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Anstrengende Situation in der Berufsschule

~Lain~

Mitglied
Als Azubi in einer rein schulischen Ausbildung ist man irgendwo zwischen dem klassischen Schulalltag und gewissen Erwartungen an den Erwachsenenstatus. Jetzt, im letzten Halbjahr der Ausbildung sind alle zusehens gestresst und genervt voneinander. Immer wieder betonen die anderen den Lehrern gegenüber, dass alle sich "hassen" würden und keine Besserung in Sicht sei. Ich, die vom Alter her etwa 10 Jahre über dem Klassenaltersdurchschnitt liegt, habe das immer eher aus Distanz gesehen. An sich sehe ich die meisten weder übermäßig positiv noch negativ (wobei es natürlich grundsätzlich fast immer Leute gibt mit denen man besser oder schlechter zurechtkommt).
Aufgrund meines Alters werde ich auch nicht unbedingt als Klassenkameradin in derselben Situation wahrgenommen, sondern vielmehr als schulischer Rettungsanker bei Verständnisproblemen. An sich helfe ich auch gern, teile meine Lösungen, korrigiere Texte und Aufgaben etc blabla. Manchmal vielleicht etwas viel des Guten, aber ich war auch mal 18-20 und weiß daher, dass auch ich damals alles etwas anders wahrgenommen habe. Heutzutage versuche ich eher die Gesamtsituation nüchtern und rational zu betrachten, anstatt Schuldzuweisungen auszusprechen.

Nun ist es so, dass meine eigene, normale Schulzeit eine Katastrophe war, weil ich mich immer wieder mit Mobbing konfrontiert sah und darauf mit Soziophobie langfristig reagiert habe.
Vieles hat sich allerdings über die Jahre gelegt und ich denke durchaus, dass ich mich sehr verändert habe in einiger Hinsicht, wenn ich auch nicht plötzlich zu einer übermäßig extrovertierten Person geworden bin.

Im Vergleich zur Schulzeit auf x Schulen und 2 Schulformen, ist die Berufsschulklasse nun sehr heterogen. Vom desinteressierten Unternehmersohn bis hin zum Mädchen, das 2-3 Jobs nebenher macht, um das Ganze zu finanzieren, haben wir alles dabei. Tatsächlich haben wir auch eine Klasse, die einem nicht das Gefühl gibt, andere herabzuwerten, aber meine persönliche Art und Einstellung wird offenbar zunehmend als bedrohlich eingestuft.
Was mit einer Debatte über Religion im Unterrichtsrahmen begann. Ich bin überzeugte Atheistin und habe kein Problem damit, Dinge zu hinterfragen oder zu diskutieren. Eine der Äußerungen wurde dann jedoch als Angriff auf den Glauben verstanden und mir wurde nahegelegt, ich solle Religion mehr respektieren. Nur ist es meines Erachtens wichtig den Menschen zu respektieren - und nicht die Religion an sich.
Ein Schüler, der selbst Atheist oder Agnostiker ist, hat mir hier erklärt was für eine unmögliche Art ich habe etc. Der vermeintlich Betroffene hat sich mir gegenüber jedoch nie selbst artikuliert. Hierzu muss man eventuell auch erwähnen, dass ich u.a. auf einer christlichen Schule war und nie derartige Vorwürfe kassiert habe, wobei dort die Schüler vermutlich auch einen reflektierteren Umgang mit ihrem Glauben hatten als jetzt hier.
Ersterer ist seitdem auf Konfrontationskurs und erklärt mir inzwischen bei jeder Gelegenheit für wie arrogant und sozial inkompetent er mich halte, wobei er von einem Mädchen unterstützt wird, dessen Beziehung zu mir grundsätzlich auf Missverständnissen aufbaut. Auch sie bringt durchweg Seitenkommentare nach dem Motto "was hast du jetzt wieder gelacht?", "dein Verhalten - unmöglich", nur um mich dann Tage oder Wochen später per WhatsApp anzubetteln, ihr bei Problemen zu helfen. Ihr habe ich nun nach einem Gruppenarbeitseklat (sie war sehr unkooperativ und hat versucht mich hier komplett zu schneiden, anstatt gemeinsam irgendeine Lösung zu erarbeiten) gesagt, dass es mich freuen würde, wenn wir trotz unüberbrückbarer Differenzen wenigstens die Gruppenarbeit hinbekommen. Das lief dann auch halbwegs, von den weiterführenden Kommentaren mal abgesehen.

