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Angst vor Ablehnung

ceylan

Neues Mitglied
Hallo zusammen.

Es ist schon eine ganze Weile her das ich mir meinen Account für dieses Forum erstellt habe. Was uch immer mich abgehalten hat endlich los zu legen, scheint überwunden...
Der Text ist ganz schön lang geworden wie ich finde. Danke an jeden der ihn bis zum Ende liest und seine ganz eigene Meinung dazu postet.
Ich habe so einiges "angerissen". Ich hoffe, so bekommt Ihr einen kleinen Eindruck von dem was mir durch den Kopf schwirrt...

Ich habe Angst. Wovor? Mittlerweile recht einfach zu beantworten. Vor Ablehnung. Ablehnung in jeder erdenklichen Art und Weise. Familie. Beziehung. Beruf. Bekannte & Freunde.



In den letzten Monaten und Wochen ist mir erstaunlicher Weise immer klarer geworden was in meinem Leben so alles falsch läuft. Ich habe den stetigen Drang es allen und jedem recht zu machen. Erstaunlicher Weise klappt das auch immer und immer wieder, denn ich verbiege mich selbst so sehr das es eigentlich schon wehtun sollte.



Ich habe Angst nicht jedem in meinem Umfeld gerecht werden zu können. Ich habe Angst, jemand könne mich aufgrund meiner Entscheidungen nicht mögen oder ablehnen. Ich befürchte jemand könne mich aufgrund meiner Statur, meines Gesichtes oder was auch immer nicht mögen.


Begonnen hat das alles vor vielen Jahren in meiner Jugend. Ich bin Heimkind. Wie es dazu kam, mag ich grad nicht besprechen. Vom Typ her bin ich eigentlich auch jemand, der Streit nicht unbedingt mag. Es hat sich aber früh herausgestellt, das andere Jungen und Mädchen immer wieder mich dazu auserkoren, ihrer Seele ein wenig mehr Frieden zu schenken, indem sie ihren ganzen Scheiß an mir ausgelassen haben. Hat eine dreiergruppe jemanden zum Hänseln, zum Ärgern, zum Lästern oder was auch immer gesucht, war ich stets dabei. Und zwar als derjenige, der den ganzen Mist mal so über sich ergehen lässt und nicht wusste wie er sich zur Wehr setzen sollte. Wenn so etwas über mehrere Jahre ertragen wird, sage ich mir heute selbst, dass es nur so enden konnte wie´s grad mal ist. Irgendwann habe ich tatsächlich auch mal angefangen, mir Freundschaften zu erkaufen. Was habe ich nicht alles verteilt. Süßigkeiten. CDs. Gelds. Was nur so ging wurde rausgehauen. Nur um einen einzigen Tag in Frieden verbringen zu können.


Natürlich gab es auch in meiner Familie Probleme. Mein Vater ist vom Typ her: Mann. Mit jeder erdenklichen Faser seines Körpers. Er ist sportlich, hat viele Macho Freunde die sich für mindestens genau so toll halten wie er selbst. Was ich bin? Schwul. Und das schon immer. Und in seinen Augen somit schon mal gar kein Mann. Nicht mal überlebensfähig. Demnach hat er mich auch als Kind schon sehr gegängelt. Ich sollte so werden wie er war. Ein Mann halt. Ich selbst betrachte mich selbst schon als Mann. Aber wahrscheinlich mit ganz anderen Augen. Ich hatte keine Lust auf Unternehmungen mit ihm, schon gar kein Sport, Gartenarbeit oder was auch immer. Eigentlich hatte ich schon immer so meine eigenen Dinge im Kopf. Heute weiß ich dass er mich schon irgendwie liebt. Auf seine Weise eben. Er ist nicht der Typ der jedem seine Gefühle auf die Nase bindet. Er behält sie lieber für sich und schweigt sie einfach aus.


Mit meiner Mutter hingegen war es viele Jahre sehr angenehm. Aber auch mit ihr hat es schon mal ordentlich geknallt. Wie Kinder eben sind. Wenn ich heute zurück denke, komme ich aber immer und immer wieder auf so einige Situationen in denen ich mich verraten gefühlt habe. Ich erinnere mich an eine Situation, in der sie meinem Vater nach einigen Wochen doch noch erzählt hat das ich die Schule einige Tage geschwänzt hatte, obwohl sie mir sagte das sie meinem Vater nichts sagt. Denn die Reaktion meines Vaters war jedem bekannt. Er schlug auch ganz gerne mal zu. Und genau so kam es dann auch.



