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Ausweg aus der beruflichen Dauerkrise

Lawless

Neues Mitglied
Hallo liebe Community,

ich bin Ende 20 und stecke eigentlich seit jeher in einer beruflichen Dauerkrise welche sich langsam aber sicher zuspitzt. Deswegen ersuche ich mit diesem Thread die Perspektive von euch Außenstehenden gepaart mit hoffentlich sachlicher Kritik.;)

Um mich einigermaßen kurz zu fassen versuche ich erst das Wesentliche meines beruflichen Werdegangs aufzulisten und danach noch ein paar Worte zu mir zu ergänzen.


  • Abitur im 3er Bereich
  • 3 Jahre verschiedene Fächer in Geistes bzw. Gesellschaftswissenschaften studiert (kein Abschluss)
  • Ausbildung Informatik
  • Studium Informatik mit Werkstudententätigkeit (kein Abschluss)
  • Vollzeitjob (gekündigt worden in Probezeit)
  • Arbeitslos
  • Demnächst neuer Job
Prinzipiell interessiere ich mich vor allem für Musik bzw. Kunst, Technologie, Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie, Philosophie und Sport. Aus meinem privaten Umfeld orten mich viele im sozialen Bereich / Pädagogik ein oder auch als Verkäufer bzw. in beratender Tätigkeit, was oft mit hoher Sozialkompetenz und Empathie begründet wird. Ich selbst würde mich als introvertiert bezeichnen, kann aber sehr gut reden und wenn ich will mich auch gut verkaufen (bin aber absolut kein Selbstdarsteller). Mir macht es auf jeden Fall Spaß anderen zu helfen, Wissen weiterzugeben und auch zu gestalten. Ich löse gerne Probleme und denke sehr kritisch, hinterfrage alles und habe auch einen Hang zum Perfektionismus. Ich rede außerdem sehr gerne über Themen, die mich interessieren. :)

In der Schulzeit war ich auf die Leistung bezogen eher schwach, ich habe mich für wenige Themen und Fächer wirklich interessiert und war zu bequem und ambitionslos um besser abzuschneiden. Eher war mir Freizeit und im Moment leben wichtiger also habe ich mich nicht wirklich mit Berufsorientierung auseinander gesetzt. Mein Horizont reichte nur bis zum Ende der Schulzeit, Ziele und Pläne für die Zukunft hatte ich nie.
Wenn es Probleme und Hindernisse gab, habe ich bisher immer aufgegeben und nach einem Ausweg gesucht bzw. gedacht es wäre nicht das richtige für mich. Oft kam es vor weil andere besser waren oder zuweilen auch weil ich sehr viel auf die Meinung von anderen gehört habe. Neue Studiengänge anzufangen ist leicht, neue Jobs zu bekommen wird immer schwieriger, auch wenn ich mich dank guter Selbstvermarktung immer noch retten konnte, mittlerweile ist es aber ein einziges Erklären und Verteidigen, das kann so nicht weitergehen.
Nach diesen ganzen Misserfolgen habe ich einen wahnsinnigen inneren Druck und sehr starke Selbstzweifel. Ich weiß, dass meine Vita sehr stark von psychischen Problemen beeinflusst ist, ich habe 2 Therapien gemacht (Angststörung und Depressionen) und will das hier nicht unbedingt konkretisieren, da es hauptsächlich um den Beruf gehen soll.
Aktuell habe ich eine gefühlt letzte Chance als Berater im Cloud Computing und Data Science Bereich bekommen. Ich bin aber aufgrund der geschilderten Dinge so unsicher und traue es mir einfach nicht zu, grade auch wegen der verpassten Mathekenntnisse etc. Ich habe keine Sicherheit in mir selbst und jede Entscheidung fällt mir mittlerweile wahnsinnig schwer, ich lenke mich seit Jahren mit allerlei Dingen ab und versuche mehr oder weniger alles zu verdrängen und meinen Kopf zu betäuben. Ich mache mich selbst fertig und fühle mich gescheitert bzw. sehe das Prädikat fauler Loser über meinem Kopf stehen. :( ich will eigentlich Gas geben und ich weiß, dass ich mit dem inneren Drive auch wirklich kann!

