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Emotionale Reife / Emotionale Unreeife

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Donanao

Aktives Mitglied
Ich bin soeben im World Wide Web über einen Bericht über Emtionale Reife / Emotionale (Un)Reife gestoßen.
Und die Einseitigkeit, mit der dort an das Thema herangegangen wird, finde ich irgendwie etwas bedenklich.

Denn nach der Logik dieses Beitrags, der Reife mit möglichst früh sehr viel Verantwortung übernehmen, möglichst schnell eine Beziehung eingehen und Kinder zeugen und möglichst viel und intensiv arbeiten und sich möglichst wenig beklagen übersetzt, müsste das Mittelalter die beste menschliche Gesellschaft gewesen sein. Aber das darf bezweifelt werden bei all der Gewalt und dem Elend dieser Epoche.

Nein, ich denke, dass eine gewisse Reifeverzögerung ein wichtiger Baustein war, damit sich eine humane/ halbwegs humane Gesellschaft entwickeln konnten, denn wer länger Zeit zum Reifen hat, wer mehr ausprobieren und erleben und sich Gedanken-machen-kann, hat oft einen kritischeren Blick auf die Welt und dieser kritische Blick bzw. dieses kritische Hinterfragen der Welt hat die Entwicklung der Humanität und damit die Grundlage einer humanistischen Gesellschaft doch erst möglich gemacht.
 
L

Lebensdeserteurin

Gast
War das, was du beschreibst, eigentlich nicht vor 30 Jahren noch ungefähr so? Hatte da nicht die durchschnittliche Mehrheit im Alter von Anfang / Mitte 20 bereits eine eigene Familie gegründet und sich eine konkrete berufliche Basis geschaffen (sprich, vieles an Verantwortung übernommen, weil die Reife dafür vorhanden war), anstatt sich "erstmal so richtig austoben" und "Spaß haben" zu wollen, bevor es an die "Ernsthaftigkeiten des Lebens" geht?

Ich weiß auch nicht... aber irgendwie denke ich, je später man eine gewisse Reife erreichen und Verantwortungsbewusstsein erlernen möchte, desto schlechter wird das dann tatsächlich gelingen.
 

Erytheia

Sehr aktives Mitglied
Reife entwickelt man mit den Erfahrungen, die man macht und inwieweit man Probleme als Herausforderung animmt, um diese in den Reifeprozess zu integrieren.

Eine frühe Heirat nebst Kinder, bedeutet nicht Reife sondern eher eine Flucht in ein wohlbehütetes versorgtes Leben, was dem Reifeprozess eher hinderlich als förderlich ist.

Reife ist eine Vielzahl von Erfahrungswerten, die uns lehren mit fast jeder Situation zurecht zukommen - denn das macht Reife wirklich aus. Sie gibt uns in vielerlei Hinsicht Unabhängigkeit.
 
U

Unlimited

Gast
möglichst früh sehr viel Verantwortung übernehmen
möglichst schnell eine Beziehung eingehen
möglichst viel und intensiv arbeiten
sich möglichst wenig beklagen
Auf diese Art und Weise lassen Kapitalisten seit Jahrhunderten mithilfe der Kirche arbeitswillige Sklaven züchten.
Dass bezahlte Schreiblinge genau das propagieren, ist auch nichts neues.
 
K

kuddeldaddeldu

Gast
Wer früh Kinder bekommt und sich fest bindet, muss m.M.n eine entsprechende Lebenstüchtigkeit bzw. erfolgreiche Kompetenzen zur Bewältigung des Alltags entwickeln, wenn er an seinen Lebensaufgaben nicht scheitern will.Diese praktischen organisatorischen und an Arbeitsleistung orientierten Fähigkeiten sind m.E nur bedingt Indikatoren für geistige und emotionale Reife. Emotionale Reife, ist m.E eine Charaktereigenschaft, die durch die Wechselwirkungen im sozialen Umfeld ebenso, wie durch die Bedingungen der individuellen Sozialisation gefördert oder gehemmt werden kann. Ausgehend von der Einzigartigkeit jeder menschlichen Persönlichkeit, glaube ich jedoch nicht, dass die pauschale Aussage:frühe Ehe, frühe Elternschaft = hoher emotionaler Reifegrad, haltbar ist. Da der Begriff der emotionalen Reife für die Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung und Beurteilung zwischenmenschlicher Interaktions- und Beziehungssituationen, ebenso wie für die Fähigkeit zur Wahrnehmung Anerkennung und kompetenten Bewältigung der eigenen Gefühle und Motivationen steht, kann er M.E nur individuell beurteilt werden. Pädagogische Statistiken lassen u.U über den "Umweg" der Eltern-Kind- Bindungsqualitäten im Hinblick auf Bindungssicherheit einen indirekten Schluss auf die emotionale Reife der Eltern zu.Statistisch betrachtet besteht bei sehr jungen Eltern ein hohes Risiko für mangelhaftes bzw unsicheres Bindungsverhalten. Unter "unsicherer" Bindung wird der Mangel an (elterlichen) Kompetenzen zur angemessenen Reaktionen auf die vom Säugling/Kleinkind geäußerten körperlichen, seelischen und geistigen Bedürfnisse verstanden. Etliche junge Eltern verfügen über diese Kompetenzen( = emotionale Reife) nur in beschränktem Ausmaß. Da Statistiken lediglich allgemeine Häufigkeiten aufgrund von Datenmaterial aufzeigen, wird natürlich sehr jungen Eltern nicht prinzipiell emotionale Unreife unterstellt.
Da ich persönlich glaube, dass, das biologische Alter in der Realität in vielen Fällen lediglich zeigt, wieviel Zeit ein Mensch hatte, die er für die persönliche emotionale Reifung hätte nutzen können, ist es für mich kein sicherer Indikator für "emotionale Reife". Viele Menschen verlieren sich in ihren alltäglichen Pflichten ,sind auch sehr tüchtig und bleiben ein Leben lang emotional unreif. D.h ihnen fehlt Empathie für sich selbst und für ihre Mitmenschen, ebenso wie Handlungsfähigkeiten, die sie benötigen würden, um ihr Leben einigermaßen glücklich und zufrieden leben zu können. Viele Menschen reifen nicht, sondern altern nur.
 
