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Angst um soziales Leben

Dr. Nixda

Neues Mitglied
Hallo,

zur Zeit habe ich einfach keinen mit dem ich über sowas reden kann. Ich hoffe ich stoße hier auf offene Ohren.
Mein derzeitiges Problem ist, dass sich alle von mir abgewandt haben.
Meine ganzen Freunde haben sich schon über ein halbes Jahr nicht mehr gemeldet. Nicht einmal über Weihnachten und Silvester! Ich sitze jeden Tag nach meinem gewohnten Tagesablauf daheim und schaue nur in die Glotze oder in den PC. Obwohl ich eigentlich viel unterwegs bin, fehlt es mir den Rest den Tages einfach mit wem zu reden.

Ich habe schon versucht durch sportliche Aktivitäten im Verein was mit wem aus dem Dorf zu machen.
Ich spiele Fußball (2 mal die Woche Training und 1 Tag Spiel). Außerdem gehe ich 3 mal die Woche ins Fitnessstudio. Nur um jemanden in der Nähe zu haben. Ich will versuchen mit den Leuten zu reden, aber mir fällt nie ein richtiges Thema ein. Spätestens nach 5 Minuten geht mir der Gesprächsstoff aus und ich versuche zwanghaft ein neues Thema zu finden, was mir jedoch nicht einfach fällt.
Diese Einsamkeit ohne Freunde (oder Beziehungspartner) frisst mich innerlich auf. Jeden Tag werde ich depressiver.
Die einzigen die mir bleiben ist meine Familie.
Ich kann meinen Urlaub nicht einmal richtig genießen. Jedes Mal wenn ich Urlaub habe denke ich mir, ach wie gerne ich jetzt in der Arbeit wäre. Nur um meine Zeit zu vertreiben.

Früher war ich die Selbstbewusstheit in Person. Jetzt aber traue ich mich nicht mal mehr meine Bekannten/Verwandten anzusprechen, wegen dem Thema mit Gesprächsstoff, etc.

Wisst ihr vielleicht was ich tun sollte? Was ich machen kann?
 
P

Phyllis

Gast
Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Ich selbst bin eigentlich die größte Quasselstrippe (wenn ich sterbe, schreiben sie auf meinen Grabstein: "Endlich ist sie ruhig!"), aber ich habe leider lange sehr abgekapselt leben müssen und hatte Probleme, auf andere zuzugehen. Vor zwei Jahren hatte ich außer meiner damals besten Freundin niemanden mehr, wirklich keinen, denn auch meine Familie hat... Sagen wir, eher kontraproduktiv, wenn überhaupt, agiert. Ich war der festen Überzeugung, dass keiner mehr etwas von mir wissen wollte.
Genau wie du fürchte ich kaum etwas mehr als die Einsamkeit, und deshalb habe ich irgendwann angefangen, mir Vorwände zu suchen, um mich bei meinen damaligen Freunden und Bekannten zu melden. Fragen wegen der Schule oder zu einem Thema, über das der andere besonders viel wusste. So sind wir ins Gespräch gekommen und haben dann wieder richtige Beziehungen zueinander aufgebaut. Durch meinen Wohnortwechsel vor einem Jahr hat sich zwar mein Freundeskreis ziemlich verlagert, aber einige von früher sind mir doch geblieben. und es kamen welche dazu, weil ich ja jetzt wusste, wie's geht.
Das Entscheidende ist, dass du auch mal selbst das Telefon in die Hand nimmst. Manchmal haben die anderen zu viel um die Ohren, gerade in der Zeit zwischen den Tagen, oder sind sogar beleidigt, weil du nicht von dir hören lässt oder denken, du willst nichts von ihnen wissen. Also ruf einfach mal an und frage salopp: "Lebst du noch? Ich hab dich ewig nicht gesehen!" oder so. manchmal reicht das schon, um sich dann mal auf einen Kaffee zu treffen oder am Wochenende auszugehen oder ins Kino oder sonst irgendetwas. Wovor hast du Angst? Du hast nichts zu verlieren!
 

