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Aggression

Georg_B

Mitglied
Hallo,

ich habe mal eine Frage. in letzter Zeit bzw. schon länger beobachte ich ein sehr ungesundes Verhalten an mir und mache mir diesbezüglich Sorgen. Meiner Meinung nach liegt der Auslöser dafür in meiner Kindheit. Ich wurde als Kind und jugendlicher bzw. auch noch als junger Erwachsener wegen meines Aussehens ziemlich stark gehänselt und gemobbt. Das Mobbing ging eigentlich die gesamte Schulzeit über bis zum Abitur und selbst an der Universität empfand ich manche Kommentare als Mobbing. Ich fühlte mich dem nahezu ohnmächtig ausgesetzt und nicht in der Lage mich dagegen zu wehren. Das hat einerseits dazu gefühlt dass ich einen sehr zurückhaltenden Charakter entwickelt habe und Menschen aus dem Weg gehe. Andererseits habe ich teilweise eine starke verbale Aggression entwickelt, die sich dann zeigt, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Es bricht dann regelrecht aus mir heraus und ich sage anderen Leute Dinge, die undenkbar sind (ich gebe mal hier bewusst keine Beispiele). Ich möchte die andere Person in dieser Situation verbal erniedrigen und ihr Kummer bereiten und sage dann Dinge, die man gemeinhin als Hassrede bezeichnen würde. Einem Polizisten, der mich mal unvermittelt am Bahnhof kontrolliert hat und mich in meinen Augen unfreundlich angesprochen hatte habe ich so schlimme Dinge gesagt, dass er richtig schockiert war und mir sagte, der nicht verstehen könnte, wie ein Mensch zu jemand anders so etwas sagen könnte. Manchmal tut es mir dann im Nachhinein leid, was ich gesagt habe und ich wünsche, dass ich es umgeschehen machen könnte, aber in dem Moment wo ich es sage bin ich quasi blind vor Hass weil ich mich in die Situation des Mobbings zurückversetzt fühle. Es fühlt sich für mich so an, als würde auch diese Person mich wegen meines Aussehens abschätzig behandeln. Das löst dann die Aggression bei mir aus...:wein::wein::wein:
 
Hallo Georg_B,

schau mal hier: Aggression. Hier findest du was du suchst.

Werner

Sehr aktives Mitglied
Meiner Meinung nach liegt der Auslöser dafür in meiner Kindheit.


Hallo Georg_B,

wenn ich deine Beispiele lese, ist der Auslöser
doch eher die Konfrontation mit unangenehmen
Erlebnissen in der Gegenwart, bei denen deine
Selbstkontrolle versagt.

Das kann man aber lernen, also sowohl den
inneren Druck in einer Form und an einer Stelle
zu besprechen, wo es niemand schadet und
dann auch in der Praxis zu üben, die Gefühle
nicht direkt in Kommunikation zu übersetzen,
sondern wahrzunehmen und in einer Weise
damit umzugehen, die für einen Erwachsenen
angemessen ist.

Verhaltenstherapie ist da wohl eine gute Vor-
gehensweise. Du willst ja sicher nicht, dass es
irgendwann über die Worte hinausgeht und
du jemand körperlich verletzt.

Deine Ehrlichkeit und dein Problembewusstsein
ist schon ein guter Einstieg. Nur bringt es eher
nichts, nach Ursachen zu suchen, sondern es
macht Sinn, die "Weichen" in deinem Verhalten
zu erkennen und da zu lernen, eine weniger
schädliche Alternative an Verhalten einzuüben.

Strengt zwar an, macht dann aber glücklich,
wenn man sich selbst mehr im Griff hat :)

Alles Gute!
Werner

P.S. Auch wenn dich das vielleicht enttäuscht:
Einen "zurückgezogenen Charakter" entwickelt
man nicht im Laufe des Lebens, diese Tendenz
ist angeboren. Dazu gehört auch, Ärger und Zorn
lange zu unterdrücken, bis sie dann "explosions-
artig" zum Vorschein kommen – und eben gegen-
über Menschen, die nicht die richtigen Adressaten
sind für deinen Zorn, deine Wut oder deine Ent-
täuschung.
 

Georg_B

Mitglied
Hallo Werner,

natürlich hast recht, dass das immer die spezifische Situation ist, in der ich mein Mundwerk und meine Gedanken nicht kontrollieren kann. Aber in solchen Situationen empfinde ich mich wie in meiner Kindheit. Diese Ohnmacht nichts gegen das Mobbing unternehmen zu können und machtlos zu sein. Das schlägt dann bei mir in die besagte verbale Aggression um. Oftmals habe ich auch eine falsche Wahrnehmung. Ich empfinde die Situation anders als mein Gegenüber. Ich fühle mich schnell angegriffen und gemobbt, obwohl es die andere Person gar nicht so gemeint hat. Einmal ist eine Verkehrskontrolle bei mir auch so eskaliert, also verbal. Ich musste dann deswegen mitkommen aufs Revier und habe einen Drogentest machen müssen, der natürlich negativ war. Danach war die Situation wieder total entspannt und als mich die Polizisten wieder zurück zu meinem Auto gebracht haben, kamen wir richtig ins plaudern. Es war mir im Nachhinein extrem peinlich, denn sie haben es gar nicht böse mit mir gemeint. Sie hatten jedes Recht mich zu kontrollieren... Es ist auch nicht nur mein Mundwerk. Selbst wenn ich es schaffe in dieser Situation gar nichts zu sagen und meinen Mund zu halten, schwirren durch meinen Kopf in dieser Situation Gedanken, für denen ich mich im Nachhinein schäme. Ich möchte nicht an solche schlimmen Dinge denken...:wein::wein::wein:
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Es könnte durchaus sein, Georg, dass
du schon in der frühen Kindheit, als du
der Sprache noch gar nicht mächtig
warst, solche Erlebnisse zu verdauen
hattest.

Dann wird der Schmerz und die Ver-
letzung nonverbal abgespeichert, also
nur emotional und im "Körpergedächtnis".

Kommst du dann in eine emotional und
situativ ähnlich belastende Situation,
aktiviert sich sozusagen dein "Kind-Ich",
das sich ja hilflos, sprachlos und macht-
los ausgeliefert fühlt – und nun hast du
Sprache und versuchst, statt zu weinen
oder zu schreien, durch aggressive Wort-
wahl eine Verteidigung aufzubauen und
reagierst dadurch über.

Wie wenn du mit einer Waffe auf eine
Stechmücke zielst, weil du keine andere
Wahl siehst.

Darum geht es ja bei einer Verhaltens-
therapie bzw. dem Prozess, der zu einer
Heilung der alten Verletzungen führt:
dir das bewusst zu machen aber nicht
darin zu versinken. Deinen Ärger wahr-
zunehmen, ihn nicht wegzudrücken,
sondern eine angemessene sprachliche
oder körperliche Reaktion auf einen An-
griff zu finden und einzuüben.

Ich hatte als Kind zum Beispiel panische
Angst vor Spinnen, die an der Decke im
Keller hingen (in Wirklichkeit waren es
Insekten) und denen ich mich hilflos aus-
geliefert fühlte. Das hielt bis ins Erwach-
senenalter an, bis ich lernte, dass ich
diese schönen Tiere nicht töten muss,
um mich vor ihnen zu schützen oder zu
befreien. Heute sehe ich ein Insekt oder
eine Spinne und bleibe gelassen, fange
sie mit einem Glas ein und lasse sie frei.

So ähnlich kannst du auch lernen, das,
was dir Angst macht, anzuschauen und
da sein zu lassen – und dann in einer
Weise zu reagieren, die einem Erwachse-
nen entspricht und nicht einem Kind in
einem erwachsenen Körper.

Ein/e Therapeut/in kann ich z. B. in
einem therapeutischen, geschützten
Rahmen "provozieren", so dass du eine
Reaktion ausprobieren und so Kontrolle
gewinnen kannst.

Vielleicht geht das auch alleine, aber
vermutlich ist es erfolgreicher mit fach-
licher Unterstützung.
 