Zuletzt bearbeitet:

XAnonym

Mitglied
Für mich hört sich diese Definition von emotionaler Reife auch ziemlich einseitig und antiquiert an. Viele dieser angeblichen "Reifezeugnisse" scheinen mir eher verwandt zu sein mit konservativen Idealen aus längst vergangenen Zeiten, sind aber kaum aussagekräftig was den Entwicklungsstand eines Menschen angeht. Auf mich wirken manche dieser Leute eher "betäubt" und "konform".

Passend dazu noch eine kleine Anekdote von mir beziehungsweise aus meinem Umfeld: Ich bin Mitte zwanzig, hatte schon immer Probleme, weil ich mich selbst nicht als "reif" genug angesehen habe und es mir immer schon schwer fiel gesellschaftlich Fuß zu fassen. Jemand aus meiner Verwandtschaft ist sogar noch etwas jünger als ich, führt aber ein ganz anderes Leben: Großes Auto, schicke Eigentumswohnung, gute Berufsaussichten, spielt eine Rolle in der Familie, verlobt mit langjähriger Freundin usw. - alles selbst erarbeitet, schön und gut. Oft noch merke ich, wie meine Minderwertigkeitskomplexe an mir nagen, wenn ich mich mit dieser Person vergleiche. Aber mittlerweile - es hat ein bisschen gedauert und das zähle ich auch als persönlichen Reifeprozess - komme ich immer mehr zu dem Urteil, dass ich nicht einfach "unreif" bin! Natürlich nötigt mir das was er erreicht hat, schon einen gewissen Respekt ab - und ja, vielleicht kann ich nicht so gut mit Verantwortung umgehen wie er, aber andererseits bin ich vielleicht auch nur nicht so angepasst und erwarte mir was anderes vom Leben als seinen spießigen Wohlstandsalltag. Ich möchte mir um mich, mein Leben und meine Umwelt Gedanken machen, ein möglichst kritisches Bewusstsein erlangen, statt blind irgendwelchen Idealvorstellungen zu folgen. Ich rede nicht von jugendlicher Rebellion. Zu Versuchen, sich nicht unhinterfragt in jedes Schema pressen zu lassen, finde ich nicht unreif.
 

ShutUpTalk

Aktives Mitglied
Denn nach der Logik dieses Beitrags, der Reife mit möglichst früh sehr viel Verantwortung übernehmen, möglichst schnell eine Beziehung eingehen und Kinder zeugen und möglichst viel und intensiv arbeiten und sich möglichst wenig beklagen übersetzt [...]
Emotionale Reife nach solchen Gesichtspunkten zu beurteilen ist absoluter Schwachsinn und um ehrlich zu sein auch absolut traurig. Mich würde mal interessieren wer solchen Mist im Internet verbreitet .. wäre das jetzt ein Beitrag der Satire-Zeitschrift "Der Postillion", wär ich jetzt wohl erleichtert und könnte drüber schmunzeln .. wenn ich dann aber dran denke, dass das vielleicht sogar von einer dieser sogenannten "seriösen Quellen" gekommen ist, wird mir schon ein bisschen übel.

Generell ist der Einstieg doch eine absolute Themaverfehlung. Was hat denn bitte das Festklammern an längst verstaubten Gesellschaftsmodellen mit emotionaler Reife zutun? Ist emotionale Reife bzw. emotionale Intelligenz nicht die Fähigkeit seine eigenen Gefühle zu verstehen und Emphatie zeigen zu können .. oder irre ich mich da? Wie kann man diese Fähigkeiten also an einer schönen Frau, 4 Kindern, 20€ Stundenlohn, usw. bewerten?

Letztlich ist der Bericht, den du da gelesen hast, absoluter Schwachsinn. Alsob Personen, die sich nicht diesem 0815-Leben higeben wollen, irgendwelche dummen Idioten wären, die sich in der Pubertät einfach nie weit genug entwickelt haben. Im Gegenteil: Ich würde dann doch eher eine Person, die sich mehr im Leben erwartet und für gewisse Träume kämpft die weit über ein großes Haus und ne schicke Carosse hinausgehen, als (emotional) Reif bezeichnen. Wo liegt den bitte die Reife im "Ich mach alles, weils die andern eben auch gemacht haben .. nur verdien ich eben 20€ die Stunde"? In meinen Augen nirgens. Wär diese Person wirklich "Reif" würde sie erkennen, dass sich das Leben letztendlich überhaupt nicht drum dreht, wer über die längste Zeit die größte Zahl auf dem Bankauszug halten kann.
Das mag jetzt vielleicht meine (wie im Kommentar über mir beschriebene) jugendliche Rebellion sein, die man als 18 Jähriger eben noch so hat.. aber ich glaub an der Ansicht werde ich so schnell auch nichtsmehr ändern. Sollte das, was in dem Bericht als einziger Faktor für emotionale Reife (also das Verfolgen eines 0815-Lebens) wirklich wahr sein .. dann will ich mal hoffen, dass ich den Rest meines Lebens der dumme, naive und unreife Außenseiter bleibe.
 
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