Was meint ihr? Sollte ich nochmal den harten Cut wagen und etwas ganz neues beginnen? Oder mich reinkämpfen? Vielleicht liegt es „nur“ an der Psyche und Einstellung?

Ich antworte gerne auf eure Rückfragen!
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Lawless,

da ich in deinem Alter in einer vergleichbaren
Krise steckte (in bin weit über 50 inzwischen
und durch die Krise weitergekommen) wäre
mein Tipp für dich, dass du erstmal auf den
"sicheren Boden" deiner bestandenen Ausbil-
dung zurückgreifst und dir damit einen Job
suchst, der deinen Lebensunterhalt sichert
und dir in den nächsten 3-4 Jahren dein Selbst-
bewusstsein zurückgibt.

Vielleicht findest du etwas, wo du auch deine
Stärken im Zwischenmenschlichen einbringen
kannst.

Parallel (!) kannst du dir dann überlegen und
es auch ausprobieren, in welchem Bereich du
dich weiter entwickeln willst oder einen Ab-
schluss nachholen (es gibt ja auch Fernstudium
etc.). Aber eben nicht anstatt eines Jobs zum
Lebensunterhalt, sondern zusätzlich. Diese
beiden Kategorien (Lebensunterhalt und Ent-
wicklungsmöglichkeiten) solltest du getrennt
halten und getrennt angehen.

Du wirst dich ja potentiell noch weitere 30
oder 40 Jahre "weiterentwickeln" können und
neue Sachen entdecken, die dich interessieren.
Aber deshalb ständig den Job zu wechseln
und so nirgends richtig gut zu werden, ist
eine Sackgasse.

Lieber immer ein paar Jahre bei einem Thema
bleiben und darin so gut wie möglich werden
und dann das nächste vornehmen.

Konstanz ist nicht jedem Menschen in die
Wiege gelegt, manche müssen das schlicht-
weg lernen, so wie andere die sozialen Kom-
petenzen, die dir offenbar schon mitgegeben
wurden.

Alles Gute!
Werner
 

lilKerry

Mitglied
Hallo Lawless.

Ich weiß nicht wie hoch die Erwarteten Mathe-Kenntnisse als Berater im Bereich Cloud Computing und Data Sience wirklich sind. In der Regel gibt es ja schon sehr viele Build-In Komponenten, in denen die Algorithmen abgebildet sind und die man einfach nur noch einrichten und mit Daten füttern muss.
Natürlich kann ich nicht einschätzen wie genau es bei dem Job sein wird und was du genau machen wirst müssen.

Dass du den Job aber bekommen hast, spricht halt schon dafür, dass es zu dir passen könnte. Ein guter Personaler wird schon wissen, warum er dich trotz durchgewachsen Lebenslauf haben will.

Dieser Job ist jetzt sicher nicht deine letzte Chance. Aber es ist eine Chance etwas neues auszuprobieren. Etwas, dass zu dir passen könnte, oder auch nicht. Aber um herauszufinden ob es passt, musst du es probieren.
Versuche so offen wie möglich dem Job gegenüber zu sein. Es kann dir nix schlimmes passieren. Du lernst maximal dass es für dich nicht passt und kannst den Hardcut immer noch machen.

DataSience und Cloud Computing hat meiner Meinung nach schon auch mit deinen Interessen zu tun. Es werden ethische Fragen aufgeworfen. (Stichwort: Gesundheitsdaten, Wie stellt man sicher, dass es nicht zu einem gläsernen Menschen kommt,...)

Und du sagst ja auch selbst von dir, dass dich Leute in beratender Tätigkeit sehen. Und als IT Berater machst du ja nix anderes als Firmen über die neuen digitalen Möglichkeiten aufzuklären. Gemeinsam mit ihnen Lösungen für ihre Probleme und Anforderungen zu finden.

Daher mein Tipp: Schau es dir mal an. Nicht aus Zwang, sondern um herauszufinden wie es überhaupt so ist. Und ob es zu dir passt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es dir besser gefällt als du jetzt denkst.
 

March

Mitglied
Hallo lieber Lawless!

Ich selbst würde mich als introvertiert bezeichnen, kann aber sehr gut reden und wenn ich will mich auch gut verkaufen (bin aber absolut kein Selbstdarsteller). Mir macht es auf jeden Fall Spaß anderen zu helfen, Wissen weiterzugeben und auch zu gestalten. Ich löse gerne Probleme und denke sehr kritisch, hinterfrage alles und habe auch einen Hang zum Perfektionismus.
Das bin einfach zu 100% ich!

Mir geht es zudem exakt genau so wie dir! Bin auch Mitte-Ende 20 und befinde mich seit ca. 24 in einer Sinnkrise und beruflichen Dauerkrise. Habe hier irgendwo auch meinen Thread im Forum.

Vielleicht hilft es ja sich auszutauschen? Da wir beide fast haargenau in der gleichen Situation stecken könnte ich mir vorstellen, dass wir einander durchaus verstehen und vlt gute Tipps geben können. So WhatsApp-mäßig oder so. Wie du Bock hast.

Freunde von mir und auch Coach/Psychologe ordnen mich eher im sozialen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich ein.

Bei mir sieht's so aus:

Abitur im 3er Bereich
Ingenieurwissenschaft Bachelor abgeschlossen
Einige Praktika, die alle nicht so dolle waren + erste Berufserfahrung, da aber direkt wieder gekündigt
Noch nie wirklich gearbeitet
2 Master angefangen, einen abgebrochen, den anderen kurz vorm Abbruch
2 Jobangebote. Beide Jobs will ich aber eigtl. überhaupt gar nicht machen, konnte mich im VG aber gut verkaufen
Psychische Probleme
 

Lawless

Neues Mitglied
Vielen Dank für eure Antworten. :) Ich habe wirklich Schwierigkeiten mit Beständigkeit, die Wege sind so vielfältig und man kann sich so leicht verirren aber etwas so richtig hinbekommen tut man dann meistens nicht. Vielleicht suche ich auch wirklich nach dem nächsten heiligen Gral, definitiv sabotieren mich dabei negative Gedanken und Selbstzweifel, wenn ich eine neue Sache ausprobiere. Das führt dann schnell zur Aufgabe, selbst Lob oder eigentlich positive Dinge kann ich nicht annehmen bzw. relativiere diese (Ja geht so, war ganz okay, etc.). Diese negative Einstellung verhindert wohl dann auch die Offenheit dem neuen Job gegenüber. Vielleicht wird sich alles durch Erfolgserlebnisse relativieren, die stellen sich natürlich nur mit “richtigem“ Probieren ein. ;) Dieses Gefühl mal zu erleben bei Niederlagen nicht einzuknicken und sich selbst trotzdem sicher sein in dem was man tut wäre aktuell wohl mein Traum :p

@March: Können uns gerne mal austauschen. :) Hast du Telegram, Discord o.ä.?
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Wie finanzierst Du denn Deinen Lebensunterhalt?

Ich stelle oft fest, daß das Thema Arbeit sehr mit Erwartungen überfrachtet wird. Erwartungen an einen selbst, zu genügen, Erfolg zu haben, Erwartungen an andere auf Anerkennung oder Erwartungen in Richtung Selbstverwirklichung etc. Den Wunsch, das eine zu finden im Leben, was einem wirklich, wirklich liegt und immer weiter zu suchen und gerade bei Hindernissen auszuweichen.

Dabei dient Arbeit doch in erster Linie dazu, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist alles. Erstmal. Dazu reicht es eine durchschnittliche Arbeitsleistung zu erbringen. Das reicht. Man muß nicht der Beste sein und das non-plus-ultra für sich finden. Heute sind die Möglichkeiten sehr vielfältig. Das stimmt. Dadurch kann auch druck entstehen. Vielleicht hilft es Dir, Dich daran zu erinnern, wie das früher war. Man hat den Beruf des Vaters erlernt. Oder des Onkels oder Nachbarn. Eben das, wo man eine Lehrstelle bekam. Und dann hat man eben seinen Lebensunterhalt erarbeitet. Nicht mehr und nicht weniger.

Du hast eine Stelle. Prima. Herzlichen Glückwunsch. Tritt sie an. Schau wie es ist. Mach es so lange es geht oder bis sich was besseres findet. Aber mach Dich nicht vorher fertig. Und überfrachte das Ganze nicht mit letzter Chance und so. Es ist eine Arbeitsstelle mehr nicht. Es geht immer irgendwie weiter. Du hast doch gute Talente. Viel Glück Dir.
 

March

Mitglied
.

Dabei dient Arbeit doch in erster Linie dazu, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist alles. Erstmal. Dazu reicht es eine durchschnittliche Arbeitsleistung zu erbringen. Das reicht. Man muß nicht der Beste sein und das non-plus-ultra für sich finden. Heute sind die Möglichkeiten sehr vielfältig. Das stimmt. Dadurch kann auch druck entstehen. Vielleicht hilft es Dir, Dich daran zu erinnern, wie das früher war. Man hat den Beruf des Vaters erlernt. Oder des Onkels oder Nachbarn. Eben das, wo man eine Lehrstelle bekam. Und dann hat man eben seinen Lebensunterhalt erarbeitet. Nicht mehr und nicht weniger.

Du hast eine Stelle. Prima. Herzlichen Glückwunsch. Tritt sie an. Schau wie es ist. Mach es so lange es geht oder bis sich was besseres findet. Aber mach Dich nicht vorher fertig. Und überfrachte das Ganze nicht mit letzter Chance und so. Es ist eine Arbeitsstelle mehr nicht. Es geht immer irgendwie weiter. Du hast doch gute Talente. Viel Glück Dir.
Wir sind aber nicht mehr in 1950.

Es gibt so viele Menschen , die ihre Arbeit gerne machen und auch Spaß dran haben und auch noch gut Geld verdienen und auch noch gut darin sind.

@lawless hast du mir was geschrieben? Muss ich das auch freischalten?

Grüsse
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Nein wir haben nicht mehr 1950. Natürlich nicht.

Ich wollte nur den hohen Erwartungen etwas entgegensetzen. Es macht doch auch keinen Sinn, die Arbeit so hoch aufzuhängen und so in Angst zu sein, den falschen Weg einzuschlagen. Nicht zu genügen. Nicht den ultimativen optimalen Job zu finden.

Es ist sicher schwer, in einer Generation der vielen Möglichkeiten zu leben, wenn einem auch noch immer suggeriert wird, man könne alles erreichen, wenn man nur immer die richtigen Entscheidungen trifft. Und wenn man Durchschnitt ist, hat man versagt.

Es geht darum, einen Weg zu gehen. Und wenn eine Stelle da ist, ist das prima. Dann gilt es nicht zu zaudern und zu grübeln und sich nicht bange machen zu lassen. Da kann man sich schon so ein bißchen daran erinnern, daß das den Menschen früher auch ganz gut gelungen ist. Und man seinen Weg schon finden wird. Und es eben nicht immer das optimale sein muß, sondern man auch erstmal probieren kann, was sich gerade anbietet. Und in dem Sinne wünsche ich dem Te viel Erfolg und daß sich die Ängste nicht bewahrheiten.
 

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