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Arbeitslos nach Studium - total verzweifelt.

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Gast

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Hallo Leute!

Ich muss mir einfach mal den Frust über meine Lage von der Seele schreiben.

Ich bin fix und fertig. Ich bin Anfang 30 und habe vor über einem Jahr meinen Bachelor Abschluss in einem Ingenieursfach gemacht. Davor habe ich auch eine technische Ausbildung absolviert. Aber ich suche mittlerweile verzweifelt nach einer Möglichkeit in den Beruf einzusteigen und niemand ist gewillt mir eine Chance zu geben. Ich schreibe Bewerbungen, bekomme auch Einladungen zu Vorstellungsgesprächen aber ein Job hat sich leider noch nicht ergeben. Leider lasse ich mittlerweile die Hoffnung ziemlich fahren. Ich war so lange optimistisch aber mir geht die Kraft aus. Ich beziehe ALG II und lebe noch bei meinen Eltern. Ich schäme mich so für die ganze Situation. Alle meine Freunde sind an mir vorbei gezogen. Sie haben Wohnungen, Beziehungen, eigene Leben und ich stagniere und falle immer weiter zurück und niemand will mich haben.

Mir geht es so dreckig. Mein Fach hat mir Spass gemacht. Ich arbeite gern. Ich will mich einbringen und mich gebraucht fühlen. Ich fühle mich aber wie der letzte dreckige Abschaum, ein Versager mit wertlosen Abschlüssen und einem wertlosen Leben. Und dann noch die Existenzangst. Ich will doch auch irgendwann mal Rente bekommen. Ich will nicht immer nur prekär leben und jemand anderem auf der Tasche liegen.
Ursprünglich hab' ich mal einen Hauptschulabschluss gemacht und mich danach hochgekämpft aber niemanden interessiert das. Natürlich war ich nie so naiv dass ich dachte, mir fliegen die Jobs nach dem Abschluss von selbst zu aber ich habe nie damit gerechnet zu einem Sozialfall zu werden. Und dann überall im Familien- und Freundeskreis dieses eklige Mitleid dass ich nicht haben will. Ich will schon mit keinem mehr reden. An den Wochenenden tauschen sich meine Freunde über ihre Arbeitswoche aus. Was soll ich dazu beitragen?
Jetzt ist es schon zum widerholten Mal geschehen dass mir jemand eine Stelle in Aussicht gestellt hat, ich Hoffnung geschöpft habe und sich dann doch wieder alles zerschlagen hat.
Ich bin in einer ganz üblen Abwärtsspirale in der mich keiner einstellt weil ich keine Berufserfahrung habe und ich keine Berufserfahrung bekomme weil mich keiner einstellt.
Ich halte diese verzweifelte Lage einfach nicht mehr aus.
 
Ursprünglich hab' ich mal einen Hauptschulabschluss gemacht und mich danach hochgekämpft aber niemanden interessiert das. Natürlich war ich nie so naiv dass ich dachte, mir fliegen die Jobs nach dem Abschluss von selbst zu ...

Hallo Gast,
wenn du es geschafft hast, dich so hochzukämpfen,
zeigt das ja, dass du eine Stärke und Hartnäckigkeit
in dir hast, die andere so nicht haben.

Nur was leider auch stimmt: Mit diesen Qualitäten
alleine bekommst du keinen Job - weil es ja keine
"Jagd" ist, wo Kraft und Ausdauer zählt - sondern
es geht darum, herauszufinden, was genau du zu
bieten hast und wer das benötigt. Und diese Leute
dann auf dich aufmerksam zu machen.

Ich würde an deiner Stelle das Recherchieren und
Bewerben als meinen "Job" ansehen und die Sozial-
leistungen als die "Bezahlung". Geh' einfach morgens
zur "Arbeit", mach' eine Pause, dokumentiere deine
Tätigkeit und versuche, besser zu werden im Rahmen
dessen, was möglich ist. Ob du damit Erfolg hast,
hängt letztlich nicht nur von dir ab, sondern nur zu
50% - aber diese 50% kannst du einbringen und
dann auch sagen: Ich habe mein Bestes gegeben.

