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Angst vor Telefonaten

Kannja

Aktives Mitglied
Hallo,

ich habe bis auf wenige Ausnahmen immer ein extrem unangenehmes Gefühl dabei ans Telefon zu gehen oder sogar richtige Panik und kann einfach nicht ran gehen. Auch von mir aus Anrufe zu tätigen fällt mir enorm schwer... oft kann ich es nicht. Dabei habe ich genau das sogar beruflich mal hauptsächlich gemacht... Nun ist es so, dass ich ja an einer schweren Depression erkrankt bin. Als diese erstmalig so eskalierte, dass ich sie nicht mehr leugnen konnte, habe ich fast alle Kontakte verloren - auch zu Menschen die ich gern habe, weil ich ihre Anrufe nicht annehmen konnte. Diese Menschen waren dann einfach nur sauer und beleidigt, es interessierte sie nicht wieso ich nicht mehr sprechen konnte oder was eigentlich los ist bei mir... sie sahen eben nur das persönliche Ärgernis darüber, dass ich nicht ans Telefon ging.

Jetzt gerade ist meine Depression wieder ganz schlimm geworden - Weihnachten und Silvester haben mir den rest gegeben... Ich bin ja schon lange in Therapie und arbeite also daran, habe auch gerade ein neues Antidepressivum begonnen, damit es besser wird. Aber wieder kann ich nicht sprechen. Vielleicht auch, weil meine funktionierende Fassade mit der Depression völlig zerbricht und ich dies den Menschen nicht erklären kann. Sie erwarten ja einfach, dass man bestimmte Dinge wie ein normaler Mensch kann. Ich kann sie aber leider nicht mehr so wie einst... und schäme mich unglaublich dafür. Doch das verstehen sie nicht. Wenn ich es nicht schaffe bei einem Anruf auf den ich nicht vorbereitet bin ran zu gehen, dann möchte ich eigentlich auch sobald ich es schaffe zurückrufen. Aber meine Angst vor den bohrenden Vorwürfen und meiner Not mich erklären zu müssen, ist zu groß. Zumal manche Menschen dann in ganz kurzen Abständen immer wieder anrufen, mir Vorwürfe diesbezüglich ausrichten lassen und der Druck und die Angst bei mir dann absolut lähmend werden.

Kann das jemand verstehen? Habt Ihr einen Rat für mich?
 
G

Gast

Gast
Warum denkst du das dir Menschen Vorwürfe machen, wenn du nicht an dein Telefon gehst?
Jeder kann auch mal das Klingeln überhören ;)

Und wenn du nicht über den Weg kommunizieren kannst dann Versuch es durch SMS, E-Mail, Messenger oder ein soziales Netzwerk.

Es ist nicht das selbe, aber ich bin vor einen Telefongespräch meist immer sehr nervös und auch im Gespräch, welches sich dann in stottern äußert. Grundlos.
 

inn3B

Aktives Mitglied
Bist Du denn so stark vom Telefon abhängig ??

Ich telefoniere fast gar nicht mehr, man hat ja mitlerweile whatsapp.
Kennst Du diese App ?
Wäre vielleicht die Lösung Deines Problems.
 
P

primavera7

Gast
Fällt es dir leichter, per Email zu kommunizieren? Dann könntest du den Betreffenden doch im Wege einer Email oder SMS erklären, dass du krankheitsbedingt vorläufig nicht ans Telefon gehen kannst, es mit den Betreffenden aber nichts zu tun hat. Und dass es dir sehr gut tun würde, wenn ihr wenigstens per Mail in Kontakt bleibt.
Wer sich ein bisschen über Depressionen informiert, der weiß, dass es solche Einschränkungen wie von dir beschrieben gibt. Das sind Krankheitssymptome, für die man sich nicht zu schämen braucht und die sich im Verlauf der Therapie auch wieder bessern oder abklingen können. Versuche, Geduld und Verständnis für dich aufzubringen. Wer auch nur ein bisschen Ahnung von Depressionen hat (dazu muss man nicht unbedingt selbst eine gehabt haben), wird dich nicht deswegen verurteilen.
Außerdem kann wirklich jeder Mensch im Laufe seines Lebens an einer Depression erkranken, deshalb braucht es dir auch nicht peinlich zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kannja

Aktives Mitglied
Bist Du denn so stark vom Telefon abhängig ??

