Ich komme von der Arbeit. Ein Anruf auf dem Anrufbeantworter: „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Beisetzung Ihres Bruders in der kommenden Woche ist“. Es ist lange her, doch es gibt Momente, die sich unvergesslich in unser Gedächtnis einbrennen. Ein Schock.
Wenn eine Familie auseinanderfällt, wenn alle gegangen sind und da niemand mehr ist, der einen von klein auf kennt, braucht man Freunde, die einen festhalten. Hier-halten. Menschen, die durch halb Deutschland fahren, um bei mir zu sein, damit ich nichts anstelle. Die zusammen mit mir tagelang durch die Gegend fahren, weil ich es in einem Raum nicht mehr aushalte.
Ich habe Freunde verloren, die es nicht ertragen haben. Die Trauer nicht ertragen haben. Aber es gab auch Bekannte, die zu Freunden wurden, weil sie selbst Wunden hatten, Narben auf der Seele, und den Schmerz verstehen konnten. Es waren Zeiten, in denen ich viel über mich selbst gelernt habe. Gelernt, durch den Schmerz hindurchzugehen - und auch, dass es okay ist, loszulassen.