Hi, auf jeden Fall solltest du dich aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis heraus auf eine neue Stelle bewerben. Also nicht direkt kündigen, wenn die Ausbildung durch ist, sondern noch ein bisschen durchhalten.
Eine Fachkraft im Sinne des Fachkräftemangels bist du mit deiner kfm. Ausbildung (noch) nicht. Du bist lediglich vo Grundsatz her Generalistin, also breit einsetzbar. Daher fällst du eben auch nicht unter die Berufe des Fachkräftemangels. Das sind aktuell insbesondere Pflegeberufe, Lehrer (auch nur mit bestimmten Fächerkombinationen), ITler (mit bestimmten Schwerpunkten) etc.
Du bist aktuell lediglich ein frisch ausgebildeter Allrounder - musst such noch viel lernen, bevor du den ersten Fuß auf die Karriereleiter setzen können wirst. Da stehen nämlich oft schon zahlreiche BWL-Absolventen, die nach ihrem Studium auch erst einmal nichts Handfestes vorzuweisen haben, aber sich zumindest mit einem der in Deutschland so wichtigen akademischen Abschlüsse schmücken können.
Der Weg von Bingenervt zeigt sehr schön, wie es auch ohne Titel gehen kann. Dahinter steckt i.d.R. viel Arbeit, Berufserfahrung und sicherlich auch ein bisschen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.
Im Moment ist der Arbeitsmarkt wegen der schlechten Auftragslage eher mau, viele Unternehmen bauen sogar ab. Wenn du bei deinem Ausbildungsbetrieb bleiben kannst, hast du wenigstens zunächst keinen Druck, auf Biegen und Brechen etwas Neues zu finden. Tu daher nichts Unüberlegtes bloß um da wegzukommen und mach erst einmal weiter. Schaue dann parallel nach guten Alternativen.
Wenn dich die Automobilbranche interessiert bewirb dich da doch ruhig weiter. Tenor deiner Bewerbung sollte sein, dass du vielleicht noch nicht alles kannst, was einen guten Automobilverkäufer ausmacht, aber überzeugt bist, dir fehlende Skills zügig aneignen zu können - und dass du im Automobilverkauf einfach deine Erfüllung siehst. Deine Bewerbung muss dein erstes überzeugendes "Verkaufsgespräch" sein. Bist du darin gut, kannst du in dieser Branche auch tatsächlich gut verdienen, da auf Provisionsbasis gezahlt wird.
Über die Tätigkeit in einem Pharmaunternehmen könntest du dich zum geprüften Pharmareferenten fortbilden und dann ist es auch bis zum Außendienst nicht weit. Die abgeschlossene Ausbildung, die Voraussetzung ist, so einen Weg ohne Studium einzuschlagen, bringst du ja mit. Einziger Haken: Die Pharmabranche ist ein sehr energieintensiver Zweig und die Auftragslage ist da zur Zeit unterirdisch. Da wird also ebenfalls eher abgebaut im Moment.
Ob Außendienst erstrebenswert ist - hm, da scheiden sich die Geister. Man ist ein Einzelkämpfer ohne Team. Muss man auch erstmal mögen.
Interessant könnte auch die Immobilienbranche sein. M.W. rutschen da häufig Seiteneinsteiger rein, die nötigen Skills kann man lernen. Ist zwar auch keine ganz einfache Branche, gebraucht werden junge Leute, die nicht nur im Büro hocken, sondern auch mal rausfahren wollen, dort aber immer.
Sieh mal zu, dass deine gedanklichen Schritte etwas kleiner, dafür realistischer werden. Mit Berufserfahrung kannst du noch nicht punkten, also musst du deine Motivation und Lernwilligkeit stärker herausstellen. Und das muss auf einem schmalen Grat gelingen, dass man dich nicht als größenwahnsinnigen Spinner wahrnimmt, sondern als jemanden, der weiß was er will und der für das Erreichen seiner Ziele bereit ist, richtig etwas zu tun.