Hallo Gast-Frau,
ich will mich nicht mit dir streiten, nur diskutieren. Wir reden hier teilweise einfach aneinander vorbei, glaube ich.
Ich bin eine Frau, bin aber überzeugt, dass die Sexualitätpraxis keine Geschlechterfrage ist, sondern eher von der Sozialisation/ Erziehung/ Kulturkreis abhängt.
Das ist eine von diesen Diskussionen "Anlage vs. Umwelt". Um dieses "eher" streiten sich Forscher, Feministinnen, Journalisten usw.
Wir müssten jetzt erst mal definieren, was du mit "die Sexualitätpraxis" genau meinst, damit wir darüber diskutieren könnten. Das wird aber zu aufwendig. Ich kann dir sagen, was ich für einzelne Fragen dazu denke.
Wenn es um die Stärke des Triebs geht: Wir beobachten, dass Männer eher zu unverbindlichem Sex bereit sind, mehr Prostitution nachfragen, öfter an Sex denken, mehr Pornos konsumieren usw. Wenn ich es richtig weiss, ist selbst das für Sex zuständige Zentrum im Gehirn bei Männern größer als bei Frauen. Ich denke, dass das nicht anerzogen / sozialisationsbedingt ist, sondern angeboren. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie das den Kindern unterschiedlich anerzogen worden sein soll. Bei uns wurde damals in der Familie kaum über Sex geredet. Die Medien waren für Mädchen und Jungs dieselben. Unter Gleichaltrigen wurde wenig darüber geredet, und wenn, dann irgendwie verlegen oder ins Lächerliche gezogen. Und ein Trieb, eine Geilheit, die ist einfach da. Das ist eine körperliche Funktion. Wenn einer dreimal am Tag masturbiert, dann tut er das doch nicht, weil ihm das in der Kindheit irgendwie so beigebracht worden wäre, sondern weil der Körper bestimmte Hormone oder Sekrete produziert. Wie soll das denn durch die Umwelt beeinflusst werden?
Außerdem denke ich, dass ein vorhandener Trieb sich irgendwo auch Bahn bricht, auch wenn es soziale Normen zu seiner Eingrenzung gibt. Ich will damit sagen: Wenn Frauen genauso scharf auf unverbindlichen Sex wären wie Männer, dann gäbe es auch mehr Callboys, Frauen-Pornos etc. Auch wenn Mädchen das anerzogen bekommen, dass sie "sittsamer" zu sein haben (das glaube ich durchaus), so würde sich der Trieb doch irgendwie Bahn brechen. Dann gäbe es genausoviele Puffs für Frauen, nur heimlicher als die für Männer. Es gäbe mehr Frauen-Pornos, die in der Anonymität des Internets konsumiert würden. Gerade in unserer heutigen Zeit können Frauen doch anonym ausleben, was sie wollen. Sie wollen es aber offensichtlich nicht in dem Maße wie Männer.
Es gibt diese Richtung im aktuellen Feminismus, zu sagen, dass Männer und Frauen biologisch praktisch gleich seien (bis auf die nicht zu leugnenden, sichtbaren Unterschiede) und alles andere nur anerzogene Rollenbilder seien. Ich halte das für einen großen Irrweg des Feminismus. Man kann gleiche Rechte auch einfordern, ohne Gleichheit zu behaupten.
Mein Partner würde auch niemals eine Frau lecken, zu der er keine Bindung hat. Er macht es bei mir, ausschließlich um mich glücklich zu machen. Das ist auch gut so. Hätte es sich anders verhalten, wäre er sicher nicht mein Partner.
Hier verstehe ich, ebenso wie Niewalt, nicht genau, was du sagen willst. Willst du sagen, dass du deinen Mann nicht als Partner wollen würdest, wenn er Frauen lecken würde, zu denen er keine Bindung hat? Wenn er zu wahllos wäre, es mit der Nächstbesten machen würde? Du hättest keine Achtung vor ihm, wenn er eine Art männliche Schlampe wäre, so verstehe ich dich.
Ich denke, du machst es dir zu einfach, wenn du sagst: "Die stehen einfach auf Lecken! Mehr ist nicht dahinter!" Das ist eine Aussage wie: Es ist einfach so, wie es ist. Dabei wird nichts erklärt.
