Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Berufung oder pubertäre Phase?

  • Starter*in Starter*in Phyllis
  • Datum Start Datum Start
P

Phyllis

Gast
Ich besuche die 12. Klasse eines Gymnasiums und bin momentan dabei, meine Zeit nach dem Abitur zu planen.
Dabei stoße ich aber immer wieder auf ein Dilemma, das ich offenbar selbst nicht gelöst bekomme.
Vorweg: Meine Begabungen sind grundsätzlich eher sprachlich (ich spreche fünf Sprachen, drei davon fließend) und ästhetisch (Kunst, Schauspiel, Dramaturgie etc.) gelagert, meine Noten sind aber (bei guter Führung) in Mathe und Bio auch ganz passabel. Aufgrund gesundheitlicher Probleme und familiärer Turbulenzen im letzten Jahr habe ich das 12. Schuljahr freiwillig wiederholt.
Ich hatte schon früh, mit sieben, den Wunsch, Ärztin zu werden, aus dem einfachen Grund, dass ich sehr zu meinem Vater, der Mediziner ist, aufgeschaut habe, wollte sogar dieselbe Fachrichtung einschlagen - Anästhesie.
Als ich älter wurde, bekam ich beim Lesen des Numerus Clausus an den Unis aber immer öfter einen Kloß im Hals, und da Bafög wegfällt, wenn man bereits eine Berufsausbildung hat und dann studieren will, rückte dieser Berufswunsch in weite Ferne.
Gleichzeitig habe ich mich in meiner Freizeit auch sehr viel mit Dramaturgie beschäftigt, habe Drehbücher für Amateurprojekte geschrieben, die Texte von Schultheaterstücken mitverfasst, Bühnenbilder und Plakate gestaltet. Durch meine etwas überdurchschnittliche (ich falle im Kunstunterricht dadurch auf, kenne aber viele Leute, die viel besser sind als ich, also nichts Nennenswertes eigentlich) zeichnerische Begabung begann ich mich für Trickfilme zu interessieren. Was als Hobby anfing, wurde immer mehr zu einer Besessenheit, ich lernte alles über das Thema Animation, was es zu wissen gab und begann, meine eigenen Konzepte für Animationsfilme auszuarbeiten. Einige Kurzfilme habe ich im Alleingang und mit wenig technischen Hilfsmitteln sogar umgesetzt - die haben gut Anklang gefunden. Ein Berufskünstler versicherte mir, ich hätte durchaus Potential, aber ich weiß auch, dass in einer Künstlerkarriere das Glück eine gewisse Rolle spielt - man muss an die richtigen Leute geraten.
Da ich mich für Sprachen nie mehr interessiert habe als notwendig und ich diese Leistungen eher durch ein gutes Händchen bei meinen Lehrern und eine gewisse Begabung erbracht habe, scheiden alle Berufsrichtungen, die mit Sprachen und Literatur zu tun haben, für mich aus. Mehrere Sprachen zu sprechen, ist meines Erachtens ein nettes Extra für einen Beruf, in dem man auch arbeitet. Und nicht nur redet oder schreibt.
Da ich mit diesen zwei Extremen nicht zweigleisig fahren kann, muss ich also möglichst früh eine Entscheidung treffen, und das fällt mir schwer, weil beides Vor- und Nachteile hat und mir im Moment auch beides gleich unrealistisch erscheint.
Fakt ist, dass ich von dieser Animationssache auch nach mehreren Versuchen nicht ganz wegkomme, was mich persönlich ein bisschen wundert, weil ich sonst sehr zielorientiert und entschlossen, auch in meinen Entscheidungen, bin. Andererseits war es auch immer mein Wunsch, für andere da zu sein und ihnen zu helfen. Da wäre, trotz mangelnder geistiger Voraussetzungen, ein Medizinstudium vielleicht eher ein Weg. Das klingt jetzt so, als hätte ich mich mit dem Studium und dem Beruf nicht eingehend auseinandergesetzt, das habe ich aber sehr wohl. Außerdem habe ich ja die Berufstätigkeit meines Vaters hautnah miterlebt und bin so praktisch in einem Praxis-/ Klinikalltag aufgewachsen, mir ist das alles sehr vertraut. Nur bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob das denn auch wirklich mein ​Weg ist... Kann mir dazu irgendjemand vielleicht seine Meinung sagen?
 
Gleichzeitig habe ich mich in meiner Freizeit auch sehr viel mit Dramaturgie beschäftigt, habe Drehbücher für Amateurprojekte geschrieben, die Texte von Schultheaterstücken mitverfasst, Bühnenbilder und Plakate gestaltet. (...)


Da ich mit diesen zwei Extremen nicht zweigleisig fahren kann, muss ich also möglichst früh eine Entscheidung treffen, und das fällt mir schwer, weil beides Vor- und Nachteile hat und mir im Moment auch beides gleich unrealistisch erscheint.

Hallo Phyllis,
ich halte mal fest:
1. Du sprichst drei Sprachen fließend, das soll aber nicht
dein Berufs- oder Lebensinhalt werden.
2. In deiner Freizeit bist du kreativ und hast Spaß dabei.
3. Du hast Lust, anderen Menschen zu helfen und weißt,
wie es in einer Arztpraxis zugeht.
4. Du denkst, du müsstest alles auf eine Karte setzen
und könntest nicht zweigleisig fahren.

Mir scheint, du solltest den medizinischen Weg (welchen
auch immer) als deinen beruflichen wählen, vielleicht da-
für ins Ausland gehen (wo du deine Sprachkenntnisse
einsetzen kannst) und in deiner Freizeit - wie bisher -
dein/e Hobby/s pflegen und Spaß haben. Mit etwas Glück
kannst du irgendwann beides oder alle drei Talente mit-
einander verbinden, aber das muss ja nicht sein. Manch-
mal ist es auch gut, die Dinge jeweils für sich zu pflegen
und nicht zwanghaft "Entweder-Oder" zu spielen ... das
führt nämlich gerne zu "Weder-Noch". Mein Tipp also:
"Sowohl-als-auch" 🙂

Mit der Zeit merkst du schon, was dich mehr interessiert
und außerdem bist du flexibler und einzigartiger, wenn du
mehrere Dinge gut kannst. Vielleicht machst du ja in zehn
Jahren mal mehrsprachige, animierte medizinische Auf-
klärungsfilme, wer weiß?

Alles Gute!
Werner
 
Im Gegensatz zum Vorschreiber, hätte ich dir jetzt eher geraten, einen künstlerischen Weg einzuschlagen, dabei aber unbedingt auch ein Lehramt abzuschliessen. So kannst du dich z.B. als Zeichnungslehrerin immer locker über Wasser halten (auch schon mit einem 60%-Pensum) und daneben Kunst machen, soviel dein Herz begehrt. Im besten Fall kannst du eines Tages ganz auf's Unterrichten verzichten und von der Kunst leben. Falls du dir allerdings eine Lehrtätigkeit nicht vorstellen kannst, würde ich auch eher die medizinische Richtung verfolgen.
 
ich finde auch das du das Medizinstudium wählen solltest und in deiner Freizeit weiter dein Hobby ausüben und versuchen in diese Branche hineinzukommen.
vielleicht hast du wirklich irgendwann die möglichkeit alles beide miteinander zu verbinden

und es wäre ja auch nicht schlimm wenn du nach einigen semestern medizinstudium merkst das es doch absolut nichts für dich ist und du lieber eine ausbildung im künstlerischen bereich machen möchtest. genau so könnte es andersherum sein und zwar das du vielleicht in 1 oder 2 jahren dein interesse am zeichnen verlierst

lg
 
So, erstmal vielen Dank für die vielen Antworten.
Die meisten Gedanken, die ich hier lese, habe ich selbst schon gehabt.
Das eigentliche Problem ist nicht, dass ich glaube, nicht das eine als Beruf und das andere als Hobby praktizieren zu können.
Ich werde diesen Sommer 19. Und ich stecke in diesem Dilemma, seit ich 13 bin! Den einen Tag bin ich mir sicher, dass ich in einem Krankenhaus als Intensivärztin am besten aufgehoben bin, den einen Tag glaube ich, dass ich nirgends besser klarkomme als in einem Trickstudio. Keines von beidem lässt sich zum Beruf machen, wenn man es nicht wirklich will. Das ist das Problem.
Es ist also mehr eine Entscheidung zwischen Vernunft und Gefühl. Ich fühle mich verpflichtet, für die Menschheit nützlich zu sein und weiß, dass ich die besseren Chancen auf ein geregeltes Leben in der Medizinbranche habe. Aber es stellt sich mir dabei immer wieder eine Identitätsfrage, weil ich damit vielleicht nur meinen Vater kopiere (der ist übrigens ein ziemlicher Überflieger in seinem Gebiet, ich könnte ihm nicht das Wasser reichen), und ich weiß eben nicht, ob das wirklich mein Ding ist.
Während der Arbeiten an meinen Kurzfilmen, artete das regelrecht in eine Manie aus, und ich schaffte alleine in wenigen Tagen, wofür ein Team mindestens eine Woche bräuchte. Eine zweiminütige Filmsequenz braucht knapp zweihundert Bilder. und ich hab auch noch das Drehbuch geschrieben und den Schnitt gemacht. Weil mich dieses Thema immer schon interessiert hat und die Jahre auch nichts daran geändert haben, weiß ich, dass das - wenigstens theoretisch - ein Beruf wäre, den ich gern anstreben würde. Aber ich weiß auch, dass das ziemlich utopisch ist, weil diese Branche sich vor allem auf Beziehungen gründet. Wer rein will, muss Leute kennen. Im Prinzip schlägt mein Herz für die Kunst. Aber mein Pflichtgefühl und das Wissen, was das im Leben bedeutet, Künstler zu sein, halten mich davon ab, dem nachzugeben, und ich frage mich, ob dieser Impuls richtig ist.
In beiden Fällen sollte ich jetzt anfangen, Bonuspunkte für später zu sammeln, also Praktika machen, Gespräche führen, in Vereine eintreten etc. Ich hätte die Möglichkeit, vielleicht in diesem Jahr ein Praktikum im Trickstudio Lutterbeck zu machen. Oder aber ich trete in die Freiwillige Feuerwehr ein und mache ein Praktikum in der örtlichen Notaufnahme.
Und da ist es wieder... Das Problem.
 
Auch die längste Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt.

Wenn dein Herz am Filmen hängt, dann probiere es aus. Wenn andere es geschafft haben, dann kannst du das auch, zumal du eine große Leidenschaft dafür zu haben scheinst.

Schließlich willst du kein Hollywood-Star werden, sondern "nur" gute Filme machen. Das erscheint mir bei deiner Vorgeschichte nicht überdreht. Und solche guten Filmleute werden nicht nur im Studios gebraucht, sondern z.B. auch für Marketing-Produktionen, Image-Filme etc.. Du kannst damit also auch weitaus mehr machen.
 
Oder aber ich trete in die Freiwillige Feuerwehr ein und mache ein Praktikum in der örtlichen Notaufnahme.
Und da ist es wieder... Das Problem.

Genau - dein Problem ist, dass du "entweder-oder"
denkst. Denk doch lieber "sowohl-als-auch" und
wenn du die Zuordnung deiner Interessen zu Beruf
oder Leidenschaft (vielleicht besser als Hobby)
nicht hinbekommst, lass einen Münzwurf entschei-
den: Du ordnest beiden Seiten eine Sache zu und
wirfst - wenn du nicht ganz spontan ein ungutes
Gefühl hast beim Ergebnis, höre auf die Münze 🙂
und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja auch noch
eine dritte Möglichkeit.

Ich kenne durchaus Leute, die ihre Eltern "nach-
ahmen", weil sie ähnliche Talente haben - das
alleine ist genauso wenig ein Gegenargument wie
die Angst, als Künstlerin keinen großen ökonomi-
schen Erfolg zu haben. Wichtig ist doch, was du
in dir selbst spürst, worin du dich wiederfindest,
was dir das Gefühl gibt, dass es "zu dir" gehört.
Nur kann man das leider in deinem Alter oft noch
nicht sagen oder komplett erkennen. Ich habe z.B.
vieles von dem, was heute (mit knapp 50) zu mir
gehört, erst mit 18, 32 und 36 kennen gelernt.

Gruß, Werner
 
Hallo Phyllis,

habe in Ruhe Deine Zeilen hier gelesen....

Also Dein ganzes Herz hängt ja an der Kunst und den Trickfilmen. Gut so. Du weisst selbst, nur das was man wirklich begeistert tut - kann man gut machen.

Denke doch in Deinem Alter (19 Jahre) bitte nicht so viel über Beziehungen im Beruf nach; lass Dir Zeit, tu das was Du wirklich willst und entwickle Dich auf Deinem Gebiet. Mit der Zeit kommt manches dazu und Kontakte werden sich auch ergeben.

Wenn Du das Abitur in der Tasche hast, kannst Du Dir sicher eine kleine Auszeit gönnen. Ein paar Wochen - vielleicht im Ausland, da wo es Dir gefällt und Dein Kopf wir klar denken können.
Schaue Dir selbst nochmal Deine Zeilen hier an und es wir Dir die Augen öffnen über Deine wirklichen Wünsche.

Vor allem: in Deinem Alter soll man nicht über die absolute Sicherheit nachdenken - lebe Deine Wünsche und Du hast es sicher verdient auch bodenständigen Erfolg zu haben. Vertrau Dir bitte selbst und geh Deinen Weg.

Viel Spaß dabei.
 

Anzeige (6)

Thema gelesen (Total: 1) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben