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Angst vor dem Erwachsenwerden

Anonym...

Mitglied
Hallo liebe Menschen, die das hier lesen...

Ich bin jetzt 18 Jahre alt und würde meine Persönlichkeit wohl gleichzeitig als sehr kindlich und sehr erwachsen bezeichnen. Ich fühle mich wie 8 und gleichzeitig wie 28. Klingt komisch? Nun ja der Kindliche Teil in mir ist sehr emotional, teilweise quirlig und hat vor allem ein riesengroßes Bedürfnis nach Liebe, Geborgenheit und Zuneigung. Der erwachsene Teil in mir ist intelligent, nachdenklich, reflektiert, aber auch irgendwie zynisch. Sprich in meinem Herzen ist ein tiefes Loch, aber gleichzeitig das Wissen, dass das nie gefüllt sein wird, weil die Erwachsenenwelt einfach andere Werte hat. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich erlebe sie oft als kalt und irgendwie abgestumpft. Jeder kämpft sich so durchs Leben. Und bei "Liebe" denkt man an Partner oder Familie. Klar, das ist wenn alles gut läuft Liebe, will ich gar nicht bestreiten. Und dann sind da "Karrieremenschen", die absolut keine Kinder haben wollen. Diesen Lebensweg finde ich auch absolut legitim, das will ich hier auch generell nicht sagen. Also ich finde jeden Lebensweg legitim, solange man nicht anderen schadet. Aber irgendwie würde beides nicht meiner Person entsprechen. Gegen Kinder habe ich theoretisch nichts, finde sie niedlich und alles, aber ich könnte ihnen nicht den halt geben, den sie brauchen. Sie hätten ergo in meinem jetzigen Alter die selben Probleme. (Meine Familie war, bzw. ist auch nicht in der Lage, mir die Geborgenheit zu geben, die ich brauchte, deswegen habe ich dieses Bedürfnis ja.) Ich würde wahrscheinlich von meinem Kind erwarten, dass es mir das gibt. Und mit Karriere nun ja, aktuell gehe ich noch zur Schule und ich möchte später auch irgendwie arbeiten, habe aber keine Ahnung was. Und naja, Geld ist für mich nicht wirklich wichtig. Ich weiß dass man welches braucht zum Leben, aber mehr ist das für mich auch nicht.
Ich möchte irgendwie mein Bedürfnis nach Geborgenheit ausleben. Aber ich habe das Gefühl, je erwachsener man wird, desto weniger Verständnis von der Gesellschaft bekomme ich dafür. Mal abgesehen davon, dass ich zu Personen, die dafür infrage kommen, irgendwann ab einem bestimmten Grad der Nähe auf ein wenig Distanz gehe, weil wahrscheinlich der Erwachsene Teil in mir der anderen Person das dann doch nicht zumuten möchte oder ich einfach Angst habe, dass es kaputt geht.
Dass jetzt nicht jeder Bock hat, sich mit sowas rumzuschlagen kann ich auch nachvollziehen. Aber ich habe halt Angst, dass ich immer einsamer werde oder irgendwann nur noch belächelt werde, bzw. es einfach überhaupt keinen Platz dafür gibt. Stimmt das denn wirklich, dass in der Erwachsenenwelt vieles abgestumpft ist? Ich habe das Gefühl, jeder will sich irgendwie "Selbstverwirklichen", geht dabei aber sich selbst mehr verloren...

Joa, ich hoffe, das war jetzt nicht allzu kompliziert zum Lesen, hab mir irgendwie Mühe gegeben, das zu strukturieren, aber das ist leider nicht so einfach, wenn die Gedanken einfach so aus einem sprudeln...
 
M

Melinda0311

Gast
Hi!
Ich bin auch 18 und stehe auch auf der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenwerden. Ich glaube dein innerer Konflikt ist etwas den du durchlebende musst, um später zu wissen wer du wirklich bist.
Natürlich trägt deine Familiensituation und deine Vorstellungen (ob vorhanden oder nicht) dazu bei, wie du dich entwickelt hast und entwickeln wirst. Prinzipiell hören wir nie auf Kinder zu sein, da wir jeden Tag etwas von jemandem lernen können und unsere Welt neu entdecken können. Deswegen solltest du diese „Lücke“ die du zwischen deiner Kindheit und deinem Erwachsenwerden nicht als ein „Loch“ ansehen, sondern als eine Chance. Nutz diese Zwischenzeit dazu herauszufinden wie du dein kindliches Bedürfnis nach Liebe mit deiner Erwachsenen Kompetenz vereinen kannst, eventuell kannst du damit im Sozialwesen halt finden?
Fokussier nicht zu sehr darauf was für einen Lebensweg du gehen willst, sondern welche Dinge dich im Leben erfüllen, wie Beispielsweise dein Bedürfnis nach Geborgenheit auszuleben!
Wo fühlst du dich geborgen und wer gibt dir dieses Gefühl? Man kann sich ja auch außerhalb der Liebe geborgen fühlen. Ich verbringe am liebsten Zeit mit meinen Freunden, bei denen ich mich geborgen fühle. In unserem Alter ist es wirkliche wichtig Freunde zu finden, die einen durchs Leben begleiten, weil es dann später auf der Uni oder auf der Arbeit wesentlich schwieriger wird. Ich bin froh darüber Freunde zu haben, die mich lieben und die ich lieben kann, so wie wir sind.
Es gab mal einen Zeit da hatte ich weniger Freunde und da war es wichtig, dass wann Dinge gibt die dir Geborgenheit geben, wie ein bestimmtes Hobby (ein Sport oder eine Kunst) oder Sauce etwas Banales wie: „alle Restaurants in der Stadt probieren“ oder „100 einzigartige Sockenpaare besitzen“.