Also, du hattest gesagt, man macht diese Oralsachen nur, weil man den Partner liebhat. Also dass es eigentlich eklig oder unangenehm ist und man es macht nach dem Motto: Ich liebe dich so sehr, dass ich sogar "eklige" Sachen für dich mache. Und da hab ich dir widersprochen und gesagt, dass das nicht so ist. Sondern dass die Sache an sich für einen selber erregend sein kann und man es nicht eklig findet. Das zu begründen, dafür gab es keinen Anlass.
Ich kann dir auch nicht sagen, warum es so ist. Es gehört halt zum Sexualverhalten des Menschen, so wie Männer vom Anblick des Halses einer Frau erregt werden können oder ihre Füße sexy finden. Oder so, wie man überhaupt gerne küsst und leckt. Warum braucht es überhaupt Küsse, zum Sex (zur Fortpflanzung) wäre das doch nicht nötig? Ich kann dir über die Evolution von Küssen und Lecken keine Auskunft geben.
Ich habe noch andere Antworten von dir gelesen und du erweckst auf mich den Eindruck, dass du Männer für "schwanz gesteuerte", notgeile Böcke hältst und auch Verständnis dafür erwartest. Warum? Ob Mann oder Frau, wir sind Menschen, die sehr wohl im Stande sind, zu reflektieren, um sich selbst zu schützen.
Ich weiss jetzt nicht mehr im Einzelnen, was ich geschrieben habe. In einem Fall war es klar ironisch gemeint. Ich gehe aber durchaus davon aus, dass Männer einen stärkeren Trieb haben und nicht so viel Bindung oder Verbindlichkeit für Sex brauchen wie Frauen. Dass auch Männer nicht vollständig durch diesen Trieb gesteuert sind und sehr wohl reflektieren und sich kontrollieren können, bestreite ich nicht. Vielleicht hab ich an der ein oder andere Stelle stark in die eine Richtung argumentiert, weil ein Vorredner in die andere Richtung schrieb. Ich hab nämlich öfters den Eindruck, dass Frauen in solchen Fragen annehmen, Männer seien wie sie oder sollten so sein oder es sei alles nur eine Frage der Sozialisation/Einstellung/Einsicht. Als sei es nur eine schlechte Charaktereigenschaft von Männern, wenn sie auf Schönheit stehen, und nicht etwa etwas, das die Evolution hervorgebracht hat, damit möglichst gesunde Kinder gezeugt werden.
Wobei ich Vergleiche zu der Tierwelt sehr unlogisch finde. Das wäre schön, wenn der Mensch sich wie ein Tier verhalten würde. Tut er aber nicht!
Der Mensch ist ein Tier. Man kann nicht eins zu eins von der Tierwelt (z.B. Primaten) auf den Menschen schließen, weil wir uns weit fortentwickelt haben, aber trotzdem kann der Blick ins Tierreich hilfreich sein, um die Natur des Menschen zu verstehen.
Tiere- mit ein Paar Ausnahmen- haben Sex, um sich fortzuplanzen.
Tiere haben Sex, weil ihr Instinkt/Trieb sie dazu drängt. Das dient letztlich der Fortpflanzung. Der Mensch hat auch diesen Trieb, er kann ihn aber auch noch anders befriedigen als nur mit Fortpflanzung.
Wenn wir uns die Primaten ansehen, die uns ja im Tierreich am nächsten sind, dann findest du dort (z.B. bei den Bonobos), dass Sex auch für andere Funktionen eingesetzt wird, z.B. um Aggressionen zu kompensieren (also den Frieden in der Gruppe zu erhalten), auch um Paare aneinander zu binden. Außerdem gibt es im Tierreich Aufreiten als Dominanzgeste. Es gibt Homosexualität und Masturbieren im Tierreich, es gibt alles Mögliche. Die Evolution ist nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel; wenn irgendeine Sache noch für eine andere Funktion gut ist, dann nimmt sie sie dafür. Wenn es fürs Überleben der Art nützlich ist, dass das Weibchen das Männchen nach dem Sex frisst, dann frisst es ihn. Wenn Sperma-Essen nützlich ist, dann wird das Sperma gegessen.
Weibchen lassen längts nicht jedes Männchen an sich ran, sie machen keine Gangbangs und vergewaltigen keine Frauen und Kinder, was bei Menschen in Massen vorkommt.
