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Differenzen mit einer Verwandten

Bergkristall000

Aktives Mitglied
Ich habe vor ein paar Monaten das erste Mal eine bestimmte Verwandte von mir getroffen, wir sind nur ein paar Jahre auseinander vom Alter her und haben, um uns kennenzulernen, mehrere Male miteinander telefoniert. Dabei hat sie mir immer sehr intensive Fragen gestellt zu meinen persönlichen Sichtweisen, manchmal habe ich mich schon ausgefragt gefühlt, aber ich fand es auch irgendwie interessant, deshalb habe ich ihre Fragen wahrheitsgemäß beantwortet.

Sie stellte dabei fest, dass wir eine sehr unterschiedliche Weltanschauung haben und denkt nun, dass ich ihre Werte, die ihr sehr wichtig sind, nicht wertschätze. Es ist tatsächlich so, dass einige Dinge, die sie wichtig findet, mir völlig egal sind und umgekehrt. Ich habe jedoch bei Verwandten nicht den Anspruch, dass wir ähnliche Werte teilen, denn Verwandtschaft ist etwas anderes als Freundschaft. Hätte ich sie irgendwo auf einer Veranstaltung getroffen, wären wir aufgrund unserer sehr unterschiedlichen Lebensweise und Weltanschauungen sicher keine Freunde geworden.

Da sie jedoch meine Blutsverwandte ist, möchte ich den Kontakt aufrechterhalten. Sie möchte das auch, aber gleichzeitig hat sie Angst, ich könnte auf sie herabblicken. Ich finde das sehr seltsam, denn sie hat kein Problem damit, mir zu sagen, welche Sichtweisen/Moralvorstellungen sie nicht mit mir teilt. Ich bin gewohnt, dass andere Menschen nicht immer meine Sichtweisen teilen, deshalb macht mir die Meinung anderer herzlich wenig aus. Sie aber scheint damit nicht klarzukommen, wenn man ihre Werte nicht teilt und empfindet dies als Abwertung ihrer Person.

Ich frage mich nun, wie unser Kontakt weiterlaufen soll. Wir hatten vorgehabt uns zu treffen und eine kulturelle Veranstaltung zu besuchen, aber sie hat nun abgesagt, mit der Begründung, dass sie Angst davor hat, dass ich denken könnte, sie sei ein schlechter Mensch. Ich finde das völlig überzogen. Ich muss dazu sagen, dass sie sehr isoliert aufgewachsen ist und im Gegensatz zu mir hitzige politische/religiöse/ethische Debatten z. B. mit Freunden oder Kollegen nicht gewohnt zu sein scheint und sich schnell persönlich angegriffen fühlt.

Ich habe nicht vor, meine Meinungen zu bestimmten Themen zu ändern. Außerdem hätte ich ihr meine Meinungen eh nicht so stark aufs Auge gedrückt, wenn sie mir nicht so detaillierte und intensive Fragen gestellt hätte. Ich sehe das so: Wer solche Fragen stellt, der sollte besser gewappnet sein, dass ihm die Antwort unter Umständen nicht passt.

Aber wie soll ich nun in Zukunft mit ihr umgehen?
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Was für Werte sind es denn?
Schaden sie der Familie? Schaden sie anderen?

Ich habe auch ein paar Werte, die von vielen nicht geteilt werden. Beispielshalber schöne ich mich für manche Sachen, für die sich andere nicht schämen.

Wenn ich davon erzähle, möchte ich einfach damit angenommen werden. Ich schade doch keinem.

Ich habe Verwandte, deren Werte ich absolut nicht teile. Oft meide ich dann das Gespräch über Werte.

Wenn der jeweilige Verwandten aber absolut darüber sprechen will, stelle ich Fragen „Warum ist dir dieser Wert so wichtig“ und „Hattest du mal ein Erlebnis, dass dazu geführt hast, dass du jetzt … glaubst“ und versuche zu verstehen, warum er diesen Wert wichtig findet.

Vielleicht hat er gute Gründe. Vielleicht hat er sogar Recht.

Allerdings denke ich, dass Wertschätzung für einen Wert manchmal nichts mit dem Wert als solches zu tun hat.

Manchmal hatten Leute ein schweres Los und sind von klein auf mit einem Wert aufgewachsen. Ich glaube, dass sie klammern sich dann an diesen Wert und möchten ihn gerne bei anderen wertgeschätzt sehen.
Sie möchten, dass es eine Ordnung in der Welt gibt, nicht nur Chaos. Sie möchten Verlässlichkeit.

Ich kann das ein bisschen nachvollziehen, weil mein Leben auch manchmal schwer ist.

Ich mache ein gutes Werk, indem ich nicht streite, sondern sie bekräftige, denke ich. Dann sehen sie das da nicht nur Chaos ist, sondern auch Verlässlichkeit.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich finde die Verwandte eher arrogant. Wie kann man durchs Leben gehen und erwarten, alle andere Menschen müssen die eigene Wertvorstellunge ebenso teilen? Menschen mit (sehr) geringem Selbstbewusstsein sind anstrengend. Nur weil ihr zufälligerweise verwandt seid, verpflichtet es dich nicht dazu deine Zeit mit ihr zu teilen.
 

Buntehäsin

Aktives Mitglied
Ich befürchte, der Kontakt wird nicht bestehen bleiben.
So wie Du es schilderst, sieht sie nur sich selbst mit ihren Werten.
Sie kann andere offenbar nicht akzeptieren oder respektieren.
Wenn sie sehr isoliert aufgewachsen ist, sehe ich noch andere Probleme.
Ich glaube, dass Du ihr zu selbstbewusst bist? Und selbstbewusste Menschen sind für andere manchmal angsteinflössend.
Sie hat abgesagt? Dann will sie nicht.
Ihr habt Euch lange nicht gekannt, dann würde ich das auch dabei belassen.
Sie mag ja nicht. Und erzwingen kannst Du nichts. Ihr passt gar nicht zusammen.
 
G

Gelöscht 126263

Gast
Wenn Du bei dem Kontakt ständig mit einer Schere im Kopf herumlaufen und Dir überlegen musst, auf welche Mine oder in welches Fettnäpfchen Du jetzt wieder treten könntest, dann wird das sehr anstrengend... Aber es ist durchaus machbar.

Ich kenne so etwas aus der eigenen Verwandtschaft und bin dazu übergegangen, mich bei einem Treffen nur noch über unverfängliche Themen auszutauschen. Ist zwar schade, aber sonst müsste ich mich völlig zurückziehen, und das will ich auch nicht. Die Menschen sind mir ja wichtig, und wenn man nicht über alles reden kann, dann ist das eben so.

Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, dass man Menschen da abholen muss, wo sie eben stehen, und sich aus dem Kontakt die wertvollen Dinge herausziehen muss, die übrig bleiben. So lange die Verbindung nicht absolut schwächend ist, und ich auch das Gefühl habe, dass ich dem anderen wichtig bin, halte ich sie aufrecht.
 

Bergkristall000

Aktives Mitglied
Hast du ein Beispiel dafür? Hast du vor sie politisch oder religiös zu missionieren oder befürchtet sie das?
Darum geht es nicht. Sie ist diejenige, die mich nach bestimmten Dingen ausgefragt hat und nun ist sie nicht zufrieden mit den Antworten. Ich weiß, dass sie Werte vertritt, die mir nichts bedeuten, dennoch kann ich sie als Mensch akzeptieren und mögen. Sie scheint jedoch Schwierigkeiten damit zu haben, dass ich sie in ihrem Wertesystem nicht positiv bestärke. Wenn ich das tun würde, wäre das jedoch sehr unehrlich von mir.
 
G

Gelöscht 126263

Gast
Was ist das eigentlich für eine Zeit, in denen Menschen sich gegenseitig nur noch akzeptieren können, wenn sie auf der gleichen Wellenlänge ticken? Wenn sie sämtliche Meinungen und Ansichten teilen?

Ich finde das einfach nur schrecklich. Ich steige auf diese Gretchenfragen ("wie hast Du's mit der Religion?") schon lange nicht mehr ein, weil ich keine Lust habe, mich in irgendwelche Schubladen stecken zu lassen. Und das passiert zwangsläufig - wie Du es ja jetzt auch bei Deiner Verwandten erlebst.

Es ist wirklich schade, dass es viele heutzutage einfach nicht mehr schaffen, sich als Menschen zu begegnen.
 

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