Ich erinnere mich daran, dass mein Vater den Kopf meiner Schwester einige Male gegen die Wand gehauen hat, nachdem sie einem Freund einen Kaffee gekocht hatte, Selbstverständlich ohne das Wissen geschweige denn deren Anwesenheit. Ich stand daneben und erinnere mich gerade jetzt wieder an das Gefühl von damals: Hilflosigkeit.



Mit meiner Schwester das gleiche Spiel. Sie sagte sie meldet sich, tat sie aber nicht. Sie sagte sie kommt zu meiner Kommunion. Ist sie aber nicht. Sie hat gesagt sie würde mit schreiben. Hat sie bis heute nicht.



Alles in allem war es sehr schwer zu Hause. Ich erinnere mich nicht daran irgendwann einmal für etwas dass ich tat, gelobt worden zu sein. Ich hatte immer das Gefühl, nicht an die Erwartungen meiner Eltern oder wem auch immer, heran zu kommen. Würde mich heute jemand fragen ob ich eine glückliche Kindheit hatte, würde ich mit Nein antworten. Sicherlich gab es die eine oder andere erheiternde Begebenheit. Vielleicht habe ich sie verdrängt. Ist das Gefühl der Ablehnung so in mir vertieft, das ich mich selbst so sehr ablehne??


Ich gehe Konfrontationen, gerade auch dann wenn ich nicht involviert bin, gerne aus dem Weg. Nicht das mich noch jemand fragt wie ich die Situation einschätze und mich mit einer Antwort auf eine Seite der gegnerischen Parteien schlage. Ich kann oftmals nicht zu meinen Entscheidungen stehen. Dabei denke ich mir auch oft: Na scheiß doch drauf und lauf mal endlich mit dem imaginär erhobenen Mittelfinger durchs Leben und mach einfach. Mach es einfach. Aber dann ist sie da wieder, diese Blockade.


Wenn ich mich so selbst betrachte bin ich, rein Äußerlich, ganz zufrieden. Klar, hier und da ein bis acht Kilo zu viel, da mal wieder n Pickel und bla bla bla. Aber es ist in Ordnung. Dazu kann ich stehen. Ich kleide mich ordentlich. Ich weiß wie ich mich wann und wo auch immer zu verhalten habe. Der Job passt auch. Meine Beziehung: Seit 13 Jahren OK. Ich könnte also ganz zufrieden sein, bin es aber nicht. Denn es passiert immer und immer wieder dass ich von dieser beschissenen Angst überfallen werde.


Gehe ich an einer Gruppe Menschen vorbei die Lacht, beziehe ich dieses Lachen gleich auf mich. Klar könnte es sein, das gerade jemand einen tollen Witz erzählt hat, aber ich weiß es nun mal nicht genau. Wenn ich bemerke, das ich beobachtet werde, denke ich mir gleich das dieser jemand innerhalb der letzten 30 Sekunden mindestens 100 Punkte an mir gefunden hat über die es gleich zu lästern gilt. Klar, jeder beobachtet mal ganz gern und lästert mal hier und da. Auch ich. Aber wieso können es manche leichter abtun als die anderen??

Es gab auch schon Zeiten in denen ich mit gesenktem Kopf an Menschen vorbei ging, nur um ihren Blicken auszuweichen. Das hab ich mittlerweile mehr oder weniger im Griff.



Mir ist aufgefallen, dass diese Angst noch schlimmer wird, wenn jemand vor mir steht der in meinen Augen gut aussieht. Komisch oder?? Es hält mich davon ab, an eine bestimmte Kasse zu gehen, nach einem Kleidungsstück in meiner Größe zu fragen, Zigaretten zu kaufen oder was auch immer.



Ich habe auch oft das Gefühl beobachtet zu werden. Dafür gibt’s aus meiner Sicht nicht mal ´nen Grund. Ich achte wirklich auf jede Kleinigkeit aus dem Haus gehe. Wahrscheinlich ist es nicht mal so das mich die Leute beobachten sondern ich gerade nur durch ihren Blickwinkel laufe. Aber das ist eben dieses Gefühl…


Ich wohne aktuell in einem recht kleinen Dorf im Ruhrgebiet. Die Leute, gerade um uns herum, haben wohl verstanden dass im Haus gegenüber zwei Schwule wohnen. Und ich denke ernsthaft darüber nach, was diese Leute wohl davon halten.


