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Der Suizidversuch meiner Mutter

Manila

Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben,


Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich meine Geschichte mit anderen in einem Forum teilen möchte und ich werde versuchen es so kurz und knapp wie möglich zu formulieren. Damit ihr auch versteht was in mir vorgeht, fange ich bei 0 an.


Nun denn, Ich bin Einzelkind und Tochter selbstständiger Eltern. Das Familienunternehmen gründeten 1992 meine Mama, mein Dad und mein Onkel (mütterlicherseits).
Mein Vater ist 1990 aus dem Ausland eingewandert, im Gegensatz zu meiner Ma, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Meine Mutter hatte eine vom männlichen Geschlecht kontrollierte Kindheit und Jugend, quasi kaum Freiheiten, war aber dennoch ein aktiver und sozialer Mensch. Immer musste sie es anderen Recht machen, und diese Folgen haben sich dann im späteren Verlauf ihres Lebens gezeigt.. aber dazu später mehr!


Beide kannten sich also nicht besonders lang und entschieden sich schon bald, auch auf Wunsch ihrer Eltern zu heiraten. Zwei Jahre später, kam ich auf die Welt. Oft bemerkte ich als Kind, das da zwischen meinen Eltern schwerwiegende Konflikte herrschten. Einmal, die Tatsache, dass auch wenn sie beide gleicher Abstammung sind, sie dennoch wie aus zwei verschiedenen Welten stammen. Mein Vater besitzt ein passives, introvertiertes Wesen und stand schon immer stark im Kontrast zu meiner aufgeschlossenen und dominanten Mutter. Sie waren mir stets tolle Eltern, dafür bin ich sehr dankbar.. aber nicht gerade füreinander geschaffen. Ich war schon immer sehr feinfühlig und als ich dann irgendwann in der Lage war zu begreifen, dass meine Eltern nicht glücklich miteinander zu sein schienen, stimmte mich das immer sehr traurig.


Anfang der Oberstufe bemerkte ich dann rein zufällig, dass mein Vater eine Affäre mit einer ebenfalls verheirateten Dame hatte. Ich war mehr als überfordert mit der gesamten Situation und das Bild meines liebevollen, stets pflichtbewussten Vaters zersprang mit einem Mal in Einzelteile. Ich wusste nicht ob ich meine Ma darüber informieren sollte oder nicht,
entschied mich aber für letzteres.
Dieses Wissen wirkte sich nicht nur auf meine Noten und meine nächtlichen Träume aus, sondern auf mein gesamtes Verhalten. Ich machte eine unangenehme Wesensveränderung durch und war sehr launisch und aufbrausend. Irgendwann haben meine ma und ich uns wegen irgendwas banalem in die Haare bekommen, sodass ich eine Andeutung über das Geheimnis meines Vater gemacht habe und damit fing alles an... Meine ma hat eins und eins zusammen gezählt und erahnt, was vor sich ging. So stellte sie ihn zur Rede, doch mein Dad stritt jegliche Vorwürfe ab, sodass meine Mutter fast schon obsessiv nach Beweisen suchte. Sie ging sogar so weit, dass sie die Adresse dieser Frau herausfand und drohte ihren Mann zu informieren wenn mein Vater nicht endlich alles beichten würde. Sie wurde richtig krankhaft.
Beide warfen sich die schrecklichsten Dinge an die Köpfe. Keiner war auch nur bereit Fehler bei sich selbst zu suchen. Mal viel Geschrei, Handgreiflichkeiten und kaputte Gegenstände und dann wieder die Ruhe vor dem Sturm. Dieses auf und ab ging ein halbes Jahr lang so. Einmal musste sogar die Polizei vorbeikommen, weil sie sich sonst noch gegenseitig an die Gurgel gegangen wären. Meine Noten und jegliche Motivation ließ so sehr ab, dass ich die 12. Klasse wiederholen musste.
Die Scheidungspapiere waren schon fast unterzeichnet, als mein Onkel sich einmischte und drohte meine Mutter als Teilhaberin der Firma zu streichen, wenn sie sich scheiden ließe, aus Angst vor der 'gesellschaftlichen Schande'. unverzeihlich! Ich hasse ihn für diesen verbalen Bockmist!
Diese Umstände und vor allem der fehlende Rückhalt ihrer Familie, haben bei meiner Ma schwere Depressionen ausgelöst. Sie wurde hintergangen, monatelang belogen und dennoch hielt ihre Familie zu meinem Vater. 'Es wäre normal' wenn der Mann die Frau betrügen würde, da solle man hinwegschauen. Mir stellt sich da wirklich bis heute die Frage, aus was für einer kranken, frauenverachtenden Gesellschaft wir eigentlich stammen!?!?
Jedenfalls schlief sie, nach diesem besagten Gespräch mit meinem Onkel, tagelang durch und nahm Schlaftabletten, führte Monologe, schien zu resignieren und sich Stück für Stück vom Leben zu entfernen. Ich hatte wirklich oft Angst um sie und wusste weder ihr noch mir selbst zu helfen. Egal was ich sagte oder tat es wurde nicht besser! Wochenlang verließ sie das Haus nicht mehr und weinte die Nächte durch.
Dann eines morgens, als ich zur Schule aufbrechen wollte, fand ich sie leblos auf der Couch und einen komplett leeren Film Schlaftabletten auf dem Tisch. Panik überkam mich, ich sprach sie einige mal an aber es kam nichts zurück, keinerlei Reaktion. Ihr Puls war sehr schwach und als ich den Krankenwagen rief, zitterte ich am ganzen Leib und hatte eine Angst wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Ich legte sie in die stabile Seitenlange, anders wusste ich ihr in diesem Augenblick nicht zu helfen. Was wäre, wenn ich nicht zufällig ins Wohnzimmer geblickt hätte? Wie ich sie berühre, sie rüttele, ihre hand halte, sie bitte mich nicht zu verlassen und neben ihr weine. Diese ganzen Bilder kann ich bis heute nicht vergessen und beim Gedanken könnte ich schon wieder losweinen. Ich hielt die ganze Zeit über ihre Hand und betete zu Gott, mir nicht meine Mama zu nehmen. Wen hatte ich denn sonst auf dieser Welt? Nachdem die Sanitäter eintrafen, wurde alles sehr hektisch und sie wurde gleich auf die Trage geladen. An mehr erinnere ich mich nicht mehr.
Daraufhin lag sie 2 Tage auf der Intensivstation und wurde auf Grund des Suizidversuches in die Psychiatrie eingewiesen. Die nächste Zeit nahm sie Antidepressiva und hatte nichts mehr von der Frau die einst meine Mutter war. Oft sagte sie hässliche Sachen zu mir und wollte mich nicht mal sehen, geschweige denn irgendwen! Sie war wie eine Leere Hülle ihrer selbst! Dabei war ich einfach nur froh, dass sie überlebt hat.
Meinem Vater ging es genauso elend und ich stand immer zwischen zwei Stühlen. mittendrin in einem Sumpf aus todeslust, Lügen und Intrigen. Nach 3 Monaten Therapie durfte sie wieder nachhause. Depressionen und Suizidgedanken sind nicht innerhalb von dieser kurzen Zeit heilbar aber nachdem Schockerlebnis war der Umgang um einiges besser.
Mittlerweile geht es ihr Gott sei dank wieder etwas besser. Hat sich einen Hund zugelegt der ihr wieder Lebensfreude gibt. Meine Eltern streiten sich immer noch sehr oft, doch getrennt haben sie sich bis heute nicht und leben trotz allem unter einem Dach. Ich vermute, dass sie es auch niemals werden. Versteht mich nicht falsch, natürlich wünsche ich mir nicht , dass sie sich trennen, Doch wenn beide neu anfangen könnten um glücklich zu werden...Dann denke ich, dass es das beste für alle Beteiligte wäre!! Das schlimmste ist, diese Fassade. Nach außen hin glauben alle das alles in Ordnung ist, aber das ist mehr schein als sein.


Lange habe ich geglaubt mit der Situation schon irgendwie klarzukommen, doch das Erlebte wirkt sich nun stark auf meine eigenen Beziehungen aus ich bin immer sehr skeptisch, pessimistisch und habe starke Verlustängste.... trotz einjähriger sprechtherapie!! Bevor das alles passiert ist, war ich ein sehr lebensfroher und positiver Mensch. In letzter Zeit dagegen erwische ich mich Selbst immer wieder wie ich in Melancholie versinke und nicht mehr an das Gute glaube. Ich habe ganz schlimme Angst davor mich zu binden!!
 
Zuletzt bearbeitet:
M

Monarose

Gast
Meine Güte, das ist schlimm!

Gut, dass du Therapie machst/gemacht hast.

Du musst dich abgrenzen und schützen, so gut es geht.

Und aus dieser Geschichte lernen, wie du später NICHT leben möchtetest.

Du kannst sehr wohl erfüllende Beziehungen erleben und durch das Erfahren der heimischen Fassade genau erkennen, wie DU leben willst.

Ich hoffe, deine Eltern halten dich weitgehend aus dem Beziehungstheater raus.

Schlimm ist, dass DU deine Mutter finden musstest.

Kannst du zum Studium ausziehen?

Vielleicht wäre ein bisschen räumlicher Abstand nicht übel.

Ich wünsche dir alles Gute!
 

Manila

Neues Mitglied
Vielen Dank für deine schnelle Antwort, das bedeutet mir sehr viel!!

Ich wohne leider immer noch zu Hause, da ich mir noch keine eigene Wohnung leisten kann. Doch ausziehen, steht ganz oben auf meiner Liste! Die negative Energie färbt nämlich stark auf mich ab. Die Therapie hat in mir sehr viel aufgewühlt, da es mir bis heute noch schwer fällt darüber zu sprechen. Langfristig, wird es aber sicherlich positiv für meine Entwicklung sein, da Verdrängen ja nie gut für die Seele ist. Ich hoffe, dass ich irgendwann sagen kann, dass Erlebte vollkommen verarbeitet zu haben.

Gruß

Manila
 

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