Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Dummer Narr

Ein_Narr

Neues Mitglied
Nennt mich... ich hoffe Ismael


Ja, versagt.


Ich denke so kann man es gut zusammenfassen.
In mir lodert eine kalte Wut auf mich selbst, die sich mit blankem Entsetzen paart.
Das Gefühl ist wirklich nicht leicht zu verstehen, aber einen guten Teil
bringt eine Szene aus dem Film "25 Stunden" sehr gut rüber.


Montgomery Brogan, seines Zeichens geschnappter Dealer,
steht im Pub seines Vaters auf der Toilette vor einem Spiegel,
auf dem "Fu** you" steht.


Er hält ein Zwiegespräch mit seinem Spiegelbild:


Monty:"Ja, du dich auch"
Spiegelmonty: "Scheiß auf mich? Scheiß auf dich!


YouTube - Scheiß auf.... (25 Stunden)


"Scheiß auf die ganze Stadt und deren Bewohner, von den Reihenhäusern in
Astoria, bis zu den Penthäusern in der Park Aveneu, von den Mietskasernen
in der Bronx bis hin zu den Lofts in Soho. Von den Wohnsilos in Alphabet City
über die Backsteinhäuser in Park Slope bis hin zu den Mehrfamilienhäusern
auf Staten Island. Soll doch n Erdbeben alles platt machen, soll alles in Feuer aufgehen,
soll alles bis auf die Grundmauern abbrennen, und danach sollen die Fluten
diese ganze, rattenverseuchte Gegend aushölen und überspülen."


Monty:"Nein. Ich scheiß auf dich Montgomery Brogan. Du hast alles gehabt und hast
es einfach weggeworfen, du DÄMLICHER W******!"


Ja, das trifft es wirklich erstaunlich gut, wenn ich einen Blick in den Spiegel werfe.


Dieser aufkeimende Hass - auf sich selbst.


Aber... fangen wir von vorne an. Während ich überlege wo "vorne" sein könnte,
frage ich mich wie viel ich hier reinschreiben kann und sollte, ohne dass es zur Lebensbeichte ausartet.


Aber ich werde versuchen den Hintergrund des Ereignisses zu beschreiben, dass mich
jetzt so fertig macht und somit hier her treibt.


Vor über 2 Jahren lernte ich in einem Forum jemanden kennen, das finde ich nicht so ungewöhnlich,
ich äußere oder besser äußerte meine Gedanken hin und wieder in bestimmten Foren oder in Chats,
und habe so mehrere Leute kennen gelernt.


Es entwickelte sich eine email Korrespondenz, ich denke für uns beide als eine Art Zeitvertreib.
Im Laufe der Zeit wurden wir sehr vertraut, haben uns viele Details aus dem eigenen Leben
erzählt... das geschah lange Zeit in der relativen Anonymität des Internets.


Einige meiner Internetbekanntschaften wurden im Laufe der Zeit zu realen Freunden,
und ich verstand mich so gut mit meinem virtuellen Freund, dass ich versuchte
eine derartige Entwicklung auch mit ihm zu forcieren.


Wir wechselten von Emailkontakt zu Skype, das ist schon eine Weile her.


Einen weiteren Kumpel, den ich sowohl real als auch im Netz kannte,
habe ich dann schließlich mit - nennen wir ihn A - bekannt gemacht.
Die beiden verstehen sich aufgrund ... ähnlicherER Interessen ziemlich gut,
was ich jedoch nicht mit Unbehagen betrachtet habe.
Wenn man Freunde hat, die untereinander befreundet sind, hat das
schließlich ein gewisses Gruppenfeeling.


Jedenfalls war mir A sehr wichtig, ich muss sagen ich habe ihm blind vertraut
( und auch so ziemlich alles anvertraut ).


Das geschah keineswegs sofort, ich öffne mich eigentlich eher selten jemandem
vollkommen, aber ich dachte ich hätte einen wahren Freund gefunden.
Ein Gefühl das über die Zeit gewachsen ist, eine langsame Entwicklung,
und um ehrlich zu sein ich dachte eigentlich nicht daran, dass ich diesen
Freund verlieren könnte.


Und genau hier setzte ich den Grundstein für meinen Untergang.
Wir haben recht oft diskutiert über Themen die uns beide interessiert haben
wie Politik, Astronomie, Ökonomie... und; das realisiere ich freilich jetzt
also zu spät, dass ich eigentlich kaum noch selbst gedacht habe,
sondern meine Gedanken zu 90% mit diesem "Freund A" diskutiert habe.


Und ich realisiere, dass ich - sofern es möglich bzw. nicht mit zu starken
Einschränkungen verbunden war - meinen Tagesablauf nach seinem ausgerichtet habe.


Ich muss dazu sagen, ich bin Borderliner, und eigentlich kenne und fürchte ich
diese totale Ausrichtung auf eine Person...


Aber ich bin töricht, dumm, verblendet und hochmütig.


Und ich habe mich gehen lassen, seit dem Abitur... nicht dass ich gar nicht gearbeitet hätte
für das Studium... aber als verwöhntes Stück Dreck, dass ich nunmal bin, war ich zu ungeduldig
wollte alles ohne Aufwand.


Ich habe vergessen wo ich herkomme, und versucht meinem Freund nachzueifern, allerdings
ohne die Bereitschaft ähnlich viel in sein Fach zu investieren .... ach gott nicht mal ein
tausendstel seines aufwandes aufzubringen.


Sicher, viel tut er nicht mehr um seinen Standard zu halten, aber ich habe nicht mal
das getan... Intelligenz... Wissen... Analytisches Verständnis... Rhetorik.
Ich halte nichts davon für angeboren, nichts!


Ich glaube fest daran, dass man diese Eigenschaften bzw. Fähigkeiten erwirbt,
bzw. vorhandene Anlagen verstärkt.


Und ich dämlicher W****** habe mir eingebildet ich könnte das einfach mitnehmen...


Unfassbar wenn man bedenkt wie sehr ich es hätte besser wissen müssen...


Ich muss dazu sagen, ich bin sehr leicht mit sehr guten Noten durch das Abitur gekommen,
ohne wirklich etwas zu lernen. Wenn ich mir das heute vor Augen führe, kann ich nur den
Kopf schütteln über meine Dummheit.


Wann immer ich mich wirklich um etwas bemüht habe, wann immer ich mich mit etwas
beschäftigt habe, habe ich das Thema tiefer und gründlicher erfasst als die meisten anderen.


Und nur, weil ich in meinem Abiturjahrgang den Besten das Wasser reichen konnte,
nur weil ich in Deutsch Klausuren mit 15 Punkten geschrieben habe,
ohne das Buch zu mehr als der Hälfte gelesen zu haben, nur weil ich,
dummer W****** im vergleich zu den anderen recht gut dastand ohne wirklich
arbeiten zu müssen habe ich mich für schlau gehalten.


Mein ganzes Streben war immer nur darauf ausgerichtet so gut wie möglich
mit so wenig Aufwand wie möglich zu sein.


Man muss sagen, dass mein Vater recht lange ( inzwischen wird er doch etwas alt )
sehr stark auf mich eingewirkt hat, und man muss sagen, dass er keine Persönlichkeit
ist, die keine Spuren hinterläßt wenn man ihm 19 Jahre täglich ausgesetzt ist.


Nach dem Abitur, dachte ich einen Anflug von Redlichkeit zu verspüren,
ich wollte meinem Vater nacheifern, wollte ihm beweisen was ich wert bin,
und begann ein Studium seines Fachs, das mich im Prinzip kaum
interessiert hat.
Und obwohl ich für meine Verhältnisse recht intensiv arbeitete,
hatte ich keine Erfolge... sprich ungewohnt schlechte Noten.
Kein Wunder wenn man eigentlich keine Lust hat sich damit zu beschäftigen.


Auch darüber habe ich mit Freund A gesprochen, und über meine Zweifel,
auch darüber haben wir diskutiert und ausgearbeitet wie ich meine Zukunft
gestalten kann... auch das habe ich nicht allein entschieden, sondern mit
ihm darüber gesprochen.


Ich welchselte also Uni und Stadt, und verbrachte ein Semester sowie
die folgenden Ferien mit einer intensiven und immer intensiveren Egozentrik,
bzw. dem Kontakt mit Freund A.


Nicht dass man denkt ich hätte sonst mit niemandem etwas zu tun - keineswegs.