Leute, was ein Roman.
Wozu?
Ich möchte andere Meinungen hören. Vielleicht von Leuten denen es genauso geht oder ergangen ist. Ich will raus aus diesem Sumpf. Ich habe das Gefühl das ich untergehen werde, wenn ich jetzt nichts mache.
 

das Gefühl

Aktives Mitglied
Was die Leute über Dich denken oder sagen (wenn Du nicht dabei bist) kannst Du nicht kontrollieren. Es ist unmöglich!!! Und diese Erkenntnis voraussgesetzt...lohnt es sich noch nicht einmal, sich Gedanken darüber zu machen.
Du leidest unter einer Angststörung. Und verwunderlich ist das nicht. Die Ursache liegt genau in dem, was Du uns gerade hier nicht mitteilen wolltest. Da sitz etwas verdammt tief. Aber es sind natürlich auch noch die anderen Punkte, die Du hier erwähnst. Der Vater, der Dich nie akzeptiert hat, hat Spuren hinterlassen. Du hast Gewalt erfahren und "musstest" Dir Deine Freunde sogar kaufen. Das Problem ist ja zunächst mal, dass Du durch all die schlimmen Dinge, die Dir widerfahren sind gar kein Selbstwertgefühl aufbauen konntest. Und das kommt auch nicht von heute auf morgen. Ich denke, Du musst Dir Hilfe suchen!!!
Wenn Du magst, schau doch mal nach dem letzten Beitrag, den ich (und andere User) zum Thema Angst geschrieben habe/n (Profil). Die anderen User kennen sich gut damit aus und haben hilfreiche Beiträge geschrieben. Wusel Dich da doch mal ein bißchen durch! Es gibt hier viele Beiträge zu dem Thema und auch Gruppen, in denen Du Dich austauschen kannst. Ich glaube, dass Du dann erstmal einen Einstieg hast.
Erstmal liebe Grüße
 

Hexe46

Aktives Mitglied
hallo Ceylan,

du hast dein Problem doch schon sehr gut selbst erkannt. Dies ist der erste wichtige Schritt zur Veränderung.
Jetzt ist es wichtig so viel positive Erfahrungen wie möglich zu sammeln.
Wie sieht es mit deinem Partner aus? Hast du da auch diese Angst?

Mein Mann wollte früher auch allen immer alles Recht machen, aus Angst vor Ablehnung.
Dieses Verhalten wird in der Kindheit geprägt.
Er selbst fühlte sich dabei nicht wohl und das belastete unsere Beziehung.
Lange Rede kurzer Sinn, er hat gelernt "Nein" zu sagen. Auch wenn es ihm auch heute noch in manchen Situationen schwer fällt.
Er glaubt auch oft, dass Freunde über ihn reden oder lachen, was aber nicht so ist.
Sie lachen ihn nicht aus, sie scherzen manchmal ohne zu wissen, dass es ihn dann doch sehr trifft. Miteinander ehrlich reden hilft da schon um diese Missverständnisse aufzuklären.
Wenn wir unterwegs sind und er das Gefühl hat, die Leute gucken ihn so komisch an sag ich ihm:" na, vlt. finden die dich toll, siehst doch gut aus". Oder ich sage:" Bist ja gar nicht eingebildet, die gucken dich nicht an, die gucken durch dich durch;)".

Also, nicht aufgeben, arbeite weiter an dir. Trau dich ruhig, "Nein" zu sagen.
Du wirst sehen, die Welt geht dann nicht unter. So Einige werden irritiert sein, auch mal sauer aber echte Freunde akzeptieren ein "Nein" und stehen zu dir.

P.S. ich als "Kind aus dem Ruhrpott" frag mich grad wo wir hier ein Dorf haben;)

l.g. Hexe
 

ceylan

Neues Mitglied
Genau deshalb bin ich hier; ich will an mir arbeiten!

Augeben ist bei mir nicht drin. Nicht jetzt. Nicht in Zukunft.
Ich denke es gibt noch viele Hürden die zu meistern sind. Es wird sicherlich nicht leicht, aber es geht weiter!
c. xx
 
G

Gast

Gast
Ich habe ein schreckliches Gefühl, wenn jemand mal nicht lächelt. Jeden Tag gibt es irgend jemand im Kollegenkreis, der mir mal nicht das Lächeln schenkt das ich benötige. Und sofort geht's mir schlecht . Richtig schlecht. Ich bin mega freundlich zu allen Menschen .Danke für die Zeilen. Ja, ich finde mich 100 prozent wieder. Heimkunft, brutale Eltern, Geschwister konkurrieren und melden sich Jahre lang nicht. Es schreit in mir, fast jeden Tag. Niemand merkt es. Alle halten mich für stark und sind voll überrascht wenn ich mal etwas darüber erzähle...
 

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