Berührungsphobie

Hallo zusammen,

ich leide schon seit gefühlten Ewigkeiten an dem Problem, einfach keine Nähe (körperlich und emotional) zulassen zu können. Ich bin 26 Jahre und muss mich jedes Mal zum Sex zwingen. Ich hasse es. Ich hasse es geküsst zu werden. Ich hasse es, den Geruch des Gegenübers einzuatmen. Ich hasse es, den Geruch des Partners anzunehmen, um so länger man mit ihm zusammen ist. Ich hasse nicht meine Partner, aber um so näher sie mir kommen, um so verabscheuungswürdiger finde ich sie...........und das hat keiner von ihnen verdient. Ich fühle mich nach jedem Akt der körperlichen Nähe Missbraucht, weswegen ich bisher auch One Night Stands bevorzuge...........zum üben und abtrainieren quasi und selbst die versuche ich immer mehr zu umgehen. Damit keine falschen Schlüsse gezogen werden, ich habe die beste liebende Mutter sowie seit 13 Jahren den besten Stiefvater die/den man sich überhaupt wünschen kann! Sie hat mich immer lang und ausgiebig geknuddelt, sie war jederzeit für mich da. Ich liebe meine Familie und sie liebt mich. Ich hatte nie ein traumatisches Erlebnis à la Missbrauch oder Prügel. Ich habe auch keine Probleme mit meinem Selbstwertgefühl. Ich bin hübsch und intelligent. Als Kind wurde ich in der Schule über 7 Jahre gemobbt und hatte nur einen wirklichen Freund. Wir haben uns immer gut verstanden, dann haben sich seine Sexualhormone eingeschaltet. Er hat sich über Jahre hinweg immer mehr auf mich eingestellt und wurde mit seinem Werben auch immer offensiver, bis es keine Freundschaft mehr gab. Ich habe ihn immer wieder und immer härter abgeblockt. Die 12-jährige Freundschaft war endgültig hinüber als er endlich begriffen hat, dass er mich, sprich meinen Körper, nicht haben konnte. Dass das wohl der größte Faktor für mein Problem ist ist mir bewusst, ich habe aber keine Ahnung wie ich das Problem angehen soll. Um so netter und verliebter ein Mann ist, um so unerträglicher ist seine Berührung und um so weniger möchte ich mit ihm zu tun haben. Ich bezweifle, dass mir hier ein Psychologe helfen wird. Hier in der Umgebung gibt es keine guten und sie versuchen einen in ein Schema zu stopfen. Warum ich jetzt schreibe, obwohl ich mich weigere eine Psychologen aufzusuchen? Ich bin gerade wieder frisch in einer Beziehung, mit einem sehr netten Kerl. Um so intensiver seine Berührungen werden, um so größeren Unwillen verspüre ich und würde ihn am liebsten auf der Stelle zum Teufel jagen.............und gleichzeitig will ich ihn um nichts auf der Welt gehen lassen, da er einfach zu mir passt. Ich habe Angst, es wieder zu versauen..........

Hallo 🙂

Mich hat es sehr berührt was du geschrieben hast, da es mir manchmal genauso geht..
Ich hatte bisher noch nie einen Freund, was ich darauf zurückführe. Mein Problem ist einfach, dass es mir sehr schwer fällt Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen und bei dir habe ich genau den gleichen Eindruck.
Ich selbst wäre nie darauf gekommen dass ich so bin, mir war das lange Zeit gar nicht so richtig bewusst... bis immer öfter (nicht böse gemeinte) Kommentare von Freunden kamen, ich sei total nett und auch selbstbewusst aber es sei total schwer mein Vertrauen zu bekommen.
Ich wurde auch mal gemobbt, aber nur 2 Jahre. Ich denke schon, dass das bei dir und auch bei mir dazu geführt hat, dass wir einfach immer misstrauisch gegenüber anderen sind, auch wenn wir gar keinen Grund dazu haben. Das passiert eben unbewusst.

Diese "Berührungsphobie" die du beschreibst kenne ich auch: aus dem Tanzkurs. Ich wurde von meinen Freundinnen dazu überredet dort mitzumachen, aber es war schrecklich! Ich kam immer heim und habe nur noch geheult weil ich es einfach nicht haben konnte, dass ein Mann mich anfasst. Ich habe es gehasst!

Sorry, dass ich dir jetzt auch nicht wirklich weiterhelfen konnte aber vielleicht hilft es ja zu wissen, dass du nicht alleine bist! Ich denke bei mir ist das ganze jetzt noch nicht so schlimm, dass ich einen Psychologen bräuchte, aber ich würde DIR trotzdem mal anraten einen aufzusuchen, zumindest mal zu einer Sitzung, denn ich habe den Eindruck, dass dich dein Problem wirklich sehr belastet.

Gast meinte:

Um so netter und verliebter ein Mann ist, um so unerträglicher ist seine Berührung und um so weniger möchte ich mit ihm zu tun haben.

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..Weil vielleicht DU dabei nicht genügend Liebe zu ihm empfindest? Und je mehr er seine Liebe zeigt, desto stärker merkst du, dass du ihm gegenüber nicht das Gleiche empfindest?

Liebe Grüße,
Lenja

OhMensch! Das tut mir Leid! 🙁 Und kommt mir bekannt vor.

Gast meinte:

ich leide schon seit gefühlten Ewigkeiten an dem Problem, einfach keine Nähe (körperlich und emotional) zulassen zu können.

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Was meinst Du mit "emotionaler Nähe"? Worte wie "ich liebe Dich"?

Gast meinte:

Ich fühle mich nach jedem Akt der körperlichen Nähe Missbraucht, weswegen ich bisher auch One Night Stands bevorzuge...........zum üben und abtrainieren quasi und selbst die versuche ich immer mehr zu umgehen.

