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Gast
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Hallo,
zunächst einmal "Danke!", dass es dieses Angebot gibt. Denn mein Problem ist eigentlich das schlimmste, was man im sozialen Leben haben kann: Ich habe keine Freunde. Wenn man über jemanden sagt "Der hat keine Freunde.", ist das wohl eine der schlimmsten Beleidigungen. Bei mir ist es aber leider so. Und damit meine ich nicht "echte, wahre Freundschaften", das ist wohl wirklich schwer zu finden, sondern "einfache" Bekanntschaften, mit denen man mal etwas unternimmt, von denen man eingeladen wird, die man mal einladen kann etc. Das hat wirklich jeder, nur ich nicht. Auch wenn es einfach blöd klingt: Ich weiß nicht, wie man Freunde findet.
Ich habe schon einige Threads diesbezüglich gelesen, mich selbst konnte ich aber irgendwie nirgends ganz wiederfinden, deshalb entschuldigt bitte, dass ich hier den gefühlten Millionsten Thread zum Thema aufmache.
Ich denke, ich muss an dieser Stelle etwas mehr über mich erzählen: Ich bin 19 Jahre alt, männlich und studiere jetzt seit diesem Wintersemester Volkswirtschaftslehre. Schon in der Schule hatte ich eigentlich nicht wirklich Freunde, aber es war besser als jetzt. Ich hatte feste Nebensitzer, mit denen ich in der Schule geredet habe. Über die Schule hinaus ging eigentlich nie etwas. Ich habe in meiner Freizeit Volleyball gespielt, aber auch hier: Im Training mit anderen geredet, darüberhinaus nichts. Ich habe Klavier in der Schul-Big-Band gespielt: Das gleiche. Meine letzte Geburtstagseinladung war ein Kindergeburtstag, mein letztes Telefonat mit jemandem im gleichen Alter: Ich weiß es nicht mehr, Ewigkeiten her. Zwar hat mich das auch damals schon etwas traurig gemacht, aber meistens habe ich es verdrängt. Ich hatte ja auch immer täglich Ansprache, habe mich mit Leuten in der Schule unterhalten, hatte immer etwas zu tun, nur die Ferien waren schrecklich.
Ich habe nun größte Hoffnungen in das Studium gesetzt, alles neu, alles von vorn. Ganz neue Leute. Ganz neue Stadt. Ich wollte ganz neu anfangen. Ab jetzt wird alles besser. Es wurde alles schlechter. Da wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich eigentlich gar keine Ahnung habe, wie man Freundschaften findet. Nun habe ich wirklich niemanden mehr, der mich kennt. Es ist ein schlimmes Gefühl niemanden mal um Hilfe fragen zu können, fast noch schlimmer ist es aber, dass niemand nach Hilfe fragt. Wenn ich von heute auf morgen beschließen würde, einfach im Bett zu bleiben, es würde niemanden interessieren. Vielleicht würde mir die Uni noch einen automatisierten Brief schreiben, dass ich nun exmatrikuliert wurde. Immerhin hätte dann ein Sachbearbeiter mal meinen Namen gelesen. Ich versuche jede Gelegenheit zu nutzen mit irgendjemand in Kontakt zu kommen. Wenn ich in der Vorlesung neben jemandem sitze, fange ich ein Gespräch an. In der Hälfte der Fälle entsteht ein kurzes Smalltalk-Gespräch über die und jene Prüfung, die und jene Vorlesung. Nach fünf bis zehn Minuten ist das Gespräch dann zu Ende, dann geht man auseinander. Ich habe einfach keine Ahnung, wie man daraus mehr machen könnte. Bei allen anderen scheint das praktisch von alleine zu gehen. Ich muss kämpfen und es klappt nicht. Die ganzen Gruppen haben sich teilweise schon in der ersten Woche gefunden (ist mir ein Rätsel, wie das ging), und in solche Gruppen "einzudringen" ist für mich irrsinning schwer, eigentlich unmöglich. Wahrscheinlich habe ich schon das (wahrscheinlich unbewusste) Image des eigenbrötlerischen Freaks. Die Leute, die schon Freunde haben, finden immerwieder neue. Für mich ist es ein Teufelskreis. Gleiches Bild auch beim Unisport: Ich spiele dort wie schon früher Volleyball. Doch die meisten kennen sich schon viel länger. Ich rede ab und zu mit dem, der in der Umkleide neben mir sitzt, kurzer Smalltalk. Ich glaube, inzwischen wissen sogar drei Leute wie ich heiße. Aber sonst klappt es einfach nicht.