Ich telefoniere fast gar nicht mehr, man hat ja mitlerweile whatsapp.
Kennst Du diese App ?
Wäre vielleicht die Lösung Deines Problems.
Nein, gar nicht - ich mag telefonieren ohnehin nicht sehr, da auch Smalltalk nicht mein Ding ist. Ein richtig gutes, persönliches Gespräch von Angesicht zu Angesicht führe ich gern, wenn ich einigermaßen fit bin. Ab von meinen derzeitigen Ängsten. Ich glaube dass es auch was mit meiner jahrelangen Überbeanspruchung und schließlich dem Burnout zu tun hat, dass ich meine Rückzugsräume brauche. Ich kann und möchte nicht immer "unter Zugriff" stehen, sondern brauche, um mich zu stabilisieren meine Ruhephasen in denen ich Kraft tanken kann. Ein plötzliches Telefonklingeln durchbricht das... und dann war es auch meist so, dass die Leute mich nur anrufen, weil sie etwas wollen. Ich war immer sehr für andere da, habe zugehört, Rat gegeben, Hilfe zugesagt. Doch durch meine Krankheit weiß ich heute, dass das oft zu viel für mich war und jetzt schaffe ich es auch einfach nicht mehr so. Gleichzeitig möchte ich aber niemanden barsch abwimmeln oder ihm nicht zuhören und baue mir damit einen gewissen Druck auf, so dass Telefonate zu einer Leistung für mich werden. Jetzt, wenn die Depression so zuschlägt, kann ich aber eben jene "Leistung" nicht erfüllen. Es wird zu einem anstrengenden Schauspielakt... denn interessieren wie es mir geht und ob vielleicht ich mal jemanden brauche, tut es keinen der Anrufer.

WhatsApp ist mir auch wesentlich lieber. Aber viele Menschen gehen eben nach wie vor nur den telefonischen Weg und bestehen auf solchen Gesprächen.

Zu erklären, dass man psychisch krank ist und was man dadurch nicht kann, bzw. wie es einem geht, ist leider sehr schwer und teils sogar unmöglich. Gerade erst bin ich von jemandem der im Grunde nichts weiter über mich weiß bitter verurteilt worden "Sie sehen doch aus wie das blühende Leben!" - also kann ich ja gar nicht krank sein, muss/soll mich nur mal zusammenreißen und gefälligst funktionieren... Die Menschen haben gewisse Erwartungen an einen und an das was man als "Normalität" leisten und erfüllen muss. Wenn man das mal nicht mehr kann, haben sie kaum Verständnis und verurteilen sehr schnell. Ich hab es leider erlebt. :wein::wein::wein:

Das macht übrigens alles doppelt schlimm, weil ich mich so auch noch ständig schuldig und als komplette, soziale Versagerin fühle.
 

Kannja

Aktives Mitglied
Fällt es dir leichter, per Email zu kommunizieren? Dann könntest du den Betreffenden doch im Wege einer Email oder SMS erklären, dass du krankheitsbedingt vorläufig nicht ans Telefon gehen kannst, es mit den Betreffenden aber nichts zu tun hat. Und dass es dir sehr gut tun würde, wenn ihr wenigstens per Mail in Kontakt bleibt.
Wer sich ein bisschen über Depressionen informiert, der weiß, dass es solche Einschränkungen wie von dir beschrieben gibt. Das sind Krankheitssymptome, für die man sich nicht zu schämen braucht und die sich im Verlauf der Therapie auch wieder bessern oder abklingen können. Versuche, Geduld und Verständnis für dich aufzubringen. Wer auch nur ein bisschen Ahnung von Depressionen hat (dazu muss man nicht unbedingt selbst eine gehabt haben), wird dich nicht deswegen verurteilen.
Außerdem kann wirklich jeder Mensch im Laufe seines Lebens an einer Depression erkranken, deshalb braucht es dir auch nicht peinlich zu sein.
Ich danke Dir für Dein Verständnis! Leider ist dies aber nicht selbstverständlich... allzu viele Menschen sprechen noch immer sehr abwertend von psychisch erkrankten und meinen wohl auch, dass diese Krankheiten nur eingebildet seien oder dass jemand gar nicht wirklich krank sein könne, wenn er doch äußerlich nicht so aussieht... Und selbst meine engsten Angehörigen haben mir keine Hilfe angeboten und mich in mehreren Monaten nie in der Klinik besucht, nachdem ich zusammen gebrochen war und mich "geoutet" hatte. Bei einer körperlichen Erkrankung wäre das anders und ein Krankenhausbesuch wohl nur normal... Oder hin und wieder mal eine Frage wie es demjenigen inzwischen geht. Oder? Ich hingegen wurde zur "Strafe" für mein nicht mehr funktionieren zu Geburtstagen, Hochzeiten, Weihnachten, etc. nicht mehr eingeladen. Und wenn ich es heute mal nicht schaffe zu telefonieren, bekomme ich beim nächsten Mal genauso bittere Vorwürfe wie vor meinem "Outing" an einer Depression zu leiden. Sie verstehen es nicht und werden auch keine Informationen zu der Erkrankung einholen... weil sie sie eben gar nicht ernst nehmen oder für nicht wirklich existent halten. :wein: Wahrscheinlich kann ich auch deshalb nicht mit ihnen reden, denn ich kann nicht mehr schauspielern, mich erklären aber auch nicht... und mich immer wieder zu rechtfertigen und zu entschuldigen ertrag ich nicht mehr. Es fragt ja keiner wie es mir geht... ich soll nur funktionieren.
 