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Sich seine Grundeinstellung abtrainieren? Ich möchte Deinen Optimismus nicht mindern, doch meistens klappt das nicht, weil das Problem tiefer liegt. Du tust Dir damit ganz schön viel an- ohne große Erfolgsaussichten.

Gast meinte:

ich habe die beste liebende Mutter sowie seit 13 Jahren den besten Stiefvater die/den man sich überhaupt wünschen kann! Sie hat mich immer lang und ausgiebig geknuddelt, sie war jederzeit für mich da.

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Wie hast Du es empfunden, wenn Deine Mutter Dich geknuddelt hat? War es schön oder eher einengend/vereinnahmend für Dich?

Gast meinte:

Ich habe auch keine Probleme mit meinem Selbstwertgefühl. Ich bin hübsch und intelligent.

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Wahres Selbstwertgefühl braucht weder Schönheit noch Intelligenz. Wenn man diese Dinge hat, ist das natürlich toll. Doch echtes Selbstbewußtein heisst: man trägt das Bewusstsein in sich, dass man es wert ist geliebt zu werden ohne in irgendeiner Form etwas Besonderes sein zu müssen. 🙂
Sonst hätte ja jeder "durchschnittlich" aussehende oder -begabte Mensch massive Probleme damit Liebe anzunehmen. Worauf ich hinaus will: dieses Gefühl "ich verdiene Liebe, egal wie und was ich bin" könnte vielleicht doch irgendwie tief in Dir drinnen lädiert sein. Vor allem weil Du in der Schule ganze sieben Jahre lang das genaue Gegenteil von Zuneigung und positivem Feedback durch andere erfahren hast.🙁
ich wurde in der Schule auch gemobbt (allerdings nicht solange...das hätte ich, glaube ich, nicht durchgehalten). Mobbing ist schrecklich. Es zerüttet das Vertrauen in andere Menschen ganz massiv.
Darüberhinaus ist die Schule ja auch der Ort, an dem die meisten ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe machen und sich durch ihren Schwarm, Partys und Händchen-halten Schritt für Schritt an dieses Thema heran tasten. Schüler, die gemobbt werden und in der Schule einsam sind, lassen diese Lebensphase oft aus.
Und wenn man dann Hals über Kopf das volle Programm mit einem Mann erleben soll: eine "erwachsene" Beziehung und Sex...dann fehlt einem oft die Vorbereitung.

Gast meinte:

Als Kind wurde ich in der Schule über 7 Jahre gemobbt und hatte nur einen wirklichen Freund. Wir haben uns immer gut verstanden, dann haben sich seine Sexualhormone eingeschaltet. Er hat sich über Jahre hinweg immer mehr auf mich eingestellt und wurde mit seinem Werben auch immer offensiver, bis es keine Freundschaft mehr gab. Ich habe ihn immer wieder und immer härter abgeblockt. Die 12-jährige Freundschaft war endgültig hinüber als er endlich begriffen hat, dass er mich, sprich meinen Körper, nicht haben konnte.

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Bei dem einzigen Freund, den man hat, schalten sich die Sexualhormone ein..na prima. 🙄 Das soll nun kein Statement gegen ihn sein. Dass Freundschaften auf diese Weise zuende gehen, passiert häufig.
Nur ist es ja so, dass im Laufe der Kindheit und im Teenager-Alter die emotionalen Bedürfnisse (Freundschaft) immer mehr von Gleichaltrigen abgedeckt werden und die Eltern zwar noch da sind, aber eine andere Rolle einnehmen. Wenn man Glück hat und alles läuft gut, hat man mehrere Freunde und Freundinnen, die einem Wärme und Freundschaft geben. Wenn dann einer dabei ist, der mehr von einem will (und umgekehrt herum aber nicht), ist das meist kein großes Drama.
Doch wenn man nur den einen Freund hat, der dann auf einmal mehr will, dann sehen die Dinge anders aus. In diesem Falle haben Dir die Sexualhormone vermutlich die einzige Freundschaft und Quelle von Wärme/Zuneigung genommen, die Du außerhalb Deiner Familie hattest.
Und selbst wenn im Laufe der Zeit noch andere Freunde hinzu gekommen sind: der Freund, den Du hattest, war wahrscheinlich wie ein Felsen in der Brandung, wie ein Schutz (vor der Gefühllosigkeit der anderen, der harten Außenwelt)...
...und dann geht dieser "Schutz" zusammen mit irgendwelchen Sexualhormonen stiften (bzw Du musst ihn vertreiben)...
Dass Du in diesem Fall auf Sexualhormone und alles, was damit zu tun hat (körperliche Intimität) nicht gut zu sprechen bist, finde ich nicht sehr verwunderlich.

Gast meinte:

Um so netter und verliebter ein Mann ist, um so unerträglicher ist seine Berührung und um so weniger möchte ich mit ihm zu tun haben.

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Warst Du selber schon mal verliebt? Wenn man in den Anderen nicht verliebt ist, ist es normal eine bestimmte Art von Nähe und Berührung nicht zu wollen. Doch selbst wenn...innere Blockaden können das zunichte machen und dazu führen, dass man Intimität nicht als Zeichen von Liebe wertet.

Gast meinte:

Ich bezweifle, dass mir hier ein Psychologe helfen wird. Hier in der Umgebung gibt es keine guten und sie versuchen einen in ein Schema zu stopfen.

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Weil ich unter demselben Problem leide wie Du, würde es mich interessieren um was für ein Schema es sich dabei handelt. Habe nämlich auch selber schon über eine Psychotherapie nachgedacht.

Alles Gute an Dich!