Am schlimmsten sind die Wochenenden. Sie sind todlangweilig. Dabei bin ich doch jung! Ich bin sportlich und kerngesund! Ich muss doch was erleben! Obwohl ich durch die ganze Sache schon komplett die Motivation für das Studium verloren habe, lerne ich am Wochenende aus Langeweile, sodass ich immer noch gut mitkomme und die Prüfungen wahrscheinlich recht gut bestehen werde. Aber nach ein paar Stunden lernen kann ich nicht mehr. Ich setze mich an den Computer. Nach ein oder zwei Stunden ödet mich das Internet an, die Decke fällt mir auf den Kopf. Dann gehe ich meistens ein bis zwei Stunden Joggen und denke über die Dinge nach, die ich hier schreibe, werde aber meist noch trauriger. Ich mache dann meist noch, abstruse, verzweifelt wirkende Sachen. Abends laufe ich durch das Ausgehviertel meiner Studentenstadt und schaue zu wie sich andere amüsieren, gehe allein ins Kino oder fahre ohne Ziel mit der Straßenbahn herum. Aber das macht mich alles noch trauriger. Ich bin froh, wenn die neue Woche losgeht. Dann habe ich immerhin ein Ziel und auch auf meine Lebenshighlights, so armselig es klingt, die fünfminütigen Smalltalk-Gespräche mit anderen, kann ich mich freuen.
Eine Freundin hatte ich natürlich auch noch nie. Ich denke, es ist verständlich, dass es toll für mich wäre, wenn ich einmal für irgendjemand sozusagen "Nr. 1" wäre, aber ich bin realistisch: Im Moment ist das nicht möglich. Und es ist auch bei weitem nicht mein größtes Problem. Ich denke mir nur: Wenn ich vom Freundefinden 100 Kilometer entfernt bin, dann bin ich von einer Freundin von hier bis zum Mars entfernt. Bei 100 Kilometern habe ich die Hoffnung noch nicht ganz verloren vielleicht einmal vier oder fünf Leute zu finden, für die ich nicht komplett egal bin. Ich bewundere zwar immer Leute, die eine solche Ausstrahlung haben, dass sie hunderte Bekanntschaften haben, aber mir würden ein paar ganz wenige wirklich reichen. Für solche Freundschaften muss aber ja eigentlich nicht wirklich viel passen, für eine Freundin aber muss alles stimmen. Ich rede vielleicht ziemlich unromantisch und wie der Blinde von der Farbe, aber letztendlich ist das Finden von Partnerschaften ja ein Markt, wo sozusagen über das menschliche Gesamtpaket abgestimmt wird und mit dem eigenen und den eigenen Ansprüchen verglichen wird. Hier habe ich, wenn ich nicht einmal Freunde finde, wohl denkbar wenig zu bieten. Wenn ich dann auch noch oft lese, dass selbst Menschen, die voll ich Leben stehen, Probleme haben eine Freundin zu finden, weil sie für "zu nett" empfunden werden, denke ich mir: Wenn mich überhaupt mal jemand als "nett" empfinden würde! Bitte diesen Abschnitt nicht falsch verstehen: Ich will nicht unbedingt sofort oder im nächsten Jahr eine Freundin. Ich habe nur Angst, wenn ich nun selbst mit der einfachsten aller sozialen Interaktionen größte Probleme habe, die schwierigste aller sozialen Interaktionen niemals bewältigen kann und noch mit 35 niemals eine Freundin gehabt haben werde.
Ich hoffe, ich habe euch irgendwie verständlich machen können, was mein Problem ist. Bitte entschuldigt die Unstrukturiertheit des Textes, ich habe einfach so drauflosgeschrieben. Ich denke, es ist für die meisten hier unverständlich, da Freundschaften finden so selbstverständlich ist. Aber ich "kann" es einfach nicht. Ich habe mich schon so oft selbst analysiert. Ich habe einfach nicht herausfinden können, warum ich bei anderen nicht ankomme, warum ich so unsympathisch wirke. Irgendetwas muss es mit meiner Art zu tun haben, wie ich mit anderen rede. Äußerlich kann ich nichts feststellen, was dazu führen könnte, dass ich keine Freunde habe. Ich kleide mich modisch, lege viel Wert auf mein Äußeres, hauptsächlich um mir selbst etwas Selbstwertgefühl zu verleihen. In der Fußgängerzone würde mir wohl niemand anmerken, dass ich keine Freunde habe. Aber leider ist es so.
Ich danke euch schonmal, wenn ihr euch bis hierher durch meinen Text gequält habt. Vielleicht hat ja jemand auch noch die ein oder andere Hilfestellung. Wie gesagt, ich habe die Hoffnung noch nicht ganz verloren, aber überall lese ich, dass lose Freundschaften zu finden doch "einfach" ist. Aber für mich ist es nicht "einfach".