Der Junge hingegen macht da weiter, wo er zuvor aufgehört hat und sagte mir nun nach einem Notengespräch zuletzt, dass der Lehrer auch die Persönlichkeit der Schüler wahrnehme und er (der Schüler) ja eine sehr nette, umgängliche Art habe. Ganz im Gegensatz zu meiner sozialen Inkompetenz, fügte der Schüler hinzu, an mich habe er denken müssen.
Da gerade Stillarbeit anstand, habe ich darauf nicht groß reagiert, aber ich finde das auch zunehmend schwer, muss ich einräumen.

Nun muss man vermutlich wissen, dass ich eine recht sarkastische Person bin und einige, nicht ernst gemeinte Ansätze als sehr übergriffig offenbar aufgefasst werden (z.B. machte ich dem o.g. Mädchen in der Gruppenarbeit den Vorschlag, unser fiktives Produkt doch mit einer lustigen/interessanten Besonderheit auszustatten. Das wertete sie offenbar als persönlichen Angriff oder ich erdreistete mich zu einem anderen Jungen [mit dem ich an sich ganz gut zurechtkomme] "Shut up" zu sagen, nachdem er im Unterricht wieder einmal sehr laut wurde und ein belangloses Gespräch in einer ruhigen Phase anfing). Danach sagte mir o.g. Junge wieder wie unhöflich ich doch sei und wie böse "Shut up" sei (tatsächlich gibt es zigtausend Übersetzungsmöglichkeiten und es war nun einmal im Englischunterricht).

Zusehends nervt das ein wenig.
Von den Lehrern wird er als sehr charismatisch wahrgenommen. Zwar hat er bereits eine Verwarnung hinter sich (er drohte einem Mädchen Prügel an, woraufhin ich ihm sagte, dass so etwas vollkommen inakzeptabel ist - allerdings war das vorletztes Jahr), aber er hat sich inzwischen dann noch 'gefangen'.
Im Gegensatz zu anderen, die mich eher als eine Art Hilfsperson wahrnehmen, kommuniziert er, dass ich arrogant und inkompetent sei.

Wenn ich versuche das Ganze sachlich zu betrachten, fällt mir auf, dass es offenbar problematisch ist einen Platz zu finden in diesem Klassengefüge. Sicherlich bin ich damals mit 20 "hängengeblieben" und konnte mich erst viel zu spät aufraffen, das nachzuholen, was ich verpasst habe, aber mit 10 Jahren mehr Lebenszeit hat man dann doch zum Teil andere Voraussetzungen, andere Erfahrungen und eine etwas andere Weltsicht zum Teil. Ich habe mir mit 20 auch gedacht "die Lehrer sind alle doof", heute denke ich darüber nach, wie sich bestimmte Verhaltensweisen interpretieren lassen und wie das Gefüge funktioniert.

