Hallo Mayalu,
mich nicht immer wieder selbst zu verlieren, konnte ich nur durch einen größeren "Mut zur Lücke" lernen. Erst wenn man sich selbst soweit vertraut, dass man nicht mehr jeder "Chance" nachjagen muss, bekommt man die Freiheit der Entscheidung quasi als Geschenk dazu. Erst wenn mich nicht mehr jede sich schließende Tür in Panik und Selbstzweifel stürzt, finde ich hoffentlich die Gelassenheit zu entscheiden, auf welche Tür es mir ankommt. Es läuft also leider auch in diesem Punkt darauf hinaus, wie ich zu mir selbst stehe und mir die Erlaubnis gebe, der zu sein, der ich bin.
Vor einigen Jahren saß ich in einem Café und erschrak regelrecht, wie unsicher, nervös und unglücklich in diesem Moment war. Die Sonne schien, der Kaffee und das Croissant schmeckten prima, es ging mir doch gut? Und dann hörte ich in mich hinein und auf so einige Stimmen in meinem Kopf: "Sitzt Du richtig?", "Was denken die wohl von Dir?", "Bauch einziehen!", "Ganz schön erbärmlich, hier allein zu sitzen", usw. Wie ein Radio plapperten diese Sätze in meinem Kopf. Ich wollte schon aufstehen und einfach flüchten, um etwas "Sinnvolles" zu tun.
Und dann kam ein schmerzvoller Seufzer aus meinem Inneren, der mir die Tränen in die Augen trieb. Mein Leben war nur eine Suche nach dem Leben. Ich habe immer nur gehofft, dass ich einmal heraus finde, wie dieses Leben funktionieren sollte und wie ich es mir verdienen müsste. Ich hatte schon so oft den Satz gehört: "Du musst im Moment leben". Aber wie geht das? Nun ja. Leider genau so, wie ich es schon gelesen und gehört hatte und nicht begreifen konnte: die Sonne auf der Haut spüren. Wonach riecht es gerade? Wie geht es meinem Körper? Was höre ich? Wonach schmeckt mein Frühstück?
Du musst Dir selbst erlauben zu leben und zu entscheiden, was das für Dich heißt in jeder Sekunde Deiner Zeit, die Dir hier auf dieses Welt bleibt. Lass hin und wieder einen "Zug" aus, auf den Du aufspringen solltest. Nimm Dir Zeit zu lernen und zu verstehen und zu guter Letzt: mache Fehler. Gelassenheit ist die Fähigkeit, sich nicht selbst verrückt machen zu lassen und sie stellt sich dann ein, wenn Du gelernt hast, das Dringende und Notwendige zu unterscheiden. Manche Dinge MUSST Du tun, aber andere KANNST und DARFST Du, wenn Du willst. Was das für Dich konkret bedeutet, findest Du nur heraus, wenn Du dazu Deinen Mut zusammen nimmst und Deine Fehler machst und auch mit Dir selbst freundlich und mitfühlend umgehst. Das kann Dir niemand abnehmen.