hervorrufen können und teilweise ähnliche Verhaltensmuster zeigen. Auch über mich selbst durfte ich durch die vielen neuen Informationen im Zusammenhang mit vergangenen Beziehungen erkennen, dass ich zwar aus einer anderen Motivation heraus, aber dennoch schon manipuliert habe. Auf weniger zerstörerische Weise, doch in manchen Mustern ähnlich. Deshalb möchte ich niemanden in eine Schublade stecken.

Worum es mir mit diesem Beitrag in erster Linie geht, ist, Erfahrungen anderer zu lesen, vor allem in Bezug auf die Regulation des eigenen Nervensystems nach so einer Trennung. Denn ich bin, und das weiß ich tatsächlich, erwacht. Ich nenne es so, weil es sich genau so anfühlt. Durch diese Beziehung durfte ich zum ersten Mal meine Bindungsmuster erkennen, die ich jetzt durchbrechen muss.

Ich arbeite viel an mir, betreibe Selbstfürsorge, lasse Schmerzen zu, die ich jahrelang verdrängt habe, und ja, all das hilft, und es fühlt sich insgesamt gut an. Was jedoch ein alltägliches Problem darstellt, ist mein Nervensystem. Der biochemische Prozess, die Sucht nach diesem Gefühl, das in dieser Beziehung alles dominiert hat, haut mich immer wieder zurück.

Ich mache Achtsamkeitsübungen, gehe spazieren, spreche freundlich mit mir. Aber ich vermisse sie, trotz all meines Wissens, trotz all des Schmerzes und der Tatsache, dass abgesehen von der Anfangszeit der Beziehung alles nur Angst und Schmerz bedeutete. Ich vermisse sie auf eine fast schon körperlich schmerzhafte Art.

Ich hatte schon sehr schöne Beziehungen mit „normalem“ Liebeskummer, aber das hier ist etwas anderes. Ich habe Schwierigkeiten, es zu kontrollieren. Mein Körper macht teilweise, was er will und damit meine ich emotional. In diesen Momenten des Rückfalls fühlt sich alles wieder an wie in der Beziehung, und mein Gehirn zieht nach. Ich suche die Schuld bei mir, bereue alles und will einfach nur wieder zurück. Ich habe manchmal das Gefühl, den Verstand zu verlieren.

Deshalb und das ist eine aus tiefstem Herzen gestellte Frage. Was genau tut ihr, um in solchen Momenten Halt bei euch selbst zu finden? Habt ihr Übungen oder was auch immer, das ihr teilen könnt? Ich wäre überaus dankbar für jede Hilfe.

Ganz liebe Grüße
Marlon
 
Ich komme aus einer Beziehung, die mich bis kurz vor den Suizid gebracht hat.
Ich vermisse sie auf eine fast schon körperlich schmerzhafte Art.
Der biochemische Prozess, die Sucht nach diesem Gefühl, das in dieser Beziehung alles dominiert hat, haut mich immer wieder zurück.

So wie ich das verstehe, hattet ihr eine tolle Anfangszeit mit Lovebombing und dem besten Sex ever.
Das scheint sich aber schnell zum Albtraum entwickelt zu haben.

Und obwohl du soviel nachdenkst und reflektierst, wünscht du dir das zurück?

Du brauchst vermutlich eine Therapie, um aus diesen Gedanken rauszukommen.
 
Danke für die Antwort.
So könnte man es zusammenfassend sagen, ja. Und du sprichst da einen wichtigen Punkt an.
Ich versuche aktuell, einen Therapieplatz zu bekommen und habe schon etliche Therapeuten kontaktiert. Leider sind die Wartezeiten enorm lang.
Ich stehe mittlerweile auf drei Wartelisten, mit Wartezeiten zwischen sechs und zwölf Monaten.

Deshalb hoffe ich, hier von Menschen mit ähnlichen Dynamiken lernen und Erfahrungen mitnehmen zu können.
 
Jemand der dich liebt, sollte eigentlich nichts tun, was dich so verzweifeln lässt, wie es oben beschreibst. Du bist in einen Strudel von Egoismus, Manipulation und Respektlosigkeit geraten. Und das wirst du nicht vermissen.

Meist ist es das Bild vom Anfang (rosarote Brille, jeder zeigt nur die Schokoladenseite), was man so vermisst, weil es ja so schön war, da, damals am Anfang. Man liegt sich in den Armen, kann sein Glück kaum fassen und fabuliert über gemeinsame Träume. Wumms! Dann landen man hart auf dem Boden und alles ist anders.

Im Grunde ist es wie bei einem Suchtkranken: Der erste Schuß Heroin beamt dich in die Glückseligkeit, alles was danach kommt, ist nie wieder wie der erste Schuß.

Halte dir immer wieder bei aufkeimenden Gedanken vor Augen, dass dich nie wieder jemand so behandelt, nie wieder. Und du vermisst nur den Anfangstraum, wo sie sich aber nicht gezeigt hat, wie sie wirklich ist. Sie hat dich am Anfang geblendet, hat sich als Jemanden ausgegeben, die sie nicht ist. Und da sind wir wieder hier: Du bist in einen Strudel von Egoismus, Manipulation und Respektlosigkeit geraten.

Und du vermisst ganz sicher niemanden, der dich anfangs so getäuscht hat. Du hast dich ja auf unwahre Eigenschaften eingelassen, wenn du am Anfang gewusst hättest, wie perfide ein Mensch sein kann, wärst du heute nicht an diesem Punkt.
 
Und du vermisst ganz sicher niemanden, der dich anfangs so getäuscht hat.

Das kann niemand wissen. Falls sie eventuell eine Borderline-Affinität hat, hat sie ihn nicht getäuscht, sondern idealisiert; und dann abgewertet. Natürlich auch nicht schön, aber zumindest keine böse Absicht.

Ändert aber nichts daran, dass es offensichtlich destruktiv war.

kurz vor den Suizid

Ich hoffe, das ist momentan nicht mehr so?

Ich suche die Schuld bei mir, bereue alles und will einfach nur wieder zurück.

Klingt nicht so gesund, oder?

Du brauchst keine Erfahrungen von anderen, um zu wissen, was du nicht willst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das hört sich ja wirklich nach einer sehr schwierigen Situation an.
Wie lang wart ihr denn zusammen?

Verdeckter Narzissmus bedeutet ja soweit ich weiß, dass jemand vor dem Hintergrund vordergründig altruistischer und wohlmeinender Motive auf eine subversive und unterschwellige Weise energiesaugende, parasitäre und manipulative Verhaltensmuster zeigt, die ganz konkret das Ziel haben, die eigene innere Leere mit deiner emotionalen Lebensenergie zu füllen und das eigene miese Selbstwertgefühl durch die Herabsetzung deiner Person und deiner Standards zu steigern. Das heißt, nur durch das bei dir provozierte Leid haben diese Personen Kontakt zu ihren eigenen verkümmerten Emotionen. Sie sehnen sich instinktiv nach dem inneren Reichtum an Emotionen, Lebendigkeit und Empathie ihrer Opfer, den sie nie haben werden und den sie glühend beneiden.

Wenn du es geschafft hast, dich aus einer solchen kräftezehrenden, destruktiven und parasitären narzisstischen Umklammerung zu befreien, erlebst du gerade einen kalten Entzug von dieser bewusst erzeugten emotionalen Ko-Abhängigkeit.
Du bist nicht krank, sondern emotional schwer verletzt und verbeult, wie nach einer Kollision mit einem Zug.

Dass du dich gerade so schlecht fühlst, ist eine völlig normale und m.E. sogar natürliche Reaktion auf einen zuvor stattgefundenen, psychischen Ausnahmezustand nach emotionalem Missbrauch. Offensichtlich hast du zum Glück auch schon ganz intuitiv für dich Maßnahmen eingeleitet, die dir helfen zu genesen und deine verletzte Seele zu heilen.

Was ich dir aus eigener Erfahrung raten darf, gestatte dir alle Zeit, die du brauchst - und vor allen Dingen auch die Akzeptanz - dass es dir jetzt mal schlecht gehen darf.
Sei dir dessen bewusst, dass ein emotional mittelloser Mensch versucht hat, dir all deinen Reichtum an Gefühl, Kraft, Wärme und Selbstwert zu stehlen - und damit gescheitert ist, weil du dich durch deine Selbst-Rettung noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht hast.

Du kannst zuversichtlich sein, auch wenn das für dich jetzt noch in gefühlter unendlicher Ferne liegt, wird es dir mit der Zeit immer besser gehen. Selbst wenn du wolltest, könntest du dich gar nicht dagegen wehren, dass mit der Zeit aufgrund deines natürlichen inneren Reichtums jeder Tag, an dem du die Schönheit deiner Momente und deiner Menschlichkeit wieder frei genießen darfst, deine Heilung voran bringt.

Alles Gute für dich 🌿
 
Zuletzt bearbeitet:
Bitte schau nie wieder zurück. Was du vermisst, ist das Gefühl, nicht aber diesen Menschen. So sind solche Menschen, sie heben dich in den Himmel und ehe du dich versiehst, jagen sie dich durch die Hölle. Es braucht viel Zeit das zu verarbeiten. Gib sie dir und schau nie wieder zurück.
 
Durch diese Beziehung durfte ich zum ersten Mal meine Bindungsmuster erkennen, die ich jetzt durchbrechen muss.

Dazu gehört, dass du alle möglichen Emotionen durchmachst, bis du so weit bist, bis du "über dem Berg" bist.

Du könntest vielleicht ein Tagebuch führen und immer genau beschreiben, was du an jenem Tag so fühlst, der gerade da ist.

Mir ist eine Doku jetzt eingefallen, die handelte über eine Klinik am Baikalsee, man musste dort einige Wochen Null-Diät durchstehen, als Teil einer erfolgreichen Behandlung. Man wurde informiert, wie der übliche Verlauf ist- zb, ab einem bestimmten Tag hat man schwere Kopfschmerzen, oder man meint, sterben zu müssen, oder man wimmert, schreit, weint... das alles taucht auf und vergeht dann wieder. Zuletzt gibts Euphorie.

Dein Ziel ist, nie wieder zurück zu diesem Muster. Immer nur heute musst du durchhalten. Heute bleibe ich standhaft, egal, wie schwer es fällt.

Du kannst auch anfangen dir auszumalen, was du später so alles wieder machst, wenn es dir wieder besser geht. Du könntest zu malen beginnen, deine Emotionen in Farben ausdrücken, oder hier im Forum beschreiben, was du denkst, was du fühlst, was du für Empfindungen gerade hast.
Ich glaub, es gibt ihr sogar eine eigene Rubrik dafür.

Ich wünsch dir, dass du gut durch diesen "dunklen Tunnel" kommst. Am Ende dieses Tunnels erwartet dich Friede und Licht, sagt man. Eine Welt versinkt, eine steigt nachher auf. Einmal noch heftig Aufbäumen, dann ist es weg.. so etwa kannst du das sehen, dieses Geschehen derzeit.
 

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