Hallo Sorrow
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist sehr komplex. Damit beschäftigen sich die Menschen seit Jahrtausenden. Die Gedanken dazu werden wohl am ehesten in den Bereichen Religion und Philosophie festgehalten. Du findest sie aber auch in fast allen anderen Bereichen des Lebens.
Grundsätzlich stellt sich zuerst einmal die Frage, was man als gegeben hinnimmt, und ab welchem Punkt man nach dem Sinn fragt. Akzeptiere ich die physische Welt als gegeben? Und frage ich nach deren Ursprung und nach ihrem Sinn? Ist auch die Menschheit gegeben? Akzeptiere ich die Regeln der Evolution als gegeben? Gibt es Regeln des menschlichen Zusammenseins, die ich als gegeben ansehe? Vom jeweiligen Standpunkt bekommt die Frage nach dem Sinn immer wieder eine andere Bedeutung. Und damit gibt es auch immer wieder andere Antworten.
Falls Du auf der Suche nach dem Sinn Deines Lebens bist, bist Du im Grunde zuerst einmal fast vollkommen frei darin, Dir einen Sinn auszuwählen und danach zu leben.
Was die Frage nach individuell denkenden Menschen angeht, so glaube ich, dass sie so, wie Du sie suchst, sehr selten auftreten werden. In meinen Augen gibt es Individualisten gar nicht. Zumindest, wenn man sie von ihrer Umgebung abtrennt und für sich betrachtet. Individualisten treten nur innerhalb einer Gesellschaft auf. Sie sind halt Individualisten gemessen an den Menschen, die sie umgeben.
Insgesamt hat sich in meinen Augen das Mass an Angepasstsein oder Individualität, das in einer Gesellschaft herrscht, als überlebensfähig herausgestellt. Unterliegt halt auch einer Evolution, hat sich also gegenüber anderen Verteilungen durchgesetzt. Eine Gesellschaft scheint eine Richtung zu brauchen. Sie scheint viele Menschen zu benötigen, die sich in überschaubaren Grenzen von der Masse abheben, um flexibel zu sein, so dass alle Bedürfnisse abgedeckt werden können. Und sie scheint wenige Menschen zu benötigen, die sich wesentlich von der Masse abheben. Vielleicht kann man sie als Mutationen betrachten, die einer Gesellschaft das Überleben ermöglichen, wenn sich ihre Lebensumstände plötzlich verändern sollten. Zumindest finde ich diesen Gedankengang plausibel.
Ich habe den Eindruck, dass Du selbst auf der Suche nach Deinem persönlichen Sinn bist. Ich glaube, zum Teil ist der Sinn eines Menschen, oder seine Lebenseinstellung, bereits vorgegeben. Durch seine Gesellschaft, seine Erziehung, seine Erfahrungen. In gewissen Grenzen muss man das hinnehmen. Und zum Teil ist er noch frei in seiner Entwicklung.
Das war jetzt alles sehr pauschal.
Einen persönlichen Eindruck habe ich bei Dir jedoch. Du lehnst die Lebensweise vieler Menschen ab. Und das basiert aus meiner Sicht auf einer Ablehnung Deiner selbst, oder dem Leben gegenüber. Das ist Dir schon mehrfach gesagt worden. Insofern machen auch die Beiträge von Darkside einen Sinn. Natürlich ist man auch frei darin, sich selbst zu mögen, alle anderen Menschen aber nicht. Man muss dann eben mit den Reaktionen der anderen Menschen leben.
Im Grunde steht es Dir frei, Menschen abzulehnen, die Du für angepasst hältst. Es steht Dir auch frei, Dich selbst, oder das Leben abzulehnen. Das Ausleben von Sexualität, all die Eigenschaften, die Menschen so haben können.
Zum Schluss vielleicht noch meine persönliche Ansicht dazu. Ich glaube, dass es im Leben auf beides ankommt. Auf der einen Seite sollte man schauen, dass das Leben auch Spaß macht. Auf der andere Seite sollte man in der Lage sein, Verantwortung für sich und auch für andere Menschen zu übernehmen. Irgendjemand muss sich um die Kinder kümmern, um alte Menschen, um Menschen, die für sich selbst nicht sorgen können. Aber darüber hinaus sollte man ganz einfach machen, was man gerne macht. Es gibt in meinen Augen nichts, was dagegen spricht.
Günter