Andreas7

Aktives Mitglied
Hallo Kannja,

das was du beschreibst kann ich sehr gut verstehen. Ein gebrochener Arm löst bei jedem Mitgefühl aus und jeder kann sofort verstehen, dass man Schmerzen hat und nicht alles machen kann. Aber ein psychisches Problem ist für Menschen, die damit noch nie was zu tun hatten, vollkommen unverständlich und es kann auch schnell zur Ablehnung führen, weil man damit einfach nichts anfangen kann. Alles Fremde löst erstmal Angst aus.

Es tut mir schrecklich leid, dass es dir so geht. Dass ein Außenstehender damit nicht sofort etwas anfangen kann, kann ich noch verstehen, aber besonders schlimm finde ich, dass selbst deine engsten Angehörigen nicht bereit sind, sich damit zumindest ein bisschen auseinanderzusetzen und auch nicht versuchen, dich zu verstehen. Du stößt nur auf Ablehnung, das ist besonders bitter und das macht es für dich nicht einfacher.

Ich finde es sehr mutig von dir, dass du dich „geoutet“ hast, schade nur, dass es nichts gebracht hat. Viele Menschen erwarten einfach, dass andere immer bereit sich, zu reden, zu telefonieren und zu funktionieren. Falls das mal nicht geht, fühlen sie sich sofort beleidigt.

Wie schon empfohlen, versuch auf andere Art zu kommunizieren: SMS, Whatsapp, E-Mail ...

Alles Gute
Andreas
 
Heii,

Ich verstehe dich. Ich bin zwar erst 14 aber naja. Einmal wollte ich ein neues Handy und ich sollte bei Media Markt anrufen. Das hat total Überwindung gekostet! Aber danach war ich doch froh, dass alles geklappt hat. Ich habe mit fremden Menschen gesprochen, aber es war gar nicht schlimm, so wie ich es erwartet hätte. Es war eine Erleichterung.
Ich habe mal gehört wenn das Telefon/ Handy klingelt und man sagt "Wisky" bevor man den Hörer abnimmt, geht man viel lockerer ans Telefon. Probier es mal! ;) Wenn es nicht klappt, dann tut es mir leid, aber einen Versuch war es ja wert.

Viel Erfolg und "Gute Besserung"

LG von art_is_my_life
 

inn3B

Aktives Mitglied
Dann denk dir doch irgend ne Ausrede aus, dass Dein Anschluss kaputt ist.
Die andren werden sich dann dran gewöhnen.
Und dann hast Du whatsapp als Option.
 

Gelinda

Sehr aktives Mitglied
.. Und selbst meine engsten Angehörigen haben mir keine Hilfe angeboten und mich in mehreren Monaten nie in der Klinik besucht, nachdem ich zusammen gebrochen war und mich "geoutet" hatte. [...] Ich hingegen wurde zur "Strafe" für mein nicht mehr funktionieren zu Geburtstagen, Hochzeiten, Weihnachten, etc. nicht mehr eingeladen. .
Hallo kannja!
Es tut mir sehr leid, daß Du das so erlebst, quasi als Antwort für Deine ansonsten ja, wie ich Dich kenne, doch sicher überlegte und kompetente, umfassende Hilfe.

Etwas Trost;): Aber glücklich kannst Du schon sein, daß man es Dir körperlich nicht ansieht!

Nimm es Dir nicht so schwer zu Herzen, vor allem nicht so persönlich, es ist wohl der Zeitgeist, der Dich gerade trifft.

Ich habe den Glauben und die Hoffnung für Dich, daß Du die Kontakte nach der Besserung Deines Zustandes bestimmt wieder hinbekommst.


Gute Besserung wünscht Dir Gelinda
 

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