Vergewaltigung gibt es sehr wohl im Tierreich. Bei Affen gibt es Weibchen, die mit vielen Männchen nacheinander schlafen. Es gibt Methoden, mit denen Männchen das Sperma des Vorgängers aus der Vagina des Weibchens zu verdrängen suchen, es gibt wahre Sperma-Kriege (Gruß an Pepita, der spätestens ab hier wohl alles vergeht). Es gibt alles Mögliche im Tierreich. Lies doch mal ein Buch über Sex im Tierreich.
Was stimmt, ist: Wir Menschen haben über die Natur hinaus die Kultur, haben uns also von den Ursprüngen wegentwickelt bzw. weiterentwickelt. Eine rauchende Frau verrucht und sexy zu finden, ist eine kulturelle Sache (die mal eine Zeitlang gültig war in unserer Kultur), keine des Instinktes. Aber irregleitete Prägungen wie die Pädophilie oder Fetische kann man auch bei Tieren erzeugen, wenn man will. Je stärker eine Sache erlernt (und nicht als Instinkt angeboren) ist, desto eher kann sie auch manipuliert werden bzw. schieflaufen.
Wenn du nun sagst, dass Männer so gerne lecken und überhaupt, einfach nur gerne Sex haben, warum werden dann Frauen, die promiskuitiv leben, so oft abgewertet und als Schlampen und Nutten bezeichnet? Warum gibt es diese Begriffe dann überhaupt und dann auch noch speziell auf Frauen angewandt? Diese Frauen sind doch deiner Logik nach einfahch nur wie Männer, dauergeil. Wieso werden sie für die selben Taten wie Männer mit Abwertung abgestraft?
Warum fragst du mich das? Widerspricht die Tatsache, dass von Frauen traditionell eher ein "sittsames" Verhalten erwartet wird als von Männern, in irgendeiner Weise dem, was ich geschrieben habe?
Ich weiss nicht genau, warum das so ist, ich nehme an, weil Frauen schwanger werden und Männer nicht. Die Familie, die das Kind kriegt, hat es an der Backe und muss es versorgen. Deshalb ist es für die Familie der Frau (also der Mutter des Kindes) schlecht, wenn es ein außereheliches Kind ist (denn dann ist der Vater vielleicht nicht zu greifen, längst über alle Berge oder bestreitet, der Vater zu sein). Deshalb war die Regel "kein Sex vor der Ehe" für Frauen wichtiger als für Männer. Ein junger Mann, der die Tochter des Nachbarn schwängert, muss nur abstreiten, dass er es war (Vaterschaftstests gibt es ja historisch gesehen erst eine sehr kurze Zeit). Die Tochter des Nachbarn dagegen setzt ein Kind in die Welt, welches ihre gesamte Familie finanziell belastet. Ich nehme an, das ist der Grund, warum man von den Mädchen traditionell erwartet, weniger sexuell offen zu sein.
Ich verstehe übrigens auch nicht, warum sich meine Einstellung, emotionale Bindung als Vorazssetzung für Sex und insbesondere Oralverkehr, eine Erregung durch einen nackten Körper, verhindern soll. Na klar, erregt mich der Anblick meines nackten Mannes auch. Und? Was hat das jetzt mit der ganzen Disskussion zu tun?
Es war nur ein Nebenaspekt und eine Theorie von mir. Frauen werden von einem Penis (-Bild) an sich nicht unbedingt erregt, soweit ich weiss. Dagegen reagieren Männer auf ein Bild einer Vagina. Ich nahm an, dass es ebenso mit dem Lecken der entsprechenden Körperteile ist (was nur der nächste Schritt vom erregten Betrachten ist): Dass das für einen Mann eine schöne Vorstellung ist, für eine Frau weniger.
Was den Ekle angeht, so finde ich es irgendwie merkwürdig abzustreiten, dass alle-insbesondere fremde- Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel, Scheidensekret, Sprerma, Urin und Kot nicht gerade lecker sind. Ich habe auch noch nie beim Oralverkehr daran gedacht, dass es wie Natursekt oder Kaviar sei. Ich meinte, dass Oraverkehr (und auch Knutschen) in die Richtung gehen, aber nicht das Selbe sind! Weil auch da eben Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden, die nicht so lecker sind. Wäre sie so lecker, würde man seine eigenen regelmäßig zu sich zunehmen. Das mag zwar auch vorkommen, fällt aber doch in eine besodere Kategorie, entweder eine abartige Anomalie oder eine Heilungskur (wie z.B. Urintherapie).
Also ich finde Scheidensekret jetzt weder besonders lecker noch eklig. Ich habe auch nicht behauptet, dass du gesagt hättest, es sei dasselbe. Ich habe gesagt, selbst der Gedanke, es gehe in dieselbe Richtung, erstaunt mich. Man nimmt doch gar nicht so viel davon auf. Eine Frau, die bläst, muss ihn doch nicht im Mund kommen lassen. Und wenn du Speichel erwähnst: Du findest doch Küssen wahrscheinlich auch nicht eklig, oder? Oder küsst du deinen Mann auch nur, um ihm einen Gefallen zu tun? Und doch ist fremder Speichel eigentlich was Ekliges. Nur mit dem richtigen Menschen und in der richtigen Situation nicht. Die Erregung sorgt dafür, dass wir etwas nicht eklig finden, was wir sonst eklig finden. Und so ist das auch mit dem Lecken: Ich schrieb ja, dass es mir dann auch nicht gefällt, wenn ich nicht erregt genug bin. Denn so ein bisschen eklig oder unangenehm kann man diese Nässe schon finden. Das bestreite ich nicht. Nur sage ich, dass bei ausreichender Erregung das nicht mehr als unangenehm empfunden wird, sondern sogar als schön. So wie wenn ich eine Frau an der Innenseite ihrer Schenkel küsse. Ich empfinde das als schön, ohne es zu tun, weil ich den Geschmack ihrer Haut so toll finde (es geht nicht um Geschmack oder Aufnahme von irgendetwas, sondern um die Handlung als solches) oder weil ich ihr damit einen Gefallen tun will. Klar will ich sie auch erregen damit, aber selbst wenn sie an einer bestimmten Stelle gar nicht so erregbar ist, kann es mir gefallen, sie dort zu berühren. Das mag jeder anders empfinden, das ist ja auch völlig okay. Du hattest es nur in der allgemeinen Form ("man") geschrieben, deshalb wollte ich sagen, nicht jeder empfindet so.
Und klar, wer diese Köreperflüssigkeiten beim Sex in Kauf nimmt, um dem anderen schöne Gefühle zu bereiten, erniedrigt sich schon. Warum man das nun so abstreiten muss, wenn man kein Dominanz- Unterwefungsproblem hat, weiß ich nicht.
Man nimmt sie nunmal nicht nur in Kauf, um dem andern schöne Gefühle zu bereiten, sondern, weil man sie in seiner Erregung nicht mehr als unangenehm empfindet. Deshalb erniedrigt man sich dabei auch nicht. Man erniedrigt sich vielleicht, wenn man was tut, was ganz klar unangenehm ist, einen deep throat zum Beispiel. Da würde ich sagen, das ist so eine Unterordnungsgeschichte.
Übrigens: Selbst wenn man etwas in Kauf nimmt, um dem anderen etwas Schönes zu tun, warum erniedrigt man sich dabei? Wenn man ein Opfer für jemand bringt (zum Beispiel am Mittagstisch sich das kleinere Stück vom Teller nimmt, damit sich jemand anders das größere nimmt), erniedrigt man sich dadurch? Ich denke nicht. Nur dann, wenn das einseitig ist, wenn man immer nur gibt und nichts zurückbekommt.
Und ich möchte noch Mal darauf hinweisen, dass mein Post sich auf die geschilderte Situation bezog, dass sie nach dem Oralverkehr bei ihm erbrochen habe, er sie wieder dazu überredet habe und sie sich nun daran gewöhnt hat. Wenn das keine Erniedrigung ihrer Selbst darstellt: ihre Bedürfnisse und Abneigungen werden von ihm übergangen und herabgesetzt, woran sie sich gewöhnt, nur damit er bekommt, was er will.
Da widerspreche ich dir nicht. Aber diese anderen Sachen, mit Körperflüssigkeiten und männlichem und weiblichem Sexualverhalten, darüber haben wir allgemein diskutiert (oder tun es jedenfalls jetzt). Du hast dabei ja auch "man" geschrieben und nicht "sie". Ich hab die ursprüngliche Frage jetzt nicht mehr im Kopf, also lass uns jetzt bitte bei der allgemeinen Diskussion bleiben.
Nichts für ungut.