Vielen Dank für eure Antworten!
zunächst einmal "Danke!", dass es dieses Angebot gibt. Denn mein Problem ist eigentlich das schlimmste, was man im sozialen Leben haben kann: Ich habe keine Freunde. Wenn man über jemanden sagt "Der hat keine Freunde.", ist das wohl eine der schlimmsten Beleidigungen. Bei mir ist es aber leider so. Und damit meine ich nicht "echte, wahre Freundschaften", das ist wohl wirklich schwer zu finden, sondern "einfache" Bekanntschaften, mit denen man mal etwas unternimmt, von denen man eingeladen wird, die man mal einladen kann etc. Das hat wirklich jeder, nur ich nicht. Auch wenn es einfach blöd klingt: Ich weiß nicht, wie man Freunde findet.
Ich habe schon einige Threads diesbezüglich gelesen, mich selbst konnte ich aber irgendwie nirgends ganz wiederfinden, deshalb entschuldigt bitte, dass ich hier den gefühlten Millionsten Thread zum Thema aufmache.
Ich denke, ich muss an dieser Stelle etwas mehr über mich erzählen: Ich bin 19 Jahre alt, männlich und studiere jetzt seit diesem Wintersemester Volkswirtschaftslehre. Schon in der Schule hatte ich eigentlich nicht wirklich Freunde, aber es war besser als jetzt. Ich hatte feste Nebensitzer, mit denen ich in der Schule geredet habe. Über die Schule hinaus ging eigentlich nie etwas. Ich habe in meiner Freizeit Volleyball gespielt, aber auch hier: Im Training mit anderen geredet, darüberhinaus nichts. Ich habe Klavier in der Schul-Big-Band gespielt: Das gleiche. Meine letzte Geburtstagseinladung war ein Kindergeburtstag, mein letztes Telefonat mit jemandem im gleichen Alter: Ich weiß es nicht mehr, Ewigkeiten her. Zwar hat mich das auch damals schon etwas traurig gemacht, aber meistens habe ich es verdrängt. Ich hatte ja auch immer täglich Ansprache, habe mich mit Leuten in der Schule unterhalten, hatte immer etwas zu tun, nur die Ferien waren schrecklich.
Ich habe nun größte Hoffnungen in das Studium gesetzt, alles neu, alles von vorn. Ganz neue Leute. Ganz neue Stadt. Ich wollte ganz neu anfangen. Ab jetzt wird alles besser. Es wurde alles schlechter. Da wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich eigentlich gar keine Ahnung habe, wie man Freundschaften findet. Nun habe ich wirklich niemanden mehr, der mich kennt. Es ist ein schlimmes Gefühl niemanden mal um Hilfe fragen zu können, fast noch schlimmer ist es aber, dass niemand nach Hilfe fragt. Wenn ich von heute auf morgen beschließen würde, einfach im Bett zu bleiben, es würde niemanden interessieren. Vielleicht würde mir die Uni noch einen automatisierten Brief schreiben, dass ich nun exmatrikuliert wurde. Immerhin hätte dann ein Sachbearbeiter mal meinen Namen gelesen. Ich versuche jede Gelegenheit zu nutzen mit irgendjemand in Kontakt zu kommen. Wenn ich in der Vorlesung neben jemandem sitze, fange ich ein Gespräch an. In der Hälfte der Fälle entsteht ein kurzes Smalltalk-Gespräch über die und jene Prüfung, die und jene Vorlesung. Nach fünf bis zehn Minuten ist das Gespräch dann zu Ende, dann geht man auseinander. Ich habe einfach keine Ahnung, wie man daraus mehr machen könnte. Bei allen anderen scheint das praktisch von alleine zu gehen. Ich muss kämpfen und es klappt nicht. Die ganzen Gruppen haben sich teilweise schon in der ersten Woche gefunden (ist mir ein Rätsel, wie das ging), und in solche Gruppen "einzudringen" ist für mich irrsinning schwer, eigentlich unmöglich. Wahrscheinlich habe ich schon das (wahrscheinlich unbewusste) Image des eigenbrötlerischen Freaks. Die Leute, die schon Freunde haben, finden immerwieder neue. Für mich ist es ein Teufelskreis. Gleiches Bild auch beim Unisport: Ich spiele dort wie schon früher Volleyball. Doch die meisten kennen sich schon viel länger. Ich rede ab und zu mit dem, der in der Umkleide neben mir sitzt, kurzer Smalltalk. Ich glaube, inzwischen wissen sogar drei Leute wie ich heiße. Aber sonst klappt es einfach nicht.
Am schlimmsten sind die Wochenenden. Sie sind todlangweilig. Dabei bin ich doch jung! Ich bin sportlich und kerngesund! Ich muss doch was erleben! Obwohl ich durch die ganze Sache schon komplett die Motivation für das Studium verloren habe, lerne ich am Wochenende aus Langeweile, sodass ich immer noch gut mitkomme und die Prüfungen wahrscheinlich recht gut bestehen werde. Aber nach ein paar Stunden lernen kann ich nicht mehr. Ich setze mich an den Computer. Nach ein oder zwei Stunden ödet mich das Internet an, die Decke fällt mir auf den Kopf. Dann gehe ich meistens ein bis zwei Stunden Joggen und denke über die Dinge nach, die ich hier schreibe, werde aber meist noch trauriger. Ich mache dann meist noch, abstruse, verzweifelt wirkende Sachen. Abends laufe ich durch das Ausgehviertel meiner Studentenstadt und schaue zu wie sich andere amüsieren, gehe allein ins Kino oder fahre ohne Ziel mit der Straßenbahn herum. Aber das macht mich alles noch trauriger. Ich bin froh, wenn die neue Woche losgeht. Dann habe ich immerhin ein Ziel und auch auf meine Lebenshighlights, so armselig es klingt, die fünfminütigen Smalltalk-Gespräche mit anderen, kann ich mich freuen.
Eine Freundin hatte ich natürlich auch noch nie. Ich denke, es ist verständlich, dass es toll für mich wäre, wenn ich einmal für irgendjemand sozusagen "Nr. 1" wäre, aber ich bin realistisch: Im Moment ist das nicht möglich. Und es ist auch bei weitem nicht mein größtes Problem. Ich denke mir nur: Wenn ich vom Freundefinden 100 Kilometer entfernt bin, dann bin ich von einer Freundin von hier bis zum Mars entfernt. Bei 100 Kilometern habe ich die Hoffnung noch nicht ganz verloren vielleicht einmal vier oder fünf Leute zu finden, für die ich nicht komplett egal bin. Ich bewundere zwar immer Leute, die eine solche Ausstrahlung haben, dass sie hunderte Bekanntschaften haben, aber mir würden ein paar ganz wenige wirklich reichen. Für solche Freundschaften muss aber ja eigentlich nicht wirklich viel passen, für eine Freundin aber muss alles stimmen. Ich rede vielleicht ziemlich unromantisch und wie der Blinde von der Farbe, aber letztendlich ist das Finden von Partnerschaften ja ein Markt, wo sozusagen über das menschliche Gesamtpaket abgestimmt wird und mit dem eigenen und den eigenen Ansprüchen verglichen wird. Hier habe ich, wenn ich nicht einmal Freunde finde, wohl denkbar wenig zu bieten. Wenn ich dann auch noch oft lese, dass selbst Menschen, die voll ich Leben stehen, Probleme haben eine Freundin zu finden, weil sie für "zu nett" empfunden werden, denke ich mir: Wenn mich überhaupt mal jemand als "nett" empfinden würde! Bitte diesen Abschnitt nicht falsch verstehen: Ich will nicht unbedingt sofort oder im nächsten Jahr eine Freundin. Ich habe nur Angst, wenn ich nun selbst mit der einfachsten aller sozialen Interaktionen größte Probleme habe, die schwierigste aller sozialen Interaktionen niemals bewältigen kann und noch mit 35 niemals eine Freundin gehabt haben werde.
Ich hoffe, ich habe euch irgendwie verständlich machen können, was mein Problem ist. Bitte entschuldigt die Unstrukturiertheit des Textes, ich habe einfach so drauflosgeschrieben. Ich denke, es ist für die meisten hier unverständlich, da Freundschaften finden so selbstverständlich ist. Aber ich "kann" es einfach nicht. Ich habe mich schon so oft selbst analysiert. Ich habe einfach nicht herausfinden können, warum ich bei anderen nicht ankomme, warum ich so unsympathisch wirke. Irgendetwas muss es mit meiner Art zu tun haben, wie ich mit anderen rede. Äußerlich kann ich nichts feststellen, was dazu führen könnte, dass ich keine Freunde habe. Ich kleide mich modisch, lege viel Wert auf mein Äußeres, hauptsächlich um mir selbst etwas Selbstwertgefühl zu verleihen. In der Fußgängerzone würde mir wohl niemand anmerken, dass ich keine Freunde habe. Aber leider ist es so.
Ich danke euch schonmal, wenn ihr euch bis hierher durch meinen Text gequält habt. Vielleicht hat ja jemand auch noch die ein oder andere Hilfestellung. Wie gesagt, ich habe die Hoffnung noch nicht ganz verloren, aber überall lese ich, dass lose Freundschaften zu finden doch "einfach" ist. Aber für mich ist es nicht "einfach".
Vielen Dank für eure Antworten!