Alles läuft aus der Bahn (ADHS)

Bei mir ist ADHS seit der Schulzeit bekannt, nur dachte ich lange Zeit, es sei irgendwie vorbei.

Die Ausbildung als Elektroniker hab ich irgendwie mit so gerade eben bestanden und habe
seit Jahresbeginn bereits 4 Firmen durch.

Ich wurde im Lehrbetrieb nicht übernommen, also ging ich woanders hin, dort hielt es
5 Monate, dann bin ich in Zeitarbeit gewechselt, dort bin ich in 3 Firmen gewesen.

In der ersten 1 Woche, dann 2 Monate und jetzt wieder nach 2 Wochen raus geworfen
worden.

Immer waren ADHS-typische Sachen wie Ablenkung, Sachen vergessen und Trödelei
Thema. Es wurde nie konkret benannt, aber gefühlt traf immer mindestens eins davon zu.

Inzwischen droht sogar die Leihfirma mir, mich bald zu entlassen, was schon viel heißen
will, denn so schnell werfen die keinen raus.

Ich strenge mich wirklich jedes Mal an, es besser zu machen, aber irgendwie reicht es nie.

Bin echt schon am Verzweifeln deshalb.

Mit 27 (bald 28) gerade mal ein abgebrochenes Studium, eine miese Ausbildung und 4 kurze
Anstellungen sind nicht das beste Aushängeschild.

Wie soll ich da überhaupt aus dem "Sumpf" heraus kommen?

Schlafe wegen all der Gedanken selten mehr als 4 Stunden pro Nacht.

Hilfe!

Warst du denn schon einmal bei einem Arzt bzw. Psychiater für die richtige Diagnose und ggf. medikamentöse Einstellung? Eine gute Freundin von mir hat ADHS und wurde nun mit 26 (endlich) offiziell diagnostiziert, medikamentös behandelt und ist in Therapie. Sie fühlt sich wie ein neuer Mensch und man merkt ihr auch an, dass ihr Leben jetzt ganz anders läuft.

Alleine kommst du aus dem Sumpf wohl nicht heraus, aber gerade heutzutage gibt es viele Wege, dein ADHS gut behandeln zu können!

Bei Kindern und Jugebdlichen helfen etwa in der Hälfte der Fälle Medikamente sehr gut. Mit steigendem Alter werden die Medikamente dann aber seltener verordnet, da die Jugebdlichen das dann ablehnen und teilweise auch nicht mehr brauchen. Dem Grunde nach könnten die Medikamente aber auch bei dir helfen. Du solltest das mit einem Psychiater erörtern. Die Medis erhöhen die Konzentration und Leistungsfähigkeit, im Grunde sind das Leistungsdrogen.

Bei dir wäre auch eine Psychotherapie möglich. Die wirkt wiederum bei Erwachsenen sehr viel besser als bei Minderjährigen, weil du ja mit einer ganz anderen Motivation da reingehst. Diese Terapien dienen eher der Reflexion und akuten Problembewältigung. Also dem, was sich als Folge der ADHS alles anstaut an Schwierigkeiten.

Am besten wirksam sind spezielle Trainingsprogramme, eine Art Praxisorientierte Verhaltenstherapie. Es gibt da aber kaum Angebote, erst recht nicht für Erwachsene.Nach sowas kannst du aber dennoch schauen.

So weit ich weiß, ist es keine offizielle Therapie bei AD(H)S, aber es ist etwas, was du auch eigenständig versuchen kannst. Es gibt Methoden, die auch in Kliniken angeboten werden.

Regelmäßige Meditation verbessert die Fähigkeit sich zu konzentrieren/fokussieren und ruhiger und gelassener zu werden. Andere gute Methoden sind autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson, um den Körper und Geist zu entspannen. Ich selbst habe mit allen drei Methoden gute Erfahrungen gemacht. Es braucht dafür Disziplin, Übung und eine Wirkung setzt nicht sofort ein. Wer regelmäßig übt kann aber gute Ergebnisse erzielen.
Dazu gibt es inzwischen jede Menge gute Anleitungen und Übungen im Internet.
Es gibt aber auch Kurse in Vereinen oder der Volkshochschule. Ich glaube, die Krankenkassen übernehmen sogar die Kosten dafür.