Aber ich habe - abgesehen von meinen Hobbies, die meine Woche gut anreichern,
Sport und Musik ( immerhin 4x die Woche ) und hin und wieder etwas oberflächliche
Beschäftigung mit dem Fach, dass ich nunmehr studiere, sowie gelegentlichen
Treffen mit Familie und realen Freunden eigentlich nichts getan, außer mich
mit mir selbst zu beschäftigen... mit mir und Freund A.


Ich hatte diese wirre Idee von totaler gedanklicher Freiheit, von einem Zustand
in dem man alles äußern kann was man denkt - Die Idee kam mir, weil ich annahm
so zu mehr Weisheit zu gelangen, schlauer zu werden, zu lernen.


Ich dachte, das einzige Problem bei Überlegungen sind selbstauflegte Zwänge
und Beschneidungen, dass wenn man all das vollkommen ablegt,
dass ich daraus einen Vorteil ziehen könnte.


Jetzt, immer noch geschockt beginne ich langsam zu realisieren....
... dass diese Überlegung in die Sackgasse führt, zumindest mich.


Nein, der Weg zur Weisheit führt nicht über das dissoziieren der eigenen
geistigen Kraft. Es geht um das fokussieren.
Zunächst mal auf ein Thema, und dann evlt auf weitere.


Man kann evtl noch etwas mitnehmen, am Rande, aber man kann nicht
alles am Rande mitnehmen und dadurch intelligent oder weise werden.


Sicher werden jetzt viele denk Kopf über mich schütteln, das tue ich selbst.


--


Mein weiser Freund A hat es aus guten Gründen lange abgelehnt mich noch "besser" kennen zu lernen, d.h. Den virtuellen zu realem Kontakt auszuweiten.


Dennoch wollte ich zumindest ein Foto... am Anfang unserer Bekannschaft sandte er mir ein falsches... und ich wollte ein Gesicht, um es mit seinen Erzählungen zu verbinden,
um dem virtuellen Ich ein reales Antlitz zu geben.


Ich habe ihn schon dazu gedrängt, schließlich wusste er auch wie ich aussehe...
... es erschien mir nur legitim das gleiche von ihm zu fordern.


In den letzten Tagen und Wochen waren meine Ausschweifungen besonders schlimm... ich habe alle Grenzen hinter mir gelassen, fast das imaginäre Ziel der totalen geistigen Dissoziation erreicht,
als Höhepunkt einer jahrelangen Entwicklung.


Obwohl ich bereits ahnte, dass dieser Plan dumm war und nicht aufgehen würde, habe ich ihn durchgezogen...


Dissoziation, das begreife ich jetzt bedingt das Gegenteil von Weisheit, denn nur ein fokussierter Geist vermag etwas (zB ein Thema) zu durchdringen.


Freund A jedenfalls kam scheinbar meiner Bitte nach, und sandte mir ein Foto von sich.
Was ich nicht ahnte, in Naivität und Dummheit, war dass er mich nur testen wollte.. und auch das neue Foto falsch war.
Ich weis nicht warum, aber ich habe ihm einen sinnlose mail geschrieben... dämlicher Gedankenmüll, und selbst das ist noch hochgelobt, in dem ich in abfälligem Ton über das vermeintliche Foto von ihm gesprochen habe.


Die wahre Häresie liegt hier nicht darin, dass ich einen Freund ohne Not sinnlos angegriffen habe,
sondern dass ich es nichtmal als Angriff verstanden habe... obwohl ich wusste, dass er eigentlich ein stolzer, aufrechter und starker Mensch ist.


Er hat mich daraufhin verraten, gewissermaßen angeschwärzt bei Kumpel B, ich denke als Akt der Rache... ...was ich auch nachvollziehen kann, denn es war gewissermaßen die naheliegendste Möglichkeit mich fertig zu machen.


Um konkret zu werden: Ich äußerte A gegenüber meine Gefühle, Überlegungen ob ich evtl bisexuell sei – und ich weis von der extremen Homophobie des Kumpels B...


"He piled upon the whale's white hump the sum of all the general rage and hate felt by his whole race from Adam down; and then, as if his chest had been a mortar, he burst his hot heart's shell upon it. " - Moby Dick
Ich schätze, ich habe nicht nur einen solchen Wal gejagt... und muss mich jetzt entscheiden ob ich wirklich Käpitän Ahab und damit so gut wie Tod, oder doch Ismael bin, und der Katastrophe entkomme... schwimmend in den Trümmern wohl zweier Freundschaften, auf die ich sehr viel setzte.


Mehr noch, wenn das Leben ein Fluss ist, dann habe ich mir einen Seitenarm ausgesucht, der über Stromschnellen hin zu einem gewaltigen Wasserfall führte. In einer Mischung aus Bewusstsein und gewollten Unbewusstsein.


Es scheint logisch, warum ich die Analogie zur Pequod ziehe, warum ich mich vergleiche mit Kapitän Ahab der Schiff, Leben und Crew seiner dämlichen Idee, seiner schmerzlichen Passion, dem blinden Hass opfert.


Steh mir selbst gegenüber
Aug’ in Aug’ mit Gott
Ich
Nunmehr Beute geworden
Der Sehnsucht
Der Verzweiflung
Und des Wahnsinns




Seelenbrand


Immer warnten sie mich:
Schau in den Abgrund
so blickt sein
verzehrender Schlund
auch in dich


Doch spiegelt sich
in deinem Angesicht:
die Welt
zerbricht


Und kein Wesen
fällt hernieder
und spricht:
Aufrichtig,
ich liebe dich


Und kein Mutiger Retter
nein, niemand
ergreift deine Hand


Wir sind unsre eigenen
fassungslos erschlagnen
Zeugen


Seelebrand


Was noch hinzu kommt: Ich habe vor etwa einem Monat meine große Liebe, der ich nach Jahren endlich meine Liebe gestand, die Sie sogar vorsichtig zu erwidern schien verloren, eben wegen meiner Dummheit – weil ich mich an Sie lehnen wollte, in eben dieser kranken Art und Weise, weil ich ihr keine Zeit gelassen habe die Gefühle zu entwickeln, kurz weil ich ein Narr bin.


Abgesehen von meiner Familie bleiben mir somit keine engen Freunde mehr, keine Freunde jedenfalls denen ich wirklich in jeder Hinsicht vertrauen würde. Mehr noch es ist der Verlust von Menschen die mein Leben zum Teil stark geprägt haben.


Ich bin im Moment hin und her gerissen... einerseits ist dieses Ereignis der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringt und ich bin stark versucht meinem Leben ein Ende zu setzen.
Ich habe in 10 Minuten Zugang zum Dach eines 16 Stöckigen Hochhauses, oder ich ertränke mich im nahen Fluss.


Nicht nur dass die Erkenntnis für alle Fehler selbst verantwortlich zu sein unheimlich trostlos und erschreckend ist, ich kann die Schmach einfach nicht ertragen.


Die Schmach zu erkennen, dass ich all das geworden bin, was ich nicht werden wollte... alles was ich als Jugendlicher, und dachte stets kritisch über die Welt, verurteilt habe...
... Hochmütig, Dekadent, nutzlos.


Robert Owen Junior, der Sohn des wohl ersten Sozialisten, hat folgendes über das Experiment seines Vaters geschrieben ( New Harmony --> ein sozialistischer Entwurf einer Dorfkommune, der auf Gleichheit der Einwohner und Abschaffung des Privateigentums basiert. ).


"Alle kooperativen Entwürfe, die auf gleicher Belohnung der Faulen, ungebildeten und der Qualifizierten basieren, müssen gewissermaßen bereits aufgrund dieser Ungerechtigkeit scheitern.
Sie werden gezwungenermaßen die wertvollen Mitglieder vertreiben und nur die unproduktiven, ungeschickten und Lasterhaften zurücklassen."


Mein Ziel war es niemals, niemals zur Gruppe der faulen, ungebildeten, unproduktiven und Lasterhaften zu gehören, und doch habe ich genau das erreicht.


Ich hatte nicht das Ziel ein schlechter Mensch zu werden...


Ich habe versagt, und die Schande ist mir unerträglich.