K

kasiopaja

Gast
Hallo Werner,

natürlich hast recht, dass das immer die spezifische Situation ist, in der ich mein Mundwerk und meine Gedanken nicht kontrollieren kann. Aber in solchen Situationen empfinde ich mich wie in meiner Kindheit. Diese Ohnmacht nichts gegen das Mobbing unternehmen zu können und machtlos zu sein. Das schlägt dann bei mir in die besagte verbale Aggression um. Oftmals habe ich auch eine falsche Wahrnehmung. Ich empfinde die Situation anders als mein Gegenüber. Ich fühle mich schnell angegriffen und gemobbt, obwohl es die andere Person gar nicht so gemeint hat. Einmal ist eine Verkehrskontrolle bei mir auch so eskaliert, also verbal. Ich musste dann deswegen mitkommen aufs Revier und habe einen Drogentest machen müssen, der natürlich negativ war. Danach war die Situation wieder total entspannt und als mich die Polizisten wieder zurück zu meinem Auto gebracht haben, kamen wir richtig ins plaudern. Es war mir im Nachhinein extrem peinlich, denn sie haben es gar nicht böse mit mir gemeint. Sie hatten jedes Recht mich zu kontrollieren... Es ist auch nicht nur mein Mundwerk. Selbst wenn ich es schaffe in dieser Situation gar nichts zu sagen und meinen Mund zu halten, schwirren durch meinen Kopf in dieser Situation Gedanken, für denen ich mich im Nachhinein schäme. Ich möchte nicht an solche schlimmen Dinge denken...:wein::wein::wein:
Möglicherweise, und ich denke , dass Du das kannst, wäre es sehr sinnvoll zwischen gestern und heute zu unterscheiden.
 

Sadie02

Aktives Mitglied
Hi!


Ich glaube, so ganz auf die Schnelle wirst du das nicht lassen können mit den Beschimpfungen. So etwas fällt natürlich krass auf, auch bei anderen. Aber total negativ finde ich das gar nicht.


Denn eigentlich machst du ja etwas, was du früher nicht machen konntest: Du wehrst dich! Du bist nicht mehr das Opfer von Mobbing, dass nur leidet und wartet, dass es aufhört. Sondern du wehrst dich, wenn du das Gefühl hast, wieder in die alte Rolle zu kommen.


Das ist verständlich. Und vermutlich würdest du dich noch schlechter fühlen, wenn du nichts machen würdest. Weil dann wäre es ja noch mehr wie früher.


Ideal wäre, wenn du es besser steuern könntest und die Beleidigungen die ab kriegen, die es dann auch wirklich verdient haben. Oder du findest einen anderen Weg, dich zu wehren. Wobei mit Worten ja besser ist als wenn du zu schlagen würdest.


Wie gesagt...ich sehe und verstehe das Problem. Aber ich sehe es auch als Fortschritt zu früher. Du wehrst dich und stehst für dich ein. Zu sehr vielleicht und nicht kontrolliert. Aber es hat sich eben doch etwas zu früher geändert. Du bist heute nicht mehr der von damals!


Alles Gute!
 
G

Gelöscht 94095

Gast
Wenn es so schlimm ist und du es allein nicht in den Griff bekommst, dann solltest du dich tatsächlich um eine Therapie bemühen.
Auch um dich von dem Druck zu entlasten, den du ja offenbar hast, dein Unterbewusstsein scheint ja noch schwer an der Vergangenheit zu tragen.
Du wirst wütend weil du dich immer wieder in frühere Situationen zurückversetzt siehst, auch wenn die aktuelle Situation nicht so ist, die gefühlte Hilflosigkeit steckt irgendwie noch tief, und die willst du in jedem Fall vermeiden, also wirst du lieber gleich aggressiv. Aber das nimmt dir selbst viel Lebensfreude.
Ich stelle mir grade vor, wenn du mal an den Falschen gerätst, der auch mit entsprechender Aggression reagiert...das könnte übel werden.
Ich kann deine Situation durchaus verstehen, aber du solltest daran arbeiten.
 

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