Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Alternative zum Studium

Ö

Ölfabrik

Gast
Hallo miteinander :)

Ich bin neu hier im Forum, weil ich kürzlich mein Studium begonnen habe, aber ziemlich unsicher bin.
Lange Zeit wusste ich nicht, was ich studieren könnte, und habe mich dann für geisteswissenschaftliches Studium entschieden. Jetzt hats begonnen, und ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wie das rauskommen soll. Die Themen sind eigentlich interessant (habe diverse verschiedene Fächer) und ich könnte mir wenig spannenderes vorstellen (obwohl wir auch langweilige Fächer haben), nur mit Germanistik habe ich noch geliebäugelt, aber dann gedacht, dass ich als Nicht-Leseratte falsch am Platz wäre - ich lese zwar gerne, aber sehr selten einfach nur so zum Spass einen Roman. Aber darum gehts nicht. :rolleyes:
Irgendwie bin ich in einer Sinnkrise, ich kann mit beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich das jetzt mindestens fünf oder sechs Jahre lang machen sollte, und wie es so ist, habe ich auch keinen Plan wie und vorallem wo ich später Arbeit finden soll als Geisteswissenschaftler. Zum Lehrer berufen fühle ich mich nicht, und auch sonst fehlt mir ein bisschen eine Vorstellung. Fünf Jahre ins Blaue hinaus zu studieren ohne Ziel ist nicht mein Ding. Ich war seit je her ein bisschen ein Allrounder, ich hatte nie ein wirklich starkes oder schwaches Fach in der Schule, interessiere mich für Autos wie auch für Natur und für Politik genauso wie für Musik. Nicht im Sinne von Gleichgültigkeit, diese Dinge haben mich wirklich interessiert, aber mit einem klaren Interesse wäre wohl auch die Studien- und Berufswahl einfacher.
Ich weiss, wie bescheuert es ist, schon nach einigen Tagen das Studium in Frage zu stellen. Aber im Moment scheinen mir die kommenden Jahre wie ein riesiger Fels vor mir, und es ist unvorstellbar, dass ich jetzt nach einem Jahr Arbeit wieder das ganze losgeht, am Abend und am Wochenende ständig an Lernen denken zu müssen. :( Fünf Jahre kein Geld, fünf Jahre im Elternhaus, fünf Jahre x Kilometer Pendeln und ohne genau zu wissen wozu. Nicht, dass ich zuhause unglücklich wäre oder irgendwie Geld bräuchte, ich habe in meinem Jahr arbeiten viel gespart und kaum was ausgegeben, aber irgendwie fühlt sich das langsam leer an.
Das Problem ist aber auch, dass ich überhaupt keine Alternative sehe. Ich habe keine Ausbildung auf der ich arbeiten könnte, und ich wüsste auch nicht, was ich für eine Ausbildung machen sollte - nach Matur bzw. Abitur noch eine Schreinerlehre oder ähnliches wäre irgendwie seltsam und ich weiss auch nicht, ob es mir da nicht genau gleich gehen würde. ;)

Ich weiss eigentlich gar nicht, was ich von euch will, manchmal muss man seine Gedanken auch einfach mal niederschreiben, und wenns noch jemanden interessiert umso besser. :)
Vielleicht kennt ihr die Situation, und könnt mir Erfahrungen mitteilen. Hat jemand ein Studium abgebrochen? Was passiert dann? Dann stünde ich vor einem grossen nichts. Vorerst keine finanziellen Sorgen, aber auch keinen Plan, was ich tun könnte.
Oder kennt jemand diese Zweifel, weil man vor etwas steht, dass bedrohlich wirkt? Fünf Jahre Prüfungsstress vor mir, keine Ahnung, was danach kommt und ob es Jobs gibt, die mich irgendwie interessieren könnten.
Irgendwie ist es auch eine Sinnkrise des ganzen Lebens, weil ich gar nicht wüsste, was ich lieber möchte anstelle dieses Studiums. Eine Berufsausbildung, Schreiner (ein willkürlicher Beruf, das möchte ich nicht werden :p) scheint mir auch nicht die Erfüllung aller Träume, früher oder später werde ich wohl auch dort fragen müssen, wohin ich eigentlich will. Aber zumindest könnte ich so gezielt auf einen Beruf zusteuern und hätte diese fünf Jahre Prüfungsstress nicht.
Wenn ihr mich beraten könnt, zum Thema Studium, Studienabbruch oder auch allgemein zu meiner Sinnfrage, bin ich euch sehr dankbar.

Liebe Grüsse

eure Ölfabrik (meine mangelnde Kreativität wird immer hart geprüft wenn mich irgendwas nach einem Accountnamen fragt :D)
 
G

Gast

Gast
Hallo liebe Ölfabrik :D
also erstmal kann ich dich sehr gut verstehen. Ich habe auch begonnen ein geisteswissenschaftliches Fach zu Studieren, und schnell gemerkt das es nichts für mich ist bzw. die niedrigen Chancen dannach haben mich auch abgeschreckt. Wenn ich du wäre, würde ich noch ein bisschen warten und gucken wie es sich so entwickelt. Informier dich nebenbei, was es sonst noch für Fächer gibt ggf. nach einer Ausbildung. Ich finde du solltest so eine Ausbildung nicht unterschätzen ;) Ich bin mehr gefordert in meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin als in den 3 Semestern Studium die ich absolviert habe.

LG

Coco
 
G

Gast

Gast
hi oelfabrik,

deine fragen bezueglich der sinnhaftigkeit deines studiums sind sehr berechtigt - allerdings haettest du dich das wohl besser gefragt, *bevor* du dich fuer das studium entschieden hast.

ich halte auch ueberhaupt nichts davon, einfach mal irgendwas studieren zu gehen, nur weil man eigentlich nicht weiss, was man tun soll. nein, fuer ein studium muss es gruende geben, es muss einen interessieren und am besten sollte man spaeter auch geld damit verdienen koennen. aber man macht ein studium nicht aus verlegenheit. dann besser eine ausbildung machen.

aber: der zeitpunkt fuer solche ueberlegungen ist verpasst. gut, wenn du nun nicht mehr studieren willst und fuer direkt sofort einen ausbildungsplatz findest, ok, dann machs! aber wenn du nicht fuer sofort einen findest, dann wohl erst fuer naechsten sommer, d.h. du hast dann mindestens ein jahr schon mal verloren. und was tun mit dem jahr? na, dann gib in deinem studium dein bestes! probiers wenigstens mal aus, wie das so fuer dich ist, zu studieren. dann weisst du es fuer die zukunft. wenn du dagegen jetzt schon nach 3 tagen aufhoerst, wirst du dich ewig fragen, ob die entscheidung richtig war.

also, wenn wir mal von dem fall absehen, dass dir eine sofort besetzbare ausbildungsstelle ueber den weg laeuft, die dir gefaellt, dann gibt es fuer das naechste jahr nur einen sinnvollen weg: studiere weiter.

du kannst dich aber fragen, ob du fuer naechsten sommer eine ausbildungsstelle suchen solltest.

solltest du?

ich weiss es auch nicht. sicher, besser nur ein vergeudetes jahr als gleich fuenf vergeudete jahre. andererseits sinds bis zum bachelor ja nur drei jahre. das sind dann nach dem ersten jahr nur zwei jahre mehr, und dann haettest du einen hochschulabschluss. das ist eine wichtige sache, auch dann, wenn du in dem fach selbst dann keine arbeitsstelle findest.

tja, das ist eine schwierige abwaegungsfrage.


dazu moechte ich dir noch was erzaehlen, aber spaeter, muss grad unterbrechen...
 
Ö

Ölfabrik

Gast
Danke für eure Antworten. :)

Ich werde bestimmt vorerst noch weitermachen, es wäre auch lächerlich und würde zu berechtigterweise verständnislosen Mitmenschen führen nach so kurzer Zeit aufzuhören.
Eine Ausbildung möchte ich nicht unterschätzen - viel kürzer geht das ganze auch nicht, und vom Stundenaufwand schätze ich es sogar höher als ein geisteswissenschaftliches Studium. Aber der Vorteil wäre natürlich ein klares Ziel vor Augen zu haben, dass einem anspornen kann. Jetzt gehe ich einfach dahin, weil es interessant ist - aber wenn ich einmal ein Tief oder viele langweilige Fächer habe, werde ich wohl schneller mal das ganze hinterfragen.

Natürlich hätte ich mich das ganze vorher fragen sollen. Ich hatte nur nie wirklich eine konkrete Alternative gesehen. Ich habe das im ersten Beitrag vielleicht nicht so toll betont: Ich studiere nicht einfach irgendwas, ich studiere schon nach meinem Interesse. Ich finde dieses Jahr bestimmt keinen Ausbildungsplatz, weil die bei uns am ersten August begonnen haben und ich vorallem auch nicht genau weiss, was ich tun sollte - da bräuchte ich mindestens noch ein bisschen Zeit um mal in den einen oder anderen Job und Betrieb reinzuschauen. Insofern wäre der nächste Sommer frühester Zeitpunkt dafür.
Es ist wirklich eine schwierige Frage. Langweilig wird mir in diesem Jahr sicher nicht. Dieses Semester werde ich sehr wahrscheinlich beenden, und ein halbes Jahr könnte ich entweder wieder arbeiten oder zum Beispiel für einen Sprachaufenthalt nutzen. Ich bin nicht der Typ, der zuhause rumhängt - dazu habe ich auch die falschen Eltern. ;)
Aber wie ich abwägen muss, Studium, Ausbildung, wird wohl schwierig und mir selbst überlassen - aber ihr könnt mir vielleicht mit Anregungen einen Stoss in die eine oder andere Richtung geben, im Moment bin ich wirklich orientierungslos.

Ich bin auf jeden Fall gespannt auf deine Fortsetzung und freue mich über weitere Erfahrungen. :)
 
G

Gast

Gast
hi oelfabrik,

hier die versprochene fortsetzung...

weisst du, manchmal wird gesagt, dass man doch 90% von all dem, was man in einem studium lerne, spaeter nie wieder brauche. (statt "studium" koennte ich genauso gut "schule" oder vielleicht auch "ausbildung" schreiben, der vorwurf ist derselbe.)

und tatsaechlich braucht man wohl auch 95% nie wieder im leben. trotzdem macht man im studium eine menge erfahrungen, die einem an allen moeglichen stellen spaeter im leben weiterhelfen. und da ist es auch gar nicht sooo wichtig, was man genau studiert hat, ein akademiker hat hat einfach bei theoretisch anspruchsvolleren aufgaben ganz andere moeglichkeiten als andere.

oft hat man auch an einer stelle im studium etwas gelernt oder eine erfahrung gesammelt, die einem spaeter in ganz anderem zusammenhang weiterhilft. ich habe viel studiert und da gab es viele situationen, die mich gepraegt haben, aber eine spezielle davon will ich dir erzaehlen:

das war damals das erste chemiepraktikum, wir hatten uns unbekannte anorganische stoffgemisch zu analysieren bzw. die elemente zu trennen (trennungsgang). dazu konnte man den trennungsgang durchfuehren. man konnte aber auch verschiedene vorproben vorher durchfuehren, die einem schon einmal hinweise auf bestimmte elemente gaben.

ich fing also irgendwie den trennungsgang an, aber dann fiel mir ein, dass ich ja noch eine vorprobe sinnigerweise gemacht haette, dann wollte ich erst die vorprobe machen. vielleicht liess ich die dann aber auch wieder liegen, vielleicht fuer eine andere vorprobe, vielleicht, um doch wieder ueber den trennungsgang nachzudenken, so genau weiss ich es nicht mehr - aber ploetzlich und unerwartet kam der assistent auf mich zu und machte mir klar, dass ich da grade bloedsinn mache:

es koenne ja sein, dass ich irgendwann erkenne, ich haette die eine oder andere vorprobe erst gemacht, aber es bringe doch nichts, wenn ich dauernd vom einen experiment zum anderen huepfe. wenn ich den einen schritt des trennungsganges angefangen habe, dann sollte ich den doch zuende machen. und wenn ich erst eine vorprobe angefangen habe, dann solle ich die zuende machen. voellig egal, welche reihenfolge nun wirklich die optimale sei, ich solle das, was ich anfange, auch durchziehen, denn mit hin- und herspringen und mich immer wieder umentscheiden kaeme ich doch nie weiter.

recht hatte er.

und auch wenn ich den trennungsgang nie wieder im leben durchgefuehrt habe, dieser assistent, dessen namen ich laengst vergessen habe und von dem ich auch nicht mehr weiss, wie er aussah, hat mich mit seinem rueffel fuer mein leben gepraegt. oft schon habe ich mich daran erinnert, wenn ich mit sache A angefangen habe und erkannt habe, dass ich vielleicht erst haette B machen sollen: nein, ich bin auf dem weg zu A, also mache ich weiter, muss B halt warten, ich sollte jetzt nicht umkehren.

was ich heute anfange, das beende ich auch - vielleicht nicht immer, aber fast immer, und natuerlich nur, wenns ueberhaupt moeglich ist. aber mit dieser konsequenz habe ich schon verdammt viel erreicht.

wenn ich mir dagegen andere ansehe, zb eine tochter von bekannten: was sie so studiert und ihre zukunftsplaene, erst hueh, dann hott, dann noch wieder anders und am naechsten tag gehts wieder in ne andere richtung. vergeudet ein jahr nach dem anderen und kommt dabei keinen einzigen schritt weiter. das bringt gar nichts.


nun gut, entscheiden musst du selbst, und natuerlich muss man auch gelegentlich im leben erkennen, dass man auf dem holzweg ist, und umkehren. das blieb auch mir nicht erspart. aber vielleicht hilft dir die geschichte, die ich dir grade erzaehlt habe, ja auch bei deiner entscheidung.

viel glueck!
 
Ö

Ölfabrik

Gast
Hallo,

Vielen Dank auch für die Fortsetzung. Die Schlussfolgerung, etwas wirklich durchzuziehen, finde ich im Prinzip auch sehr wichtig. Ich möchte auch keinesfalls die ganze Zeit hin und her springen und mich doch nie festlegen. Mein Problem geht vorallem in die Richtung, dass ich gar nicht weiss wohin die Reise gehen soll. Man bleibt leichter auf seinem Weg, wenn man eine Vorstellung hat, in welche Richtung das Ziel liegen könnte, das ist wohl mein grösstes Problem beim Studium. Wenn ich eine Ausbildung anfange, dann weiss, ich dass ich in 4 Jahren Schreiner bin - oder Gärtner, Informatiker, was auch immer, arbeiten kann und mich gegebenenfalls noch nach hier oder da weiterbilden kann. Ich habe in meinem Leben nicht vieles einfach so abgebrochen, aber meistens war das ganze immer in Zwischenziele eingeteilt. 9 Jahre Schule waren sowieso klar, dann nochmal vier Jahre Matur, ein Jahr Arbeit - immer mit dem Ziel, jetzt machst du das, dann hast du den Anschluss und es geht weiter in den nächsten Schritt. Ich hatte eigentlich gar nie eine Wahl, was ich machen sollte, da blieb ich entsprechend auf meinem Weg. Aber jetzt ist plötzlich Eigenverantwortung gefragt, und ich bestimme selbst wohin die Reise geht - aber ich wurde mir dessen viel zu spät bewusst und treibe schon ins Ungewisse.
Aber ich denke, dass dein Ansatz trotzdem richtig ist für meine Situation - wenn ich mein Ziel sowieso nicht kenne, dann kann ich mindestens überzeugt den Weg gehen, den ich angefangen habe, und ein Hochschulabschluss ist ein Hochschulabschluss. Was nach dem Bachelor folgt kann ich immer noch entscheiden, aber dann habe ich mindestens mal ein Zwischenziel, worauf ich hinarbeite. Das einzige Problem ist, dass halt jetzt die Chance da gewesen wäre oder vielleicht noch ist, in der ich mein Leben hätte zu einem ungefähren Punkt einlenken können, das habe ich jetzt verpasst oder zumindest ein bisschen dem Zufall und einer Bauchentscheidung überlassen. Wie auch immer, ich danke vielmals auch noch für Teil 2 deiner Ausführungen und denke, dass sich ein Wechsel nicht lohnt, wenn ich beim anderen Weg nicht ein ganz konrektes Ziel habe. Ansonsten kommts aufs gleiche heraus und ich Ende im ewigen hin und her... :)
Du hast mir wirklich viel geholfen mit deinen Ausführungen, das hätte ich eigentlich gar nicht erwartet von so einem Forum. :D
Ich hatte den Beitrag mehr geschrieben, um meine Bedenken mal loszuwerden, aber mir ist doch einiges klar geworden, danke!

Natürlich bin auch weiter offen, wenn jemand von seinen Erfahrungen berichten kann, ob ihr eure klar definierten Ziele habt oder obs auch ohne geht... Wäre sehr gespannt.

Liebe Grüsse

Ölfabrik
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 1) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben