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Die Illusion vom Seelengefährten

cafard

Sehr aktives Mitglied
Ich behaupte: Es gibt keine Seelengefährten. Es gibt Menschen, mit denen man sich gut versteht und eine Menge Gemeinsamkeiten hat und es gibt andere, da ist das nicht so.

Einen Seelengefährten, mit dem man ALLES teilen kann, der ALLES versteht, den gibt es so nicht. Meiner Erfahrung nach macht man sich damit etwas vor und schafft für sich und andere nur Unglück. Jeder lebt letztendlich in seiner eigenen Welt, die niemand anders kennt und die niemand anderes je bereisen kann.

Die Vorstellung, ein anderer Mensch denkt und empfindet wie man selber, ist immer ein Irrtum. Es gibt keine Seele in zwei Körpern. Es gibt nur immer begrenzte Nähe zwischen zwei Menschen. Mit niemandem hat man alles gemeinsam, es gibt aber auch niemanden, mit dem man gar keine Gemeinsamkeit hat.

Seitdem ich mich von der Vorstellung, irgendwo einen Seelengefährten zu finden, verabschiedet habe, läuft alles erheblich besser.

Der Preis für die Individualität des Menschseins ist immer eine gewisse Einsamkeit. Das kann man lernen, einsehen und damit gut leben.

Wie steht ihr zum Thema Seelengefährten?
 
Ich sehe Seelengefährten als reine Glaubenssache an. Wenn jmd. dran unbedingt glauben will, ist seine Sache. Ich glaube nicht dran aus ähnlichen Gründen. Früher glaubte ich an diesem Quatsch bis ich... nun ja... erwachsen geworden bin.
 
@ cafard ich sehe es wie du. Ich bin überzeugt davon, dass man sich gewaltig etwas vormacht. Da man immer auf der Suche nach Verständnis ist, mus derjenige, der dann mal Verständnis hat, einen Namen bekommen und der Name ist Seelengefährte. Es gibt keine Menschen, die immer Verständins haben und immer alles genauso empfinden wie man selber. Das Phämonen kann zeitweise auftreten aber nicht immer. Allerdings ist die Sehnsucht der Menschen groß immer auf Verständnis zu treffen und immer Friede, Freude, Eierkuchen zu leben.
Ich habe verschiedene Beschreibungen gefunden:
"Seelenverwandt zu sein, bedeutet ein unbeschreibliches Gefühl der Zusammengehörigkeit zu empfinden - die Seelenliebe. Als Seelenverwandte gelten sowohl Dualseelen beziehungsweise Zwillingsseelen als auch Seelenfreunde respektive Seelengefährten.
Als Seelenverwandtschaft bezeichnet man eine Verbindung zwischen zwei Personen, die sich durch eine tiefe, als naturgegeben erscheinende Wesensähnlichkeit verbunden fühlen, was sich in Liebe, Kommunikation, Intimität, Sexualität oder Spiritualität äußern kann."
Wie oft hat man schon gelesen, dass es auf einmal vorbei ist mit der Seelenverwandtschaft.
 
Ich glaube es gibt den Seelengefährten. Es gibt hierzu auch das Konzept der Dualseele:
 
Hallo cafard,

das sehe ich ähnlich. Deinen ersten Satz drücke ich noch drastischer aus. Es gibt Menschen, mit denen komme ich von Anfang an besser zurecht als mit anderen. Mit denen wird es leichter. Früher oder später aber stellt eine innige Beziehung zu Menschen, so, wie ich das sehe, immer Arbeit da. Ich würde mich auch ungern mit der Suche nach den - für mich - "perfekten" Menschen quälen. Es wird auch niemals jemand immer alles verstehen. Bestenfalls noch für immer.

Eine gewisse Einsamkeit und Fixierung auf "nur ich" habe ich daher beschlossen. Ich hätte auch fast gesagt, ich sehe das nich als Egoismus an - aber daran arbeite ich noch.

Hingegen glaube ich schon, dass man mit vielen Menschen sehr sehr wenig gemeinsam hat. Oder jedenfalls so wenig, dass sich ein Gespräch schon fast nicht lohnt. Ich erlebe das als beidseitig anstrengend und belastend. Manchmal geht es einfach gar nicht. Das sind nichtmal die Leute, wo ich denke, den/die magst du nicht in den ersten Sekunden. Oft kann ich den Menschen eigentlich ganz gut leiden, es ist nur so unterschiedlich.
 
Ob es Seelenpartner gibt, weiß ich nicht. Ich bin aber überzeugt, dass es eine Seele gibt, etwas, was jenseits von Worten und Körper ist.

Es gibt Menschen, ab und zu mal, bei denen man das Gefühl hat, dass es da ein intuitives, wortloses Verstehen gibt, jenseits von Sprache und Erklärungen, wo man das Gefühl hat, ins Innere des Anderen blicken zu können und zu fühlen, was er fühlt und umgekehrt.
Vielleicht ist sowas Seelenverwandschaft, wobei derjenige oder diejenige natürlich nicht "genauso" sein muss, wie man selbst ist.

Und dann gibt es Menschen, wo man mühsam über jede normale, harmlose Bemerkung endlos diskutieren muss und man das Gefühl hat, dass ein gegenseitiges Verstehen sich erst mühselig erarbeitet werden muss, das passt dann oft einfach nicht.
 
Es gibt Menschen, denen man zugetan ist, mit denen man tolle Erlebnisse hatte und mit denen einen viel Wesentliches verbindet. Man neigt dann dazu, in diesen Menschen hineinzuinterpretieren, dass er so empfindet wie man selber, dass ihn dieselben Dinge glücklich oder traurig machen, dass er dieselben Dinge wie man selber schön oder nicht schön findet.

Man denkt sich sich dann Sachen aus um ihn aufzumuntern oder mit ihm wieder ins Gespräch zu kommen, aber diese Bemühungen fruchten nicht, sie führen ins Leere. Man ist enttäuscht und schmollt, denkt, wie kann der Seelengefährte meine Bemühungen nicht schätzen?

Aber der vermeintliche Seelengefährte empfindet die Dinge nicht wie wir, er hat tatsächlich keine Ahnung von den Emotionen, die uns bewegen, weil die seinen anders sind und uns verschlossen bleiben. Er kann gar nicht so reagieren wie wir uns das vorgestellt und erhofft haben, weil seine Empfindungswelt eine andere ist.

Ich habe für mich begriffen, dass es wichtig ist, sich nicht zurückzuziehen und zu schmollen oder dem Gegenüber böse zu sein, sondern einfach zu akzepieren, dass jede menschliche Nähe ihre Grenzen hat, dass man manches miteinander teilen kann und anderes eben nicht.

Absolut fatal ist meiner Erfahrung nach jeglicher Versuch, eine menschliche Nähe und emotionale Bindung herauspressen zu wollen. "Wenn du mich liebtest, würdest du..." Es ist ein zersetzendes Gift, aus einem anderen Menschen gewaltsam herausholen zu wollen, was man sich für sich selber wünscht. Es ist nicht fair, und es ist eine Form von Gewalt, es ist vor allen Dingen äußerst egoistisch.

Wenn man einem Menschen wirklich zugetan ist, lässt man ihn anders sein und man akzeptiert die Grenzen, welche von den Umständen, auf die wir alle keinen Einfluß haben, vorgegeben sind.

Es ist auch wichtig, sich selber in einer Beziehung nicht zu verlieren, was schnell passiert, wenn man der Illusion vom Seelengefährten unterliegt. Man muss nicht immer ja sagen, man muss sich nicht aufopfern und zerreiben. Da, wo man keinen Konsens findet, wird man ihn durch Aufopferung und Selbstzerfleischung auch nicht erreichen können.

So, wie man den anderen anders sein lässt, muss man auch sich selber treu bleiben und damit leben lernen, dass immer etwas zwischen einem selber und einem anderen Menschen stehen wird. Dann erlebt man auch nicht diese Enttäuschungen.

Man findet immer wieder ein Stück von sich in der Welt wieder, aber man findet sich nie vollständig. Und so findet man auch keinen Seelengefährten, mit dem man alles teilen kann und der einen immer versteht. Es gibt auch niemanden, von dem man keinen Abstand bräuchte. Eine Beziehung lebt immer aus einem Zusammenspiel von Nähe und Distanz, von Vertrautheit und Fremdheit.

Seelen können nicht miteinander verschmelzen. Sie können einander begegnen, einander bereichern, einander nahe sein, aber sie werden immer wieder getrennte Wege gehen und gehen müssen.
 

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