Andererseits will ich nicht nur an mich denken, sondern Menschen, die immer zu mir standen, und die mich vermissen werden, die verletzt, vllt aus der Bahn geworfen würden wenn ich sterbe nicht aufgrund meines Egoismus schaden.
Ich denke da konkret an meine Familie. Die hat es einfach nicht verdient, einen Sohn, Bruder zu verlieren, weil ich ein Idiot bin.
Und ich weis, dass die sicher nicht "besser ohne mich" dran sind oder son Scheiß.


Nein, ich kann mir sehr gut den Schmerz vorstellen, den Sie ertragen müssten, und ich kann und will ihnen das nicht zumuten.


Andererseits lockt die Nacht, mit ihrem bittersüßen Versprechen des Vergessens....


Ich kann mich nicht entscheiden
 
F

fritzie

Gast
Hallo "Narr" -

du scheinst also gerade am Grund deines Seins angekommen zu sein und weißt nicht, wie du damit leben kannst. Viele, viele Worte, die dich irgendwie noch stützen? Der Schmerz wird dadurch etwas erträglicher, wenn er in Worte gekleidet wird, nicht?

Es ist wirklich schwer zu erfassen, was dich bewegt. Du fühlst dich als Versager, hast deine Liebe verloren - habe ich das richtig verstanden: weil du zu viel, zu schnell auf einmal wolltest wie ein Ertrinkender?

Du hast deine Familie. Das ist gut, denk an sie.


Und versuche, deinen Schmerz zusammenzufassen. Nicht mehr als 5 Sätze, nicht mehr als 10 Zeilen, geht das? Gerade so viel, daß das Schlimmste zusammengefaßt in eine gedachte, kleine Schatulle paßt. Willst du das versuchen? Schreib auf, lege es hier oder in dieser Schatulle ab - und dann versuche für diese Nacht loszulassen. Du mußt versuchen, aus deinem Gedankenkarussell rauszukommen, um Kraft zu schöpfen.

5 Sätze, maximal 10 Zeilen für jetzt. Kannst du das?
 

Ein_Narr

Neues Mitglied
Aber... fangen wir von vorne an. Während ich überlege wo "vorne" sein könnte,
frage ich mich wie viel ich hier reinschreiben kann und sollte, ohne dass es zur Lebensbeichte ausartet.
Entschuldigung, aber ich kann so viel Text nicht verkraften. Und manch ein anderer wahrscheinlich auch nicht.
Was ist eigentlich passiert?
jo... und ich habe mich noch zurückgehalten.

Aber ich versuche mal etwas zu filtern:

Vllt ganz gut die Problematik etwas zu ... sortieren.


Da kann ich auch gleich chronologisch vorgehen, was das Verständnis sicher erleichtert:


[1] In meinem Selbstbild, bin ich ein kritischer Geist. Ich habe bereits in meiner Pubertät angefangen diese Gesellschaft in Frage zu stellen und ich tue das bis heute.
Ich habe das Kapital gelesen, mit 20, und würde schon sagen , dass mir viele klassich linke Ideen zusagen. (das ist für meine Krise KEIN unwichtiger Punkt.)


[2] Meine erste richtige Depression erlebte ich mit 16 Jahren... und es hat ein Jahr gedauert diese zu überwinden. Parallel entwickelten sich starke selbstzerstörerische Tendenzen die sich damals in Form von SVV manifestiert haben.
Leider hat mich beides nicht wirklich losgelassen, sondern wurden eher chronisch.
Als ich aufgehört habe mich körperlich selbst zu verletzen, habe ich – und auch das realisiere ich erst in diesem Augenblick – erst so richtig angefangen mich seelisch zu verstümmeln.
In meiner Arroganz dachte ich, weil ich es aus eigener Kraft schaffte einmal aus der Depression heraus zu kommen und mich nicht mehr selbst zu verletzen, ich wäre jetzt "gesund", im Sinne von:
Ich würde von diesen Problemen nicht mehr verfolgt werden.
Ebenfalls als Ausdruck von Arroganz werte ich meine strikte Ablehnung einer weiteren Therapie.
Womit wir bei


[3] wären. Ich habe selbstverschuldet, ohne Not aus purer Dummheit (ok und Schlafentzug und selbstzerstörerischer Kraft) meinen besten Freund verloren (Details siehe erster Post), und infolge seiner Racheaktion auch einen weiteren engen Vertrauten. In 24 Stunden.


[4] Schlimmer jedoch als dieser Schlag, der mit dem Verlust meiner großen Liebe vor einem Monat (Details im ersten Post) und der Verlust meiner zwei engsten Vertrauten, wiegt die Enttäuschung und der Hass den ich mir selbst gegenüber empfinde – die letzten Worte, die mir mein ehemaliger bester Freund noch mitgab waren gewissermaßen der Auslöser für eine grundlegende Änderung der eigenen Wahrnehmung.


In meiner Vorstellung war ich seit meiner Pubertät, und dem schmerzlichen Prozess der Selbstfindung und Definition, war ich immer ein Mensch der etwas positives für diese Welt leistet.
Nach Robert Owen (erster Sozialist) kein Fauler, ungebildeter und lasterhafter Mensch, sondern eben das Gegenteil. Wenn ich jetzt auf mein Leben blicke, habe ich genau das Gegenteil erreicht.


Und dieses Versagen, diese Schande ist mir unerträglich.


Gleichzeitig sehe ich den Suizid als eine Form von Egoismus an und...


bin zerrissen
 
F

fritzie

Gast
Ist dir denn nicht bewußt, daß ein Mensch erst dann wirklich nützlich und wertvoll werden kann, wenn er all seine Klugheit und all sein Verstehen erst bis auf den Grund seiner Seele gefühlt hat?

Und dieses Versagen, diese Schande ist mir unerträglich.
Sie zu ertragen und zu überwinden, darin besteht die eigentliche Herausforderung im Leben. Vorausgesetzt, du wagst es.

Du scheinst ein sehr kluger Kopf zu sein. Dissoziierst du bewußt?
 

Ein_Narr

Neues Mitglied
Ist dir denn nicht bewußt, daß ein Mensch erst dann wirklich nützlich und wertvoll werden kann, wenn er all seine Klugheit und all sein Verstehen erst bis auf den Grund seiner Seele gefühlt hat?
Ja ich weis... also ich ahne es. Ich kann es nicht wissen, weil ich den Grund wohl noch immer nicht erreicht habe.

Und dieses Versagen, diese Schande ist mir unerträglich.
Sie zu ertragen und zu überwinden, darin besteht die eigentliche Herausforderung im Leben. Vorausgesetzt, du wagst es.
Das sind genau die richtigen Worte, danke dafür.

Du scheinst ein sehr kluger Kopf zu sein. Dissoziierst du bewußt?
Zum Teil. Es wird mir gerade klar, wie ich das beeinflussen kann... also mal wieder.
Aber diese Erkenntnis zu vergessen ist eben auch wieder Dissoziation.
Ich bin mir sicher, ich wusste das schon mal...

Ich fühle mich als würde ich aus einem erneuten Fiebertraum erwachen, und es ist ungeheuer schmerzhaft... mir wird einfach gerade klar, dass ich wohl ca ein halbes Jahr in meiner Traumwelt gelebt habe.

Was der Verlust meiner Liebe nicht besser gemacht hat... ich habe den Schmerz aufgenommen. Ja eben das. Ich dachte ich sei stark genug, ich könne das einfach verwinden, absorbieren, aber ich habe mich überschätzt, ich war mal wieder zu hochmütig.

Diese Frau war mir unheimlich wichtig, ich kenne Sie seit Jahren, und wir haben viel zusammen durchgemacht. Ihr Verlust war ein schwerer Schlag... und ich muss zugeben,
dank Semesterferien, lag ich oft depressiv in der Gegend rum... Stundenlang, und habe mich in meine Gedanken geflüchtet.

du scheinst also gerade am Grund deines Seins angekommen zu sein und weißt nicht, wie du damit leben kannst.
So ist es.

weil du zu viel, zu schnell auf einmal wolltest wie ein Ertrinkender?
Absolut, und dieses Verhalten zieht sich wie ein Geschwür durch mein Leben.
Es ist ein infantiles Bestreben, aber es gelingt mir nicht den Grund dafür zu durchdringen.
Ich weis - und ich wusste es wohl schon einmal (dissoziation) - dass ich damit IMMER nur Menschen verloren habe, und nicht einmal gewonnen.

Ja wie ein Ertrinkender... unheimlich passende Worte.

Es scheint als wäre mein Geist temporär ein durch Gravitation vollständig kollabiertes Objekt,
und während ich in mir selbst ertrinke, ergreift mich nackte Panik.

Es ist mir dann unmöglich rational zu handeln.
 
F

fritzie

Gast
Du hast doch schon rational und richtig gehandelt. Du hast zusammengefaßt, was dich gefühlsmäßig auseinanderreißt.

Jetzt laß los. Leg das Belastende ab - in einen gedachten Ordner, in eine gedachte Kiste - leg deinen Kummer und deine Gedanken an Suizid ab an einen sicheren Ort, wo sie gut und sicher ruhen.

Und dann (lach bitte nicht): dusch dich gründlich, mach dich richtig sauber, mit Sorgfalt, so wie du ein Kind, das mit Schrammen und Schlammspritzern weinend vor dir steht, säubern würdest.

Mehr mußt du jetzt nicht tun. Und dann ruh dich aus. Alles, was wichtig ist, wird morgen noch da sein. Dann unterhalten wir uns weiter.

Tust du das?
 

Dalloway

Mitglied
Ja, manchmal frisst man versehentlich ´ne rote Pille. Da bringt es nichts blaue nachzuschütten bis man erstickt.
Stell Dir vor Du wärst erst mit 40 darauf gekommen.
 

Ein_Narr

Neues Mitglied
@fritzie
Ich bin überrascht... ich vergesse immer wieder wie unheimlich mistrauisch ich Menschen gegenüber bin - vielen Dank für deine Worte.
Ich werde es versuchen. Ach was. Ich mach das jetzt.

Du hast absolut Recht, es ist notwendig, dass ich mich um mich kümmere und meine Wunden sauber verbinde. Jetzt weiter darin herum zu stochern ist dem Heilungsprozess keinesfalls zuträglich.

@Creep
Tut mir leid, ich wollte nicht über dein Problem herziehen
Schon gut - ich hätte dir das nicht übel genommen.

Denn es ist sehr komplex beschrieben und für Laien schwer nachvollziehbar.
Der erste Text sind meine Gedanken, einfach wie sie fließen... alles was ich gemacht habe ist tippen. Der Text war gar nicht für dieses Forum bestimmt, sondern für mich, um - wie fritzie festgestellt hat - mit dem Schmerz umgehen zu können.

Ich habe ihn dann einfach reinkopiert, als mir gewahr wurde, dass ich eine Art Feedback dazu brauche, allerdings keines mehr von meinen ehemaligen Freunden erwarten kann.

Und mit der Familie darüber zu reden gestaltet sich immer etwas kompliziert, gerade um diese Uhrzeit.

Suizid [...] ist keine "Lösung".
Richtig. Danke dafür.

Man kann, solange man lebt, nie aufhören, nach dem Sinn wenigstens zu suchen. Das Leben ist ein kurzer Prozess. Bist du denn vom Ganzen so gelangweilt, dass du wirklich gar nichts dem Dasein abgewinnen kannst?
Hmm... da hast du nicht ganz unrecht.
Erstaunlicherweise ging mit der ursprünglichen Überwindung meiner Suizidalität, was ein 2 jähriger Prozess war, der etwa vor einem halben Jahr endete, auch eine Flucht in seichte Gewässer einher.
Aber ich werde morgen mal darüber berichten, und schauen was ihr so dazu zu sagen habt.


Jetzt beziehe ich mein Bett neu, gehe duschen und schlafen.

farewell
 

akihaa

Aktives Mitglied
ja junge du hast dich dahin führen lassen zu deiner sitaution,nein du warst versessen alles richtig zu machen zu erobern,besser wie alle anderen sein doch dabei hast du übersehen das es andere gibt die neidisch sind, die dich zerstören durch ihr scheinheiliges dabei sein an deiner welt.
warum willst dich jetzt selbst zerstören nur weil du mal verloren hast???
nimm mein motto"man muss verlieren um zu gewinnen"
das leben geht immer weiter so oder so ,mit oder ohne dich.
also versuch dich wieder hoch zuziehen denen die dir das nicht gönnen zeigen wär du in wirklichkeit bist.
der weg wird steinig sein
 

Anzeige (6)

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben