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Der Feind im eigenen Kopf

S

Sozial(In)Kompetent

Gast
Ich weiß nicht so genau, wo ich hier gerade hin will oder wohin das hier führt, aber ich habe gerade irgendwie das für mich eher ungewöhnliche Bedürfnis mich mitzuteilen. Das ganze könnte hier also etwas länger und ein wenig chaotisch werden, aber ich fang einfach mal an.

Also, ich bin ein mitt-40er, chronisch depressiver HC-AB´ler. Und zu all dem Überfluss auch noch mit Asperger gesegnet.
Mir wurde in unzähligen Therapien von verschiedensten Psychologen die Therapieresistenz meiner (melancholischen) Depression attestiert, also bin ich wohl oder übel gezwungen, mich mein ganzes Leben damit zu arrangieren und irgendwie damit klarzukommen. All diese Therapien waren aber nie komplette Zeitverschwendung. Eigentlich konnte ich immer, selbst von den miesesten Therapeuten immer irgend eine Kleinigkeit mitnehmen. Ein kleiner Ratschlag, ein für andere wahrscheinlich lächerlicher, weil selbstverständlicher Tipp, die mein Leben ein Stück weit erträglicher machten.

Ich habe wahrscheinlich so ziemlich alles an Antidepressiva durch, was man so verschrieben bekommen kann. Dank teilweise übelster Nebenwirkungen mussten diese aber letztendlich wieder abgesetzt werden.
Auch hierzulande nicht ganz so legale Mittelchen habe ich probiert und sehr schnell festgestellt, dass das die dümmste Idee überhaupt war und meine Situation nur verschlimmerte.
Aktuell nehme ich außschließlich rezeptfreie Naturmittelchen, wie z.B. Johanniskraut, die mir zumindest ein klein wenig helfen meine depressiven Phasen abzumildern. Zudem befinde ich mich auch in einer frischen Gruppentherapie, aber eigentlich auch nur weil ich im Moment die Gesellschaft brauche und gerade mit meinen Gedanken nicht allein sein will.

Es gibt gute Tage, an denen ich tatsächlich fast fröhlich durch den Tag schlendere und schlechte Tage, an denen ich mich buchstäblich heulend - Gott, die Welt und vorallem mich selbst verfluchend - auf dem Sofa im Selbstmitleid suhle. Mit zunehmendem Alter werde ich zudem immer gereizter und selbst eigentlich lächerliche Nichtigkeiten können mich teilweise komplett aus der Bahn und in ein weiteres depressives Loch werfen.
Das schlimme daran ist: Ich weiß ganz genau, dass das in diesem Moment vollkommen sinnlos ist und absolut nichts bringt oder ändert und trotzdem gelingt es mir eher selten diese irrsinnige Gedanken- und Gefühlslawine abzuwenden.

Ich habe das Gefühl, nur der Beifahrer meines eigenen Lebens zu sein. Ich kenne die Richtung, sehe die Hinweisschilder und weiß wo ich abbiegen müsste, aber der gottverdammte Fahrer hört mir einfach nicht zu und fährt weiter in die falsche Richtung!

Mein Freundeskreis war schon früher sehr überschaubar. Ich war eigentlich schon immer eher der einsame Wolf und Außenseiter. Das Verhalten von anderen ist mir meist unverständlich. Ich bin zu direkt und nehme Dinge oft zu wörtlich. Meine Mimik ist (dank Asperger) sehr eingeschränkt und ich erwecke bei anderen den Eindruck permanent schlecht gelaunt (selbst wenn es mal nicht der Fall ist), zu ernst oder gar überheblich zu sein. Mein Humor ist sehr trocken, teilweise sogar Bösartig und wird selten verstanden. Mit Smalltalk kann ich absolut nichts anfangen und frage mich praktisch immer so etwas wie "Warum zum Henker erzählt der mir jetzt von seiner kaputten Waschmaschine?"
Darüber hinaus hab ich mich zu oft ausnutzen lassen und wurde auch nicht selten gemobbt. Dadurch fällt es mir extrem schwer, anderen zu vertrauen oder mich anderen zu öffnen. Freunde habe ich heute inzwischen keine mehr.

Mein aktueller Job ist die Hölle. Miese Arbeit. Mieser Chef. Miese Kollegen. Der eizige Grund, warum ich noch in diesem Laden bleibe, ist meine Angst vor einem kompletten Absturz, wenn ich nach der Kündigung nicht kurzfristig etwas anderes bekomme und diese tägliche Routine eben wegfällt. Und dank langjähriger Depression und dessen Folgen sieht meine berufliche Perspektive auch eher düster aus.

Das Thema Famile lass ich jetzt einfach mal weg, denn mit dem Inhalt dieser Wurmdose würde ich noch nächsten Monat hier sitzen und schreiben. Also kurz: Ich hab fast jeglichen Kontakt, zu dem, was von meiner Familie noch übrig ist, abgebrochen und kein Therapeut der Welt kann mich jemals dazu bringen das zu ändern. Lediglich zu meinem älteren Bruder hab ich noch sporadisch Kontakt, aber auch nur wegen einem seltsamen Pflichtgefühl seinerseits und seiner Angst, ich würde Ihm irgendwann auf der "Tasche" liegen. Ich würde eher nackt unter einer Brücke schlafen, als den jemals um irgend etwas zu bitten. Lange Geschichte....

Mit dem Thema Frauen und Beziehung habe ich im Grunde (fast) komplett abgeschlossen und mich praktisch damit abgefunden, niemals jemandem zu begegnen, der mich länger erträgt und mit meiner Art und meinen Stimmungschwankungen auf Dauer klar kommt. Und dank Asperger bin ich auf sozialer Ebene sowieso eher nicht so gut im Umgang mit Menschen.

Ich denke, ich mache hier jetzt mal lieber einen Schnitt, sonst wird aus diesem Roman noch ein zweiter...

Aber noch kurz zum Schluss:

Mein bisheriges Leben war ein einziger Kampf und trotz all dem Mist und all der Probleme denke ich, dass ich mich alles in allem recht gut geschlagen habe. Schließlich bin ich noch hier!

Aber ehrlich gesagt habe ich vor dem Tag angst, an dem ich letztendlich aufgeben werde. Des Kampfes müde sein werde. All das nicht mehr ertrage. Und in meinem tiefsten innern weiß ich, dass dieser Tag kommen wird.
Noch bin ich nicht bereit aufzugeben. Nicht heute. Nicht morgen. Nicht nächstes Jahr.... Aber irgendwann erlischt auch der letzte Funke Hoffnung in mir. Dessen bin ich mir fast sicher...
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo,

ich finde auch, dass Du da wirklich sehr sehr viel erleiden musst und musstest und ich kann Dir auch nicht wirklich Ratschläge geben. Ich würde mich auch konzentriert auf die schönen Momente fokussieren, aber die Hoffnung nicht aufgeben, dass es Mittel für therapieresistente Depressionen geben kann.

Ich habe den Begriff mal bei Youtube eingegeben und diese Dokus als Beispiel gefunden, vielleicht sind sie interessant für Dich. Ansonsten wünsche ich Dir, dass Dir hier Leute antworten, die mehr Erfahrung zu dem Thema haben - u.a. auch dem Thema Asperger Autismus, da gibt es hier auch einige.



 
S

Sozial(In)Kompetent

Gast
Erst einmal Danke für die Anworten und dass Ihr Euch die Zeit genommen habt. Ich informiere mich öfter, wenn auch nicht regelmässig über alternative Methoden und noch ist meine Hoffnung nicht komplett erloschen :)

Das mit den Psychedelika hab ich bereits probiert. Ein bestimmtes Mittelchen (Natürlich, Nicht chemisch), welches zu dem damaligen Versuchszeitpunkt noch legal war, es inzwischen aber nicht mehr ist. Den Namen erwähne ich jetzt mal nicht ;)
Und... Nun ja. Das Ergebnis war, trotz Mikrodosierung, für mich ein Horror-Trip, den ich kein zweites Mal erleben möchte. Danach hatte ich irgendwie keinerlei Bedürfnis mehr, damit weiter zu experimentieren.

Und was die spezialisierten Foren betrifft... Ich hab mich in der Vergangenheit durchaus mal in diversen Aspi- und AB-Foren rumgetrieben, aber das war für mich eher kontraproduktiv, da das - wie drücke ich das jetzt am besten aus - Klientel zumindest damals sagen wir einfach mal sehr speziell war.

Ich habe auch durch diverse Therapien Bekanntschaft mit anderen Aspi´s und schwerstdepressiven gemacht und es ist zwar angenehm sich ab und zu mal Leuten auszutauschen, denen es ähnlich ergeht, die einen scheinbar verstehen, aber im engeren privaten Bereich ist das meiner Erfahrung nach nicht besonders hilfreich. Man zieht sich gegenseitig eher runter, als das man sich damit hilft.

Was ich persönlich also eher bräuchte wäre das komplette Gegenteil von mir. Ein fröhlicher, lebensfroher, empathischer und vorallem sehr geduldiger Mensch (mit dickem Fell), der mir ab und an auch mal den metaphorischen "Arschtritt" verpasst, wenns denn von Nöten ist ;)

Und zu guter letzt... Ein HC-Ab´ler (Hardcore-Absolute Beginner) ist ein Mensch ohne Beziehungserfahrung, zu welchem Geschlecht auch immer. Ungeküsst, Unberührt, Ungeliebt :p
 

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