Keiner kann dein Leben kontrollieren außer du! Deswegen solltest du versuchen Tag zu einem Tag mit Bedeutung zu machen, beziehungsweise auch mal das Gegenteil: einfach garnichts tun und zu dir zurückkommen. Es ist okay wenn man eine Nacht im Zimmer sitzt und sich Gedanken über sein Leben macht wie du ( du hast den Beitrag hat um 1 Uhr morgens verfasst hahaha) und genau sowas hilft einem auch wieder auf die Beine zu kommen~

Es war ein Zufall dass ich heute auf dieses Forum gestoßen bin, aber dadurch dass ich dir evtl. helfen konnte, habe ich mir auch etwas selbst geholfen, weswegen ich mich bei dir bedanke!

Ich hoffe ich konnte dir helfen
Mfg
Melinda
 

Skyma

Aktives Mitglied
Die einzige Person, die dir Geborgenheit geben kann ist du selbst.
Da muss ich leider Recht geben.
Ich bin dir, TE, sehr ähnlich. Ich bin 20 und habe auch ein starkes Bedürfnis nach Geborgenheit, welches in der Schulzeit auch "erfüllt" wurde. Jetzt in der Uni fühle ich mich total verloren, weil alles so groß und unpersönlich ist und das hat mir sehr unangenehme, psychische Probleme eingebracht. Vielleicht solltest du versuchen, den Halt in dir selber zu finden. Dann ist es auch egal, wo du gerade bist, glaube mir! Das muss ich gerade auch lernen :)

Ich möchte irgendwie mein Bedürfnis nach Geborgenheit ausleben. Aber ich habe das Gefühl, je erwachsener man wird, desto weniger Verständnis von der Gesellschaft bekomme ich dafür. Mal abgesehen davon, dass ich zu Personen, die dafür infrage kommen, irgendwann ab einem bestimmten Grad der Nähe auf ein wenig Distanz gehe, weil wahrscheinlich der Erwachsene Teil in mir der anderen Person das dann doch nicht zumuten möchte oder ich einfach Angst habe, dass es kaputt geht.
Gegen Kinder habe ich theoretisch nichts, finde sie niedlich und alles, aber ich könnte ihnen nicht den halt geben, den sie brauchen. Sie hätten ergo in meinem jetzigen Alter die selben Probleme. Ich würde wahrscheinlich von meinem Kind erwarten, dass es mir das gibt
Lustig - Ich habe die selben Gedanken. Mir machen diese Gedanken aber auch Angst, denn eigentlich wollte ich schonmal Familie haben...Aber das wird vielleicht tatsächlich etwas besser, wenn man älter wird. Ich habe mich auch zwischen 18 und 20 total verändert, was mein Innenleben betrifft. Irgendwie bin ich tatsächlich etwas erwachsener geworden, auch wenn ich das weder wollte, noch mir vorstellen konnte.
 
G

Gelöscht 77808

Gast
Wenn ich - als einer der Älteren - Eure Beiträge lese, dann dies für mich Erinnerungen, also keine neuen Fragen und deren Antworten.
Dies liegt dran, dass man sein Leben nur vorwärts leben kann, aber rückwirkend zu verstehen lernt.

Die TE hat es z.B. aus ihrer Sicht richtig gut beschrieben, dass sie aktuell noch kein Verhältnis zu Geld hat.
Für mich wiederum sieht das anders aus, weil ich Geld verdienen kann und gut schätzen kann, wie viel etwas kostet, das ich haben möchte oder brauche.
Also überlege ich, wie viele Stunden ich für einen Gegenstand arbeiten muss und wie schwer die Arbeit sein darf, damit er es mir wert ist.
Die TE bekommt aber Taschengeld, daher hat sie entweder das Geld oder sie hat es nicht; der Aspekt, dass Arbeit „weh“ tut ,müde macht und Freizeit kostet, fällt komplett weg.

Der Beitrag mit dem Beispiel der Uni ist auch gut. Dort wird beschrieben, dass die Uni so groß und fremd erscheint, dass man sich verloren fühlt.
Dazu kann ich auch ein gutes Beispiel nennen.
Kleinkinder badet man, indem man das Köpfchen festhält und Wasser langsam über die Haare laufen lässt, aber nicht ins Gesicht.
Sind sie etwas älter, so kann man sie in die Badewanne setzen, aber noch nicht mit zuviel Wasser.
Es kann halt sein dass sie Angst haben zu ertrinken, dabei müssten sie sich lediglich hinsetzen um sich geborgen zu fühlen.

Seekapitäne dagegen haben gelernt, dass sie ihrem Schiff vertrauen, und klappt das mal nicht, so haben sie einen Notruf, Rettungsboote und –ringe, Schwimmwesten – sowas.
Natürlich sehen sie auf dem Ozean Kilometer weit kein Land, dafür haben sie aber Navigationssysteme, und die zeigen ihnen, „wo“ sie sich gerade befinden.
Dieses „wo“ ist für Andere nicht aussagekräftig und macht Angst, Kapitänen reicht es aber, dass sie ihre Position auf wenige Meter genau „wissen“, dass es dieses „hier an dieser Stelle“ gibt.

So ist es dann auch an der Uni. Man wird förmlich von der Größe erschlagen, weiss aber, wie lange man gehen muss, um in einen ganz bestimmten Raum zu gelangen, an dem man einen ganz bestimmten Platz hat.
Hier ergibt sich die Geborgenheit also über ein paar Umwege, man ist de facto auf dem Weg zum Vorlesungssaal noch nicht geborgen, weiss aber, dass man es in Kürze sein wird.

Die Entwicklung des Geborgenseins hängt aber nicht nur von Orten und Räumen ab sondern auch davon, was man tut.

Kleine Entchen wachsen in einem Nest auf, das zunächst die Grenzen des Lebensraums darstellen.
Bald müssen sie aufstehen und herum laufen.
Die Mutter zeigt ihnen, wie man pickt und was man picken soll und sie machen es nach.
Finden sie dann etwas, so schmeckt das lecker und gibt ein gutes Gefühl.
Die Distanz zwischen der Mutter und den Kindern wird dann langsam immer etwas größer und sie wagen sich etwas weiter weg. So lernen sie, selbstständig zu leben.

Als Mensch wohnt man zunächst im Kinderbettchen, dann in der Wohnung, in der KiTa, Schule, dann in einem Ausbildungsbetrieb.
An all den Orten, die von aussen grau und kalt aussehen, gibt es innen eine Stelle mit einem Stuhl, der sich warm anfühlt und zu dem man gerne hin möchte, weil man ihn kennt.
Es kann aber nicht nur ein Stuhl sein, es kann auch eine Werkbank für Schlosser sein.
Dort lernt man dann, etwas zu produzieren.
Wenn man das kann, nimmt man sein Werkzeug mit und sucht einen fremden Ort auf, um dort eine Aufgabe zu erledigen.
Das Werkzeug und das Wissen, wie man damit umgehen muss und die vorher beschriebene Aufgabe machen einen sicher, dass man weiss, was man tut und wie man es tut.
Die Sicherheit ersetzt dann eine Geborgenheit in dem Sinne, dass sich kein anderer mehr über einen zu beugen braucht, um ihn vor einer Ungewissheit zu schützen.

Als Schäfer steht man zB mit einem vollkommen wasserdichten Mantel draussen im Regen aber es macht nichts. Der Hund kommt aber dann und schlüpft mit unter den Mantel. So fühlt man sich als Schäfer bei Sturm und Schauern geborgen und gibt sogar noch Geborgenheit ab.

Ein Leben mit einer Familie (als Eltern) muss man allerdings zu führen lernen, und muss dabei – wie der Schäfer oder der Kapitän – sich selbst genug sein.
Durch heraus wagen, Nasenspitze durch den Türspalt, am Leben schnüffeln.
Erst dann hat man die Möglichkeit, selbstsicher Geborgenheit geben zu können, um nicht bei kleinsten Anlässen selber nach Hilfe zu rufen.

Ich hab diese Entwicklung zum Erwachsensein, die mit zunehmender Geschwindigkeit voran läuft, insbesondere bei Leuten zwischen etwa 19, 20 und 23 bis 25 Jahren mitbekommen.
Bei mir selbst ging die „Kraftkurve“ noch bis rund 27 weiter, blieb dann eine Zeit lang und wurde dann langsam wieder etwas weniger. Dieselbe Kurve kann man übrigens bei Fußballspielern oder Leistungssportlern beobachten.

Die „Wissenskurve“ hat mit Beginn der Ausbildung begonnen und hat sich allerdings erst vor rund 10 Jahren so eingependelt, dass ich meine, mir allein in allen unmöglichen Situationen etwas einfallen lassen zu können, was hilft.
 
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