z.B. sagte ein Lehrer mir in jedem Notengespräch, dass er eigentlich meine Faulheit nicht länger tolerieren wolle, er aber aufgrund seines eigenen Notenkonzepts mir trotzdem die 1 geben wolle, die sich schriftlich zeigt. Ich fand es lange sehr schwer den Herrn zu beurteilen. Erst wirkte er sehr anmaßend bzw. ließ sich leicht provozieren (z.B. Streitgespräch mit einer Schülerin, er fing an sie als Mädel zu bezeichnen etc) und nutzte -meinem Empfinden nach- seine intellektuelle Überlegenheit, um die anderen stillzuhalten. Nun erfuhr ich im letzten Gespräch dann, dass er offenbar dachte, ich passe im Unterricht gar nicht auf :rolleyes: Nur war dem nie so - ich habe schlichtweg noch einen Teil meiner introvertierten, unkommunikativen Art beibehalten und beteilige mich daher meist nur nach reiflicher Überlegung (zumal er auch eher durchdachte Beiträge erwartet meinem Empfinden nach). Meiner Banknachbarin, die nochmal deutlich ruhiger ist (und teils ähnliche oder etwas schlechtere Klausuren abliefert) hat er diese Haltung jedoch nie gegenüber gehabt. Auf der anderen Seite hat er mich dann überrascht, als er bekundet hat, weshalb er den Lehrerberuf schätzt, sodass ich über die Zeit mein Bild mehrfach überdenken musste.
Eventuell hat(te) er ja bestimmte Erwartungen an mich, die ich für ihn unzureichend erfüllt habe.

Aber das nur als Exkurs. Nach den Streitigkeiten habe ich auch mehrfach versucht mein eigenes Verhalten zu reflektieren, habe nachgedacht, ob Äußerungen zu hart waren, ob ich die Situation in der Klasse als zu "vertraut" angesehen habe etc. Mir ist natürlich auch klar, dass ich nicht verantwortlich bin für den Erfolg der anderen und dass sie sich in der Regel auch nicht darum kümmern würden, wenn ich jetzt anfange zu lamentieren.

Vermutlich ist mein fehlendes Charisma auch nur bedingt hilfreich, aber ich überlege jetzt, ob ich nicht schlichtweg die Vertrauensstufe wieder hochsetze und konsequent anfange zu ignorieren. Schließlich sind es eh nur noch ein paar Monate und man wird sich nicht wiedersehen. Auf der anderen Seite kann es immer wieder in Zukunft zu ähnlichen Situationen kommen, schließlich ist das Altersgefüge an der Uni oder später ähnlich...

Ich frage mich daher jetzt, was ich übersehen habe.
 
K

kasiopaja

Gast
Erstens ist es tatsächlich nicht mehr lange und zweitens kann man nicht immer mit allen auskommen. Das wird immer und überall so sein.
 

~Lain~

Mitglied
Erstens ist es tatsächlich nicht mehr lange und zweitens kann man nicht immer mit allen auskommen. Das wird immer und überall so sein.
Nun, es geht mir auch nicht darum, dass jeder mich mögen muss oder umgekehrt, sondern eher um die situationsbedingte Hilflosigkeit. Verbal zurückschlagen oder laut werden sind in der Regel erfahrungsgemäß eher kontraproduktive Reaktionen - und in der direkten, verbalen Konfrontation würde ich mich vermutlich auch eher in Rage reden, weil's mir da an Redesicherheit mangelt.
Es ist nämlich so, dass ich das Gefühl habe wieder in der Opferrolle von damals zu landen, die ich nicht länger haben möchte und Unterstützung kann ich ebenso wenig erwarten (und eigentlich möchte ich sie auch nicht). :rolleyes:

Natürlich kann es dann auch sein, dass nicht nicht emotionale Reaktion eher als unaufrichtig gewertet wird...

Ich würde mich auf die Abschlussprüfungen konzentrieren und auf die Berufsfindung danach.
Dass ich studieren möchte, habe ich bereits für mich festgelegt (ebenso wo und welche Alternativen und Plan B und blah) und der Durchschnitt liegt derzeit bei 1,1 - aber es kann sich natürlich auf meine Noten auswirken, wenn mir z.B. Gruppenarbeiten verweigert werden und zum Lehrer zu gehen nach dem Motto "ist nicht möglich", stellt mich ja durchaus auch infrage.
 
K

kasiopaja

Gast
Aber in diesem Fall kommst Du mit 2 Leuten eben nicht besonders aus. Was spricht dagegen, die einfach links liegen zu lassen?
 

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