Wenn du magst, kannst du ja hier wie in einem
Tagebuch aufschreiben, was du jeden Tag gearbeitet
hast. Wäre vielleicht auch für andere in einer ähnlichen
Lage interessant und ermutigend.

Rein faktisch könnte es aber sein, dass der Markt
gerade deine speziellen Kenntnisse nicht braucht -
dann müsstest du schauen, was für Alternativen
sich dir bieten und was davon für dich okay ist. Sich
nur auf einen Beruf zu verlassen, passt nicht mehr
so recht in die Zeit.

Alles Gute!
Werner
 
Alles richtig, was Werner geschrieben hat.

Gebe bloß nicht auf. Dein zukünftiger AG kann sich froh schätzen.

Ich habe ca 1 Jahr als Dipl. Biologin gebraucht.

Wie lange bist Du arbeitslos?

Ich war beim Zeitunternehmen, ich dachte, besser als sich aus der kompletten Arbeitslosigkeit zu bewerben. Dort hatte ich eine Tätigkeit im Labor...so daß ich auch im Vorstellungsgespräch, was zu sagen hatte

Kolya
 
Wenn du öfters Angebote bekommst, es sich aber immer zerschlägt, solltest du vielleicht nochmals dein Auftreten prüfen. Evtl. kommst du nicht überzeugend genug rüber? Leider ist es heute so, das sman sich gut verkaufen muss. Hast du dazu schon mal ein Training gemacht?

Hast du vielleicht noch Kontakte aus Praktika, die du im Studium gemacht hast oder der vorigen Ausbildung? Diese zu reaktivieren, kann helfen, ansonsten sind Jobbörsen dafür auch gut.

Ansonsten hilft vielleicht, dich in der Zeit anderweitig zu organisieren, über Ehrenämter etc, damit du einen ausgefüllten Tag hast und den Mut bzw. die Selbstbestätigung nicht so verlierst.
 
Ich möchte dich trösten und dir Mut machen. Ich habe erst im zweiten Jahr nach meinem Abschluss den ersten richtigen Job gefunden. Meine Freunde ,die mit mir gleichzeitig fertig wurden , hatten auch alle schon einen Job. Ich hab zwar keine Sozialleistungen bezogen , aber dafür schlecht bezahlte Jobs mit beschissenen Arbeitszeiten gemacht für, die ich überqualifiziert war. Es war übel und ich kenne die Gefühle die du schilderst nur zu gut. Wertlos zu sein, Studium war umsonst , keiner will mich,etc. Ach ja, und weit über 30 war ich auch schon. Ich kann nur sagen : HALTE DURCH. Bewerbe dich weiter. Gib nicht auf. Nichts war umsonst. Und vor allem ist es so normal was du gerade empfindest. Es ist eine schlimme Zeit , aber die geht vorbei. Du wirst einen Arbeitgeber finden , der gerade dich gesucht hat mit allem , was du zu bieten hast. Nur NICHT DIE HOFFNUNG AUFGEBEN. Alles Gute für dich!
 
Hallo lieber Gast,
deine Lage hört sich sehr verzweifelt an. Ich denke, dass das auch rüberkommt, wenn du dich irgendwo bewirbst. Du bist klein, kannst nichts, bist verzweifelt, hast resigniert ... das spürt auch dein Gegenüber. Aus dieser Spirale herauskommen ist nicht leicht. Wohnst du in einer Gegend, wo es Arbeit gibt? Hast du den Markt im Blick?
Ich habe mit einer Freundin zusammengewohnt, die ist 2x durchs Jurastudium gerasselt, hat damit insgesamt 9 Jahre zugebracht und war ohne Abschluss. Mit 32 hat sie dann ein FH-Studium Wirtschaftsrecht abgeschlossen, war bei ihrer Diplom-Verteidigung schon schwanger. Sie dachte, dass sie mit dem Lebenslauf nie einen Job findet. Mitllerweile arbeitet sie seit 7 Jahren bei der Arbeitsagentur, sie war halt zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Ich selbst war auch schon zwei Mal für ein paar Monate arbeitslos, habe mir in den Zwischenzeiten aber Tätigkeiten gesucht, mit denen ich den Lebenslauf füllen konnte. Und ich kam unter die Leute. Das war meist for free, aber das habe ich in Kauf genommen. Meine letzte Stelle vor meiner aktuellen hatte ich nur bekommen, weil ich von mir aus angeboten habe, erstmal 4 Wochen geringfügig zu arbeiten, damit der Arbeitgeber sieht, ob ich passe. Denn eigentlich wollten sie gar keinen einstellen.
Gib nicht auf und denk' auch mal um die Ecke. Biete den Leuten ein Schnupper-Praktikum an, damit sie sehen, dass du was kannst. Oder mach' erstmal einen Mini-Job um unter die Leute zu kommen und dein Selbstbewusstsein etwas aufzupolieren.
Viel Glück!
 
Hallo!

Ich bin der TE. Gestern konnte ich mein Problem noch nicht über meinen Namen posten aber er musste einfach raus.

Erst mal danke für die Reaktionen und den Zuspruch.

Ich habe nicht das Problem dass mein Tag nicht ausgefüllt ist. Der Tipp mit dem "Jobsuche als Job verstehen" ist nicht schlecht. Das betreibe ich schon seit ein paar Monaten. Ich recherchiere nach Stellenangeboten, schreibe Bewerbungen und ich rekapituliere regelmäßig Stoff aus meinem Studium um mein Fachwissen zu behalten. Ich habe es auch mit Zeitungsanzeigen versucht. Das war eine gute Idee, ich bekam viel Feedback und Einladungen aber leider hat sich nichts festes ergeben. Ich werde das zumindest nochmals versuchen.

Kontakte aktivieren? Habe ich versucht. Viel Vitamin B habe ich leider nicht in den Firmen. In meiner früheren Firma ist alles derart umstrukturiert worden dass die Entscheider mich nicht kennen.

Ob es an meinem Auftreten liegt? Das weiss ich nicht. Es könnte sein. Ich neige in solchen "Prüfungssituationen" zur Nervösität. Aber etwas nervös zu sein, müsste doch bei Vorstellungsgesprächen eigentlich normal sein. Ich glaube auch nicht dass man mir das übermäßig anmerkt.
 
Das muss dir nicht peinlich sein bzw solltest dich nicht dabei schlecht fühlen. Im Gegenteil: Je mehr aus dem System aussteigen und nicht als Sklave dieses Systems arbeiten umso besser. Gut ist unabhängiger zu werden und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Ich finde wir müssen Wege finden um WIRKLICH für das Gemeinwohl zu arbeiten und nicht für reiche Familienclans.

Schau dir mal das Königreich Deutschland an. Vielleicht findest du da Arbeit. Ich finde dieses Projekt sehr interessant und vielleicht werde ich da selber einsteigen.

Aber Arbeit sollte kein Zwang sein, sondern etwas womit man sich und andere auch erfüllt. Das müssen wir begreifen. Und dann hat man sicherlich auch viel mehr Spaß, Freude, Leidenschaft und Kreativität bei der Arbeit. Aber dann ist es eine Lebensaufgabe oder einer Berufung (nicht zu verwechseln mit dem verschmutzten Begriff "Beruf")

Hier ein interessantes Video: https://www.youtube.com/watch?v=Qt0SY2BebQU
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schön gesagt - Primechecker: "Ich finde wir müssen Wege finden um WIRKLICH für das Gemeinwohl zu arbeiten und nicht für reiche Familienclans." Stimme völlig zu.
 
Dennoch kann nicht jede Arbeit mit Freude erfüllt sein, wenn man realistisch bleibt. Auch für das Gemeinwohl müssen leider Toiletten geputzt und Müllsäcke weggeräumt werden, da man sonst im Dreck erstickt 😉.
 

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