Dr. Nixda

Neues Mitglied
Hallo Phyllis,

erst einmal danke für deinen Rat. Aber die Option mit dem Anrufen hat nicht funktioniert. Entweder es wird nicht rangegangen oder es heißt: Tut mir Leid, ich hab keine Zeit. Ich mach da was mit meiner Freundin.
Und mittlerweile wirds immer schwerer mit Mädels zu reden, da ich mit der Zeit immer mehr Merke wie meine äußeren individuellen Merkmale "auffallen". Und ehrlich gesagt wird es mir immer peinlicher.
Früher war ich da ganz anders. Viel selbstbewusster.
Und da ich in einem kleinen Dorf wohne und schon arbeite, fällt es mir sehr schwer neue Freunde zu finden..
 
P

Phyllis

Gast
Nagele die Leute fest. Wenn sie keine Zeit haben, dann frag, wann du mal wieder anrufen kannst. Und individuelle äußere Merkmale habe ich auch. Soll ich dir davon mal ein Lied singen? Aber was ist schlimm daran? Du kannst den Gesamteindruck, den du auf die Menschen hast, durch deine Körpersprache und deine Art, dich auszudrücken, entscheidend beeinflussen. Ich bin nicht eben schlank, aber ich habe einen Bekannten, mit dem ich eine kleine, unbedeutende Meinungsverschiedenheit hatte. Als Friedensangebot sagte ich, er darf sich bis Ende des Jahres einen Spitznamen für mich ausdenken und mich nur noch so nennen. Er durfte auch richtig gemein sein, weil er so sauer auf mich war. Und alles, was dabei herauskam, war Pummelchen. Und ich dachte: Wenn das alle negativen Eigenschaften sind, die anderen an mir auffallen, dann gibt es viel Schlimmeres.
Es stimmt nicht, dass man zuerst aufs Aussehen schaut, sondern auf den Eindruck. Wenn man abweisend wirkt, wird man weniger gemocht. Das ist der ganze Zauber.
Je öfter du Kontakt mit anderen hast, desto geübter wirst du dabei. Du kannst Fehler machen und es kann mal peinliche Situationen geben, aber es geht vorbei. Und nur dann kannst du lernen und wieder Beziehungen aufbauen - egal, wie sie geartet sind.
 

Dr. Nixda

Neues Mitglied
Ja, aber ich spreche nicht von solchen Merkmalen wie - hässlich sein, fett sein, etc.
Ich habe eine Behinderung. Ich komme zwar ganz gut klar damit alleine. Aber im sozialen Umfeld ist mir das peinlich.
 
P

Phyllis

Gast
Und denkst du nicht, dass andere das vielleicht genauso sehen? Dass du damit klarkommst und das nicht schlimm ist?
Natürlich gibt es Leute, die darauf unangemessen reagieren oder gaffen.
Aber du wirst immer wieder Menschen begegnen, die dich als Person sehen, als Ganzes - und ein Handicap gehört genauso dazu wie eine große Nase oder irgendwelche positiven Eigenschaften.
Ich habe inzwischen wieder sehr, sehr viel mit Menschen zu tun, und meistens sind diejenigen, die durch irgendetwas beeinträchtigt sind, sei es eine Krankheit, eine Behinderung oder schlichtweg ein Problem mit ihrer Umwelt, die liebenswertesten. Weil sie die Welt anders sehen und viel mehr wahrnehmen und verstehen.
Einer meiner engsten Freunde hat ein Asberger- Syndrom. Ich kenne niemanden, der einem so gut zeigen kann, wie man die Perspektive wechseln kann.
Gib den Menschen eine Chance, es werden dir auch immer wieder Menschen eine Chance geben.
Nur wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Natürlich kann es eben sein, dass du nicht gleich nur Erfolgserlebnisse hast. Sozialverhalten kann man verlernen. Gib dir Zeit. Bald wirst du sehen, dass es immer einen gibt, der übrig bleibt, wenn sich die Spreu vom Weizen trennt, und der wird immer da sein.
 

Dr. Nixda

Neues Mitglied
Danke, dass du mir Hoffnung schenkst!
Nur habe ich eine Frage. Ich spreche jetzt ganz offen darüber. An meiner rechten Hand haben sich keine Finger gebildet. Und da man sich üblicherweise ja mit einem Händedruck der rechten Hand kennenlernt habe ich schon immer Angst davor gehabt fremden meine rechte Hand zu geben, da sie vielleicht geschockt sein könnten.
Ich gebe immer die linke Hand zum Schütteln her. Die meisten sind daraufhin irritiert.
Wie gehe ich am besten damit um, um niemanden zu irritieren/schocken?

Ich hoffe du weißt wie ich das am besten machen kann, denn das ist meine größte Hürde zum neuen Kennenlernen.
 
P

Phyllis

Gast
Ich habe ein Jahr in einem Internat gelebt. Wir bekamen ein neues Mädchen, dem zwei Finger an der rechten Hand fehlten, und deshalb hat sie immer die Linke zum Schütteln gegeben. Ich selbst habe ein Problem, rechts und links zu unterscheiden, deshalb tue ich das manchmal auch, ohne es gleich zu merken. Keine von uns ist je darauf angesprochen worden. Und spätestens wenn wir uns besser kennen gelernt haben, hat es keinen mehr gekratzt. In der Welt hast du es in der Regel mit Menschen zu tun, und Menschen können grausam sein, keine Frage. Aber meistens sind sie es nicht, weil Menschen zu den wenigen Wesen gehören, die Sympathie empfinden können.
Letztendlich musst du es so machen, wie es für dich am angenehmsten ist. Wenn die Leute irritiert sind, kannst du letztlich leider nichts dagegen tun. Wenn sie nachfragen, solltest du ihnen die Wahrheit sagen, dass du mit der rechten Hand eben ein Problem hast oder wie du es ausdrücken möchtest. Und dann ist das so. Es ist ja genauso ein Teil von dir wie dein Gesicht oder deine linke Hand oder deine Füße.
Und letztlich ist ja nicht viel dabei. ich meine, klar, Handicap ist Handicap. Aber stell dir vor, du könntest die Menschen um dich herum nicht verstehen, weil dein Gehirn anders funktioniert, so wie bei meinem Kumpel, den ich schon erwähnt habe. Das wäre viel schlimmer.
Und ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der, nur, weil dein Bauplan etwas anders umgesetzt wurde als bei den meisten Menschen, nichts von dir wissen will. Und wenn du so jemandem begegnest - ist das dann Gesellschaft, auf die du Wert legst?
 

Dr. Nixda

Neues Mitglied
Ich muss mich echt bedanken bei dir!
Dank dir versuche ich jetzt das mal wieder auszuprobieren. Danke für alles.
Ich weiß zwar nicht ob alles so schnell gehen wird. Aber du hast recht! Wie im Sport muss man auch mal Rückschläge erleiden. Aber immer wieder aufstehen! :)
 
P

Phyllis

Gast
Wenn du das komplett vermeiden willst, begrüße die Leute einfach ein bisschen anders. Meistens sind es ja eher formelle Anlässe, in denen man "Pfötchen" geben muss. Dann lerne die Leute eben einfach unverbindlich kennen, ehe es offiziell wird, damit du die Unsicherheit verlierst.
Und noch eins: Ehrlichkeit funktioniert meistens am besten. Sonst sage von vornherien, dass du vielleicht nicht so geschickt bist im Umgang oder dich leicht verunsichern bist oder was du für das Grundproblem hältst. Das ist eine gute Übung, und wenn man offen zu seinen Problemen steht, fällt es auch leichter, sie zu lösen. Mit Anlauf!
 

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